Nachrichten Jahrgang 2008
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Von Schnee und Schnee-Eulen - Dezember 2008
Nach dem zweifelsfreien Dafürhalten der deutschen Öffentlichkeit ist nichts so sehr bedroht wie das globale Klima. Knut und den anderen Zooeisbären sei Dank. In Wahrheit war das Klima nie stabil. Die Frage ist nur, inwieweit Veränderungen des Klimas auf zivilisatorische Einflüsse zurückgehen oder doch nur natürlichen Ursprungs sind oder (was vielleicht wahrscheinlicher ist) beides zusammen kommt. So ganz ausgemacht ist die Antwort darauf entgegen der öffentlichen und veröffentlichten Meinung nämlich nicht. Das Klima hat sich nicht nur im Verlaufe erdgeschichtlicher Zeiträume immer wieder gewandelt, sondern auch ein so verhältnismäßig kurzer Zeitabschnitt wie das letzte Jahrtausend erlebte teils abrupte Klimaänderungen vom Mittelalter bis in die Neuzeit mit teils drastischen Auswirkungen auf die Zeitgeschichte. Änderungen, für die der anthropogene CO2-Ausstoß nicht verantwortlich gemacht werden kann, weil es ihn bis in die allerneueste Zeit nicht gab.
Die jüngste Klimageschichte ist Gegenstand des Buches von Josef H. Reichholf "Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends", die im Fischer Verlag jetzt auch als Taschenbuch erschienen ist. Die Abhandlung bietet, was in einer um Schlagzeilen und Katastrophenmeldungen bemühten Berichterstattung kaum Platz hat: sachlich und historisch fundierte Information, um Vergangenheit und Gegenwart besser zu verstehen und die richtigen Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können. Ein Buchtipp abseits des Mainstreams der Klimadebatte und fernab apokalyptischer Szenarien.
Reichholf ist Evolutionsbiologe und Professor für Ökologie und Naturschutz an der Technischen Universität München. Einem "weiter so" in der Energiepolitik reden weder der Autor noch die EGE das Wort. Die Verbrennung fossiler Rohstoffe ist aus vielerlei Gründen umweltpolitisch unverantwortlich - selbst dann, wenn sie ohne Einfluss auf das globale Klima wäre.
Wenn der Eisbären Lebensraum tatsächlich abschmilzt (was im letzten Jahrtausend schon vorkam und Grönland Getreideanbau bescherte), dann trifft es auch andere arktische Bewohner: die Schnee-Eulen zum Beispiel. Seit einhundert Jahren scheint ihr Bestand in Skandinavien stetig abzunehmen, wofür klimatische Veränderungen angeführt werden. Schnee-Eulen brüten nur dann, wenn es viele Lemminge gibt. Lemminge sind die Hauptbeutetiere der Schnee-Eulen. Der Bestand der Lemminge wiederum könnte in einem Zusammenhang stehen mit der Höhe und Dichte der Schneedecke im Jahresverlauf.
In einem ausgewählten Gebiet Grönlands haben Biologen Schnee-Eulen und Lemminge in den letzten zwanzig Jahren beobachtet. Die Forscher stellten fest, dass dort nur in sechs von einundzwanzig Jahren Schnee-Eulen vorkamen. Zu ihrer Anwesenheit waren Lemmingdichten von mindestens zwei Tieren pro Hektar zum Winterende erforderlich. Erreichte die Lemmingdichte hingegen fünfzehn und mehr Tiere je Hektar, brüteten die Eulen in Maximaldichten von ca. 0,17 Paaren je Quadratkilometer. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie mehr über Schnee-Eulen erfahren möchten.
Jahre mit Massenvermehrungen der Lemminge hat es in den letzten Jahrzehnten kaum mehr gegeben. Die EGE wünscht den Schnee-Eulen am Polarkreis deshalb Lemminge im Überfluss, allen Besuchern der Website frohe - wenn es gefällt natürlich weiße - Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2009!
Wenn Sie das alte Jahr mit einer guten Tat beenden oder das neue mit einer solchen beginnen möchten, bedenken Sie bitte die EGE mit Ihrer Spende. Die Mitarbeiter der EGE zahlen sich keine Gehälter, sondern jede Spende fließt unvermindert in die Projekte der EGE. Die EGE verspricht Ihnen zwar nicht die Rettung des globalen Klimas, aber doch den Einsatz für den Schutz der Natur hierzulande.
Fernsehtipp
Wenn Sie die EGE auch an Weihnachten nicht missen möchten, können Sie ihr am 25. Dezember 2008 um 17:45 Uhr im Fernsehen begegnen. Der WDR berichtet in der Reihe "Auf Expedition in Nordrhein-Westfalen" u. a. über das Projekt der EGE zum Schutz des Uhus. Der Titel der 45minütigen Sendung lautet: "Biber, Lachs und schroffe Felsen".
RWE gibt nach - Dezember 2008
RWE räumt erstmals ein, sich an die Verpflichtung des § 53 des Bundesnaturschutzgesetzes halten zu wollen und bis spätestens 2012 alle für Vögel hoch gefährlichen Mittelspannungsmasten umzurüsten. Anstatt alle Masten umzurüsten, hatte das Unternehmen in Nordrhein-Westfalen Vogelschutzmaßnahmen lediglich auf knapp 15 % der Fläche beschränken wollen. Dabei berief es sich auf fragwürdige Absprachen mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die sich gegenüber dem Stromriesen in dieser Sache als schwach erwiesen hatte.
Nachdem Mitte November erneut ein Uhu an einem ungesicherten, zudem an einem widerrechtlich nach 2002 errichteten Mast der RWE ums Leben gekommen war und hierüber die Medien berichtet hatten, geriet das Unternehmen offenbar unter Druck. Die "Aachener Nachrichten" (AN) vom 29. November 2008 zitieren den Leiter "Unternehmenskommunikation" der RWE, Theo Horstmann: "Selbstverständlich befolgen wir geltendes Recht und rüsten alle Masten bis 2012 um." Einen Tag zuvor hatte das Unternehmen noch auf der alten Position beharrt. Das ist das erste Mal, dass RWE öffentlich ausspricht, die Forderung des Gesetzgebers zu akzeptieren, so die AN.
Bis 2012 hat RWE etwa 80.000 Masten umzurüsten, Schätzungen zufolge etwa 30.000 allein in NRW. Ob das tatsächlich auch geschieht, soll nach Auskunft des Sprechers des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums, Wilhelm Deitermann, maßgeblich die Abteilung Vogelschutz im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz kontrollieren, schreiben die AN und ergänzen mit zweifelndem Unterton: "Nach Recherchen dieser Zeitung besteht diese Abteilung aus zwei Angestellten."
Tatsächlich rechnet mit einer fristgerechten Umrüstung niemand. Das Unternehmen hat viel Zeit der ihm seit 2002 gesetzlich eingeräumten Frist verstreichen lassen.
Auch dann, wenn RWE die Reichweite des § 53 des Bundesnaturschutzgesetzes nicht länger bestreitet, ist Skepsis angebracht. Das Unternehmen könnte darauf vertrauen, dass die Versäumnisse von niemandem aufgedeckt werden - von den beiden Angestellten nicht und nicht einmal von den vielen Tausend Hobby-Ornithologen im Land. Denn die wenigsten Vogelschützer sind in der Lage, gefährliche von ungefährlichen Masten zu unterscheiden oder willens, Masten auf Todesopfer hin abzusuchen und die Versäumnisse der Stromkonzerne aufzudecken. Genau dieses wäre aber eine lohnende Aufgabe.
Klicken Sie bitte hier (pdf-Datei, ca. 360 KB), wenn Sie den Bericht aus den "Aachener Nachrichten" vom 29. November 2008 lesen möchten.
Strafanzeige gegen RWE - November 2008
Im nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen ist ein streng geschützter Uhu an einem ungesicherten Strommast ums Leben gekommen. Die tote Eule wurde Mitte des Monats von Ornithologen direkt unter dem Mast einer Mittelspannungsleitung gefunden.
Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) und das Bonner Komitee gegen den Vogelmord gehen davon aus, dass der seltene Vogel sterben musste, weil der Stromkonzern RWE beim Bau des Mastes gegen Naturschutzbestimmungen verstoßen hat. "Dieser Mast ist illegal errichtet worden. Wir haben deshalb am Montag Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Bonn erstattet", so Komiteepräsident Heinz Schwarze.
Gefährliche Mittelspannungsmasten sind der Grund für den Tod zahlreicher Vogelarten wie Seeadler, Rotmilan, Weißstorch und Uhu. Bei Berührung spannungsführender Teile der Masten können größere Vögel aufgrund ihrer Größe leicht Erd- und Kurzschlüsse verursachen, die zu einem tödlichen Stromschlag führen. Der Bundesgesetzgeber hat deshalb im Jahr 2002 die Errichtung gefährlicher Masttypen strikt verboten. Der für das zweijährige Uhu-Weibchen tödliche Mast im Kreis Euskirchen wurde ausweislich der am Mast befindlichen Plakette im Jahr 2005, also drei Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes errichtet und hätte demnach vogelsicher konstruiert sein müssen.
Ein Einzelfall? Wohl kaum, denn RWE wurde von der EGE in den letzten Jahren mehrfach auf vogelgefährliche Mast-Neubauten in der Eifel hingewiesen. Diese Masten seien irrtümlich errichtet worden, hatte das Unternehmen eingeräumt, als ihm die EGE die Standorte mitgeteilt hatte.
In der Eifel - einem der Dichtezentren der Uhus in Deutschland - enden nach vorsichtigen Schätzungen der EGE pro Jahr etwa 50 Uhus im Strom. "Das entspricht etwa einem Viertel des gesamten Nachwuchses einer Brutsaison", klagt Stefan Brücher, 1. Vorsitzender der EGE. Solche Verluste sind der Grund, warum der Uhubestand in manchen Gebieten wieder rückläufig ist und Europas größte Eulenart selten bleibt. Ganz ähnlich trifft es viele Greifvögel, Weiß- und Schwarzstörche. Dabei sind längst technische Lösungen für eine vogelschutzkonforme Konstruktion neuer Masten und das Nachrüsten alter Masten entwickelt worden.
RWE steht wegen des unzureichenden Vogelschutzes an Mittelspannungsmasten seit langem in der Kritik. Das Unternehmen lehnt es zum Beispiel ab, alle für Vögel gefährliche Masten in Nordrhein-Westfalen fristgerecht zu entschärfen. In den Augen der Vogelschützer ein Skandal, denn neben dem Verbot des Neubaus gefährlicher Masten verlangt das Bundesnaturschutzgesetz von den Netzbetreibern auch die vogelfreundliche Umrüstung aller alten Masten bis spätestens 2012.
Diakonie an der Schöpfung - November 2008
Die Kirche ist das Haus Gottes und des Gebetes - und, wenn die Kirchenleitung ein Herz hat, auch eine Zuflucht für Schleiereulen und andere Tierarten. Die Tafel im Bild, deren Entwicklung von der Bundesumweltstiftung (DBU) geförderte wurde, macht dies deutlich. Dargestellt ist stellvertretend für viele Gotteshäuser die spätbarocke Dorfkirche in Brahmenau-Groitschen in Thüringen mit ihren aktuellen oder erwarteten Bewohnern.
Die Lehrtafel verdankt sich einer Initiative der Interessengemeinschaft zur Erhaltung dieses Gotteshauses; Idee und Gestaltung Sebastian und Dr. Christiane Schopplich. Die Tafel ist ein Lehrstück für kirchlich getragenes Engagement im Naturschutz und versteht sich als Appell an alle Kirchengemeinden, damit das Bekenntnis zur Bewahrung der Schöpfung keine Leerformel bleibt. Die Tafel kann erworben werden bei "Natur im Bild GmbH", Olenhuser Landstr. 20 b, D 37124 Rosdorf, www.natur-im-bild.com.
Ein schönes Beispiel für kirchliches Engagement zum Schutz der Schleiereule ist auch das kürzlich in der Reihe "Der kleine sakrale Kunstführer" erschienene Heft 15 "Die Gotteshäuser im Kirchspiel Flemmingen". Darin findet sich nämlich nicht nur Wissenswertes aus der Kirchen- und Baugeschichte der Gotteshäuser im Nordosten Thüringens, sondern auch ganz Zeitgemäßes über einen "Kirchgänger seit ewigen Zeiten" - Die Schleiereule.
Es ist dies der erste der EGE bekannte Kirchenführer, der Baudenkmalpflege und Naturschutz verbindet. Ein Beispiel, das Schule machen sollte. Der 92 Seiten umfassende Kirchenführer kann bezogen werden beim Verlag Beier & Beran, Thomas-Müntzer-Straße 103, D-08134 Langenweißbach, Tel. 037603/3688, Fax 037603/3690, www.beier-beran.de, Verlag@beier-beran.de.
Vor dreißig Jahren erreichte der Gründer der EGE, Wilhelm Bergerhausen, in den Bistümern Köln und Aachen die Öffnung zahlreicher Kirchtürme, aus denen zuvor bei Sanierungen und aus übersteigertem Ordnungssinn Schleiereulen ausgesperrt worden waren. Das Bild zeigt eine in den 1990er Jahren von ihm beringte Schleiereule. Mit diesem Bild erinnert die EGE an ihren im November 2006 verstorbenen Gründer.
Beschränkungen nicht ausgeschlossen - November 2008
Auf Betreiben der nordrhein-westfälischen Landesregierung soll in den Buntsandsteinfelsen des Rurtals mehr geklettert werden als derzeit erlaubt ist. In den Verhandlungen, die dazu am 30. Oktober 2008 beim zuständigen Kreis Düren zwischen Naturschutzbehörden, -verbänden, Alpenverein und Kommunen begonnen haben, machten die Naturschutzvertreter deutlich, dass für solche Lockerungen kein Spielraum besteht. So sei beispielsweise die Situation der betroffenen fünf Uhupaare schon kritisch genug. Die vom Kreis vorgesehene Überprüfung der bisherigen Regelungen könne - statt zu der vom Deutschen Alpenverein geforderten Freigabe weiterer Felsen - ganz im Gegenteil zu zusätzlichen Beschränkungen führen. Der Landrat des Kreises Düren, der die Verhandlung selbst leitete, sagte eine ergebnisoffene Prüfung zu.
Verhandlungen beginnen - Oktober 2008
Nach sechs (!) Wochen scheint der Deutsche Alpenverein seinen Irrtum bemerkt zu haben. Die von ihm als Uhuaufnahmen veröffentlichten Bilder von Mäusebussarden wurden von der Website des Vereins genommen. Mit den Aufnahmen hatte der Verein die Vereinbarkeit von Klettersport und Uhuschutz belegen wollen. Gerade die Klettersportseite betont immer wieder, schützen könne man nur, was man kennt. Bei der Geburtstagsfeier "100 Jahre Klettern in der Nordeifel" am 13.09.2008 in Nideggen waren die falschen Uhus Innenminister, Landrat und Öffentlichkeit buchstäblich untergejubelt worden. Die EGE hatte öffentlich wirksam auf den Missgriff hingewiesen.
Eine solche Fehlbestimmung mochte sich der Verein offenbar nicht länger im weltweiten Netz leisten. Schließlich beginnen jetzt die Verhandlungen über die Freigabe bislang beruhigter Uhufelsen im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel. Der Landrat des Kreises Düren wird sie leiten. Dem Vernehmen nach sollen die Lockerungen auf Druck von Innenminister Ingo Wolf (FDP) durchgesetzt werden. Die EGE hätte sich diesen neuerlichen Konflikt mit dem Klettersport gerne erspart. Sie sieht für eine Lockerung schon deshalb keinerlei Spielraum, weil der Erhaltungszustand der lokalen Uhupopulation in diesem Europäischen Vogelschutzgebiet trotz erreichter Verbesserungen nach wie vor ungünstig ist. Erst vor wenigen Jahren war unter Mühen der jetzige Kompromiss erreicht worden. Der christlich-liberalen Koalition in Düsseldorf hingegen geht der Kompromiss zu Lasten der Natur noch nicht weit genug. Über Verlauf und Ergebnisse der Verhandlungen wird Sie die EGE auf dieser Website informieren.
Junge Künstler ausgezeichnet - Oktober 2008
Groß war die Resonanz beim Malwettbewerb "Kinder malen Eulen", den die EGE im August ausgeschrieben hatte. Die EGE hat unter den vielen Hundert eingesandten Bildern die besten Arbeiten mit Buchprämien ausgezeichnet. Das nach Meinung der Jury schönste Bild malte Konrad Schopplich (9 Jahre) aus Brahmenau in Thüringen. Sein Bild "Junge Schleiereulen" veröffentlichen wir an dieser Stelle. Ein ähnlich schönes Bild malte Charlotte Lüth aus Buschhoven bei Bonn. Auch sie ist 9 Jahre alt. Besonders gelungene Bilder wird die EGE von Zeit zu Zeit auf dieser Website präsentieren.
Die EGE dankt allen Einsendern und auch den Lehrern und Lehrerinnen, die ihre Schüler beim Wettbewerb unterstützt haben.
Einige Grundschulen nahmen den Wettbewerb zum Anlass, Eulen im Unterricht zu behandeln, dort das Buch von Nina Rauprich "Lasst den Uhu leben!" zu lesen und die Arbeit der EGE mit einer Uhupatenschaft zu unterstützen. Auch dafür herzlichen Dank! Auf Buch und Patenschaft weisen wir gerne an dieser Stelle hin (zum Buch klicken Sie bitte hier, zu Informationen über Uhupatenschaften bitte hier.)
Von Fertigkeiten und Kenntnissen des Deutschen Alpenvereins - Oktober 2008
In Nordrhein-Westfalen kündigen sich Kommunalwahlen an. Man merkt es an den politisierten Vorstößen elitärer Interessenverbände gegen Erreichtes im Naturschutz. Zu diesen Verbänden zählt der Deutsche Alpenverein. In der Stadthalle Nideggen feierte am 13. September 2008 der Verband sich selbst und 100 Jahre Klettersport in der Nordeifel. Dort haben sich nach Restriktionen des Kletterbetriebs die Bestände des Uhus und anderer Felsen bewohnender Arten ansatzweise erholt. Allerdings wird aufgrund von legalen und illegalen Freizeitnutzungen der für eine stabile Uhupopulation erforderliche Reproduktionserfolg von 1,2 Jungen je Brut auch weiterhin deutlich verfehlt. Den Deutschen Alpenverein hindert dies nicht, den runden Geburtstag als Auftakt für eine Kampagne gegen die erreichte Beruhigung zu nutzen. Hinderlich auch nicht der Umstand, dass dieses Gebiet zu den wenigen für Uhus eingerichteten Europäischen Vogelschutzgebieten in Nordrhein-Westfalen zählt, FFH- und Naturschutzgebiet ist.
Die Zeit für die Durchsetzung der massiven Forderungen ist günstig. Die artig angereisten Politiker, allen voran der nordrhein-westfälische Innenminister Ingo Wolf (FDP) und der Landrat des Kreises Düren Wolfgang Spelthahn (CDU), machten Zugeständnisse. Während der Innenminister noch von maßvollen Lockerungen sprach, versprach der Landrat deutliche Änderungen zugunsten des Klettersports. Ein schöneres Geburtstagsgeschenk hätte sich der Deutsche Alpenverein gar nicht wünschen können. Vom Landesnaturschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) hört man in der Sache nichts. Er scheint das Feld seinem Kabinettskollegen Innenminister zu überlassen. Eine sportliche Entscheidung.
Alle Festredner, Sportfunktionäre und Politiker, waren sich einig: Klettersport ist angewandter Naturschutz. Schützen kann man nur, was man kennt. Und die Klettersportler kennen die Natur. Als Beweis für die Naturverträglichkeit des Sports wurde eine erfolgreiche Brut des Uhus im Bochumer Bruch bei Wülfrath bemüht. Die Uhus hätten sich dort angesiedelt - trotz des ganzjährigen Kletterbetriebes. Der Alpenverein war um die Belegaufnahme nicht verlegen. Sie zeigt allerdings keine Uhus, sondern zwei Mäusebussarde am lichtblauen Himmel. Keiner der Funktionäre, Politiker und ach so naturkundigen Klettersportler im Saal hat es bemerkt. Das Bild ziert bis heute zum Beweis die Website des Vereins. Die EGE erlaubt sich mit der Bestimmungshilfe im Bild (Mäusebussard!) zur Aufklärung beizutragen. Als Reaktion auf den entlarvenden Bestimmungsfehler wird der Alpenverein die Belegaufnahme wohl bald von seiner Website nehmen.
So steht es also tatsächlich um die Biologiekenntnisse der Natursportler. Und so erklärt sich wohl manche Geschichte von der fröhlichen Koexistenz von Klettersport und Uhus. Wahr ist allerdings, dass der Deutsche Alpenverein im Bochumer Bruch bei Wülfrath, in einem Steinbruch, Klettersport betreibt. Es ist dies gewissermaßen das Vorzeigeobjekt des Deutschen Alpenvereins. Wie intensiv hier tatsächlich geklettert wird, bleibt allerdings fraglich. Im letzten Jahr hatte der Uhu darin von den Klettersportlern unbemerkt den Brutplatz gewechselt. Um die Brut wäre es schlecht bestellt gewesen, hätten Vogelschützer die Klettersportler nicht in letzter Minute darauf hingewiesen und zur Rücksicht aufgefordert.
Neben falschen Uhus gab es in Nideggen noch mehr "Blaues vom Himmel": Die behördlich angeordnete Entfernung von Kletterhaken in gesperrten Routen sei ein Vergehen am nationalen Kulturerbe. Nur 8 % der Felsen des Rurtals stünden den Klettersportlern frei. Tatsächlich ist es gemessen an der Zahl der sich überhaupt für den Klettersport eignenden Felsen ein Anteil von mehr als 20 %. Überall sonst in Deutschland sei Klettern bis in die Kernzonen der Nationalparks erlaubt. Nur in der Eifel nicht. Die Redner suchten Zuflucht bei der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz: Naturschutz und Natursportler stünden auf derselben Seite.
Innenminister und Landrat quittierten mit Beifall. Eine Provinzposse mit vermutlich viel Aussicht auf Erfolg. Nun wird am runden Tisch verhandelt werden, wo künftig wieder geklettert werden darf. Der Landrat hat sich mächtig dafür ins Zeug gelegt: "Es besteht ein Missverhältnis zwischen den für Kletterer zugänglichen Felsen und dem gesamten Felspotential im Rurtal. Das wollen wir ändern. Wir werden den Prozess der Felssperrungen umkehren." Der Landrat weiß, was er der Festversammlung schuldig ist. Ein paar Wählerstimmen wird es bringen.
Straßenverkehr und Uhus - Oktober 2008
Auf mehr als 630.000 km entspannt sich bis in die letzten Winkel des Landes das deutsche Straßennetz. Darauf sind täglich mehr als 50 Mio. Kraftfahrzeuge unterwegs. Die meisten rasend schnell. Ein Ende des Aus- und Neubaus des Straßennetzes ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil.
Bleiben die Tierverluste auf den Straßen folgenlos? Wie viele Uhus zum Beispiel kollidieren jährlich in welchen Situationen mit Kraftfahrzeugen? Trifft es wirklich nur einige wenige Uhus? Sind die Opferzahlen unbedeutend für den Schutz der Population? Ist alles halb so schlimm? Wie sind die Verluste naturschutzrechtlich zu bewerten?
Die EGE ist diesen Fragen jetzt auf den Grund gegangen. Dabei konnte sie sich auf umfangreiches Datenmaterial aus vier Jahrzehnten stützen. Sie hat die Ergebnisse bei einem Experten-Workshop des Bundesamtes für Naturschutz an der Internationalen Naturschutzakademie auf der Insel Vilm am 01.10.2008 Fachleuten vorgestellt. Die Ergebnisse dürften überraschen.
Klicken Sie bitte hier, wenn Sie den Beitrag lesen möchten (pdf-Datei, ca, 97 KB). Der Beitrag wendet sich insbesondere an die staatlichen Vogelschutzwarten, Naturschutz- und Straßenbaubehörden sowie deren Gutachterbüros. - Allein in den letzten 14 Tagen kamen in der Eifel nachweislich zwei Uhus an Straßen ums Leben. Eines der beiden Opfer zeigt das Foto. Der Uhu kollidierte mit einem Kraftfahrzeug kurz vor einer Baustelle. Die dort zulässige Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h.
Eulen-Rundblick Nr. 58/2008 erschienen - Oktober 2008
Die neue Ausgabe des Eulen-Rundblicks ist da. Die Beiträge des 92 Seiten umfassenden Heftes enthalten die Berichte über die Eulenbrutsaison 2003 und 2004, einen Bericht über die Hintergründe, Umstände und Folgen des umstrittenen Einsatzes eines Mäusebekämpfungsmittels, einen Bericht über Ektoparasiten des Sperlingskauzes, Informationen über den aktuellen Bestand des Steinkauzes in Sachsen-Anhalt, Berichte über Zweitbruten der Schleiereule sowie einen Aufsatz über den Davidskauz in den Gebirgswäldern Zentral-Chinas.
Der Eulen-Rundblick erscheint mindestens einmal jährlich. Er enthält Originalbeiträge, Fachberichte und Informationen über Biologie und Schutz der Eulen. Das Jahresabonnement kostet derzeit 10 Euro einschließlich Porto und Versandkosten. Bestellungen richten Sie bitte an Herrn Klaus Hillerich, Röntgenstr. 7, 64823 Groß-Umstadt, klaus.hillerich@t-online.de. Der Eulen-Rundblick ist keine Zeitschrift der EGE, sondern die Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz bedrohter Eulen (AG Eulen).
RWE entschärft Masten nur auf 15 Prozent der Fläche - September 2008
Jetzt hat es die EGE auch schriftlich: RWE ist zur Entschärfung vogelgefährlicher Mittelspannungsmasten in Nordrhein-Westfalen nur in den EG-Vogelschutzgebieten (5 %) zuzüglich eines Zehntels der Landesfläche bereit. So interpretiert der Konzern die im Februar 2008 zwischen ihm und Umweltminister Uhlenberg (CDU) geschlossene Vereinbarung. Das hat das Unternehmen die EGE im September auf Anfrage wissen lassen.
Der nordrhein-westfälische Umweltminister hatte zuvor Landtag und Öffentlichkeit glauben machen wollen, nach der geschlossenen Vereinbarung stünde es mit der Umrüstung der Masten in Nordrhein-Westfalen zum Besten. Die vom Bundesgesetzgeber bis 2012 gesetzte Frist - bis dahin müssen alle gefährlichen Masten umgerüstet sein - würde eingehalten. EGE und Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatten diese Aussage als bestenfalls naiv, wenn nicht als gezielte Irreführung bezeichnet. Die Antwort der Stromversorger gibt ihnen Recht. Im Juli 2008 hatte die EGE auf dieser Seite unter der Überschrift "Minister verschleiert Wahrheit" ausführlich über den Vorgang berichtet. Jetzt hat die EGE den Minister mit der schriftlich vorliegenden Konzernmeinung konfrontiert. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie die Nachricht noch einmal lesen möchten.
Erst in der letzten Septemberwoche wurden im rheinland-pfälzischen Versorgungsgebiet der RWE zwei Uhus gefunden, die an gefährlichen Mittelspannungsmasten ums Leben gekommen waren. Außerhalb Europäischer Vogelschutzgebiete! Beide waren erst 2007 geboren. Die EGE kennt alle hundertfünfzig Plätze, an denen in der Eifel in den letzten 30 Jahren jemals Uhus gebrütet haben. Keines der Vorkommensgebiete ist frei von gefährlichen Mittelspannungsmasten.
100 Jahre Klettern in der Nordeifel - September 2008
Im Rurtal im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel kam vor Jahren ein Kompromiss zwischen Naturschutz und Klettersport zustande. Den Regelungen, die das Klettern in bestimmten Felsen aus Naturschutzgründen verbieten, andere Felsen aber für das Klettern freigeben, waren jahrelange erbitterte Streitigkeiten zwischen Klettersportinteressen und Naturschutzbelangen vorausgegangen.
Jetzt befürchtet die EGE, dass die Politik auf den Druck der Klettersportverbände die Beschränkungen wieder lockern könnte. Die Freigabe weiterer Felsen dürfte auch eine zentrale Forderung des Deutschen Alpenvereins bei der Veranstaltung am 13. September 2008 in Nideggen "100 Jahre Klettern in der Nordeifel" sein. Die EGE hat deshalb in einem Brief an Landrat und Landesregierung appelliert, sie sollten sich den unter Mühen errungenen Kompromiss nicht von unangemessen zugespitzten Forderungen kaputtmachen lassen. Man könne nicht von den armen Staaten der Welt den Schutz der Regenwälder und Nashörner erwarten, den Schutz der gefährdeten Arten hierzulande aber kompromisslosen exklusiven Freizeitansprüchen preisgeben.
Tatsächlich haben die erreichten Beschränkungen des Klettersports und die Entfernung von Kletterhaken zu einer tendenziellen Verbesserung des Erhaltungszustandes der fünf Uhupaare im Rurtal geführt. Die Zahl der erfolgreichen Bruten ist gestiegen. Störungsbedingte Brutaufgaben, früher oft die Regel, kommen heute nur noch ausnahmsweise vor. Zuvor waren junge, noch nicht flugfähige Uhus von Kletterern am Fels aufgeschreckt in die Tiefe gestürzt und tödlich verunglückt.
Trotz der Verbesserungen bleibt der Bruterfolg der Uhus im Rurtal weiterhin deutlich hinter dem in Gebieten ohne Klettersport zurück. Vor den Beschränkungen lag die durchschnittliche Jungenzahl unter 0,5 je Brutpaar und Jahr. Heute liegt sie knapp unter 1. Allerdings muss der Wert über 1,2 liegen, um den Bestand langfristig zu erhalten. Dieser Wert wird in Vergleichsgebieten ohne Klettersport erreicht. Dabei ist das Rurtal ein Europäisches Vogelschutzgebiet, das zudem eigens zum Schutz der Uhus eingerichtet worden ist. Tatsächlich ist die Uhupopulation im Rurtal auf Zuwanderung angewiesen. Die Zahlen machen deutlich, dass Forderungen nach einer Lockerung der Beschränkungen des Klettersports inakzeptabel sind. Von neun an sich für Uhus geeigneten Felsgebieten im Rurtal sind aufgrund der bestehenden Freizeitnutzungen tatsächlich nur fünf von Uhus besiedelt.
Wenn Sie den Brief an den für den Sport zuständigen nordrhein-westfälischen Innenminister Dr. Ingo Wolf (FDP) lesen möchten, klicken Sie bitte hier (pdf-Datei, ca. 50 KB). Der Innenminister wird an der Veranstaltung in Nideggen teilnehmen. Schirmherr der Veranstaltung ist Dr. Heiner Geißler (Bundesminister a. D.). Die EGE ist nicht eingeladen.
AG Eulen tagt in Freiburg - August 2008
Die 24. Jahrestagung der AG zum Schutz bedrohter Eulen findet vom 31. Oktober bis zum 02. November 2008 in Freiburg im Breisgau statt. Tagungsort ist die Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg. Die Themen: Eulen und Umwelt - Schutz, Ökologie, Erforschung. Schwerpunkte der Tagung: Der Steinkauz im Dreiländereck Schweiz, Frankreich, Deutschland. Eulen und Klimawandel. Eulenforschung im Wald. Fragen der Populationsbiologie. Das Programm vervollständigen Exkursionen in die Lebensräume von Steinkauz und Uhu im Kaiserstuhl und in die Lebensräume von Sperlings- und Rauhfußkauz im Schwarzwald. Auf nach Freiburg!
Wenn Sie Tagungsprogramm und Anmeldeformular anschauen oder ausdrucken möchten, klicken Sie für das Tagungsprogramm bitte hier und für das Anmeldeformular bitte hier (pdf-Dateien). Richten Sie Ihre Anmeldung bitte bis zum 15. September 2008 an: Christian Stange, Schwimmbadstr. 5, D-79100 Freiburg.
Und sie bewegt sich doch - August 2008
Mitte Juli kam auf dem Bahnhofsgelände im niedersächsischen Kreiensen (Landkreis Northeim) ein Uhu an einem gefährlichen Bahnstrommast ums Leben. Die EGE berichtete. Auf Bitte der EGE hat die Bahn AG reagiert. Am 11.08.2008 trafen sich Mitarbeiter der DB Netz und EGE vor Ort, um die Möglichkeit einer baulichen Veränderung zu prüfen. Die Untersuchung ergab, dass dort nicht nur ein hochgefährlicher Mast steht, sondern gleich zwölf solcher Masten einer Entschärfung bedürfen.
Bahn und EGE arbeiten jetzt gemeinsam an einer Lösung des Problems. Die EGE wird Sie über die Ergebnisse informieren. - Unterdessen ist der EGE ein neuerlicher Fund eines an Bahnstromanlagen verunglückten Uhus bekannt geworden. Der Fund datiert vom 29. Juni 2008. Fundort ist Schweich an der Mosel. Auch dieses Falles wegen hat die EGE mit der DB Netz AG Verbindung aufgenommen.
Kinder malen Eulen - August 2008
Die EGE hat einen Malwettbewerb ausgeschrieben. Teilnehmen können Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren. Eingereicht werden können Bilder von Eulen - ganz gleich, ob gemalt oder gezeichnet. Einsendeschluss ist der 15. September 2008. Die EGE prämiert die zehn schönsten Bilder mit wertvollen Buchpreisen, so dem Buch "Lasst den Uhu leben!" von Nina Rauprich und "Familie Steinkauz" von Anne Möller. Anregungen fürs Malen finden Kinder auf der Website der EGE unter Uhu Junior zum Beispiel in der Geschichte über "Henriette - ein kleiner Kauz wird groß". Die EGE wünscht allen Kindern viel Freude an der Teilnahme und Erfolg! Die schönsten Eulenbilder erhalten einen Platz auf der Website der EGE. Einsendungen bitte mit Name, Anschrift und Alter des Einsenders versehen an
EGE - Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.
Breitestr. 6
D-53902 Bad Münstereifel
Uhu-Brutsaison 2008 in der Eifel - August 2008
Im Jahr 2008 brüteten 113 Uhupaare in der Eifel, davon 102 erfolgreich. Die Jungenzahl wurde bei 99 der erfolgreichen Bruten ermittelt. Die Mehrzahl der Uhupaare hatte zwei oder drei Junge; drei Paare aber je vier Jungvögel. Aus den Bruten gingen 217 Junge hervor. Das sind 2,19 Junge je erfolgreiche Brut. Der Wert liegt etwas über dem Vorjahreswert (2,03), aber unter den Werten von 2006 (2,29) und 2005 (2,46). Die Ernährungslage war in diesem Jahr in der Eifel erkennbar gut. In vielen anderen Gebieten Deutschlands blieben jedoch Uhubruten aus ungeklärten Gründen aus.
Vermutlich aufgrund des Witterungsverlaufs variierte der Brutbeginn in der Eifel in diesem Jahr erheblich. Die früheste Brut wurde am 3. Februar, die späteste am 26. April begonnen. Der späte Termin betrifft einen Brutplatz in den Buntsandsteinfelsen im nordrhein-westfälischen Rurtal, der nach einem Verbot des Klettersports erstmals seit vielen Jahren wieder vom Uhu bezogen worden waren (im Bild). In vielen Klettergebieten Deutschlands wird das Klettern jährlich erlaubt, wenn bis März keine Brut festgestellt worden ist. Der späte Brutbeginn zeigt, wie fahrlässig eine solche Regelung ist.
203 der 217 jungen Eifeluhus wurden zu wissenschaftlichen Zwecken mit Ringen der Vogelwarten Helgoland und Radolfzell gekennzeichnet. Für die Fortsetzung des seit mehr als 25 Jahren in der Eifel durchgeführten Uhumonitorings legten die Mitarbeiter der EGE auch in diesem Jahr mehr als 12.000 Kilometer zurück und boten 800 Stunden Arbeit im Gelände auf.
Fünf junge Uhus kamen geschwächt, verletzt oder verwaist zu Frau Helga Steffens in die Vogelpflegestation Kirchwald in Rheinland-Pfalz. Dort werden sie auf bewährte Weise medizinisch versorgt und verpflegt bis sie im Herbst auf ein Leben in Freiheit bestens vorbereitet hoffentlich in die Eifel entlassen werden können.
Wenn Sie eine Möglichkeit sehen, diese und andere Initiativen der EGE zu fördern, tun Sie es bitte. Die Mitarbeiter der EGE zahlen sich keine Gehälter, sondern leisten ihren Dienst für den Schutz der Natur unentgeltlich. Ihre Spende wendet die EGE auf für die Begleichung von Sachkosten - so für Futter, Arzneimittel, Tierarzt, Porto, Telefon und Benzin. Vielleicht möchten Sie auch Paten eines verletzten oder verwaisten Uhus werden und an seiner Freilassung im Herbst mitwirken. Schreiben Sie uns einfach. Ihre Unterstützung ist herzlich Willkommen!
Minister verschleiert Wahrheit - Juli 2008
Nordrhein-westfälisches Umweltministerium und Energiekonzern RWE haben Anfang des Jahres eine Vereinbarung geschlossen, die die Umrüstung gefährlicher Mittelspannungsmasten bis 2012 auf (nur) 15 % der Landesfläche regelt. Die EGE hat deswegen die Landesregierung kritisiert. Der Kritik haben sich die Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag am 21.05.2008 mit einer parlamentarischen Anfrage angeschlossen. Der Minister hat in der Antwort vom 25.06.2008 zwar dankenswerterweise zum Ausdruck gebracht, dass auch seiner Meinung nach § 53 BNatSchG eine flächendeckende Entschärfung gefährlicher Masten verlangt, tatsächlich wird aber in der Ministerantwort die wirkliche Problemlage der Vereinbarung gezielt verschleiert.
Die Vereinbarung regelt lediglich eine Entschärfung der gefährlichen Mittelspannungsmasten auf 15 Prozent der Landesfläche bis 2012. Die Umrüstung auf den übrigen 85 % des Landes wird in der Vereinbarung überhaupt nicht thematisiert. RWE ist nämlich zu einer flächendeckenden Entschärfung gefährlicher Masten ausdrücklich nicht bereit, wie das Unternehmen mehrfach herausgestellt hat. Die Vereinbarung klammert dieses Problem einfach aus. Dabei ist sich die Landesregierung über die abweichende Unternehmensposition durchaus im Klaren. In dem der EGE vorliegenden Protokoll über das der Vereinbarung am 06.02.2008 vorausgegangene Gespräch ist von der unterschiedlichen Rechtsauffassung zwischen Landesregierung und RWE zur Frage der Reichweite der Umrüstungspflicht ausdrücklich die Rede. Die EGE war Zeuge dieses Gesprächs. Umweltminister Uhlenberg nimmt diese Konzernhaltung hin und erweckt überdies den Anschein, in NRW stünde es bei der Umsetzung des Vogelschutzes an Mittelspannungsmasten zum Besten. Nach dem Eindruck der EGE ist die Lage tatsächlich nirgends schlimmer als in NRW. So hat die Landesregierung auch keinerlei Kenntnis über die Anzahl der gefährlichen Masten im Land und nicht einmal den Versuch unternommen, diese Zahl zu ermitteln. Die Unternehmenshaltung führt dazu, dass der flächendeckende Umbau aufgrund der langen Standdauer der Masten in weite Ferne rückt. Insofern liegen die Dinge anders, als sie der Minister dargestellt hat. Die Ministerantwort finden Sie in dem Dokument "Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 2553" (pdf-Datei, ca. 20 KB).
Die EGE hat RWE mit Schreiben vom 27. Juni 2008 mit der Antwort des Ministers auf die Kleine Anfrage konfrontiert und um Stellungnahme gebeten, inwieweit die bisherige Konzernhaltung zu § 53 BNatSchG noch aufrechterhalten werde. Bis heute hat RWE nicht geantwortet. Die Auffassung des Ministers dürfte in der Konzernleitung niemanden interessieren.
Steinkauz-Brutsaison 2008 - Juli 2008
Die Kölner Bucht ist eines der Dichtezentren des Steinkauzes in Deutschland. Hier liegt das Projektgebiet der EGE zum Schutz des Steinkauzes. Es umfasst die nordrhein-westfälischen Kreise Düren und Euskirchen. Die Hauptverantwortung für dieses Projekt tragen Doris Siehoff, Ako Bergerhausen (Kreis Düren) sowie Rita Edelburg-Müller und Peter Josef Müller (Kreis Euskirchen). Insgesamt wurden 2008 in den beiden Kreisen 169 besetzte Reviere festgestellt. Nicht in allen Fällen konnten die Brutplätze oder die Anzahl der Jungen ermittelt werden. 304 Jungvögel wurden beringt. Beringt wurden auch 41 in den Bruthöhlen angetroffene Altvögel. Im Durchschnitt lag die Zahl der Jungen je erfolgreiche Brut 2008 bei etwa 2,9. Der Wert liegt damit erfreulicherweise etwas über dem Vorjahreswert. 14 Paare hatten nur ein Junges; 21 Paare nur 2; 37 Paare 3; 28 Paare 4 und 5 Paare 5 Junge.
Es gab eine ganze Reihe Neu- sowie Wiederbesiedlungen lange verwaister Reviere. Im Kreis Euskirchen, dort wurden alle Vorkommen erfasst, stiegt die Zahl der besetzten Reviere im Vorjahresvergleich um fasst 50 % von 61 auf 91. In diesem Jahr wurden im Kreis Euskirchen 197 junge Käuze beringt. 2007 waren es 88. Im Kreis Düren zeigte sich ebenfalls eine Zunahme besiedelter Reviere und erfolgreicher Bruten: Kam es 2007 in 50 kontrollierten Gebieten zu 30 Bruten (davon 26 erfolgreich), waren es in denselben Gebieten 2008 immerhin 40 Bruten (davon 33 erfolgreich). Die Zahl der erfolgreichen Bruten stieg damit um 27 %, die der Jungen sogar um fast 40 %, nämlich von 69 auf 96, die Zahl der Jungen je erfolgreiche Brut von 2,875 auf 2,91.
Die EGE führt die Zunahme auf den milden Winter 2007/2008, in dem vermutlich weniger Käuze starben als in anderen Wintern, und die bis zum Beginn der Brutzeit hohe Mäusepopulation zurück. Die Zunahme wäre aber ohne die Erhaltung geeigneter Brutplätze - auch solcher, die schon einige Jahre verwaist waren - nicht möglich gewesen. Deshalb müssen auch solche Habitate z. B. vor der Ausweisung neuer Baugebiete verteidigt werden.
Zu den Wiederfunden beringter Vögel zählen ein dreizehn-, ein elf- sowie ein siebenjähriges Weibchen. Der elfjährige Kauz (im Bild) war bereits als Altvogel beringt worden - übrigens im selben Revier, in dem er auch jetzt wieder angetroffen wurde. Alle drei haben auch in diesem Jahr erfolgreich gebrütet. Ein anderes erfolgreich brütendes Weibchen hatte nur ein Auge - möglicherweise die Folge eines Unfalls oder einer Auseinandersetzung mit einem Marder. Ein Bild des Jammers bot ein von Wespen zerstochener Kauz. Kauz und Wespen hatten sich für dieselbe Bruthöhle entschieden. In einem Ort namens Irresheim wurde ein Weibchen nach einem Starkregen völlig durchnässt in einem Schweinestall aufgegriffen. Es wäre von der Dorfbevölkerung beinahe in eine Pflegestation gebracht worden. Die EGE-Mitarbeiter setzten es zu seinen Jungen in die Bruthöhle. Ein Gelege ging infolge eines Tornados verloren. Zwei Bruten fraß nachweislich der Marder.
Die Wetterkapriolen des Frühjahres mit der überwiegend zu kühlen Witterung sind vermutlich die Ursache für den ungewöhnlich stark, nämlich um etwa 40 Tage divergierenden Brutbeginn, der folglich auch zu entsprechend unterschiedlichen Schlupfterminen führte. Die Ernährungslage der jungen Steinkäuze war teilweise katastrophal. In einigen Gebieten kam es während der Brut- und Aufzuchtzeit zum Zusammenbruch der Feldmauspopulation. Dieser Zusammenbruch und das zu kalte Frühjahr dürften der Grund sein, warum einige Paare nicht gebrütet oder die begonnenen Bruten - in einem Fall zwei bis drei Wochen alte Jungvögel - im Stich ließen. Vielerorts waren die Jungen deutlich zu leicht, sehr schwach oder eine Altersbestimmung wegen der schlechten Ernährungslage kaum möglich. In einigen Fällen haben die Kauzeltern aus der Not heraus Junge verfüttert. In einem Fall gab es allerdings Mäuse satt: vierzehn Mäuse hatten die Steinkauzeltern auf Vorrat deponiert. In diesem Gebiet häuften sich auf dem gemähten Grünland Mäuse fangende Graureiher. Steinkäuze benötigen kurzrasiges Grünland. Nur dort können sie erfolgreich jagen. Die Steinkäuze hätten in diesem Jahr viel mehr Käuze aufziehen können, hätte während der Jungenaufzucht ausreichend gemähtes oder beweidetes Grünland bereitgestanden. Auch die Extensivierungsprogramme des Landes mit für den Steinkauz zu späten Mähterminen sind für den Steinkauz alles andere als förderlich. Hier müsste in Gebieten im Steinkauzvorkommen ein Umdenken einsetzen.
Klicken Sie bitte hier, wenn Sie Aufnahmen vom diesjährigen Steinkauzmonitoring ansehen möchten.
Die Bahn ist am Zug - Juli 2008
Die Deutsche Bahn AG findet aus den Negativschlagzeilen nicht heraus. Am 14.07.2008 ist ein Uhu im Bereich des Bahnhofs Kreiensen im südniedersächsischen Landkreis Northeim unter einem Schaltermast tot aufgefunden worden. Todesursache Bahnstrom. Die Deutsche Bahn ist von der bundesgesetzlichen Verpflichtung, auf gefährliche Masten zu verzichten und den Altbestand vogelschutzkonform umzurüsten, ausgenommen. Die Bahn genießt Privilegien. Warum, kann sich niemand erklären. Der zu Tode gekommene Uhu war am 14.10.2003 17 Kilometer vom Fundort entfernt von EGE-Mitarbeiter Albrecht Jacobs beringt worden. Jetzt sucht Jacobs in der Umgebung des Fundortes nach diesjährigen noch nicht selbstständigen Jungen des verunglückten Uhus, um sie notfalls zu versorgen. Bei Verspätungen darf der Bahnkunde auf gelegentliche Kulanz und einen Reisegutschein hoffen. Der verunglückte Uhu auf nichts. Er wird nicht mehr bei seinen Jungen ankommen.
An Bahnstrommasten kommt eine unbekannte Zahl Uhus und Vögel zahlreicher anderer Arten ums Leben. Eine Prognose der Opferzahl ist nicht möglich. Die Bahnanlagen sind für die Öffentlichkeit gesperrt, so dass der EGE empirische Untersuchungen nicht möglich sind. Am ehesten werden die Opfer - so wie in Kreiensen - in Bahnhofsnähe von Reisenden gefunden. Die Umgebung der Bahnhöfe dürfte aber kaum der bevorzugte Aufenthaltsraum von Uhus sein. Man kann erahnen, dass es weit mehr auf freier Strecke zu Verlusten kommt. Die EGE hat der Bahn mehrfach unzureichendes Engagement im Vogelschutz vorgehalten und einen Schadensausgleich für nachweislich an Bahnstrommasten getötete Uhus verlangt. Bis heute ohne Erfolg. Die EGE hat die Bahn AG über den neuerlichen Fall informiert und zu konstruktiven Änderungen aufgefordert.
Vermisst - Juli 2008
Vor genau einem Jahr berichtete die EGE an dieser Stelle unter der Überschrift "Uhuflüsterer" über ein Uhuweibchen in der Eifel, daß eine bemerkenswerte Vertrautheit zum EGE-Vorsitzenden Stefan Brücher entwickelt hatte. Auch in diesem Jahr fehlte es den Beiden nicht an Begegnungen. Im Mai hatte Stefan Brücher die drei Jungen unter den Augen der Uhueltern beringt, die Uhufrau aber auch danach stets angetroffen. Nun aber fehlt seit Wochen jede Spur von ihr. Im Radius von 4 Kilometern um den Brutplatz verlaufen eine Autobahn, eine Landesstraße und eine Bahnstrecke, begrenzen endlos lange Zäune aus Stacheldraht Wiesen und Weiden, stehen 15 Windenergieanlagen und 21 hochgefährliche Mittelspannungsmasten.
Immerhin: neun hat der Netzbetreiber auf das Drängen der EGE hin vor einigen Wochen entschärft. Im letzten Jahr war an einem dieser Masten ein junger Uhu zu Tode gekommen. Noch mag die EGE die Hoffnung nicht aufgeben, das Uhuweibchen könnte noch leben. Aber sehr realistisch ist diese Hoffnung nicht. Jetzt muss das Männchen die drei jungen Uhus, die selbst noch keine Beute fangen können, allein versorgen. Das obige Foto zeigt das vermisste Uhuweibchen, an das die EGE heute mit einer gewissen Traurigkeit erinnert. Die Aufnahme entstand im Mai ganz ohne aufwändige Technik aus nächster Nähe. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie weitere Fotos, auf denen das Uhuweibchen zu sehen ist, anschauen möchten.
Weißblaue Geschichten - Juni 2008
Die Ansiedlung eines dritten Seeadlerpaares in Bayern ist, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits Anfang Mai gescheitert. Das Seeadlermännchen verunglückte im Landkreis Schwandorf an einem ungesicherten Strommast. In Bayern sind in diesem Jahr nach Angaben des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) bereits zwei Wanderfalken, zwei Uhus, ein Weißstorch, ein Rotmilan und mehrere Turmfalken - alle auf dieselbe Weise ums Leben gekommen - aufgefunden worden. Für Fachleute ist das nur die Spitze des Eisberges; die meisten Opfer verenden in aller Stille und werden - außer von Füchsen und Mardern - von niemandem gefunden. Die EGE vermutet in der Vielzahl gefährlicher Masten den Hauptgrund für den schlechten Erhaltungszustand des Uhus in Bayern.
Die EGE hatte sich deshalb 2006 beim bayerischen Umweltministerium um Zahlen zum Stand der Umrüstung gefährlicher Masten bemüht. Das Ministerium ließ die EGE wissen: "Das uns aktuell vorliegende Zahlenmaterial ist nicht aktuell und daher nicht zur Weitergabe oder Veröffentlichung geeignet." Und nun, zwei Jahre später? Die EGE befürchtet, dass die bayerische Staatsregierung gegenüber den Netzbetreibern nicht mit der gebotenen Nachdrücklichkeit auf eine gesetzeskonforme Umrüstung der Masten drängt. Die Regierung dort scheint wie die meisten Länderregierungen das Ausmaß des Problems nicht annähernd zu kennen.
Der Mast, an dem der Seeadler verunglückte, war bereits 2004 dem zuständigen Netzbetreiber E.ON vom LBV als gefährlich gemeldet worden. Zur schleppenden Umsetzung der Vogelschutzbestimmungen an Strommasten wollen die Einnahmeaussichten der großen Energiekonzerne E.ON, RWE, EnBM und Vattenfall nicht recht passen: Sie können in den nächsten Jahren mit zusätzlichen Einnahmen in Höhe von 35 Milliarden Euro aus dem Emissionshandel rechnen. Bruchteile würden genügen, um alle Masten zu entschärfen.
Auf den Spuren der nächtlichen Jäger - Juni 2008
Im Haupt Verlag ist gerade ein schönes neues Buch erschienen: "Eulen und Käuze" heißt es. 248 Seiten hat es. Ausgestattet ist es mit 140 Farbabbildungen und eindrucksvoll schönen Fotos, vielen Grafiken, Karten und Zeichnungen.
Der Wildbiologe Dr. Adrian Aebischer aus der Schweiz hat es geschrieben. Der Autor stellt darin von der größten, dem Uhu, bis zur kleinsten Art, dem Sperlingskauz, sämtliche in Europa heimische Arten vor. Er beschreibt, wie Eulen leben, jagen und Junge aufziehen und woran die Arten sich erkennen lassen - zum Beispiel an ihren Rufen. Die beigelegte Audio-CD enthält die Stimmen aller 13 in Europa heimischen Eulenarten. Das Buch führt vor Augen, wie problematisch die Zukunftsaussichten vieler Arten sind, denn der überwiegende Teil der europäischen Eulen und Käuze ist bedroht.
Das Buch des versierten Wildbiologen zeigt aber auch, dass der Mensch Europas Eulen schützen kann. Ein gelungenes Buch - anschaulich, kenntnisreich und den Leser für den Schutz der Eulen einnehmend. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie lesen möchten, was die EGE zudem über dieses Buch schreibt.
Eulen auf der niedersächsischen Roten Liste - Juni 2008
Jüngst ist die neue Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel erschienen. Sie berücksichtigt die Kriterien, die künftig für Rote Listen aller Tiere und Pflanzen deutschlandweit angewandt werden sollen: die aktuelle Bestandssituation, den langfristigen und kurzfristigen Bestandstrend sowie Risikofaktoren. Aufgrund einer veränderten Ausrichtung werden in der neuen Roten Liste stärker als bisher langfristig zu beobachtende Bestandsrückgänge und weniger die tatsächlichen Bestandsgrößen berücksichtigt.
Die Rote Liste enthält neben der landesweiten Einstufung auch eine regionalisierte Einstufung für die vier niedersächsischen Rote-Liste-Regionen (Watten und Marschen, Tiefland-West, Tiefland-Ost und Bergland mit Börden) sowie für jede Art Angaben zum Bestand, zum langfristigen und kurzfristigen Bestandstrend, zu den Risikofaktoren sowie zum Hauptlebensraumtyp in Niedersachen. Für Niedersachsens acht Eulenarten trifft sie u. a. folgende Aussagen:
Gegenüber dem Stand 2002 musste die Waldohreule erstmals als gefährdet und der Waldkauz in die Vorwarnliste aufgenommen werden. Der Uhu hingegen gilt nicht länger als stark gefährdet, sondern schaffte es in die Kategorie "gefährdet". Die vor 1995 erschienenen Roten Listen stuften die Art als vom Aussterben bedroht ein. Für Steinkauz und Sumpfohreule ist die Lage in Niedersachsen hingegen nach wie vor höchst bedrohlich. Als ungefährdet können nur drei der acht Eulenarten gelten: Schleiereule, Rauhfuß- und Sperlingskauz.
Die neue 52 Seiten umfassende Rote Liste aus Niedersachsen ist ein Vorbild für andere Bundesländer - zwar nicht hinsichtlich des Ausmaßes der aktuellen Gefährdung, wohl aber wegen der fundierten regionalisierten und anschaulich präsentierten Bewertung der Lage der in Niedersachsen und Bremen brütenden Vogelarten.
Das Heft ist zum Preis von 2,50 € zzgl. Versandkostenpauschale zu beziehen beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) - Naturschutzinformation - Postfach 91 07 13, 30427 Hannover, e-mail: naturschutzinformation@nlwkn-h.niedersachsen.de
Derzeit gehören 212 Brutvogelarten zur niedersächsischen Avifauna. Die Bestände von 15 Arten sind erloschen, 30 Arten sind vom Aussterben bedroht, 17 Arten im Bestand stark gefährdet, 32 Brutvogelarten gefährdet und sechs Arten sind extrem selten (Kategorie R). Somit sind derzeit 47 % aller niedersächsischen Brutvogelarten in der Roten Liste geführt. Weitere 18 Arten (9 %) stehen in der Vorwarnliste, während 44 % (94 Arten) als ungefährdet beurteilt werden können. Zusätzlich zu den 212 regelmäßigen Brutvogelarten gibt es 20 Vermehrungsgäste (unregelmäßige Brutvögel).
Positive Bestandstrends durch Erfolge im Naturschutz sind z.B. bei Seeadler, Schwarzstorch und Kranich zu beobachten. Der Kranich konnte jetzt erstmals als ungefährdet von der Roten Liste gestrichen werden. Im Gegensatz dazu steht die Auswertung der Gefährdungssituation der einzelnen Arten nach Lebensräumen, in denen sie hauptsächlich vorkommen. Sie zeigt, dass alle zehn primär im Lebensraumtyp "Trockenlebensräume und Sonderstandorte" lebenden Arten gefährdet sind oder bereits als ausgestorben gelten. In den Mooren und Verlandungszonen bzw. Röhrichten sind 61 %, in der offenen, landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft 63 %, in den Lebensraumtypen "Küste" und "Binnengewässer" je 46 % und im Wald 32 % der hauptsächlich dort vorkommenden Arten Teil der Roten Liste. Einzig der Lebensraumtyp "Siedlungen" schneidet mit lediglich einer gefährdeten Brutvogelart (8 %) vergleichsweise gut ab.
"Kleine Anfrage" zu einem großen Problem - Juni 2008
Bekanntlich haben die nordrhein-westfälische Landesregierung und die RWE eine Entschärfung der insbesondere für große Vögel lebensgefährlichen Mittelspannungsmasten auf 15 Prozent der Landesfläche bis 2012 vereinbart. Die gesetzlich geschuldete Umrüstung auf den übrigen 85 Prozent der Landesfläche ist dagegen in unbestimmte Ferne gerückt. Die EGE hat davon unter der Überschrift "LEX RWE" auf dieser Seite im Februar 2008 berichtet. Zugleich hat die EGE mit der ihrer Rechtsauffassung nach bundesrechtswidrigen Vereinbarung alle im Landtag vertretenen Fraktionen konfrontiert und die Fraktionen dringend um parlamentarische Initiativen gebeten, die geeignet sind, diese Vereinbarung zu korrigieren.
Reagiert haben in diesem Sinne jetzt dankenswerterweise Abgeordnete der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen - zudem sehr fundiert in einer "Kleinen Anfrage". Veröffentlicht ist sie als Landtagsdrucksache 14/6897 vom 02.06.2008. Die Bündnisgrünen sind im Düsseldorfer Landtag in der Opposition. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie die "Kleine Anfrage" lesen möchten (pdf-Datei, ca. 15 KB). Die Antwort der Landesregierung liegt noch nicht vor. Wir werden sie, sobald sie uns bekannt ist, ebenfalls auf dieser Seite veröffentlichen.
Auf die Bitte der EGE reagierte auch die FDP. Ihr umweltpolitischer Sprecher im Landtag ließ die EGE am 17.04.2008 wissen, man bedauere, "dass immer noch viele Vogelarten Strommasten zum Opfer fallen", verweise aber auf die 25 Vogelschutzgebiete im Land, die einer Kabinettsvorlage zufolge um ein weiteres Gebiet ergänzt werden sollen (auf dann allerdings immer noch weniger als 5 Prozent der Landesfläche, Anmerkung der EGE). CDU und FDP stellen in Nordrhein-Westfalen die Landesregierung.
Die FDP hat sich in der Sache aber auch an den Landesumweltminister Uhlenberg (CDU) mit der Bitte gewandt, das Anliegen der EGE mit RWE zu besprechen. Der Minister hat daraufhin der FDP geschrieben. In diesem Schreiben beteuert der Minister, die gesetzlichen Pflichten des Netzbetreibers nicht zu relativieren. Die Vereinbarung sei eine Verbesserung.
Tatsächlich regelt die Vereinbarung aber nur eine Entschärfung auf 15 Prozent der Landesfläche. Eine Entschärfung auf dem ganz großen Rest des Landes ist bestenfalls die wirklichkeitsferne Hoffung des Ministeriums. Tatsächlich wird sich der Umbau wegen der langen Standdauer der Masten dort noch jahrzehntelang und weit über das vom Bundesgesetzgeber als Grenze gesetzte Jahr 2012 hinaus hinziehen. Niemand weiß das besser als RWE. Würde RWE des Ministers Erwartung teilen, gäbe es keinen Grund für die im Ministerschreiben genannten unterschiedlichen Rechtsauffassungen zwischen Landesregierung und RWE zur Frage der Reichweite der Umrüstungspflicht. Dann könnte RWE einfach sagen. "Ja, wir rüsten bis 2012 alle Masten mit hoher Gefährdung für Vögel um." Und gut. Genau dies sichert RWE nicht zu, und das Ministerium sieht zu.
Die EGE hat immer wieder darauf hingewiesen, dass es keine Alternative zu einer flächendeckenden Entschärfung geben kann. Vögel kennen keine Grenzen. Gerade während des Vogelzuges ist jeder ungesicherte Mast, ganz gleich an welcher Stelle, eine lebensgefährliche Bedrohung. Auch die Zusage der RWE, bei bekannt gewordenen Unglücksfällen Masten auch außerhalb der vereinbarten Gebietskulisse zu entschärfen, macht die Lage kaum besser, denn nur ein verschwindend geringer Teil der tödlich verunglückten Vögel wird entdeckt.
Damit Sie sich selbst ein Urteil bilden können, veröffentlichen wir hier auch das Ministerschreiben (zum Lesen klicken Sie bitte hier, pdf-Datei, ca. 690 KB). - Von der SPD hat die EGE in dieser Sache nichts gehört, was angesichts der Nähe dieser Partei zu RWE wohl auch nicht zu erwarten war.
Artenschutz in der Bundesstadt Bonn - Juni 2008
Im Artenschutz gibt es auch gute Nachrichten. Wanderfalken - lange Zeit massiv verfolgt und Opfer des DDT-Einsatzes - brüten heute vor allem auf Kraftwerken, Sendeanlagen, Autobahnbrücken und anderen technischen Großanlagen. Keine Idylle, eher ein notwendiges Zugeständnis an die Zivilisationslandschaft. Eine Minderzahl Falken besiedelt würdigere Brutplätze - etwa die gotischen Kathedralen, in natürlichen Felsen oder auf Bäumen.
Die Aufnahmen zeigen Stefan Brücher von der EGE beim Beringen eines jungen Wanderfalken auf einem Brückenpfeiler hoch über dem Rhein bei Bonn vor wenigen Tagen. Freundliche Unterstützung boten die Mitarbeiter der zuständigen Autobahnmeisterei. Die EGE sorgt sich nicht nur um Eulen, sondern sie leistet auch einen Beitrag zum Schutz der Wanderfalken.
Fliegerstaffel - Juni 2008
Seit März waren Uhus in der Eifel auf Sendung. SWR und EGE hatten die Übertragung des Geschehens an einem Uhubrutplatz via Webcam ermöglicht. Die Übertragungen fanden ein bemerkenswert großes Interesse. Mehr als 132.000 Besuche registrierte der SWR.
Die Kindheit der drei Uhujungen geht nun zu Ende. Beinahe achtzig Tage sind sie alt. Das Fliegen sollte fast gelernt sein. Die Jungen, die in den letzten Wochen schon zu Fuß die Umgebung des Brutplatzes erkundet hatten, sind aus dieser "Infanteristenphase" gewissermaßen in die Fliegerstaffel aufgestiegen. Zwar werden die Jungen noch von den Eltern mit Nahrung versorgt. Aber bald wird ihnen das Fangen der Mäuse, Ratten und Krähen selbst gelingen.
Die EGE dankt dem Team des SWR und dem Webcam-Fachmann Herrn Christian Giese für die gute Zusammenarbeit. Der Dank gilt ebenso Ihnen allen, die Sie während der letzten Wochen aufmerksam das Geschehen am Uhubrutplatz beobachtet und mit der EGE auch ein bisschen um das Geschick der Uhufamilie gebangt haben. Die Sorge scheint geholfen zu haben. Alles verlief gut.
Fachleute werden in der nächsten Zeit die hunderte Stunden umfassenden Webcam-Aufzeichnungen auswerten und vermutlich viel Neues über Uhus erfahren.
Die drei jungen Uhus sind zu Forschungszwecken beringt worden. Vielleicht wird die EGE ihnen - hoffentlich nicht als Unfallopfer - in den nächsten Jahren einmal begegnen. Es bleibt zu wünschen, dass die Stromkonzerne (wie es von ihnen gesetzlich verlangt ist) endlich gefährliche Mittelspannungsmasten entschärfen, nicht noch mehr Windenergieanlagen und Straßen in Uhulebensräume vordringen und Steinbruchbetreiber Rücksicht nehmen auf brütende Uhus.
Für eine sichere Landung - Juni 2008
Der technisch vermeidbare tausendfache Tod der Vögel an Mittelspannungsmasten lässt die EGE nicht ruhen. In einem gerade erschienenen Faltblatt fordert die EGE die Netzbetreiber auf, die milliardenschweren Gewinne aus dem Stromverkauf endlich in den Umbau vogelgefährlicher Masten oder besser noch in die unterirdische Verlegung von Stromleitungen zu investieren. Zugleich bittet die EGE:
- Wenden Sie sich an die örtliche Naturschutzbehörde, wenn Sie tote Vögel in oder unter einem Mittelspannungsmast finden. Bestehen Sie darauf, dass die Naturschutzbehörde den Netzbetreiber zur Entschärfung des Strommastes auffordert.
- Unterstützen Sie die EGE mit Ihrer Spende. Die EGE ist eine der wenigen Organisationen, die Staat und Stromwirtschaft zu einer raschen Durchsetzung des Vogelschutzes an Strommasten drängen.
Gedruckt wurde die EGE-Artenschutz-Information 4 "Stromkonzerne zur Verantwortung ziehen!" mit finanzieller Unterstützung des Komitees gegen Vogelmord e. V. Bitte fordern Sie das für Sie kostenfreie Faltblatt an bei der EGE, Breitestr. 6, D-53902 Bad Münstereifel, email: egeeulen@t-online.de
Recht auf Unversehrtheit - Mai 2008
Während die Internationale Konferenz zum Schutz der Biodiversität in Bonn gerade den Blick der deutschen Öffentlichkeit eher auf Eisbären und die Hot Spots der Artenvielfalt in entlegenen Teilen der Erde richtet, wähnen die meisten Menschen wildlebende Arten hierzulande im grünen Bereich.
Tatsächlich ist in Deutschland die Hälfte der hier vorkommenden 76.000 Pflanzen- und Tierarten bedroht. Und dies am wenigsten eines tatsächlichen oder vermeintlichen Klimawandels wegen. Der menschengemachte Artenrückgang hat selbst solche Arten erfasst, die lange Zeit als Kulturfolger galten - Gebäude bewohnende Arten wie Dohlen (im Bild), Steinkäuze, Mauersegler, Haussperlinge, Schwalben und manche Fledermausarten zum Beispiel.
Diese Arten verlieren mit der Sanierung und Modernisierung von Gebäuden ihre überlebenswichtigen Habitate und nicht selten ihr Leben. Dabei gewährt das deutsche Artenschutzrecht auch diesen Arten Schutz vor Zugriff und Störungen. Wie weit die Schädigungs- und Zugriffsverbote für den Schutz Gebäude bewohnender Arten reichen, hat Wilhelm Breuer für die EGE gerade in einem Beitrag zu einer Veranstaltung der Natur- und Umweltschutzakademie Nordrhein-Westfalens aufgezeigt. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie den Beitrag lesen möchten (pdf-Datei, ca. 78 KB).
Biodiversitätskonferenz in Bonn - Mai 2008
Naturschutz kann gar nicht weit genug gehen. Und vor allem gar nicht weit genug entfernt stattfinden. Schon vor Jahren erschien eine schöne Briefmarke der Deutschen Post: "Schützt die tropischen Lebensräume", mit einem Zuschlag für die Welttropenhilfe und viel, viel Grün und exotischen Tieren darauf. Vielleicht (so schrieb damals der Kolumnist der Wochenzeitung "Die Zeit") sollte die brasilianische oder senegalesische Post einmal ihrerseits eine Briefmarke auflegen: "Schützt die nordischen Lebensräume", mit viel, viel Grün und heimischen Tieren darauf. Und einem Zuschlag für die Finanzierung des Naturschutzes in der armen Bundesrepublik Deutschland. Die EGE hat sich als Beitrag zur Biodiversitätskonferenz in Bonn mit einer solchen allerdings (noch) fiktiven Briefmarke für den Sudan entschieden.
Sozialer Wohnungsbau - April 2008
Das letzte Jahr war für die Schleiereulen in Deutschland ein gutes Jahr. Es gab so viele Mäuse wie lange nicht. Deshalb brüteten manche Eulenpaare gleich zwei- oder sogar dreimal. Dank des milden Winters haben mehr der vorjährigen Schleiereulen überlebt, als zu erwarten war. Sie suchen jetzt nicht nur ein sicheres Tagesversteck, sondern auch einen Brutplatz. Hierfür sprechen auch die vielen Zuschriften, welche die EGE erreichen. Schleiereulen erscheinen plötzlich wieder an Plätzen, an denen sie seit vielen Jahren nicht mehr beobachtet worden sind.
Darauf haben die EGE und mit ihr verbundene Personen in vielen Regionen Deutschlands mit einem regelrechten Wohnungsbauprogramm für Schleiereulen reagiert. Zum Beispiel Günter Ebeling und Henning Plass in Klein Schillerslage bei Hannover, Karsten Plote bei Peine, Landwirt Heinz-Josef Breuer in Hambach bei Düren, Bernd Bäumer im Kreis Heinsberg sowie Ingo Albrecht im Kreis Euskirchen. Sie haben in Scheunen Brutplätze für die nächtlichen Mäusejäger eingerichtet.
Besonders herausstellen möchte die EGE das Engagement Dieter Gottschalks aus Nörvenich, der westlich von Köln planmäßig eine Vielzahl Scheunen und Kirchtürme längst mit bezugsfähigen Schleiereulenkästen (im Bild unten) versehen hat und nun auf eine gute Brutsaison 2008 hofft. In den vergangenen Jahren haben nicht nur Schleiereulen, sondern auch Turmfalken, Dohlen und Hohltauben seine Quartierangebote zum Brüten genutzt. - Die EGE dankt allen Helfern der guten Sache.
Die ersten Uhus beringt - April 2008
Die EGE hat am 12. April 2008 die ersten Uhus der diesjährigen Brutsaison beringt: Drei etwa viereinhalb Wochen alte Jungvögel in der Eifel. Geschlüpft sind sie um den 10. März herum. Das Foto zeigt einen der drei Jungvögel beim Vorgang des Beringens.
Die EGE hofft auf einen weiterhin ungestörten Verlauf der Nestlingszeit. In den vergangenen Jahren war es an diesem Brutplatz mehrfach zu folgenschweren Störungen durch Klettersportler und andere Personen gekommen, die das Gebiet unbefugt und trotz Absperrungen betreten hatten. An Nahrung scheint einstweilen kein Mangel zu sein: In Reichweite der Jungen lagern ein halbes Dutzend erlegte Nager und ein junger Fuchs. Ob der Fuchs von den Uhueltern erbeutet oder tot von der Straße aufgelesen wurde, lässt sich nicht sagen.
Zwei auf einem Streich - April 2008
Heute traf in der Geschäftsstelle der EGE eine besonders traurige Nachricht ein. Ein 2003 als Nestling beringter Uhu wurde am 08. April 2008 vom Strom getötet unter einem Mittelspannungsmast gefunden. Der Uhu wurde nicht einmal fünf Jahre alt. Besonders tragisch: An derselben Stelle fand sich zur selben Zeit ein zweiter toter (allerdings unberingter) Uhu. Vermutlich handelt es sich bei den beiden um Brutpartner. Vielleicht wollte das Männchen auf dem Mast Nahrung an das Weibchen übergeben. Und dabei ist es dann geschehen. Und damit ist es auch um ihre diesjährige Brut geschehen. Vielleicht sind auch schon junge Uhus im Nest, die jetzt elendig verhungern.
Klicken Sie bitte hier (pdf-Datei, ca. 70 KB), wenn Sie die vom Institut für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland" an die EGE versandte Benachrichtigung über den Fund lesen möchten. Der Vorgang ist ein weiterer Beleg dafür, wie dringend alle gefährlichen Mittelspannungsmasten umzurüsten sind und die Netzbetreiber in Deutschland sich endlich einen Ruck geben müssen, dieser Aufgabe nachzukommen.
Programmhinweis - April 2008
Stefan Brücher von der EGE ist am Montag, dem 07. April 2008 Gast in der Landesschau des SWR Fernsehen Rheinland-Pfalz. Die Landesschau wird von 18.45 bis 19.45 Uhr ausgestrahlt. Eines der Sendethemen: der Schutz des Uhus und das Geschehen am Uhubrutplatz in der Eifel, das via Webcam zu beobachten ist. Nach einem Serverproblem, das zu einem mehrtägigen Sendeausfall geführt hatte, sind die Uhus jetzt wieder online.
Neues von "Lotte" aus der Eifel - März 2008
Seit Anfang März 2008 liefert die Kamera des SWR Live-Bilder vom Geschehen am Brutplatz eines Uhus in der Eifel - das Weibchen haben wir "Lotte" genannt. Am Karsamstag schlüpfte nach mehr als einem Monat Brutzeit das erste Junge. Bald darauf auch der zweite und dritte Jungvogel. Die Schneeschauer der letzten Tage konnten den Jungen offenbar nichts anhaben. Jetzt erscheint manchmal auch das Männchen am Nest, um Nahrung zu bringen. Das Weibchen zerteilt die Beute und verfüttert kleinste Bissen.
Beide Eltern sind beringt. Noch ist es nicht gelungen, die Ringe abzulesen. Herkunft und Alter der Eltern liegen deshalb weiterhin im Dunkeln. Bisher haben fast 31.000 Besucher das Geschehen im Nest beobachtet. Dabei dürfte es mit dem Heranwachsen der Jungen jetzt erst so richtig interessant werden und bald einiges mehr zu sehen geben. Noch sind die Jungen nicht so groß wie das Junge auf dem Bild. Die EGE wünscht Ihnen weiterhin spannende Einblicke in das Leben der Uhus.
Recht ungewiss - März 2008
Deutschland steht vor einer grundlegenden Reform des Naturschutzrechts. Noch ist das Bundesnaturschutzgesetz Rahmenrecht, das - bis auf bestimmte Vorschriften - nicht unmittelbar in den Bundesländern gilt, sondern von den Bundesländern auszufüllen ist. An die Stelle der sechzehn Landesnaturschutzgesetze soll 2009 ein neues Bundesnaturschutzgesetz treten, welches dann in den Bundesländern abschließend gilt. Dies ist Teil der 2006 zwischen Bund und Ländern beschlossenen Reformen. Die Länder sollen aber nach 2009 befugt sein, von einem Teil der Bundesvorschriften abzuweichen. Die scheinbar einheitliche Bundesgesetzgebung würde dann erneut in sechzehn Länderregelungen zersplittern. Die spannende Frage wird sein, welche bundesrechtlichen Regelungen abweichungsfest sein werden und welche nicht. Zwar kann kein Land daran gehindert werden, das Schutzniveau der Bundesvorschriften beizubehalten oder auch zu stärken. Angesichts der derzeitigen politischen Bedingungen ist aber die Befürchtung nicht grundlos, dass sich die Länder in einer Art "Naturschutzdumping" überbieten könnten.
Im Herbst 2007 hat das Bundesumweltministerium einen Referentenentwurf für ein solches Gesetz, das Teil des geplanten Umweltgesetzbuches sein soll, vorgelegt. Der Entwurf hält im Großen und Ganzen am Niveau des geltenden Bundesnaturschutzgesetzes fest, das aus der Zeit der sozial-grünen Bundesregierung stammt. Er sieht sogar einige wenige Fortentwicklungen zugunsten des Naturschutzes und der Landschaftspflege vor. Immerhin. Was vom Entwurf bleibt und aus der Sache wird, ist allerdings völlig offen. Die Lobbyisten aus Wirtschaft und Politik und insbesondere die Bundesländer drängen hinter den Kulissen längst zu Lösungen, welche das Niveau des Naturschutzes in Deutschland beträchtlich absenken sollen. Die Entscheidungen werden in den Ausschüssen des Bundestages und im Vermittlungsausschuss des Bundesrates fallen. Schwervorhersehbar und über Nacht.
Übrigens hatte das 2002 in Kraft getretene Bundesnaturschutzgesetz, an das die Länder ihre Gesetze bis 2005 hatten anpassen müssen, den Schutz streng geschützter Arten bei der Entscheidung über die Zulässigkeit von Eingriffen gestärkt. Es bestimmt nämlich in § 19 Abs. 3 Satz 2 BNatSchG, dass Eingriffe, welche die unersetzbaren Lebensräume dieser Arten zerstören, nur zugelassen werden dürfen, wenn zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses diese Eingriffe rechtfertigen. Einige Länder haben diese Anpassung bis heute nicht vorgenommen. Das ist zwar bundesrechtswidrig, bleibt aber für die Länder folgenlos. Zum Schaden einheimischer Eulen, denn sie zählen (auf dem Papier des Bundesgesetzes) zu den streng geschützten Arten.
Uhu-Online - März 2008
Zusammen mit der EGE hat das SWR-Fernsehen schon im Winter eine Kamera an einem Uhubrutplatz in den Felsen der Eifel eingerichtet. Inzwischen hat das Uhuweibchen den Brutplatz bezogen, zwei Eier gelegt, die es mindestens seit dem 21. Februar 2008 bebrütet. Darüber wird das Südwestfernsehen RP am 04. März 2008 in der Reihe "Im Grünen - Die Natur in Rheinland-Pfalz" zwischen 18.15 - 18.45 Uhr berichten.
Nach dieser Sendung wird die Kamera die nächsten Wochen Live-Bilder rund um die Uhr senden, die unter "Unsere größte Eule live vor der Kamera" zu sehen sein werden. Natürlich ohne die Uhus zu stören. Dort wird die EGE das Brutgeschehen kommentieren. Das Schlüpfen der Jungen ist - wenn alles gut geht - zwischen dem 23. und 30. März zu erwarten. Das SWR-Fernsehen und die EGE freuen sich über Ihren für die Uhus stressfreien Besuch, der Ihnen hoffentlich interessante Einblicke in das Leben der Uhus eröffnet.
LEX RWE - Februar 2008
Am 06.02.2008 - Aschermittwoch - fand das schon für Ende 2007 vorgesehene Gespräch zwischen nordrhein-westfälischem Umweltministerium, RWE und EGE statt, das die zwischen den Beteiligten strittigen Fragen über die Reichweite des § 53 des Bundesnaturschutzgesetzes hatte klären sollen. Zur Erinnerung: § 53 des Bundesnaturschutzgesetzes verlangt von den Betreibern des Stromleitungsnetzes, für Vögel gefährliche Mittelspannungsmasten bis 2012 zu entschärfen - deutschlandweit geschätzte 350.000 Masten.
Die RWE hingegen hatten der EGE im August 2007 mitgeteilt, in ihrem Versorgungsgebiet werde man bis 2012 die gefährlichen Masten in den Europäischen Vogelschutzgebieten entschärfen, außerhalb der Vogelschutzgebiete aber nur fallweise - insbesondere bei bekannt werden von Brutvorkommen besonders gefährdeter Arten oder festgestellten Stromopfern - tätig werden. Langfristig würden schließlich alle Masten sukzessive entschärft, denn alle Neubauten erfolgten nach dem neuesten für Vögel sicheren Stand der Technik.
Für die EGE ist die Unternehmenshaltung wegen der vielen Stromopfer außerhalb Europäischer Vogelschutzgebiete, der jahrzehntelangen Standdauer alter Masten inakzeptabel und eine unzulässige Verengung der rechtlichen Bestimmungen. Die komplette Umrüstung würde auf Jahrzehnte hinausgeschoben. Selbst Masten in den wenigen Vorkommensgebieten des Uhus sind bis heute nicht ansatzweise vollständig entschärft worden. Allenfalls beschränkt sich die Umrüstung auf das enge Umfeld des Brutplatzes. Ein Uhurevier kann aber fünfzig und mehr Quadratkilometer umfassen.
Zudem hat Nordrhein-Westfalen nur 4,5 Prozent der Landesfläche zu Europäischen Vogelschutzgebieten erklärt. Zum Vergleich: Andere Bundesländer haben einen zum Teil dreimal höheren Anteil und selbst im ganzen Bundesgebiet liegt der Anteil solcher Gebiete bei 10 Prozent. In diesen Gebieten brütet aber nur eine Minderzahl der vom Stromschlag gefährdeten Vogelarten. Zum Beispiel leben mehr als 80 Prozent der nordrhein-westfälischen Uhus außerhalb der in diesem Bundesland eingerichteten Vogelschutzgebiete - mit welchem Risiko, zeigt das untenstehende Bild eines erst kürzlich vom Strom getöteten Uhus. Der abgetrennte Fuß hält noch die frisch erbeutete Taube, die der Uhu auf dem Mast hatte verzehren wollen. Der Stromschlag hat den Uhu buchstäblich zerteilt. Von den übrigen in Nordrhein-Westfalen lebenden Eulenarten wie Schleiereule, Waldkauz oder Waldohreule leben weniger als 5 Prozent der Population in Europäischen Vogelschutzgebieten, so dass die Risiken für diese Arten, an Strommasten zu verunglücken, noch deutlich größer sind.
Die Auffassungsunterschiede zwischen RWE und EGE erreichten im letzten Jahr das zuständige Umweltministerium in Nordrhein-Westfalen. Noch am 24. Oktober 2007 verlangte der dortige Staatssekretär Dr. Alexander Schink - vom WDR auf die Auffassungsunterschiede befragt - vor laufender Kamera mit dem Brustton der Überzeugung die Entschärfung aller gefährlichen Masten bis 2012 - nicht nur in Europäischen Vogelschutzgebieten, sondern im ganzen Land. Der Beleg findet sich unter wdr.de/mediathek/html//regional/2007/10/24/lokac_01.xml
Daraufhin scheint das Ministerium massiv unter Druck geraten zu sein. Von einer vollständigen Entschärfung bis 2012 ist im Düsseldorfer Umweltministerium seit Aschermittwoch nicht mehr die Rede. Man lehne es ab, "unterschiedliche Rechtsauffassungen zu diskutieren" und wolle stattdessen "mit der bestehenden Problematik möglichst pragmatisch umgehen", heißt es im der EGE zugestellten Ergebnisprotokoll. RWE und Ministerium einigten sich darauf, über die Europäischen Vogelschutzgebiete hinaus gefährliche Masten lediglich oder immerhin auf weiteren 10 Prozent der Landesfläche bis 2012 vogelsicher umzurüsten. Damit ist die Katze aus dem Sack.
Für die EGE ein mehr als fragwürdiger und schlichtweg rechtswidriger Deal. Der Bundesgesetzgeber hat 2002 die Netzbetreiber zur Umrüstung aller gefährlichen Masten bis 2012 verpflichtet. Die nordrhein-westfälische Landesregierung erlässt RWE die Umrüstung von 85 Prozent des Versorgungsgebietes und erspart dem Konzern damit Kosten in mindestens zweistelliger Millionenhöhe. Das sagt viel aus über die wahren Machtverhältnisse zwischen Rhein und Weser, die Rechtstreue der Wirtschaft und des Staates und der Halbwertszeit der Worte eines Staatssekretärs. Am Aschermittwoch ist eben alles vorbei.
Abzulehnen ist die "Lex RWE - NRW" noch aus einem ganz anderen Grund: RWE verschafft sich auf diese Weise finanzielle und damit auch Wettbewerbsvorteile gegenüber den Netzbetreibern, welche ihre Leitungsnetze pflichtgemäß entschärfen. Damit fällt Nordrhein-Westfalen auch deutlich gegen andere Bundesländer zurück.
Der Bundesumweltminister dürfte über die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen kaum glücklich sein, hat er doch wiederholt auf die umfassende Umrüstungsverpflichtung des § 53 des Bundesnaturschutzgesetzes hingewiesen. Die Umsetzung dieser Pflicht ist aber Ländersache, so dass von Berlin keine Hilfe zu erwarten ist. Erschwerend kommt hinzu, dass der Bundesgesetzgeber - angesichts des Einflusses der Stromwirtschaft auf die Gesetzgebung eher absichtlich als versehentlich - auf Sanktionsmöglichkeiten verzichtet hat. So müssen die Netzbetreiber bei Verstößen gegen § 53 des Bundesnaturschutzgesetzes nicht einmal mit einem Bußgeld rechnen. - Die Gastgeber der internationalen Biodiversitätskonferenz im Mai 2008 im nordrhein-westfälischen Bonn haben mehr als eine Vogelleiche im Keller.
Kommen nach Ende der Umrüstungspflicht Vögel an nicht entschärften Masten zu Schaden, liegt allerdings möglicherweise ein Verstoß gegen § 42 Abs. 1 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes vor. Diese Bestimmung verbietet es, Vögel zu verletzen oder zu töten. Dabei spielt es keine Rolle, durch welches Verhalten die Verletzung oder Tötung erfolgt. Verstöße gegen diese Bestimmung sind bußgeldbewehrt. Da der Betrieb des Netzes außerdem als berufliche Tätigkeit anzusehen ist, muss der Netzbetreiber nach dem 2007 in Kraft getretenen Umweltschadensgesetz möglicherweise für einen solchen Biodiversitätsschaden haften. Die EGE erwägt, die offenen Fragen in einem Rechtsgutachten klären lassen. So könnte es für die Netzbetreiber nach 2012 immerhin doch noch teuer werden.
Flötentöne - Februar 2008
Im Wald kündigt sich das Frühjahr an - mit dem Trommeln der Spechte und mancherorts mit Reviergesang eines wenig bekannten Sängers: Europas kleinster Eule, dem Sperlingskauz (im Bild). Der monotone Vortrag des Männchens besteht aus "djü"-Rufen, die in Abständen von etwa zwei Sekunden wiederholt werden, so dass je Minute etwa 30 bis 35 Rufe ertönen. Noch unverpaarte Männchen singen oft stundenlang.
In Deutschland leben Sperlingskäuze nicht wie früher angenommen wurde nur in den Alpen und Mittelgebirgen. Es gibt sie z. B. auch in strukturreichen Nadel- und Mischwäldern Nordwestdeutschlands. Als Brutplatz bezieht der Sperlingskauz gerne Buntspechthöhlen in Fichten. Auch deshalb sollten nicht alle Waldbäume unter der Motorsäge sterben, sondern der Wald reich sein an Altholz. Der Wald ist eben mehr als die Summe seiner Bäume. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie mehr über den Zwerg unter Europas Eulen erfahren möchten.
Netzbetreiber zur Verantwortung ziehen - Februar 2008
"Stromtod von Vögeln", so lautet der Titel des gerade erschienenen 300 Seiten umfassenden und mit zahlreichen Abbildungen illustrierten Bandes über Grundlagen und Standards des Vogelschutzes an Freileitungen. Der Band zeigt das verfügbare Wissen auf über das Ausmaß eines alten Problems und den Stand des Rechts und der Technik, es zu lösen. Das von Dr. Dieter Haas und Bernd Schürenberg herausgegebene Buch basiert auf den Beiträgen einer Fachtagung, die im Frühjahr 2006 in Muhr am See stattfand. Gegliedert ist der Band in sechs große Kapitel: 1. die rechtlichen Grundlagen zum vogelsicheren Mastbau, 2. die technische Seite des Problems und seiner Lösung, 3. Ergebnisse von Freilanduntersuchungen, 4. Forschungsberichte zu Spezial-Phänomenen beim Stromschlag, 5. Sonderfall Deutsche Bahn, 6. Stromtod als Problem des internationalen Vogelschutzes und 7. Vogelverluste durch Kollision.
Das Buch ist zum Preis 22,80 + Versandkosten 1,70 zu beziehen bei
Pandion
Journalismus und Naturfotografie
Zillhauserstr. 36
72459 Albstadt
oder
dghaas@web.de
Ziel der 18 Autoren des Buches ist es, den Stromtod von Vögeln nach dem Stand der Technik endlich auszuschalten. Das Buch wendet sich dementsprechend vor allem an die Netzbetreiber. Um nichts weniger sollte es allerdings von den Personen in den Naturschutzbehörden und -verbänden gelesen werden, denn von ihnen sind die wenigsten in der Lage, gefährliche von ungefährlichen Masten zu unterscheiden. Dabei liegt der Schlüssel für die Durchsetzung der in Deutschland bis 2012 gesetzlich geschuldeten Umrüstung aller gefährlichen Masten bei den Naturschutzbehörden und -verbänden. Wenn sie nicht den notwendigen Druck auf die Netzbetreiber erzeugen, das Problem endlich zu lösen, wird sich nichts an der beschämenden Situation ändern.
Der Naturschutz in Deutschland scheint jedoch zurzeit mit einem ganz anderen Problem befasst zu sein: der mediengerechten Präsentation seiner Aktionen zu der im Mai in Bonn stattfindenden internationalen Biodiversitätskonferenz. Dort soll der Naturschutz eine gute Figur machen. Ein Teil der Biodiversität verglüht derweil auf den 350.000 gefährlichen Strommasten unterm deutschen Himmel zu Asche.
EGE auf Sendung - Februar 2008
Das neue Jahr war noch keinen Monat alt, da erreichte die EGE eine neue Meldung über einen vom Strom getöteten Uhu. Der Uhu war am 29. April 2007 im Alter von vier Wochen bei Klüsserath an der Mosel von der EGE beringt worden. Ums Leben kam er am 23. Januar 2008 im 50 Kilometer entfernten Monzingen an der Nahe an einem ungesicherten Mittelspannungsmast. Die EGE hat den zuständigen Netzbetreiber gebeten, den tödlichen Mast zu entschärfen. Noch ist die gesetzliche Frist zur Umrüstung solcher Masten - Fachleute schätzen die Zahl in Deutschland auf erschreckende 350.000 - nicht abgelaufen. Sie endet erst im April 2012.
Die EGE wird nicht müde, den schleppenden Umbau der Masten immer wieder zu kritisieren. Die Medien haben sich des Themas angenommen. So auch das SWR Fernsehen. Das Südwestfernsehen RP strahlt in der Reihe "Im Grünen - Die Natur in Rheinland-Pfalz" am 12.02.2008 zwischen 18.15 - 18.45 Uhr einen Beitrag zum Problem der besonders für Großvögel gefährlichen Mittelspannungsmasten aus. Die EGE wünscht spannende Unterhaltung.
Steinkauzheft erschienen - Januar 2008
Gerade ist Heft 4/2006 des "Charadrius" erschienen. "Charadrius" ist die Zeitschrift für Vogelkunde, Vogelschutz und Naturschutz in Nordrhein-Westfalen. Herausgegeben wird sie von der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft (NWO). Die acht Beiträge des 55 Seiten umfassenden Heftes behandeln Biologie, Ökologie, Verbreitung und Schutz des Steinkauzes. Das Heft enthält einen Teil der Beiträge einer Fachtagung, die im März 2004 in Kleve stattfand.
Der Steinkauz ist der Wappenvogel der NWO. Nordrhein-Westfalen trägt für den Schutz des Steinkauzes in Deutschland die größte Verantwortung, denn mehr als 70 % des deutschen Bestandes brüten in Nordrhein-Westfalen.
Die NWO hat das Heft dem 2006 verstorbenen Geschäftsführer der EGE, Wilhelm Bergerhausen, gewidmet. Falls Sie das in jeder Hinsicht lesenswerte Heft mit vielen neuen Informationen zum Steinkauz beziehen möchten, wenden Sie sich bitte an Frau Veronika Huisman-Fiegen, Leydelstr. 26, 47802 Krefeld, e-Mail huisman.fiegen@t-online.de. Das Heft kostet 10,- € plus Porto.
Zehn tote Uhus im Strom - Januar 2008
2007 verunglückten an gefährlichen Mittelspannungsmasten in der Eifel nachweislich sieben Uhus tödlich. Das sind mehr als doppelt so viele wie im langjährigen Mittel. Zudem erfuhr die EGE von drei weiteren Stromopfern im belgischen Grenzgebiet und an der Nahe - die Fundorte sind nicht weit von der Eifel entfernt. Einer der vom Strom getöteten Uhus (im Bild) ist der 2007 geborene Sohn des Uhuweibchens, das im letzten Jahr eine erstaunliche Vertrautheit zu Stefan Brücher entwickelte, worüber wir auf dieser Seite berichtet haben.
Dass Uhus vielerorts am Strom sterben, belegt der Zeitungsbericht vom 05. Januar 2008 in einer süddeutschen Tageszeitung. Dr. Dieter Haas, der seit Jahrzehnten für die Entschärfung gefährlicher Masten arbeitet und der engagierten Journalistin Irmtraud Koch, ist der Beitrag zu verdanken. Klicken Sie bitte hier (pdf-Datei, ca. 472 KB), wenn Sie den Bericht lesen möchten.
Die EGE hat erst vor wenigen Tagen erneut Mittelspannungsmasten in Nordrhein-Westfalen auf ihre Gefährlichkeit für Uhus und andere Großvogelarten überprüft. Das Ergebnis der Stichprobe: Zwischen Eifel und dem Villerücken erwiesen sich 18 von 58, im Tal der Sieg 15 von 73 Masten als gefährlich. Ein kleiner Lichtblick: Immerhin drei der 73 Masten waren aktuell entschärft worden. Es ist das Versorgungsgebiet der RWE Rhein Ruhr Verteilnetz GmbH.
Der bereits für Oktober 2007 vorgesehene, dann auf Anfang Januar 2008 verschobene Gesprächstermin des nordrhein-westfälischen Umweltministerium, der RWE und der EGE, der den Stromversorger zur Eile bei der bis 2012 gesetzlich geschuldeten Entschärfung gefährlicher Mittelspannungsmasten anhalten sollte, wurde wegen Terminschwierigkeiten des Umweltministeriums erneut verschoben.
200 neue Obstbäume für den Kauz - Januar 2008
In der Kölner Bucht leben 600 Steinkauzpaare. 60 der 600 Paare leben im Kreis Euskirchen. Noch - muss man sagen. Steinkäuze besiedeln vor allem das mit alten, hohlen Bäumen bestandene Grünland am Rande der Dörfer. Steinkäuze brüten in den Baumhöhlen; das Grünland benötigt der Kauz für die Jagd auf Mäuse, Käfer und Regenwürmer. Das Grünland muss dazu entweder regelmäßig beweidet oder gemäht werden, denn der Kauz kann nur dort erfolgreich jagen, wo das Gras nicht zu hoch steht. Obstbaumbestandenes Grünland wird aber immer seltener, denn die Peripherie der Dörfer ist für die Kommunen vor allem Bauerwartungsland. Der hier ungebrochene Bauboom ist ein Hauptproblem für die Zukunft des Steinkauzes.
Dabei sind die Perspektiven für den Steinkauz schon aus anderen Gründen ungünstig: Der Obstbaumbestand ist größtenteils überaltert. Nur etwa 10 % aller Obstbäume sind jünger als 20 Jahre. Das Interesse an der Vermehrung und Pflege der Obstbäume ist gering. Für die nächsten zwei Jahrzehnte zeichnen sich auch deshalb massive Flächenverluste für den Steinkauz ab. Vielerorts fressen zudem Pferde an der Rinde der Obstbäume und bringen sie zum Absterben.
Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V. (EGE) bemüht sich seit vielen Jahren, die Lage des Steinkauzes im Kreis Euskirchen zu verbessern. Ihr Mann vor Ort ist Peter Josef Müller. Müller hat zwanzig Grundeigentümer, vor allem Landwirte, für ein großes Pflanzvorhaben gewinnen können. Sie erklärten sich mit der Pflanzung von Obstbäumen auf ihrem Grund und Boden einverstanden.
Die Pflanzmaßnahmen werden Anfang 2008 abgeschlossen sein. Gepflanzt werden fast 200 Bäume. Die Kosten für Bäume und Baumschutz gegen Viehverbiss belaufen sich auf insgesamt 15.000 €. Möglich wurden die Hilfsmaßnahmen für den Kauz dank der in Zülpich ansässigen HIT Umwelt- und Naturschutz Stiftungs-GmbH. Sie stufte das Vorhaben als förderwürdig ein und trägt beinahe alle Kosten. Die HIT-Umweltstiftung fördert bundesweit Projekte des Arten- und Biotopschutzes mit besonderem Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen.
Die Bäume schließen die großen Lücken, die in den letzten Jahren altersbedingt in den traditionellen Obstbaumbeständen am Rande der Ortschaften entstanden sind. Schwerpunkt der Pflanzmaßnahmen sind Zülpich, Mechernich und Euskirchen. Auch Grundstücke im städtischen und im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen werden bepflanzt. Damit dürfe der Steinkauz wenigstens auf diesen Flächen auch langfristig eine Zukunft haben.
Ausgewählt wurden alte, für die Region typische, aber vielerorts in Vergessenheit geratene Obstbaumsorten. Sie sind nicht nur eine Investition in die Zukunft des Steinkauzes, denn in den alten Obstbaumbeständen leben viele andere gefährdete Tierarten - Gartenrotschwanz, Grünspecht und Fledermäuse zum Beispiel. Nicht zuletzt sind die Bäume eine Bereicherung des traditionellen Dorfbildes und spätestens mit der Obstbaumblüte auch eine Bienen- und Augenweide. Insofern können sich über die Anpflanzungen alle freuen.
Für Peter Josef Müller von der EGE geht mit den Pflanzmaßnahmen ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. Müller sorgt sich wie kein anderer um den Schutz des Steinkauzes im Kreis Euskirchen. Er kennt gewissermaßen jedes der noch 60 Brutpaare persönlich. Er ist Mitarbeiter eines Forschungsprojektes, das dem Schutz des Steinkauzes gilt. Deshalb versieht er den jährlichen Kauznachwuchs mit Ringen der Vogelwarte Helgoland. Wiederfunde beringter Steinkäuze bringen Licht in das Dunkel eines Steinkauzlebens. Die gewonnenen Informationen sollen helfen, Steinkäuze immer besser zu schützen.
Die Bäume werden gepflanzt von der Firma "Gartengestaltung und Pflege" aus Rheinbach, die umsichtige Leitung liegt in den Händen der Gärtnermeisterin Ursula Gerke von der Firma "Gartenlust" aus Bad Münstereifel. Sie hat die Grundstückseigentümer mit allen wichtigen Informationen zur Pflege und Erhaltung der jungen Bäume versehen. Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V. dankt allen Beteiligten, vor allem der HIT Umwelt- und Naturschutz Stiftungs-GmbH, aber auch jedem einzelnen Grundbesitzer, der in die Durchführung der Maßnahmen eingewilligt hat. So ist der Naturschutz eine wirkliche Gemeinschaftsaufgabe. Dazu Alexander Schoo, der Geschäftsführer der HIT-Umweltstiftung: "Ich freue mich, dass wir den Steinkäuzen alte Lebensräume erhalten und neue erschließen. Wir möchten nämlich den Steinkauz im Dorf lassen."
Neben ehrenamtlichem Engagement im Naturschutz benötigt der Steinkauz vor allem die Rücksichtnahme staatlicher Stellen. Kreis, Städte und Gemeinden sollten, so der Appell der EGE, Steinkauzlebensräume vor neuen Baugebieten auf der buchstäblich grünen Wiese schützen und auch selbst neue Lebensräume schaffen für den Kauz und für eine lebendige Kulturlandschaft.