Auf die Frage nach dem größten aller Naturschutzprobleme geben Absolventen naturschutznaher Studiengänge oft nur noch eine einzige Antwort: der Klimawandel. Zu dessen Bekämpfung scheint einer durch und durch grünen Gesellschaft alles erlaubt und kein Opfer zu groß zu sein. Zu diesem Ergebnis dürften Narrative beitragen, die von Politik, Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Medien verbreitet werden. Narrative, auf welche sich „Aktivisten und Aktivistinnen“ der „Zivilgesellschaft“ bei strafrechtlich relevanten Protestformen meinen berufen zu können. Berichte der Wissenschafts-Journalisten und -Journalistinnen deutscher Rundfunk- und Fernsehanstalten, die derzeit über die 27. Umweltkonferenz im ägyptischen Scharm El-Scheich berichten, sparen nicht an Dramatik. Begriffe wie Klimakatastrope und Erderhitzung beherrschen die Schlagzeilen. Deutschlands denkbarer Beitrag zur Reduzierung der globalen anthropogenen CO2-Emissionen ist schon deshalb begrenzt, weil Deutschlands Anteil an ihrem Ausstoß zwei Prozent umfasst. Sich überschätzend, aber in bester Absicht setzen die Deutschen umso mehr auf ihre Vorbildfunktion auf ihrem Weg aus der fossilen in eine regenerative Energiewirtschaft. Im Namen des Klimaschutzes. Aber auch des Naturschutzes?

Das Ergebnis einer aktuellen internationalen Studie zeigt: Hauptursachen der globalen Verluste biologischer Vielfalt sind die Umwandlung von naturnahen Wäldern und Graslandschaften in landwirtschaftliche Fläche sowie die ausbeuterische Nutzung wildlebender Pflanzen und Tiere. Der Studie zufolge ist der Klimawandel momentan die viertgrößte Ursache für den Verlust der biologischen Vielfalt an Land, gefolgt von der Invasion vom Menschen eingeschleppter gebietsfremder Arten an fünfter Stelle. Die internationale Studie entstand unter der Leitung von Universidad Nacional de Córdoba (UNC), Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), iDiv und Natural History Museum London. Die Autoren stellen fest, dass in den Ozeanen die Ausbeutung der Fischbestände die größte Rolle spielt und der Klimawandel an zweiter Stelle rangiert. Die Autoren gehen davon aus, dass die Bedeutung des Klimawandels für die Biodiversitätsverluste in der Zukunft zunehmen und in der Rangliste der direkten Treiber aufsteigen wird. Die Autoren kritisieren, was gerne unter den grünen Teppich gekehrt wird: Dass nämlich für das Erreichen von Klimaschutzzielen teilweise Lösungen propagiert und realisiert würden, die sich zulasten der Biodiversität auswirken. Erforderlich seien jedoch ganzheitliche Lösungen und effizientere Maßnahmen zur Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt. Erkenntnisse, die den Weg in Wissenschaftsredaktionen, die Berichterstattung und in die universitäre Ausbildung finden sollten.