Nachrichten - Jahrgang 2006

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Zuflucht in der Glockenstube - Dezember 2006

Winterlandschaft © Dieter Damschen

Schleiereulen brauchen mehr als den Schutz der Dunkelheit. Einen Einblick in die Existenzprobleme der anmutigen Mäusejäger bietet der Aufsatz von Wilhelm Breuer, der soeben in der Ausgabe 4/2006 der Zeitschrift "Nationalpark" erschienen ist. Klicken Sie bitte hier (pdf-Datei, ca. 212 KB), wenn Sie den Beitrag lesen möchten.

Mit diesem Beitrag wünscht Ihnen die EGE einen glücklichen Jahresausklang und ein gutes neues Jahr!

Falls Sie ein Abonnement der Zeitschrift "Nationalpark" wünschen, sehen Sie bitte nach unter http://www.nationalpark-zeitschrift.de/index.htm
Horst Stern sagt über diese Zeitschrift "Besser kann man Papier aus dem Holz der Bäume nicht nutzen".

Falls Sie zum Ende des Jahres noch Gutes tun und die Naturschutzprojekte der EGE mit einer Spende unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Ein Nachruf zum Tode von Wilhelm Bergerhausen - Dezember 2006

Im Gedenken an Wilhelm Bergerhausen, den Geschäftsführer der EGE, der Ende November 2006 plötzlich und unerwartet im Alter von 56 Jahren starb, veröffentlichen wir an dieser Stelle einen Auszug aus der Ansprache, die Wilhelm Breuer anlässlich der Beisetzung am 02. Dezember 2006 in der Pfarrkirche St. Salvator in Heimbach/Eifel hielt.

Wilhelm Bergerhausen war in mancher Hinsicht und für viele ein Außenseiter. Für uns, seine Freunde aber, war er die Mitte - die Mitte der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen.

Wilhelm Bergerhausen lebte für den Schutz der Eulen und der Natur im Ganzen. Sein Name ist mit einem der erfolgreichsten Artenschutzprojekte in der Welt verbunden. Die Rückkehr des Uhus in viele europäische Landschaften, nicht allein in die Eifel, ist vor allem sein Verdienst. Keiner wusste über Uhus mehr als er. Und keiner hat mehr zu ihrer Rettung unternommen. Bergerhausen war einer der Großen im Naturschutz. Naturschutz war für ihn mehr als ein Beruf; es war eine Berufung.

Wilhelm Bergerhausen war eine charismatische Gestalt. Er konnte begeistern ohne große Worte und Gesten. Er überredete nicht; er überzeugte, weil sein Leben überzeugend war. Er vereinnahmte niemanden, nahm aber viele ein - nicht für sich selbst, sondern für den Naturschutz: Industrielle, Politiker und Prominente ebenso wie die kleinen Leute. Es waren ihre Spenden, mit denen Bergerhausen Hilfsprojekte ins Leben rief und vieles erreichte, was andere erst gar nicht versuchten.

Bergerhausen sagte nicht, "man müsste, man sollte, man könnte". Er tat es einfach. Deshalb war er ein Vorbild - gerade uns Jüngeren.

So gingen von ihm viele Anstöße aus. Manches Mal stieß er auch an und vor den Kopf - gerade den selbsternannten Autoritären, denen, die sich aufspielen, den Karrieristen. Das lag vielleicht ein bisschen in seiner Natur, aber wohl vor allem in der Natur der Sache.

Wilhelm Bergerhausen war nicht der Mann politischer Etikette und diplomatisch vollendeter Form. Er redete niemandem nach dem Munde. Er maulte nicht, sondern machte den Mund auf. Er setzte sich nicht zwischen die Stühle, sondern bewies, dass man zwischen Stühlen aufrecht stehen kann. Er wusste, dass die Schafe drinnen manchmal schlimmer sind als die Wölfe draußen.

Wie kein Zweiter verstand er es, die Talente der anderen zu heben und zu vermehren. Er versammelte uns um sich, machte uns zu seinen Mitarbeitern, stattete einen jeden nach Fähigkeit und Neigung mit Vertrauen und Verantwortung aus. Menschen, die unterschiedlicher kaum sein können. Wir müssen einander nur ansehen: Wissenschaftler und Praktiker, Amateure und Profis, Rationale und Emotionale, Glaubende und Nichtglaubende. Er einte uns wie das Rad die Speichen und hielt alle und alles zusammen. Und die Sache lief.

Er machte es sich nicht leicht, nahm aber was kam mit Leichtigkeit, weil er sich nicht wichtig nahm. Uns aber beflügelte er. Er drängte sich nicht in den Vordergrund, zog den Hintergrund vor - bisweilen beinahe scheu, vor allem in den letzten Jahren. Er schickte uns nicht vor. Er ließ uns den Vortritt. Er war der sichere Grund, aus dem heraus wir uns mit ihm zusammen mühten, gewannen und freuten und, fielen wir hin, auch wieder aufstanden.

So war er uns Bruder und Freund - mehr als dreißig Jahre lang. Es war Arbeit und Abenteuer, es war Ernst und ein Vergnügen. Die Welt mochte schlecht sein. Wir waren gut und wurden noch besser. Niemand dachte an ein Ende.

Wilhelm Bergerhausen war kein Mensch, der große Gefühle zeigte. Er war beherzt, trug das Herz aber nicht auf den Lippen. Dafür war es zu groß. Aber ein Blick, der Ton in der Stimme verrieten uns, was er empfand.

Bergerhausens Geist war ungemein wach, konnte aufleuchten wie ein Blitz, ließ uns weiterschauen und machte uns froh.

Wir wissen nicht, woran er geglaubt hat. Aber dies ist gewiss: Ein Mensch, der meint, aus dem Nichts zu kommen und in das Nichts zu gehen, kann nicht auf sich nehmen, was Wilhelm Bergerhausen auf sich nahm. Nein, er hatte eine Vorstellung von der Größe Gottes und deshalb auch von der Größe des Menschen und des Menschen Würde.

Wie könnten wir an dieser Stelle seine Mühen vergessen für die Bedrängten, die in Parlamenten und Aufsichtsräten weder Sitz noch Stimme haben: Uhus, Steinkäuze, Schwalben, Biber und Menschen. Vor allem Flüchtlinge. Er nahm die Lasten auf, die andere nicht tragen wollten. Er tat es, ohne Aufhebens davon zu machen. Das Mitleid drängte ihn. Es war eine Frage der Liebe. Deus caritas est.

Wilhelm Bergerhausen setzte den Menschen nicht an die Stelle Gottes, er betete keine fremden Götter an, er vergötzte nicht den Markt, auch nicht die Natur. In gewisser Weise war Bergerhausen sogar ein Mann der Kirche:
Er kannte alle Kirchen im Kreis Düren, denn Mitte der 70er Jahre galt seine Sorge den Schleiereulen. Deshalb stand er mit Bistum und Ortsgeistlichen in Verbindung, um Kirchtürme und Glockenstuben offen zu halten als Zuflucht der Schleiereulen, gleichsam als eine Art Kirchenasyl. Einen Tag vor seinem Tod nahmen wir uns vor, die Bestrebungen von damals wieder zu beleben. Wie überhaupt: Unsere Pläne reichten bis zum Jüngsten Tag.

Wilhelm Bergerhausen war eine Ausnahmeerscheinung, ein Strippenzieher, ein Fuchs, ein Robin Hood und ein Eulenspiegel. Er war eine Institution. - Er war kein Heiliger. Aber mit einem Augenzwinkern dürfen wir vielleicht doch sagen, er hatte Züge eines Heiligen: Arm, jedenfalls nicht reich, anspruchslos, innerlich heiter, ausgestattet mit dem ganzen Humor, den ein Mensch der Kölner Bucht hervorbringen kann. Er war in mancher Hinsicht ein Franz von Assisi unserer Tage.

So endet nun ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Leben, außerhalb der Norm, mitten unter uns. Wilhelm Bergerhausens Verdienste sind umso größer, weil er sich um die Geringen verdient gemacht hat. Und deshalb dürfen wir glauben, sein Verdienst ist groß vor Gott.

Wir begraben Wilhelm Bergerhausens Leichnam heute an der Schwelle des neuen Kirchenjahres, nicht aber sein Vermächtnis. Denn: Wir wollen sein Werk weiterführen. Er wird es wollen. Und wenn Gott es auch will, wer könnte uns hindern? Ein jeder und eine jede im Dienst des Naturschutzes helfe nach Kräften. Dann hoffen wir, Wilhelm Bergerhausen dort zu treffen, wohin wir noch unterwegs sind.

Wilhelm Bergerhausen ist tot - November 2006

Wilhelm Bergerhausen

Wilhelm Bergerhausen, der Geschäftsführer und die Mitte der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V., ist tot. Er starb am Morgen des 25. November 2006 plötzlich und unerwartet. Sein Tod stellt unsere Organisation vor in jeder Hinsicht große Probleme. Die EGE ist bemüht, das Werk des Verstorbenen fortzuführen.

Der Newsletter, in dem Sie Wilhelm Bergerhausen über aktuelle Beiträge der EGE auf dieser Seite informierte, wird bis auf Weiteres nicht erscheinen. Neue Beiträge auf dieser Seite aber schon. So auch ein Nachruf auf den Verstorbenen. Bitte sehen Sie von Zeit zu Zeit in die Website.

In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an den Vorsitzenden der EGE, Stefan Brücher, Telefon 02257/3279 oder 0160/4220790 
e-Mail:   stefan.bruecher@t-online.de

Die Exequien werden gehalten am Samstag, den 02. Dezember 2006 um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Salvator in Heimbach/Eifel. Anschließend ist die Beerdigung auf dem Heimbacher Friedhof Am Eichelberg.

Im Sinne des Verstorbenen bitten wir um eine Spende auf das Konto der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V. bei der Postbank Köln, Bankleitzahl 370 100 50, IBAN DE66370100500041108501, Kennwort: Bergerhausen.

Gutes Recht statt grauer Theorie - November 2006

Das geltende Artenschutzrecht der Europäischen Gemeinschaft ist gutes Recht. In jedem Fall vermag das Recht die Position des Naturschutzes zu stärken. Deshalb ist es wichtig, Biologiewissen mit rechtlicher Kompetenz zu verknüpfen. Weil aber viele Personen in Naturschutzbehörden und -verbänden von diesem Recht zu wenig verstehen, bleiben Recht und Gesetz oft graue Theorie.

In mehreren Fachbeiträgen hat die EGE das Artenschutzrecht dargestellt und erläutert. Die EGE bietet Ihnen die Möglichkeit, diese Fachbeiträge einzusehen:

Der Beitrag erläutert gerade für juristische Laien verständlich die Rechtslage sowie die sich damit verbindenden Konsequenzen und Perspektiven am Beispiel einheimischer Eulenarten.
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Der Beitrag wendet sich insbesondere an Naturschutzbehörden und -verbände, stellt Anspruch und Wirklichkeit des Artenschutzrechts an drei Beispielen aus der Alltagspraxis der EGE gegenüber - und zwar am Beispiel des Konflikts zwischen Klettersport und Uhuschutz, des Schutzes des Steinkauzes in der Bauleitplanung sowie des Schutzes von Höhlenbäumen. Der Beitrag formuliert überdies Eckpunkte für die Durchsetzung des Artenschutzrechts in der Praxis.
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Der Beitrag wendet sich insbesondere an Behörden und Gutachterbüros. Er geht den Fragen nach: Weshalb hat das besondere Artenschutzrecht Bedeutung für die Zulassung von Eingriffen? Was verlangt das besondere Artenschutzrecht? Welche Konsequenzen stellen sich für die Praxis? Wie können die Anforderungen des Artenschutzrechts erfüllt werden? In welchem Verhältnis stehen Artenschutz und Eingriffsregelung?
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Drache droht Uhu - November 2006

Ausgerechnet im Rurtal in der Eifel, einem der wenigen EG-Vogelschutzgebiete für den Uhu in Nordrhein-Westfalen und in nächster Nähe zum Sitz der EGE, droht den Uhus neues Ungemach. Ein Kölner Drachen- und Gleitschirmfliegerclub möchte hoch hinaus. Es liegt bereits ein so genanntes "Störungsökologisches Gutachten zur FFH-Verträglichkeit des Gleitschirmsports im Rurtal bei Obermaubach (Gemeinde Kreuzau, Kreis Düren)" vor. Dem Gutachten zufolge ist alles halb so schlimm. Der Landrat ist versucht, das Starten und Landen artig zu erlauben. Was gegen die Luftnummer und für den Uhu spricht, hat die EGE dem Landrat aufgeschrieben. Für den Einblick in die Stellungnahme, klicken Sie bitte hier. Die EGE wird über den Ausgang der Sache berichten.

Uhus aus dem Karton - November 2006

© EGE

Am letzten Sonntag im Oktober sind bei ruhigem Herbstwetter und milden Temperaturen elf Uhus in der Eifel in ein Leben in Freiheit gestartet. Der Weg führte die elf aus der Pflegestation in Umzugskartons direkt hinaus ins Freie - in einen verheißungsvollen blauen Himmel und die Wälder der Eifel. Die Uhus waren als Waisen in der Brutzeit 2006 in die Obhut der EGE gelangt. Zumeist waren die Eltern an Stromleitungen, an Bahnstrecken oder auf der Straße tödlich verunglückt. Insgesamt hatte sich die EGE um einundzwanzig Uhuwaisen gesorgt. Zehn waren aber so geschwächt, dass sie nicht überlebten. Wenn Sie Bilder von der Entlassung in die Freiheit anschauen möchten, klicken Sie bitte hier.

Harry Potter und das Geheimnis der Eulen - November 2006

Die Geschichten des jungen Harry Potter faszinieren gelesen, vorgelesen oder angeschaut vor allem die junge Generation. Dazu dürften die Eulen verschiedenster Arten, die in vielen Nebenrollen das Werk der britischen Erfolgsautorin Joanne K. Rowling bevölkern und dem prominenten Internatsschüler zur Seite stehen, beitragen.

Bartkauz © Conrad Franz

Vom Publikumserfolg profitieren mittelbar auch die Eulen: Kinder und Jugendlichen begegnen ihnen wenn schon nicht in der Natur so doch wenigstens zwischen Buchdeckeln und im Kino. Damit ist zwar für den Schutz der Eulen noch nichts gewonnen, aber ein Anfang gemacht für grundlegende Sympathie und ein weiterführendes Interesse an den geheimnisvollen Geschöpfen der Nacht. Die Neugier und Begeisterung, die Kinder und Jugendliche so oft in ihren Briefen und e-Mails an die EGE zum Ausdruck bringen, lässt jedenfalls auf eine neue Generation junger Naturschützer hoffen.

Die EGE hat deshalb ihre Website um eine Seite für Kinder und Jugendliche ergänzt: "Uhu Junior" heißt die Seite mit einem ersten Beitrag über eine "Audienz beim König der Nacht". Dort finden sich auch die Tipps für empfehlenswerte Sachbücher für jugendliche Leser sowie Hinweise für den Abschluss von Uhupatenschaften z. B. für Schulen. Insofern ist "Uhu Junior" auch eine Seite für Lehrerinnen und Lehrer und der Beitrag der EGE für mehr Bildung, auch des Herzens. Wenn Sie auf diese neue Seite gelangen möchten, klicken Sie bitte hier.

ZDF-Umweltpreis 2006 an EGE - Oktober 2006

Anfang Oktober werden die Namen der Nobelpreisträger bekannt gegeben. Zur selben Zeit verleihen das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutzpreis "Mensch und Umwelt". In diesem Jahr zählt der Vorsitzende der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V., Stefan Brücher, zu den Preisträgern. Brücher ist 42 Jahre alt, absolvierte den Zivildienst bei der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V. (EGE) und ist heute ihr Vorsitzender. Wir zitieren aus der Pressemitteilung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt:

Seit über 20 Jahren managt der Vogelschützer aus Bad Münstereifel in Nordrhein-Westfalen den Bestand der Mitte des letzten Jahrhunderts fast ausgerotteten Uhus in den nordwestdeutschen Mittelgebirgen. Dabei geht es neben Schutz und Dokumentation der Uhuvorkommen auch um medizinische Versorgung und den Erhalt und die Sicherung geeigneter Lebensräume. Ehrenamtlich selbstverständlich. Brücher sieht im Einsatz für die Eifel-Uhus eine Lebensaufgabe - in dieser Kategorie würdigen ihn das Zweite Deutsche Fernsehen und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit dem Naturschutzpreis.

Stefan Brücher mit muna-Preis ausgezeichnet

Der Preis wurde Stefan Brücher am 6. Oktober 2006 in Osnabrück verliehen. "Natur braucht Zeit", betonte der stellvertretende DBU-Generalsekretär, Prof. Dr. Werner Wahmhoff, bei der Verleihung. Gerade dieser Faktor werde bei Naturschutzprojekten häufig unterschätzt. Die Ehrenamtlichen bewiesen hier ein "sehr beeindruckendes Durchhaltevermögen". In der Tat: Stefan Brüchers Engagement gilt den Uhus seit mehr als zwanzig Jahren. Das ZDF stellte den Preisträger bereits am 8. Oktober 2006 in der Sendung ZDF Umwelt vor.

Niedersachsenuhu - Oktober 2006

Kopfgrafik

Wer im Internet-Portal der niedersächsischen Landesregierung nur das Niedersachsenross erwartet, weiß nichts von der wachsenden Zuneigung der christlich-liberalen Koalition zu den achtzig Uhubrutpaaren zwischen Ems und Elbe, Harz und Heide. Zwar sind bisher selbst beim Blick durchs Mikroskop keine Europäischen Vogelschutzgebiete für den Uhu zu entdecken, aber die Landesregierung bereitet dem Vernehmen nach die vollständige Meldung der zum Schutz des Uhus "zahlen- und flächenmäßig geeignetsten Gebiete" im Lande vor. So wirft ein großes Ereignis seinen Schatten voraus - auf der Bildleiste (siehe oben) des Internet-Portals der niedersächsischen Landesregierung.

Schwalben im Stall und Eulen in der Scheune - September 2006

Beuteflug einer Schleiereule © Thomas Muth

Der nordrhein-westfälische Landwirtschaftminister Eckhard Uhlenberg hat sich Ende August in einer Pressekonferenz zur "Ernte 2006 und Lage der Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen" für die "Weiterentwicklung des Bauernhofs als wichtiger Lebensraum für Rauchschwalben, Steinkäuze und Schleiereulen" ausgesprochen. Der Minister macht damit nicht nur seinem Namen Ehre, sondern trägt auch einem Anliegen der EGE Rechnung. Eine Petitesse ist das nicht. Allerdings ist für die stärkere Integration der Naturschutzziele in der Landwirtschaft mehr erforderlich als nur ein ministerielles Bekenntnis zu den Schwalben im Stall und einer Schleiereule in der Scheune.

Es bedarf schon im Ansatz einer Neuausrichtung der Landwirtschaftspolitik und nicht allein der Appelle und freiwilligen Vereinbarungen mit der Landwirtschaft. Aber die notwendigen Reformschritte für eine umweltgerechte Landwirtschaft lassen trotz des jahrzehntelangen Artensterbens im ländlichen Raum, steigender Nitratbelastung des Grundwassers, des Höfesterbens oder BSE weiterhin auf sich warten. Tatsächlich geht es Minister Uhlenberg wie einigen seiner Länderkollegen weit mehr um den Abbau naturschutzrechtlicher Vorschriften - nicht zuletzt solcher, die dem Schutz von Natur und Landschaft vor Landwirtschaftsinteressen dienen. So zeigt sich, was wir schon wussten: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Natürliche Koexistenz - September 2006

Wanderfalke © Eric Fischer

Uhus und Wanderfalken verbindet ein ähnliches Schicksal. Beide waren in weiten Teilen Europas ausgestorben. Der Uhu vor allem der direkten Verfolgung, der Wanderfalke vorrangig der DDT-Belastung wegen. Nach jahrzehntelanger Abwesenheit sind beide vielerorts an die traditionellen Brutplätze in den Felsen der Mittelgebirge zurückgekehrt.

Nun denken offenbar manche Vogelschützer, angesichts des gemeinsamen Schicksals müssten sich handfeste, zuweilen tödliche Auseinandersetzungen zwischen beiden Arten verbieten oder der Mensch müsse für die eine oder andere Seite Partei ergreifen oder die beiden Arten räumlich trennen. Doch derlei Erwägungen sind Uhus und Wanderfalken fremd, denn die Natur ist kein Zoologischer Garten und erst recht kein Streichelzoo. Rivalitäten zwischen beiden Arten sind vielmehr ein Jahrtausende altes Evolutionsphänomen. Gescheitert ist daran bis heute aufs Ganze gesehen weder der Wanderfalke noch der Uhu.

Vogelschützer, die jetzt dem Uhu Übergriffe auf den Wanderfalken vorhalten, scheinen die Erkenntnisse über den natürlichen Lauf der Dinge während der vorübergehenden Abwesenheit der Uhus und Wanderfalken vergessen zu haben und erst wieder neu entdecken zu müssen. Zum Beispiel wurde die Rivalität zwischen Uhu und Wanderfalke bereits als Entschuldigung bemüht, um dem Uhu Europäische Vogelschutzgebiete vorzuenthalten. So groß sind die Akzeptanzprobleme.

In der Eifel scheinen sich Uhu und Wanderfalke übrigens zunehmend zu arrangieren. Auch hat dort keineswegs immer der Wanderfalke das Nachsehen, wie die folgenden Beobachtungen der EGE belegen:

In den letzten fünf Jahren wurden in der Eifel zwölf traditionell vom Uhu besiedelte Habitate auch vom Wanderfalken genutzt. Das sind etwa 10 % der derzeit in der Eifel besiedelten Uhuhabitate. Mit Auftreten der Wanderfalken wurden drei der Habitate (25 %) vom Uhu gänzlich aufgegeben. In den Jahren 2005 und 2006 waren sieben Habitate (58 %) gleichzeitig von Uhus und Wanderfalken besiedelt. In 64 % der Fälle begannen die Uhus nicht mit einer Brut oder gaben diese auf. Nur fünf Uhubruten waren mit insgesamt 11 Junguhus erfolgreich. Einer der jungen Uhus stürzte nach Attacken der Wanderfalken aus dem Nest und kam zu Tode. Naturschutz ist zunächst und vor allem, Natur einfach Natur sein zu lassen.

Hohe Auszeichnung für Uhuschützer - September 2006

Albrecht Jacobs im niedersächsischen Stadtoldendorf ist Uhuschützer der ersten Stunde. Seine erste Begegnung mit dem Uhu reicht vierzig Jahre zurück. Damals tauchte nach jahrzehntelanger Abwesenheit ein einsam rufendes Uhumännchen an der Weser auf. Für Jacobs war es der Beginn einer bis heute ungebrochenen Begeisterung für Europas größte Eule. Die Bemühungen um die Rückkehr des Uhus ins Weserbergland brachten den heute 66jährigen Diplom-Ingenieur früh in Kontakt mit Oswald Freiherr von Frankenberg und in die Reihen der Aktion zur Wiedereinbürgerung des Uhus, aus der die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen hervorging. Jacobs war der Hauptverantwortliche dieser Aktion für Niedersachsen und ein Glück für den Uhu.

Albrecht Jacobs mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet © Gunnar Jacobs

Nun hat der Bundespräsident Albrecht Jacobs in Anerkennung seiner Verdienste um den Schutz des Uhus und des Naturschutzes im Ganzen das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Bande zuerkannt. Der Niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander hat es ihm am 4. September 2006 in einer Feierstunde in Stadtoldendorf überreicht.

Minister Sander stellte den ebenso umsichtigen wie beharrlichen Einsatz des ausgezeichneten Naturschützers heraus - vor allem seine Anstrengungen zur erfolgreichen Wiederansiedlung des Uhus in Niedersachsen in den achtziger Jahren, die Verhandlungen mit Stromversorgern zur Umrüstung der für den Uhu gefährlichen Mittelspannungsmasten sowie die Bemühungen, Steinbruchbetreiber und die Öffentlichkeit für den Schutz des Uhus zu gewinnen.

Für die EGE überbrachte die Geschäftsführung Dank und Glückwünsche. Die EGE erhofft sich für Albrecht Jacobs die erfolgreiche Fortsetzung seiner Arbeit und für den Uhu mehr als eine präsidiale Auszeichnung des Vaterlandes: nämlich die Absicherung der Zukunft des Uhus in Europäischen Vogelschutzgebieten.

Uhubrutsaison 2006 -  August 2006

Das Uhu-Projekt der EGE umfasst die wissenschaftliche Beobachtung und Dokumentation der Uhupopulation in der Eifel. 2006 registrierten die Mitarbeiter der EGE in der Eifel 104 Paare. Nur die Hälfte, nämlich 52 Paare, brüteten mit Erfolg. Sie zogen 119 Junge auf. Das sind 2,29 Junge je erfolgreiche Brut. Zum Vergleich: 2005 waren es 2,46 und im Durchschnitt der letzten 25 Jahre 2,14 Junge. Genau 100 junge Eifeluhus wurden 2006 zu wissenschaftlichen Zwecken von der EGE gekennzeichnet. In den letzten 25 Jahren dokumentierte die EGE in der Eifel 1143 erfolgreiche Bruten mit 2447 Jungen (siehe Diagramm).

Diagramm der Uhubrutsaison 2006

In diesem Jahr ist der Anteil erfolgreicher Bruten mit nur 50 % besonders niedrig. In vielen Fällen brachen die Uhus die Brut ab oder begannen erst gar nicht mit der Brut, weil die Uhus gestört wurden. Traurig aber wahr: Das Schicksal der Uhus hängt vielerorts vom Witterungsverlauf an Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam ab. Nicht weil Uhus über die Maßen wetterfühlig wären, sondern weil zu dieser Zeit bei gutem Wetter an vielen Brutplätzen buchstäblich der Teufel los ist.

Die Störungen verursachten Klettersportler, kiffende Jugendliche, Hobby-Paläontologen oder auch moderne "Hexen", die z. B. in einem Steinbruch ihr esoterisches Unwesen trieben. Verluste sind auch dem Militär anzulasten. In einigen Fällen wurden die Altvögel Opfer ungesicherter Masten von Mittelspannungs- und Bahnstromleitungen oder kollidierten mit Kraftfahrzeugen oder Zügen. Nicht immer konnten die verwaisten jungen Uhus gerettet werden.

Die EGE hat einige der Störungen, Brutaufgaben oder den Verlust der Jungvögel im Laufe der diesjährigen Brutsaison auf dieser Website dokumentiert. Die geschilderten Fälle sind nur die Spitze des Eisberges. Das zeigt, wie sehr Uhus auch weiterhin des Schutzes bedürfen und wie oft ihnen dieser Schutz selbst in Naturschutzgebieten versagt bleibt.

Junguhu © Verena Müller

Wenn Sie weitere Fotos von der diesjährigen Uhuberingung 2006 anschauen möchten, klicken sie bitte hier.

Artenschutzrecht für die Praxis -  August 2006

Die Reichweite des Artenschutzrechts für die Zulassung von Eingriffen sowie bestimmten anderen Vorhaben hat aufgrund des Europäischen Naturschutzrechts und der aktuellen Rechtsprechung eine Neubewertung erfahren. Titelblatt Die Vorschriften des besonderen Artenschutzrechts (§ 42 des Bundesnaturschutzgesetzes, Artikel 5 und 9 der EG-Vogelschutzrichtlinie und Artikel 12, 13 und 16 der FFH-Richtlinie) gelten den besonders geschützten sowie den streng geschützten Arten. Deshalb muss vor Zulassung oder Durchführung von Vorhaben geklärt werden, inwieweit einzelne dieser Arten im betroffenen Raum vorkommen und inwieweit sie infolge des Vorhabens beeinträchtigt werden könnten. Ausnahmen von den Störungs- und Schädigungsverboten sind nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig.

Diese Rechtslage hat auch Bedeutung für den Schutz einheimischer Eulen, denn sie alle zählen zu den streng geschützten Arten. Das geltende Recht ermöglicht nicht nur ihren durchgreifenden Schutz, sondern es verlangt ihn - so etwa vor Störungen und Schädigungen infolge Gebäudesanierung (Schleiereule), Forstwirtschaft (u. a. Waldohreule, Waldkauz, Rauhfußkauz), Gesteinsabbau, Klettersport (Uhu) oder neuer Baugebiete (Steinkauz). Deshalb ist es für Naturschutzbehörden und -verbände wichtig, die Rechte der Arten zu kennen.

Kennen Sie das Artenschutzrecht? Wissen Sie, worauf es ankommt? Sind Sie Europas Eulen ein guter Anwalt? Das neue Buch "Geschützte Arten in Planungs- und Zulassungsverfahren" ermöglicht Ihnen den Einstieg in das zugegeben schwierige, aber wichtige Artenschutzrecht.

Jürgen Trautner, Kirsten Kockelke, Heiner Lambrecht, Johannes Mayer (2006): Geschützte Arten in Planungs- und Zulassungsverfahren, Books on Demand GmbH, Norderstedt, 234 S., Paperback, 32,80 , ISBN 3-8334-4804-0

Der Geist aus der Flasche -  August 2006

Dunkle Wolken über dem Wattenmeer © Onno K. Gent

Ein Friesisches Brauhaus sponsert den Naturschutz. "Jede Kiste schützt die Küste", so der Slogan der Brauerei. Tatsächlich kommen 20 Cent je Kasten dem Naturschutz zugute. Die diesjährige Fußball-Weltmeisterschaft hat den Bierkonsum beflügelt. Vielleicht war es auch der gute Zweck. Jedenfalls hat das Brauhaus in diesen Tagen der Naturschutzstiftung einen Scheck über 40.000 Euro überreicht getreu dem Motto "Tue Gutes und rede darüber". Dagegen ist nichts einzuwenden. Eigentlich.

Verwendet werden soll das Geld u. a. für den Bau einer Aussichtsplattform auf der Insel Wangerooge im Nationalpark Niedersächsischen Wattenmeer. Hier kam es in der Vergangenheit, so schreibt das Jeversche Wochenblatt etwas verschämt, "häufig zu Konflikten zwischen touristischen Aktivitäten und dem Lebensraumanspruch bedrohter Vogelarten". Dank des Schecks kann dieses Problem nun gelöst werden. Die Seeschwalben könnten in Ruhe brüten und die Touristen Spaß daran haben.

Die EGE fragt sich allerdings, was von einem Nationalpark und letztlich vom Staat zu halten ist, der den gesetzlich garantierten Schutz seiner Seevögel nicht mehr aus sich selbst heraus durchzusetzen vermag. Immerhin brüten die Seevögel nicht irgendwo - auch nicht irgendwo im Nationalpark, sondern in seiner strengsten Schutzzone. Statt die Vorschriften des Nationalparkgesetzes so selbstverständlich anzuwenden wie anderenorts die Straßenverkehrsordnung, bedarf es zur Rettung einer Handvoll Seeschwalben des Geldgeschenkes einer Brauerei. Die Nation überlässt sich trunken vom neoliberalen Zeitgeist der Wirtschaft. Nationalparks eingeschlossen. Die EGE meint, auch eine Form der Abhängigkeit.

Sperlingskauz und Wald deutsch-französisch -  August 2006

Am Sonnabend, 23. September 2006 findet in Fischbach bei Dahn im Biosphärenreservathaus Pfälzerwald/Nordvogesen ein deutsch-französisches Symposium "Sperlingskauz und Wald" statt. Themen der Tagung u. a.: Ist die Sperlingskauz-Population in Ausbreitung begriffen? Der Sperlingskauz in den Vogesen, im französischen Jura, in Rheinland-Pfalz, in Hessen und im Schwarzwald. Gegenstand des Symposiums sind auch waldökologische und forstwirtschaftliche Aspekte des Natur- und Artenschutzes. Die Teilnahme ist kostenlos. Klicken Sie bitte hier (pdf-Datei, ca. 439 KB), wenn Sie weitere Informationen wünschen.

Erst Spendenaffäre - jetzt Naturschutzaffäre -  August 2006

Steinkauz-Ästling © Hans-Wilhelm Grömping

Bis in die 1970er Jahre hinein wurde die Rodung alter Streuobstwiesen mit enormen öffentlichen Mitteln finanziert - auch in Hessen. Experten schätzen, dass dort 80 - 90 Prozent dieser Lebensräume zerstört wurden. Aus diesem Grunde stellte sie das Hessische Naturschutzgesetz 1994 unter Schutz - spät zwar, aber immerhin. Seit den 1980er Jahren entstanden zudem mancherorts, z. T. mit öffentlichen Mitteln gefördert, neue Streuobstwiesen insbesondere zum Schutz des Steinkauzes, denn er brütet in alten hohlen Obstbäumen. Vor allem deswegen konnte der Rückgang des Steinkauzes in Hessen nicht nur gestoppt, sondern sogar eine Trendwende erreicht werden: Zwischen 1977 und 2003 stieg die Zahl der Brutpaare in Hessen von 500 auf 690. Ein Verdienst des Gesetzgebers, der Naturschutzbehörden und nicht zuletzt der Naturschutzverbände.

Nach dem Willen der hessischen CDU soll damit Schluss sein. Der Entwurf des Hessischen Naturschutzgesetzes streicht Streuobstwiesen aus der Liste der besonders geschützten Biotope. Und Alleen, Hohlwege und Trockenmauern gleich noch dazu. Sie sollen neuen Baugebieten nicht länger im Wege stehen. Damit nicht genug: 15 große Landschaftsschutzgebiete mit über 600.000 ha Flächen sollen ihren Schutzstatus verlieren. Die Landesregierung will in den Mittelgebirgen Beschränkungen aufheben fürs Bauen auf der grünen Wiese - z. B. im Taunus, Vogelsberg, Spessart, Odenwald, Westerwald, Kellerwald, an der Hessischen Bergstraße und im Werra-Meißner-Gebiet. Zugleich sollen die Mitwirkungs- und Klagerechte der Naturschutzverbände eingeschränkt und die Anforderungen an die Wiedergutmachung von Eingriffsfolgen noch weiter ausgehöhlt werden.

In den letzten Jahren waren Vorschriften des Hessischen Naturschutzgesetzes bereits mehrfach abgesenkt oder ganz aufgehoben worden. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hatte immer wieder gegen den Schutz gefährdeter Tierarten polemisiert. Jetzt soll der Naturschutz im Namen des Bürokratieabbaus und der Konjunkturbelebung noch weiter an Bedeutung verlieren - scheinbar auf die Art und Weise, mit der Roland Koch eigentlich die CDU-Spendenaffäre im Land hatte aufklären wollen: auf die "brutalst mögliche".

Die EGE fragt sich, was von einem Wirtschaftssystem zu halten ist, das meint, keine Rücksicht mehr nehmen zu können auf ein paar hundert Steinkäuze und die Reste historischer Kulturlandschaft. Überzeugend kann eine solche Art des Wirtschaftens kaum sein. Die EGE hat den Hessischen Ministerpräsidenten gebeten, die beabsichtigte Gesetzesänderung nicht weiterzuverfolgen. "Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, bitte schrauben Sie den gesetzlichen Biotopschutz für Streuobstwiesen und andere wichtige Lebensräume des Steinkauzes nicht zurück. Überdenken Sie die Novellierung im Ganzen und stärken Sie den Stellenwert des Naturschutzes."

Falls Sie sich diesem Aufruf anschließen möchten, schreiben Sie bitte an den Hessischen Ministerpräsidenten Dr. Roland Koch, Staatskanzlei, Georg-August-Zinn-Straße 1, 65183 Wiesbaden.

Wattenmeer-Nationalpark mit Handicap - August 2006

Tote Sumpfohreule

Niedersachsen feiert 20 Jahre "Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer". Er ist eine wahre Erfolgsgeschichte - jedenfalls für die Tourismusbranche mit 30 Mio. Übernachtungen pro Jahr und ungezählten Tagesgästen. Das regierungsamtliche Motto der Feier "Wo Mensch und Natur sich begegnen" hätte deshalb nicht passender gewählt sein können. Bereits vor Jahren hatte die Landesregierung die Vorschriften zum Schutz von Watt, Vorland, Strand und Düne stellenweise gelockert oder ganz aufgegeben.

Vermutlich weniger feierlich ist der Natur selbst zumute. In diesem Jahr zum Beispiel ist dem Nationalpark auf einigen Inseln nahezu der gesamte Möwennachwuchs noch im Ei abhanden gekommen und vermutlich ganz traditionell auf dem Teller der Feinschmecker gelandet. Während die Nationalparks selbst in den armen Staaten der Erde über mobile, angemessen ausgerüstete Wildhüter mit weit reichenden Befugnissen verfügen, stützt sich die ganze Ordnungsmacht im Wattenmeer-Nationalpark von der Größe des Saarlandes auf gerade einmal vier hauptamtliche Nationalparkwarte und 15 Zivildienstleistende angewiesen einzig auf die Überzeugungskraft von Argument und Appell.

Selbst offensichtliche Verstöße gegen das Nationalparkgesetz werden stillschweigend geduldet. So bis heute der Betrieb eines ungenehmigten Golfplatzes in den Dünen von Langeoog - zuvor der Brutplatz der Sumpfohreule. Der Einsatz des Kreiselmähers fürs gepflegte Grün der passionierten Golfer brachte das brütende Eulenweibchen buchstäblich um Kopf und Kragen (s. Bild). "Herzlichen Glückwunsch, Nationalpark". Und "Aufrichtige Anteilnahme".

Herzensbildung - August 2006

CDU-Plakat

Niedersachsens Uhus haben sich ins schier Unermessliche vermehrt - allerdings nur auf den Wahlplakaten der CDU. Im September sind in Niedersachsen Kommunalwahlen. Der Uhu soll dem bildungspolitischen Führungsanspruch der Union für jedermann sichtbar Nachdruck verleihen. Die EGE ist überparteilich und kommentiert die Plakatierung schon deshalb nicht. Anzumerken ist aber, dass die im Lande regierende christlich-liberale Koalition zum Schutz des Uhus bislang nicht ein einziges Europäisches Vogelschutzgebiet eingerichtet hat, noch im April wegen unzureichender Leistungen im Vogelschutz einen "blauen Brief" aus Brüssel erhielt und schwer in der Kreide steht bei der Europäischen Kommission. Naturschutz ist auch eine Sache des Herzens. So gesehen fehlt es der Landesregierung mindestes an der Herzensbildung. - Apropos Bildung: Der Duden übersetzt Herzensbildung mit Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Taktgefühl und Anstand.

Ein Nationalpark und die nationale Verteidigung - August 2006

Hubschrauber über Kundus © AP

Hundert Uhupaare leben in der Eifel, aber nur eines im Nationalpark Eifel. Als der Nationalparkleiter Henning Walter im Juni 2006 Journalisten durch den Park führt, werden er und die Besucher Zeugen militärischer Übungsflüge. Helikopter aus dem nahen Fliegerhorst Nörvenich proben den Ernstfall im lärmenden Tiefflug über den Köpfen der jungen Uhus - verbotenerweise. "Das fegt die Uhus aus dem Nest", zitiert die Kölnische Rundschau den Nationalparkleiter. Tatsächlich findet die EGE wenig später nur mehr die sterblichen Überreste der jungen Uhus. Auf den Protest von Nationalparkleiter Walter hin hat die Luftwaffe die Übungen im Nationalpark eingestellt und kurzerhand in die Steinbrüche außerhalb des Nationalparks verlegt. Nun herrscht dort Krieg im Uhurevier. Dem Vernehmen nach dienen die Übungen dem Einsatz in Afghanistan gegen Taliban und Schlafmohn. Und der Verteidigung Europas am Hindukusch. Operation: Uhus für Kundus.

Windenergie - Orientierung statt Idealisierung - Juli 2006

Sumpfohreule © Dieter Damschen

Trotz aller Wissenslücken stehen die negativen Auswirkungen von Windenergieanlagen auf bestimmte Brut-, Gastvogel- und Fledermausarten und mehr noch Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft außer Frage. Diese Auswirkungen sind mindestens ebenso belegt wie die Gefährdung des Klimas durch Kohlendioxyd oder der Beitrag der Windenergie zum Klimaschutz. Deshalb erfordert der Ausbau der Windenergie, wie die Nutzung aller anderen Energiequellen und jede Landnutzung, die volle Integration der Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Dies verlangt u. a. den Schutz der Gebiete, die nach nachvollziehbaren Kriterien eine besondere Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege haben.

Während große Naturschutzverbände in Deutschland sich schwer tun, einen verantwortungsbewussten Standpunkt gegenüber der Windenergiewirtschaft zu finden, hat der Niedersächsische Landkreistag eine respektable Planungshilfe für die Berücksichtigung des Naturschutzes beim Ausbau der Windenergie veröffentlicht, die auch den Naturschutzverbänden helfen könnte, genau diese Position zu finden. Die Veröffentlichung des Zusammenschlusses der niedersächsischen Landkreise hat nicht zuletzt auch Bedeutung für den Schutz der in Deutschland heimischen Eulenarten (z. B. den Uhu oder - im Bild - die Sumpfohreule). Falls Sie lesen möchten, was die EGE über diese Veröffentlichung schreibt, klicken Sie bitte hier.

Die als "Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen" überschriebene 22seitige Veröffentlichung finden Sie im Heft 1/2006 in der Reihe "Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen" und kann zum Preis von 2,50 zzgl. Versandkostenpauschale bezogen werden beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) - Fachbehörde für Naturschutz
Postfach 91 07 13
30427 Hannover
e-mail: naturschutzinformation@nlwkn-h.niedersachsen.de
fon: 0511/3034-3305
fax: 0511/3034-3501

In dem 72seitigen Heft finden sich weitere Beiträge zum Naturschutz, die auch außerhalb Niedersachsens von Bedeutung sind, so etwa einen Beitrag über die Anforderungen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung bei landwirtschaftlichen Bauten.

Steinkauzbrutsaison 2006 - Juli 2006

In der Kölner Bucht leben 600 Steinkauzpaare. Sie umfasst damit eines von drei Schwerpunktvorkommen der Art in Deutschland. Hier liegt auch das Projektgebiet der EGE zum Schutz des Steinkauzes. Es umfasst die Kreise Düren und Euskirchen. Alte Bäume mit komfortabel großen Höhlungen, in denen Steinkäuze brüten können, werden immer seltener. Ein Grund ist der alters- und pferdeverbissbedingte Rückgang höhlenreicher Obstbäume. Mangel besteht aber nicht allein an Höhlen, sondern an Steinkauzlebensräumen im Ganzen. Der Kauz benötigt nämlich nicht nur hohle Bäume für die Brut, sondern Weidegrünland, auf dem Kühe grasen und in dem sich Maulwürfe, Mäuse und große Insekten vom Kauz fangen lassen.

Den Wohnungsmangel lindert die EGE mit einer Vielzahl künstlicher Nisthilfen für den Kauz. In der Brutsaison 2006 haben die Mitarbeiter der EGE 320 dieser Nisthilfen kontrolliert und nur in 54 Niströhren erfolgreiche Bruten festgestellt. Die Jungen wurden zu wissenschaftlichen Zwecken mit Ringen der Vogelwarte Helgoland gekennzeichnet. So versucht die EGE mehr über das Schicksal der Käuze herauszufinden, um sie besser schützen zu können. In diesem Jahr waren es 137 Jungvögel - im Durchschnitt also nur 2,54 Jungvögel je erfolgreiche Brut. Im langjährigen Durchschnitt sind es in Deutschland 3,33 Jungvögel. Damit liegt das diesjährige Ergebnis um ein Viertel unter dem Durchschnitt. Deswegen werden sich die schon großen Vorkommenslücken in der Kölner Bucht nicht schließen, sondern eher noch vergrößern.

Schlechte Aussichten für den Kauz. Der Steinkauz benötigt in der Kölner Bucht vor allem das Engagement staatlicher Stellen. Sie sollten Steinkauzlebensräume vor immer neuen Baugebieten auf der buchstäblich grünen Obstbaumwiese durchgreifend schützen.

Doris Siehoff mit Steinkauznachwuchs © EGE

EGE-Mitarbeiterin Doris Siehoff mit Steinkauznachwuchs

Belagerungszustand - Juli 2006

Die "Hustley" ist eine kleine Felsengruppe bei Gerolstein in Rheinland-Pfalz und ein Naturschutzgebiet zum Schutz des Uhus. Klettern ist ohne Erlaubnis der Naturschutzbehörde verboten. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Zwar markiert ein Naturschutzgebietsschild die Grenze des Schutzgebietes. Einen Hinweis auf ein Kletterverbot sucht man hingegen vergeblich. Stattdessen klärt ein Schild auf über die wahren Verhältnisse: "Vorsicht Steinschlag Kletterschule". Und dort, wo Uhus brüten sollen, herrscht Ende April 2006 der Belagerungszustand - widerrechtlich. Die EGE hat es im Bild festgehalten. Die Uhus haben die Brut abgebrochen. Einmal mehr erweist sich das Naturschutzgebiet als Notstandsgebiet. Zur selben Zeit ist Deutschland in Feierstimmung: "100 Jahre staatlicher Naturschutz".

Naturschutzgebiet gleich Notstandsgebiet © EGE Naturschutzgebiet gleich Notstandsgebiet © EGE

Ende gut - alles gut - Juli 2006

"Für Ihre Bemühungen danke ich Ihnen. Sie haben dazu beigetragen, eine nicht hinnehmbare Situation rechtzeitig zum Guten zu wenden." Dies schrieb vor wenigen Tagen die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad der EGE. - Im Mai 2006 hatte ein Unternehmen mit der Verfüllung eines Steinbruchs im Landkreis Daun begonnen, die zwei junge, noch nicht flugfähige Uhus zu verschütten drohte. Die EGE wandte sich unverzüglich an die Ministerin, die den Fall überprüfte und die Verfüllung stoppte. Die Elternuhus können ungestört die Aufzucht der Jungen fortsetzen. Vielleicht lässt sich auch der Brutplatz im Steilhang dauerhaft erhalten. Danke, Frau Ministerin!

EG-Vogelschutzgebiete für Sumpfohreule, Sperlings- und Raufußkauz - Juli 2006

Anfang Mai 2006 hat die EGE die Europäische Kommission in einem ausführlichen Bericht über die unzureichende Berücksichtigung des Uhus in Europäischen Vogelschutzgebieten in Deutschland informiert. Wenn Sie den Bericht der EGE an Brüssel lesen möchten, dann klicken Sie bitte hier. Die Kommission hat zugesagt, den Bericht im laufenden Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland zu berücksichtigen.

Zwischenzeitlich hat die EGE für weitere drei Eulenarten des Anhanges I der EG-Vogelschutzrichtlinie - nämlich Sumpfohreule, Sperlingskauz und Raufußkauz - die aktuellen Bestandszahlen (Anzahl Revierpaare oder geschätzte jährliche Zahl der Bruten) in den einzelnen Bundesländern unter Einbeziehung von nationalen Sachverständigen in Landesnaturschutzverwaltungen und Nicht-Regierungsorganisationen ermittelt (s. Tabelle). Der Mitgliedstaat muss für die Erhaltung auch dieser Arten die "zahlen- und flächenmäßig geeignetsten Gebiete" zu Schutzgebieten erklären und als solche der Europäischen Kommission melden.

Bundesland Sumpfohreule Sperlingskauz Raufußkauz
Baden-Württemberg - 200 - 250 mind. 150 - 200
Bayern 3 600 - 2.000 mind. 400 - 500
Brandenburg 0 - 6 2 - 4 20 - 30
Hessen - 80 160 - 230
Mecklenburg-Vorpommern - 0 - 3 0 - 5
Niedersachsen ca. 80 130 - 170 mehr als 410
Nordrhein-Westfalen - 5 - 10 150 - 300
Rheinland-Pfalz - 12 - 15 40 - 60
Saarland - pot. Brutvogel 0 - 8
Sachsen - 200 - 400 150 - 200
Sachsen-Anhalt 0 - 2 10 - 15 ca. 30
Schleswig-Holstein max. 80 - 100 pot. Brutvogel 10 - 14
Thüringen - ca. 220 400 - 600

Tabelle: Aktuelle Bestandssituation der Sumpfohreule, des Sperlings- und Raufußkauzes in Deutschland

Die EGE hat den Eindruck gewonnen, dass die deutschen Bundesländer auch für diese drei Arten z. T. deutlich zu wenige EG-Vogelschutzgebiete eingerichtet und gemeldet haben. Die Bestandszahlen stellte die EGE nun ebenfalls der Europäischen Kommission mit der Bitte zur Verfügung, die Kommission möge Deutschland ausdrücklich auch um Auskunft über den Berücksichtigungsgrad dieser drei Vogelarten in den EG-Vogelschutzgebieten anhand der in der Tabelle mitgeteilten Bestandszahlen ersuchen.

Sperlingskauz © Thomas Marth

Sperlingskauz - Art des Anhanges I der EG-Vogelschutzrichtlinie

Fury in the Slaughterhouse - Juni 2006

In Deutschland besiedelt der Steinkauz vor allem das mit alten höhlenreichen Obstbäumen, Kopfweiden oder auch Eichen bestandene Grünland. Ein Lebensraum, der schneller schwindet als der tropische Regenwald. Hier sterben die Bäume allerdings nicht unter den Motorsägen internationaler Holzkonsortien begleitet immerhin vom Protest einer Weltöffentlichkeit, sondern in aller Stille an der bloßen Vorliebe des Pferdes für Rinde und der Verantwortungslosigkeit oder Ignoranz zumeist wohl situierter Pferdehalter - allesamt überzeugte Tierfreunde versteht sich. Vielerorts machen Pferde die Weide zum Schlachtfeld.

Die Fraß- und Schälschäden bringen die Höhlenbäume der Käuze binnen weniger Jahre zum Absterben. Fehlt den Bäumen im Sommer das Schatten spendende Laub, macht die Sonneneinstrahlung jede Baumhöhle zum Backofen. Deshalb zieht kein Kauz in einen solchen Baum, der beim nächsten Sturm ohnehin krachend zusammenbricht oder bald entfernt wird. Ein Grund mehr für das stetige Schwinden des Steinkauzbestandes - in Deutschland sind es gerade noch 6.000 Paare. Genauso ergeht es den anderen Höhlenbewohnern: Grünspecht, Gartenrotschwanz und Fledermäusen zum Beispiel. Allesamt Arten der Roten Listen.

Zwar ließen sich die Bäume leicht vor Verbiss schützen, aber die Tierliebe reicht wohl nur fürs Pferd. Deshalb stehen nicht nur Pferde auf der Weide, sondern immer mehr Baumleichen. So geht der Tod um auf der Pferdeweide. Dabei könnte die Fahrlässigkeit der Pferdehalter und Grundbesitzer durchaus Folgen haben: Es ließen sich nämlich der Baumfrevel bei Berufung auf § 42 des Bundesnaturschutzgesetzes in allen Bundesländern mit empfindlichen Geldbußen ahnden und die Neupflanzung von Bäumen auf Kosten der Pferdehalter und Grundeigentümer anordnen. Aber den zuständigen Naturschutzbehörden fehlen Kraft und Kenntnisse so wie vielen Pferdehaltern das Unrechtsbewusstsein.

Die EGE wird künftig solchen Baumfrevel im Gebiet ihres Steinkauzprojektes in der Kölner Bucht zur Anzeige bringen und zu gegebener Zeit die Öffentlichkeit über die Entscheidungen der zuständigen Behörden informieren. Eine nachahmenswerte Initiative, meint die EGE, die im Übrigen nichts gegen das Pferd an sich hat. Im Gegenteil: Das Pferd könnte vielerorts helfen, den Grünlandbestand zu erhalten - gerade dort, wo die Kühe nicht mehr auf der Weide grasen, sondern ganzjährig im Stall stehen. Suchen Sie ein Muster für eine solche Anzeige, klicken Sie bitte hier.

Steinkauz vor Bruthöhle © Dieter Damschen

Steinkäuze benötigen als Brutplatz Höhlen in lebendigen Bäumen.

Pferde bringen Bäume um © EGE

Pferde bringen Bäume um. Tatort Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Kreis Euskirchen: Mechernich-Lückerath. Ein vielerorts gewohntes Bild.

Meister Petz, die Panik und der Papst - Juni 2006

Bären sind in Bayern willkommen, beteuern Ministerpräsident und Umweltminister. Nur, anständig müssen sie schon sein - die Zugereisten. Ein anständiger Bär weiß sich zu benehmen, ist ein Hinterwäldler, macht sich rar wie ein Yeti und begeht keine Sünd - schon gar nicht auf der Alm. Dann klappt es auch mit der Greencard. Jetzt hat der nach 170 Jahren erste Bär in Bayern strafffällig geworden sein Leben verwirkt. "No go Area" - Du Land der Bayern? Weit gefehlt. Die bayerische Staatsregierung sehnt einen neuen Bären herbei - einen anständigen freilich, den sie der Öffentlichkeit aufbinden kann. Ein solcher Meister Petz ist lammfromm, bleibt menschlichen Behausungen fern, beflügelt den Tourismus, frohlockt ("Luja sog i !"), schleppt eimerweise Kondensmilch für Niedriglohn, ernährt sich von Kräutern und Beeren und frisst freitags Fisch. Ein Bär zum kontrollierten Zuwandern und Einbürgern ganz nach des Innenministers Geschmack.

Dabei wusste schon die antike Welt: Bären bringen nicht nur Bienen um den Honig, sondern Schafe ums Leben. Deshalb wachten, wie in der Heiligen Nacht, Hirten bei ihren Herden. Des Bären Tod rechtfertigt die bayerische Staatsregierung allerdings weniger mit dem gewaltsamen Ableben einiger Geißen, Schafe und Stallhasen, sondern mit der latenten Gefahr für Leib und Leben der ihr anvertrauten Landbevölkerung. Verhaltensgestört sei er gewesen, der Bär mit Migrationshintergrund - ein Problem- und Risikobär, der Schuss deshalb präventiv und überdies sauber, der Bär schmerzlos erlegt worden und sofort tot gewesen, versichert die Staatsregierung. So spricht sonst nur Georg W. Bush vom militärischen Eingreifen im Irak. Man denke sich das gleiche Maß an Prävention in anderen Teilen der Welt.

Der indische Subkontinent z. B. ist um Einiges dichter besiedelt mit Menschen und wilden Tieren als das Land der Bayern. Der Freistaat begnügt sich bis auf weiteres mit Löwen - ganz ungefährlich im Staatswappen. Bären gehören nach Berlin, wohin Stoiber vielleicht auch deshalb zum Schluss nicht mehr wollte. Einen Bären, sogar einen strafffälligen, führt allerdings der bedeutendste Bayer im Schilde: Papst Benedikt XVI. Es ist der Bär des Heiligen Korbinian, Patron des Erzbistums München und Freising. Der Bär hatte das Lasttier des heiligen Missionars der Bayern gerissen. Zur Strafe band ihm der Heilige alle Lasten auf. Die bayerische Staatsmacht hätte ihn ganz unkatholisch erschossen. Sie wartet immer noch auf himmlische Eingebungen.

Papstwappen und Das Bärenwunder, aus dem Weihenstephaner Altar, 1489

Die Welt zu Gast bei Freunden - Juni 2006

Erst seit wenigen Monaten ist die EGE im weltweiten Web präsent. In dieser kurzen Zeit haben die Website der EGE fast 15.000, an manchen Tagen mehr als 330 User aus 50 Nationen besucht - von Norwegen bis Algerien, von der Russischen Föderation bis Neuseeland, von Kanada bis Argentinien - ganz nach dem Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden". Alleine aus Europa verzeichnet die Aufruf-Statistik User aus 26 Staaten. Im Mai erreichten mehr als 30.000 Anfragen von 2.500 Usern die EGE im weltweiten Web. Tendenz steigend. Überraschungsgast bei der EGE: vielleicht nicht Donald Rumsfeld persönlich, aber das US-Militär - hoffentlich in freundlicher Absicht. Die EGE hatte im April eine Nachricht über Schleiereulen im besetzten Irak ins Netz gestellt.

Uhu kommst Du nach Spa... - Juni 2006

Erneut ist ein Uhu an einer Oberleitung der Deutschen Bahn AG verunglückt. Ort des Dramas ist Spay am Rhein bei Koblenz. Tot aufgefunden wurde das Uhumännchen am 30. Mai 2006. Es war fast auf den Tag genau vor drei Jahren als Nestling 66 km vom Ort seines Todes entfernt bei Trier von Stefan Brücher mit einem Ring der Vogelwarte Helgoland versehen worden. Im Mai 2006 hatte es die diesjährigen Jungvögel alleine mit Nahrung versorgen müssen, denn nur wenige Tage zuvor war das dazugehörige Uhuweibchen infolge eines Verkehrsunfalls so schwer verletzt worden, dass es eingeschläfert werden musste.

Nach dem Tod des zweiten Elternteils mochte die EGE die Jungen nicht dem Hungertod preisgeben. EGE-Vorsitzender Stefan Brücher machte sich auf die Suche und fand zwei bettelnde, fast verhungerte junge Uhus, nahm sie an sich und brachte sie zu Helga Steffens in Kirchwald. Dort erhalten sie die notwendige Pflege, bis sie erwachsen in die Freiheit entlassen werden können. In der darauf folgenden Nacht hörten die Bewohner von Spay die verzweifelten Bettelschreie eines dritten Jungvogels und alarmierten gegen Mitternacht die EGE. Stefan Brücher machte sich erneut auf die Suche, die dieses Mal ergebnislos verlief. Der Fuchs dürfte ihm zuvorgekommen sein. Einer der beiden aufgefundenen Jungvögel ist in einem erbärmlichen Zustand. Der kleine Uhu ist so geschwächt, dass er mit einer Sonde ernährt werden muss. Seine Überlebenschancen sind gering.

Das Bundesnaturschutzgesetz verpflichtet die Betreiber von Energieleitungen, vogelgefährliche Strommasten zu entschärfen, nimmt unverständlicherweise aber die Bahn von dieser Pflicht aus (wenn Sie hierzu nähere Informationen wünschen, klicken Sie bitte hier). Ob das Schicksal der Uhus die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel berührt? Sie eröffnete am 30. Mai 2006 in Bonn den 28. Deutschen Naturschutztag. Genau an dem Tag, als der Uhu vom Bahnstrom erschlagen gefunden wurde. Ein anderer Uhu war erst kürzlich an der Bahnstromleitung bei Mülheim-Kärlich tödlich verunglückt.

Dabei sind das felsenreiche Rhein- und Moseltal schon aufgrund des milden Klimas besonders günstige Uhulebensräume, denen Uhus gar nicht widerstehen können. Nur, die Bahnstromleitungen machen aus diesem Uhuparadies ein wahres Bermudadreieck und ein schwarzes Loch, in dem ein Uhu nach dem anderen buchstäblich verschwindet. Waren es im 18. und 19. Jahrhundert die Uhuabschüsse mit Pulver und Blei, die den Uhu dezimierten, so sind es heute die Verluste an Bahnstromleitungen. Diese Verluste sind populationsbiologisch gesehen besonders schwerwiegend, weil beide Täler für den genetischen Austausch zwischen Teilpopulationen und die Wiederbesiedlung von Teilen Westeuropas wichtig sind.

Die EGE hat sich in der Sache mit einer Bitte an Bahnchef Hartmut Mehdorn gewandt: Die Deutsche Bahn AG möge endlich die notwendigen Änderungen an ihrem Leitungsnetz vornehmen und bis dahin die der EGE entstehenden Kosten bei der Suche und Pflege von Uhuwaisen erstatten. So hat Stefan Brücher sich nicht nur Tage und Nächte um die Ohren geschlagen, um die jungen Uhus zu retten, sondern zudem bei den Fahrten zwischen dem Sitz der EGE in Heimbach und Spay beinahe 500 km zurückgelegt - notgedrungen mit dem Auto, nicht mit der Bahn. Hierfür erhält die EGE keine Bundes- oder Länderzuschüsse, sondern ist einzig und allein auf Spenden angewiesen. Wenn Sie den Brief an Herrn Mehdorn lesen möchten, klicken Sie bitte hier.

Die EGE wird Sie, lieber Leser und Bahnkunde, über die Antwort der Bahn AG informieren. Bis dahin bitten wir Sie um eine herzliche Spende. Denn: Es gibt nichts Gutes, außer Sie und wir tun es.

Steinkauzpaar - vor Flöhen geflohen? - Juni 2006

Steinkäuze legen wie alle Eulen rein weiße Eier. Jetzt entdeckte EGE-Mitarbeiter Peter-Josef Müller im nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen ein von den Brutvögeln verlassenes Fünfer-Gelege mit rotbraunen Sprenkeln. Die Zeichnung der Eier gab ein Rätsel auf, das zwischenzeitlich gelöst wurde: Die Sprenkel - genauer kleine Punkte mit einem Stielchen - ließen sich abwaschen und wiesen, so das Ergebnis der chemischen Analyse, Spuren von Blut auf - genauer: von Steinkauzblut. Die Sprenkel sind die Hinterlassenschaften von Flöhen.

Flöhe leben parasitär von Steinkauzblut, das sie zum Teil unverdaut wieder als Kot ausscheiden. Die merkwürdige Sprenkelung ist insofern nichts anderes als das Bewegungsmuster einer Horde unfreiwillig kreativer Parasiten, die sich wohl zunächst über das brütende Steinkauzweibchen und später das Gelege hergemacht hat. Warum die Steinkäuze das Gelege aufgaben, konnte die EGE nicht in Erfahrung bringen. Vielleicht hat es den Steinkäuzen von vielen Blutsaugern geplagt einfach nur gestunken.

Uhuringe kleiner als 22 mm inakzeptabel - Juni 2006

EGE legt Tiermedizinisches Gutachten vor

Anfang Mai hat sich die EGE an Institute und Personen in Europa gewandt, welche Uhus zu wissenschaftlichen Zwecken mit Ringen kennzeichnen. Hintergrund waren Informationen über die Verwendung ungeeigneter Ringe. Daraufhin hat die Vogelwarte Radolfzell die Verwendung von Laschenringen eingestellt.

Dass auch die dringende Empfehlung der EGE, nur Ringe mit einem Innendurchmesser von 22 mm zu verwenden, keinesfalls eine "Glaubensache" ist (so äußerten sich die Experten aus Radolfzell), sondern auf Fakten beruht, belegt ein der EGE vorliegendes Tiermedizinische Gutachten vom 27. Mai 2006, welches die EGE nachfolgend veröffentlicht. - Übrigens sieht auch die Verordnung zur Neufassung der Bundesartenschutzverordnung und zur Anpassung weiterer Rechtsvorschriften vom 16. Februar 2005 in Anlage 6 eine Ringgröße von 22 mm zur Kennzeichnung weiblicher Uhus vor. - Uhuweibchen sind gewöhnlich deutlich größer und schwerer als Uhumännchen.

Tierärztliches Gutachten zur Bestimmung der Mindestgröße von Ringen für die Kennzeichnung des Uhus (Bubo bubo)

Die Beringung von Wildvögeln im Nestlingsalter ist ein altbewährtes Hilfsmittel der ornithologischen Forschung. Es ist selbstverständlich, dass bei dieser Tätigkeit weder dem Individuum noch der Population der betreffenden Vogelart Schaden zugefügt werden darf. Dieser Grundsatz wird sicherlich von der überwiegenden Mehrheit der Beringer auf das sorgfältigste beachtet. Dies ist auch einer der Gründe, dass Beschwerden in dieser Beziehung äußerst selten sind. Trotzdem müssen die angewandten Methoden und Materialien immer wieder neu überprüft und - soweit möglich - verbessert werden.

Auf die aktuelle Auseinandersetzung um die Frage hin, welche Ringgrößen für die Beringung von Uhus geeignet sind, habe ich versucht, einem Uhuweibchen aus einer Volierenhaltung einen offenen Ring anzulegen, dessen innerer Durchmesser nach dem Verschließen genau 20 mm betrug.

Es handelte sich um einen 22 Jahre alten Vogel mit einem Gewicht von 3.500 g. Er war auf der rechten Seite mit einem Ring der Vogelwarte Helgoland von 22 mm Durchmesser versehen. Der Ring ließ sich frei am Fuß drehen und auch in gewissem Maße auf und ab bewegen (Bild 1). Ich legte den "Probering" auf der linken Seite an und verschloss ihn "lege artis" mit einer Zange. Der Ring saß an der engsten Stelle des Fußes, also des Tarsometatarsusschaftes. Er ließ sich weder auf und ab schieben, noch ließ er sich um den Schaft des Fußes drehen (Bild 2).

Beim Beringen von Nestlingen ist in der Regel nicht erkennbar, ob es sich um ein Männchen oder ein Weibchen handelt. Zudem kann zu diesem Zeitpunkt nicht vorhergesehen werden, wie schwer und wie groß das Individuum einmal werden wird. Deshalb rate ich dringend dazu, als Mindestgröße einen inneren Ringdurchmesser von 22 mm zu wählen.

Dr. M. Böttcher
Schleiden, den 27. 5. 2006

Dr. Martin Böttcher, Tierarzt. Postfach 2164, Blankenheimer Str. 3
D-53937 Schleiden
Tel.: +49 2445-911083. Fax: +49 2445-911085
Meine e-mail: dr.martin.boettcher@t-online.de
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Stand der Umrüstung vogelgefährlicher Masten in Deutschland - Mai 2006

EGE richtet Fragen an Länderumweltminister

Fachleute schätzen den Bestand hochgefährlicher Mittelspannungsmasten in Deutschland auf einhundert- bis fünfhunderttausend. An ihnen kommt jährlich eine unbekannte Zahl Vögel zu Tode - darunter auch Uhus. Der im Jahr 2002 neu in das Bundesnaturschutzgesetz eingefügte § 53 "Vogelschutz an Energiefreileitungen" soll diese Gefahr bis 2012 für alle Vögel beseitigen. Die Verpflichtungen des § 53 BNatSchG sind zwar Sache der Netzbetreiber. Der Staat kann sich aber nicht aus der Sache heraushalten. Die Naturschutzbehörden haben darüber zu wachen und darauf hinzuwirken, dass die Vorschriften des Naturschutzrechts eingehalten werden. Dazu zählt auch § 53 BNatSchG. Wie steht es um die Umsetzung dieser Bestimmung? Die EGE hat dazu Fragen an die Länderumweltminister gerichtet.

Anlass der Anfrage sind die Erfahrungen der EGE: "Wir haben den Eindruck gewonnen, so die EGE in Ihrem Schreiben an die Umweltminister, "dass

Bezogen auf das Problem des Mittelspannungsnetzes sind es insbesondere die Länderumweltminister, welche mit den ihnen zur Verfügung stehenden Fachbehörden - vor allem den Staatlichen Vogelschutzwarten - gegenüber den Netzbetreibern die Lösung des Problems auf Länderebene einfordern und durchsetzen müssen. Dazu zählen Mitarbeit an entsprechenden Aktionsplänen der Netzbetreiber und die notwendigen Erfolgskontrollen. Mehr als vier Jahre der zehnjährigen Nachrüstungspflicht sind bereits verstrichen. Aufklärung erwartet die EGE jetzt von den Länderumweltministern:

Die EGE wird die Fachöffentlichkeit auf bewährte Weise über das Ergebnis informieren.

Uhus stehen in NRW unter Drogen - nicht unter Naturschutz - Mai 2006

Nicht viel mehr als ein Zehntel der 140 nordrhein-westfälischen Uhupaare hat die Landesregierung in Europäischen Vogelschutzgebieten geschützt - und auch das nur auf dem Papier. In Wahrheit unternimmt das Land Nordrhein-Westfalen selbst in diesen wenigen Schutzgebieten nichts, um den Uhu tatsächlich vor Störungen und Spaßgesellschaft zu schützen.

Pars pro toto: Die Vorgänge im und um das Naturschutzgebiet "Buntsandsteinfelsen im Rurtal von Untermaubach bis Abenden". Es ist eines der wenigen Gebiete, welche die Landesregierung überhaupt als Europäische Vogelschutzgebiete zum Schutz des Uhus nach Brüssel gemeldet hat. Im März hatte der Uhu in den als "Hochkoppel" bezeichneten Felsen mit der Brut begonnen. Seitdem hatten die Mitarbeiter der EGE um den Erfolg der Brut gebangt. In der Vergangenheit waren hier immer wieder Bruten von Klettersportlern, Ballonfahrern, Personen mit oder ohne Hund zerstört oder vereitelt worden. Manchmal waren junge Uhus vom Rummel am Fels aufgeschreckt in den Tod gesprungen. - Und dieses Jahr?

Am 9. Mai 2006 ist die Brut verlassen und das Nest leer. Uhus sind keine Rabeneltern. Aber, die Uhus haben Eier oder Junge im Stich gelassen. Wen wundert es? Am selben Tag verbringt die Dorfjugend einen sonnigen Nachmittag am Brutplatz - übrigens kiffend.

EGE-Geschäftsführer Wilhelm Bergerhausen hat es im Bild festgehalten. Jeder weiß, dass hier Uhus geschützt werden sollen, das Gebiet nicht betreten werden darf und - das Übertreten des Verbotes (außer für Uhus) folgenlos bleibt.

Bemerkenswert ist der Wortwechsel mit den per Handy herbeigerufenen, aber nicht erschienenen Ordnungshütern:

Bergerhausen: "Bitte kommen Sie, es befinden sich Personen illegal im Naturschutzgebiet."
Polizist: "Welche Hausnummer?"
Bergerhausen: "Es gibt keine Hausnummer. Es ist ein Naturschutzgebiet."
Polizist: "Es gibt kein Naturschutzgebiet."

Irgendwie hat der Polizist Recht. Nur, mit Recht hat das alles nichts zu tun. Was wohl die zuständigen Stellen dazu sagen: Ministerpräsidenten Dr. Jürgen Rüttgers (CDU), Innenminister Dr. Ingo Wolf (FDP), Chef der unteren Landschaftsbehörde und Polizei des Kreises Düren Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Kreuzau Walter Ramm (CDU)?

Übrigens bemühen sich Kreis Düren und Gemeinde Kreuzau gerade um noch mehr Freizügigkeit im Schutzgebiet. Berauschende Aussichten. Die EGE und andere Naturschutzorganisationen haben sich bereits Anfang des Jahres dagegen verwahrt und die Durchsetzung des gemeinschaftsrechtlichen Schutzes verlangt. Wenn Sie diese Stellungnahme der EGE an den Kreis Düren lesen möchten, klicken Sie bitte hier.

Dass die Vorgänge aus dem Rurtal kein Einzelfall, sondern für die Situation des nordrhein-westfälischen Naturschutzes symptomatisch und einfach normal sind, belegt eine aktuelle Beobachtung von EGE-Mitarbeiter Martin Lindner aus dem Sauerland. Dort blieben gerade zwei junge Uhus buchstäblich auf der Strecke - auf einer Route des illegalen Klettersports. Auch dort in einem Naturschutzgebiet. Glück auf, Herr Ministerpräsident.

"Peking-Eule" - Mai 2006

Auf asiatischen Märkten werden nahezu alle Arten wildlebender Tiere zum Verkauf dargeboten vor allem für die Küche und die traditionelle Medizin. So warten Asiens Eulen in Käfigen und Verschlägen auf den Tod im Wok. Das Leid der Tiere lässt vielen ausländischen Touristen, die solche Märkte besuchen, das Herz stocken. Asiens Tiermärkte sind aber mehr als nur ein Ärgernis für Tierfreunde - sie sind ein Problem des internationalen Artenschutzes.

Nun hat die Vogelgrippe auch ein Gutes. Aus Angst vor der Seuche werden in China vermehrt Wildtiere vom Speiseplan gestrichen. Nur noch 28 Prozent der Chinesen aßen im Jahr 2005 Eulen oder Zibetkatzen. Im Jahr 1999 waren es noch 51 Prozent. Dies ergab eine Umfrage der Tierschutzorganisationen WildAid und der chinesischen Vereinigung zum Schutz von Wildtieren CWCA. Befragt wurden 24.000 Menschen in 16 Städten.

So gesehen ist es in der Volksrepublik China nicht allein um Menschenrechte, Religionsfreiheit oder das Selbstbestimmungsrecht Tibets schlecht bestellt, sondern auch um den Schutz der Eulen. Aus Rücksichtnahme auf die Gewinnerwartungen aus den Handelsbeziehungen zum Reich der Mitte spielen Menschenrechte z. B. in der deutschen Außenpolitik keine Rolle - die Rechte der Tiere schon gar nicht. Für die EGE aber schon. Wenn Sie die Bemühungen der EGE im Internationalen Artenschutz unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Die westliche Welt hat zur moralischen Entrüstung allerdings wenig Grund, denn das Leid der Nutztiere und vieler Wildtiere ist hier kaum geringer. Eulen sterben in Europa zwar nicht für ein Aphrodisiakum oder die Lust der Gourmets, wohl aber im Straßenverkehr und vor allem infolge der Zerstörung der natürlichen Lebensräume.

EGE prüft Schutzgebiete und wendet sich an die EU - Mai 2006

Der Uhu ist eine der im Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie genannten Vogelarten, für welche die Mitgliedsstaaten - in Deutschland die Bundesländer - die für die Erhaltung dieser Arten "zahlen- und flächenmäßig geeignetsten Gebiete" zu Schutzgebieten erklären und als solche der Europäischen Kommission melden müssen.

Die EGE hat geprüft, inwieweit die Bundesländer dieser Verpflichtung nachgekommen sind. Das Ergebnis ist wenig zufrieden stellend. Deshalb hat die EGE den nach Bundesländern differenzierten ausführlichen Untersuchungsbericht an die Europäische Kommission geleitet mit der Bitte, die Ergebnisse in das Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland und die laufenden Nachforderungen Brüssels einzubeziehen. Die Kommission verlangt von Deutschland mehr und größere Europäische Vogelschutzgebiete einzurichten - darunter auch solche für den Uhu. Wenn Sie den Bericht der EGE an Brüssel lesen möchten, dann klicken Sie bitte hier.

Uhu im Vogelschutzgebiet "Ahrgebirge", Rheinland-Pfalz

EGE warnt Vogelforschung vor gefährlichen Uhuringen! - Mai 2006

The EGE is warning the ornithologists. You should beware of eagle owl rings!
Les bagues de grand duc sont dangereuses. L’EGE met les ornithologues en garde!

Die Kennzeichnung von Vögeln mit Ringen ist Teil der internationalen Vogelforschung. Die verwendeten Ringe dürfen die Vögel nicht behindern, verletzen oder auf andere Weise gefährden. Deshalb ist beileibe nicht jeder Ringtyp geeignet - auch nicht für die Kennzeichnung von Uhus. So erwiesen sich Laschenringe als viel zu gefährlich - zwar nicht für den Uhu an sich, aber für die Eier, die ein Uhuweibchen bebrütet, das einen solchen Ring trägt. Das hatten Versuche der "Aktion zur Wiedereinbürgerung des Uhus", der Vorläuferorganisation der EGE, mit in Volieren gehaltenen Uhus bereits 1971 gezeigt. An den Ecken und Kanten der Laschenringe waren die Gelege zu Bruch gegangen.

Die von der Ringlasche eingedrückte Eierschale ist auf dem Foto gut zu erkennen. Der Ring stammte übrigens von der Vogelwarte Helgoland, die sich daraufhin für die ausschließliche Verwendung laschenfreie Ringe entschied. Als gefährlich stuft die EGE auch die Verwendung zu kleiner Ringe ein. Sie können bei den größeren Uhuweibchen einwachsen, quälende und tödliche Entzündungen hervorrufen. Wissenschaftliche Vogelberingung aber darf kein Tierversuch sein. Als brauchbar haben sich die Aluminiumringe der schwedischen Firma I. Ö. Mekaniska in Bankeryd erwiesen mit folgenden technischen Maßen: Innendurchmesser 22 mm, Höhe 15 mm, Wandstärke 2 mm.

Die EGE bittet alle Beringungszentralen in Europa und darüber hinaus sowie Personen, die im Dienste dieser Stellen Uhus beringen, die verwendeten Ringtypen zu prüfen und nur geeignete Ringe zu verwenden.

EU legt Deutschen dickes Ei ins Nest - April 2006

Passend zu Ostern 2006 hat die Europäische Kommission den Deutschen ein besonderes Ei ins Nest gelegt: Die Kommission sandte eine letzte schriftliche Mahnung in die Bundeshauptstadt Berlin wegen der unzureichenden Ausweisung Europäischer Vogelschutzgebiete. Deutschlands Schutzgebiete müssten größer und zahlreicher sein, verlangt die Kommission gestützt auf das Vertragswerk von 1979 - der Europäischen Vogelschutzrichtlinie. Darin hatten sich die Mitgliedstaaten zur Einrichtung strenger Schutzgebiete für etwa 180 namentlich genannte europäische Vogelarten verpflichtet. Unter diesen Arten sind z. B. Uhu, Sumpfohreule, Sperlings- und Rauhfußkauz.

Die größten Mängel hält die Kommission dem Bundesland Niedersachsen vor. Aber auch in acht weiteren Bundesländern sei der Ausweisungsstand mangelhaft: Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen. Dem Vernehmen nach herrscht in den Umweltministerien der betroffenen Länder helle Aufregung und hektische Betriebsamkeit.

Nicht ohne Grund: Die genannten Länder müssen nun schleunigst weitere Europäische Vogelschutzgebiete einrichten und an Brüssel melden, wollen sie die Verurteilung des Europäischen Gerichtshofes und die Zahlung empfindlicher Strafgelder noch abwenden. Zu den zu schützenden Gebieten dürften auch solche gehören, die eigens oder auch zum Schutz des Uhus erforderlich sind. In Niedersachsen z. B. leben zwar 80 Uhupaare, das Land hat zum Schutz des Uhus aber kein einziges Europäisches Vogelschutzgebiet eingerichtet. Nur wenig besser ist die Lage im Saarland und in Nordrhein-Westfalen. Noch vor wenigen Monaten hatten die Umweltminister Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens die EGE auf Anfrage wissen lassen, die Einrichtung weiterer Schutzgebiete für den Uhu sei nicht nötig oder auch gar nicht möglich. Immerhin das Saarland teilte im Februar 2006 mit, von den 16 Uhupaaren des Landes drei in Europäischen Vogelschutzgebieten schützen zu wollen.

Die Europäische Kommission hatte bereits vorangegangene Mahnschreiben auch auf die von der EGE vorgelegten Untersuchungsergebnisse gestützt. Wenn Sie sehen möchten, wie zutreffend die EGE schon damals die Lage und die weitere Entwicklung charakterisierte, dann klicken Sie bitte hier.

Stummer Frühling im Steinkauzrevier - April 2006

Mitte April beginnen Steinkäuze am Niederrhein, in der Westfälischen und Kölner Bucht mit der Brut. Eigentlich. In diesem Jahr ist offenbar alles anders: Viele Steinkauzreviere scheinen wie ausgestorben zu sein. Schon zuvor im März - üblicherweise der Monat der Steinkauzbalz - haben die Mitarbeiter der EGE kaum einen Steinkauz rufen gehört. Vielleicht waren die Käuze nicht in der rechten Stimmung. Wer könnte es ihnen verdenken? In den letzten dreißig Jahren war der März nur dreimal kälter als heuer. Dauerfrost, geschlossene Schneedecke und stürmischer Nordostwind hatten selbst die klimatisch begünstigten Dichtezentren der Art in Nordrhein-Westfalen fest im Griff.

Die Ursache für die stummen Frühlingsnächste ist aber vermutlich viel ernster: Die EGE befürchtet, dass jeder fünfte Steinkauz im letzten Winter an Nahrungsmangel zugrunde gegangen ist. Mäuse und Kleinvögel sind in der aufgeräumten Landschaft von heute generell knapp - vor allem aber in einem harten Winter. Eine hohe Sterberate können Steinkäuze unter normalen Umständen innerhalb weniger Jahre wieder wettmachen. Aber wo treffen Steinkäuze noch normale Umstände an? In der Kölner Bucht z. B schreitet die Zerstörung der alten Obstbäume am Rand der Dörfer fort. Zudem werden Steinkäuze Opfer des Straßenverkehrs. Deshalb gibt es so wenige Steinkäuze wie noch nie. Und deshalb trifft der Adlerlass des Winters 2005/06 den Steinkauz besonders hart. Jetzt und in den folgenden Jahren sind besondere Anstrengungen notwendig, damit die Lebensräume des Steinkauzes nicht auf Dauer verwaist bleiben. Wenn Sie der EGE hierbei helfen möchten, klicken Sie bitte hier.

EGE Schwalbenprojekt - April 2006

Die ersten Schwalben sind wieder da. Schwalben sind selbstverständlich keine Eulen. Sie leben aber dort, wo auch Steinkauz und Schleiereule zuhause sind: im Dorf, auf Bauerhöfen und auf dem Land. Vor allem aber sind Rauch- und Mehlschwalben um nichts weniger im Bestand bedroht als Europas Eulen. Deshalb sorgt sich die EGE auch um die Zukunft der Schwalben und nutzt die guten Kontakte zu Städten, Gemeinden und Landwirten, um dort für den Schutz der Schwalben zu werben. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie mehr über das Schwalbenprojekt der EGE erfahren möchten.

Die Eule, die Weisheit und der Tod - April 2006

Keine Friedenstaube - nur eine Schleiereule. Keine wogenden Weizenfelder - nur der Stacheldraht der US-Armee. Das ist die Lage im Irak Ostern 2006. Eulen sind dem Menschen Symbol der Weisheit und des Todes. Unter den Angehörigen der amerikanischen und britischen Streitkräfte im Irak gibt es viele "Birder", welche ihre Vogelbeobachtungen festhalten und wie hier die Schleiereule in das weltweite Netz stellen so wie andere Armeeangehörige ihre Bilder. Aus den Gefängnissen zum Beispiel. So hat Amerika zwar keine Massenvernichtungsmittel entdeckt, aber ganz nebenbei "the iraqi birds".

Stromtod und Uhus - Netzbetreiber und Länderumweltminister müssen endlich handeln! - April 2006

Seit Beginn des Ausbaus des Energieleitungsnetzes steht außer Frage, dass bestimmte Mastkonstruktionen und Seilanordnungen von Mittelspannungsleitungen Vögel in hoher Zahl durch Stromschlag töten. Obgleich längst technische Lösungen für die vogelschutzkonforme Konstruktion neuer und die Nachrüstung alter Masten entwickelt wurden, gibt es noch gefährliche Masttypen. An ihnen kommen jährlich nach wie vor zahlreiche Vögel zu Tode. Betroffen sind vor allem Großvogelarten. Eine von ihnen ist der Uhu. Allein in der Eifel kamen zwischen 1983 und 1989 - also in nur sieben Jahren - nachweislich 80 Uhus durch Stromschlag zu Tode.

Der im Jahr 2002 neu in das Bundesnaturschutzgesetz eingefügte § 53 "Vogelschutz an Energiefreileitungen" soll diese Gefahr für alle Vögel beseitigen. Seither dürfen die Netzbetreiber neue Leitungen nur noch so errichten, dass Vögel vor Stromschlag geschützt sind. Alte hochgefährliche Leitungen müssen bis 2012 umgerüstet sein. Aber werden die Netzbetreiber halten, was das Gesetz von ihnen verlangt? Welche Rolle spielen die Länderumweltminister und die Staatlichen Vogelschutzwarten bei der Durchsetzung dieser Pflichten? Sind sie auf diese Aufgabe hinreichend vorbereitet? Was ist mit den Oberleitungen der Bahn, welche der Gesetzgeber von den Konstruktions- und Nachrüstungspflichten des § 53 ausdrücklich ausgenommen hat?

Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt der bundesweiten Fachtagung in Muhr am See vom 31. März bis 2. April 2006. Spätestens ab 2012 ist jeder vom Strom erschlagene Uhu oder Weißstorch Beweis für mangelnde Gesetzestreue der Netzbetreiber und aber wohl auch Ausweis für das Versagen des Staates.

Klicken Sie bitte hier, wenn Sie den Beitrag der EGE zu dieser Fachtagung lesen möchten.

Uhu und BMU - April 2006

Eulen sind ein bemerkenswertes Evolutionsphänomen. Die 35-seitenstarke Broschüre des Bundesumweltministeriums aus dem Jahr 2005 ist es auch. Wenn Sie lesen möchten warum, klicken Sie bitte hier.

Tagungsband Uhusymposium - März 2006

Ende April 2005 fand in Aschaffenburg ein internationales Symposium "Der Uhu - Vogel des Jahres im Aufwind?" statt. Jetzt liegen die Beiträge der Referenten aus sieben europäischen Ländern als Tagungsband vor. Auf 140 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und Tabellen bietet das Heft einen Querschnitt über das aktuell verfügbare Wissen über Verbreitung, Bestand, Biologie, Gefährdung und Schutz des Uhus in Europa. Das Heft - Ornithologischer Anzeiger Band 44 Heft 2/3 - enthält auch die Tagungsbeiträge der EGE-Mitarbeiter:

Das Heft kann zum Preis von 14,90 Euro + Versandkosten bezogen werden beim
LBV
Eisvogelweg 1
91161 Hilpoltstein
Telefon 09174/4775-0
Fax 09174/4775-75
e-Mail artenschutz@lbv.de

Leben nach dem Tode - März 2006

Vor 20 Jahren starb der Organisator der Wiederansiedlung des Uhus in Deutschland, Oswald Freiherr von Frankenberg und Ludwigsdorf. Er befasste sich schon mit der Haltung und Zucht von Uhus und Vorversuchen für eine Wiederansiedlung als noch niemand an eine Rückkehr des Uhus dachte. Beigesetzt wurde Oswald von Frankenberg auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg.

Seit einigen Jahren brüten Uhus, zu deren Schutz Oswald von Frankenberg zeitlebens gewirkt hat, in der Elbmetropole. Und hier ausgerechnet auf dem Ohlsdorfer Friedhof nur einen Steinwurf von seinem Grab entfernt. 2005 wuchsen im Schutz eines Grabmals und unter den staunenden Blicken der Friedhofsbesucher drei stattliche junge Uhus heran.

Nur ein Zufall, die dankbare Geste eines weisen Vogels oder Indiz für ein Leben nach dem Tod? Oswald von Frankenberg wird es wissen.



Dank an Annette von Aretin - März 2006

Am 1. März 2006 starb in München im Alter von 85 Jahren Annette von Aretin. Seit den fünfziger Jahren gehörte sie zu Robert Lembkes Team im unvergessenen Ratespiel des Bayerischen Fernsehens "Was bin ich?" Als "grand dame" der guten Fernsehunterhaltung warb sie nach ihrer Pensionierung mit ihrer großen Popularität, viel Herz und Verstand bei Banken, Industriellen und einfachen Leuten charmant und überaus wirkungsvoll für die Anliegen der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.. Über die Gründe ihres Engagements gab sie selbst Auskunft:

"Die EGE ist mit der Bitte an mich herangetreten, in der Öffentlichkeit für den Uhu und die Eulen um Verständnis, Überleben und Unterstützung zu werben. Ich tue das gerne, weil Naturschutz für das Überleben der Menschheit notwendig ist und die Eulen mich schon seit meiner Jugendzeit fasziniert und mein Leben lang begleitet haben. Mein Herz schlägt im Besonderen auch für Eulen. Ich habe mich entschlossen bei der EGE mitzumachen, weil die EGE nicht nur ein Naturschutzverband wie viele andere ist, sondern darüber hinaus wesentliche Erfolge erzielt hat - gerade im Schutz des Uhus. Ich will die EGE unterstützen, diesen Erfolg für alle Eulen auszuweiten."

Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen trauert um Annette von Aretin. Sie hat sich bleibende Verdienste um die Sache des Naturschutzes erworben und bleibt unvergessen.

Ein Königreich für einen Uhu - März 2006

Seit mindestens 10 Jahren brüten Uhus wieder im Königreich der Niederlande. Es dürfte sich um die Nachfahren jener Uhus handeln, welche die EGE in der Eifel freiließ oder die in der Eifel geboren worden sind. Zuvor war der König der Nacht in den Niederlanden ausgestorben. Dass der Uhu auch in den Niederlanden nach wie vor des Schutzes bedarf, zeigt der Bericht der niederländischen Uhuschützer von Gejo Wassink: Im Jahr 2005 wären beinahe zwei Bruten durch Bodenabbauaktivitäten verschüttet worden. An einem anderen Brutplatz sollte bei einer Schießsportveranstaltung um die Wette geschossen werden. Eine Zielscheibe stand genau unter dem Uhunest. In allen Fällen sind die niederländischen Uhuschützer eingeschritten. Alle jungen Uhus wurden gerettet.

In den ersten Monaten des Jahres 2006 sind in den Niederlanden vier Uhuvorkommen bestätigt worden: drei in der Provinz Limburg und eines in der Provinz Gelderland. Ein weiteres schon länger bekanntes Uhupaar in der Provinz Limburg ist 2005 in die Bundesrepublik Deutschland umgezogen. Dort brüten diese Uhus in einem alten Bussardnest. Es lebe der Uhu. Es lebe die niederländisch-deutsche Freundschaft.

Das erste Uhuei 2006 - Februar 2006

Im Februar herrschen zwar auch im klimatisch begünstigten Moseltal bei Cochem noch winterliche Temperaturen. Die früheste EGE-Beobachtung brütender Uhus kommt aber wie so oft gerade von dort. Das erste Ei wurde am 10. Februar gelegt. Nach fünf Wochen Brutzeit ist mit dem ersten jungen Uhu um den 17. März herum zu rechnen. Wenn die Brut nicht gestört wird und alles gut geht. - Ein Blick durchs Schlüsselloch: Das unten zu sehende Foto zeigt das brütende Uhuweibchen - um jede Störung auszuschließen, wurde dieses Bild mit einem leistungsstarken Fernrohr aus sehr großer Entfernung aufgenommen. Nichts ist jetzt wichtiger als der Schutz vor Störungen.

Kauzbild mit Geschichte - Februar 2006

Dieses Steinkauzfoto stellten Annaliese und Alfred Trunk aus dem österreichischen Burgenland der EGE für diese Webseite kostenlos zur Verfügung. Sie erzählten der EGE auch die Geschichte zu diesem Steinkauzpaar und der hohlen Pappel auf diesem Bild. Das Steinkauzmännchen entdeckten die beiden im April 2004 in einer alten Pappelallee nahe des österreichischen Nationalparks "Seewinkel" im Burgenland:

"Wir sahen den Kauz immer wieder und wunderten uns, dass er noch am Leben war, denn die Allee wurde von den einheimischen Jugendlichen gerne als Rennstrecke benutzt. Irgendwann beobachteten wir, wie der Kauz Mäuse in die hohle Pappel hineintrug. Kurz und gut - der Kauz fütterte seine brütende Gefährtin. Während der nächsten zwei Monate verbrachten wir jede freie Minute vor diesem Baum und erfreuten uns am Familienleben des kleinen Koboldes. Drei Junge wurden Mitte Juni flügge. Wir freuten uns schon auf die Brut des nächsten Jahres und die Fortsetzung unserer Beobachtung.

Aber, leider wurde nichts daraus. Die herrliche alte Allee, die nicht nur für den Steinkauz, sondern auch für Pirol, Blutspecht, Turmfalke und Schwarzstirnwürger Lebensraum war, wurde im Winter Opfer der Motorsäge. Und das in unmittelbarer Nähe des Nationalparks. Daher begrüßen wir die Arbeit der EGE und wünschen ihr viel Erfolg und eine große Anzahl Jungvögel."

Die EGE dankt Annaliese und Alfred Trunk aus Österreich herzlich. Sie dankt allen Bildautoren, die mit Ihren Aufnahmen die Arbeit der EGE unterstützen!

Alter Kauz - Februar 2006

Die Lebenserwartung eines Steinkauzes ist nicht gerade hoch. Sie beträgt im Mittel 2,8 Jahre. Steinkäuze kommen unter die Räder des Straßenverkehrs, sterben an vergifteten Mäusen, verhungern im Winter oder ertrinken in einer Viehtränke. Das Leben der Steinkäuze ist hart. Umso erstaunlicher ist die aktuelle Beobachtung der EGE aus dem nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen am Nordrand der Eifel. Ein im Juli 1995 als Nestling beringter Steinkauz fanden EGE-Mitarbeiter bei der Kontrolle von Brutplätzen im Februar 2006 - genau 3879 Tage nach der Beringung. Der Kauz, vermutlich ein Weibchen, mit der Ringnummer 4230553 des Instituts für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland" verschlief den Tag in einer Steinkauzröhre. Beringungs- und Wiederfundort sind nur dreizehn Kilometer voneinander entfernt. Der besagte Steinkauz ist also nicht nur mit mehr als elf Jahren sehr alt, sondern auch ortstreu. Der älteste jemals beobachtete Steinkauz war dreizehn Jahre alt.

Überleben im Strombaum - Februar 2006

Jahr für Jahr verunglücken tausende Vögel an ungesicherten Mittelspannungsmasten - auch Uhus. Das Bundesnaturschutzgesetz verpflichtet die Netzbetreiber, diese Masten spätestens bis 2012 so umzurüsten, dass keine Vögel mehr zu Schaden kommen. Fachleute haben Zweifel, ob die Netzbetreiber diese gesetzliche Verpflichtung fristgerecht umsetzen werden. Dabei ist das Umrüsten der Masten vergleichsweise einfach. Problem und praktische Lösung des Problems sind Gegenstand des bundesweiten Kongresses deutscher Naturschutzverbände vom 31.03. bis 02.04.2006 im Altmühlsee-Informationszentrum in Muhr am See. Die EGE unterstützt die Tagung mit einem Beitrag "Stromtod und Uhus - Anforderungen der Europäischen Vogelschutzrichtlinie."

Informationen bei
Dr. Dieter Haas
Programmkoordination
Zillhauser Str. 36
D 72459 Albstadt
Tel. 07432/30 21(abends)
Fax 07432/1 43 10
e-Mail: DGHaas@web.de

Tote Mäuse - tote Eulen - Februar 2006

In Nordrhein-Westfalen häufen sich im Winter 2005/06 Meldungen über auf landwirtschaftlichen Nutzflächen tot aufgefundene Greifvögel und Eulen. Zugleich werden von Teilen der Landwirtschaft massive Schäden an der Grasnarbe von Grünlandflächen durch Feld- und Wühlmäuse beklagt. Inwieweit die Todesfälle auf die unsachgemäße Anwendung von Rodentiziden zurückzuführen sind, wird sich vermutlich - so wie bereits bei ähnlichen Beobachtungen in den Vorjahren - nicht klären lassen. Die zur Nagerbekämpfung eingesetzten Mittel dürfen zwar nur in die Gänge der Nager gelegt werden, es muss aber damit gerechnet werden, dass die Nager mit Vergiftungserscheinungen das Erdreich verlassen und dort zur leichten Beute der Graureiher, Greifvögel und Eulen werden. Auf diese Weise kann das Gift leicht die besten Verbündete der Landwirte treffen - etwa die Schleiereule, eine "fliegende Mausefalle".

Landwirtschaftsministerien und die für die Zulassung der Mittel verantwortlichen Behörden stellen ein solches Sekundärvergiftungsrisiko regelmäßig in Abrede. Allerdings weniger mit Argumenten als vielmehr aus der Haltung heraus "es kann nicht sein, was nicht sein darf". Die EGE rät deshalb den Landwirten, generell auf den Einsatz von Rodentiziden zu verzichten und stattdessen den Gegenspielern der Nager mehr Lebensmöglichkeiten zu bieten: einen Brutplatz für Schleiereulen in der Scheune, Hecken und Gebüsche für Wiesel, einen Baum als Ansitzwarte für Bussard und Turmfalke am Rand des Feldes.

Der Uhu und die Jagd - Februar 2006

Die erfolgreiche Wiederansiedlung der Uhus in Deutschland ist auch der ökologischen Einsicht und dem Engagement vieler Jäger zu verdanken. Zu diesem Engagement haben die Kontakte zwischen Jägern und Oswald von Frankenberg, dem Geschäftsführer der international bekannten Puma-Werke in Solingen und Nestor der Uhuwiederansiedlung, wesentliche beigetragen. Dass Jäger nicht nur ökologischen Sachverstand für sich reklamieren, sondern auch tatsächlich besitzen, zeigen die Ergebnisse einer Expertenbefragung in der Ausgabe 9/2005 der in Hamburg erscheinenden Jagdzeitschrift "Jäger" zu der Frage "Brauchen wir eine Jagdzeit für den Uhu?". Die Sachverständigen und Vertreter verschiedener der Jagd zugehöriger Organisationen und Einrichtungen erteilen darin allen Überlegungen angesichts der wieder gewonnenen Uhubestände die Jagd auf Uhus zuzulassen eine unmissverständliche Absage.

Der Niedergang der Niederwildbestände könne unmöglich dem Uhu angelastet werden. Vielmehr leide der Uhu selbst unter diesem Rückgang. Auch der Umstand, dass der Wanderfalke zum Beutespektrum des Uhus zähle, rechtfertige keinen Schuss auf einen Uhu. Eine abweichende Meinung vertritt nur einer der Befragten - Dr. Heinrich Spittler, den das Magazin als "Jagdwissenschaftler und Niederwildexperte" zitiert: Die Zahl der Uhus zu begrenzen, sei "nicht nur angezeigt, sondern sogar notwendig". - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V. kommentiert die Außenseitermeinung mit Gelassenheit: Dr. Spittler sei für ebenso eigenwillige wie extreme Meinungsäußerungen bekannt und der Erich van Däniken in der Jagdwirtschaft. Mit den bekannten Weisheiten Dr. Spittlers könne es jeder durchschnittlich weise Uhu aufnehmen.

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