Kennzeichen

Die Waldohreule ist etwas kleiner und schlanker als der Waldkauz. Typisch sind die auffälligen, großen, oft steil aufgerichteten Federohren und die orangegelben Augen. Die Gefiederfärbung ist oberseits hellbraun mit rindenähnlicher Marmorierung, unterseits auf hell ockergelbem Grund kräftig schwarzbraun längs gestrichelt und fein dunkel quer gebändert. Der gelblich-weiße Gesichtsschleier wirkt aufgrund der spitzwinkligen Stirnbefiederung zwischen den Augen V-förmig unterbrochen.

Lautäußerungen

Die Laute der Waldohreule sind hohl, wohlklingend dunkel und überraschend leise. Der Revier- und Lockruf des Männchens ist ein leises, aber deutliches „huh“, das in Abständen von zwei bis acht Sekunden vielmals nacheinander vorgebracht wird. Unverpaarte Männchen rufen ab Sonnenuntergang oft stundenlang. Das Weibchen antwortet auf diese Rufe in ähnlich monotoner Weise mit „üüüa“, „uijo“ oder „dchäj“. Nach dem Schlüpfen der Jungen ist vom Weibchen nur noch ein der Verständigung dienendes fauchendes, katzenartiges „chwäu“ zu hören.

Zur Stimmfühlung und als Bettelruf äußern die Jungen in den ersten Wochen in regelmäßigen Abständen ein leises, kurzes „szi“. Die Ästlinge, wie die Jungeulen genannt werden, wenn sie das Nest verlassen haben, lassen während der Dämmerung und des Großteils der Nacht regelmäßig alle fünf bis zehn Sekunden ein klagendes Fiepen erklingen. Es ist weithin hörbar und dient nicht nur als Bettel- und Standortlaut für die Eltern, sondern auch der Kontaktwahrung unter den Geschwistern.

Nahrung

Die Waldohreule ist eine ausgesprochene Feldjägerin. Sie jagt überwiegend aus dem Flug. Dabei gleitet sie relativ dicht über dem Boden. Sie ernährt sich ziemlich eintönig. Drei Viertel der Nahrung besteht aus Feldmäusen, jeweils ein weiteres Zehntel aus Waldmäusen und Kleinvögeln.

Lautäußerungen

Die ökologischen Ansprüche der Waldohreule decken sich weitgehend mit jenen des Turmfalken, der Rabenkrähe und Elster. Letztere sind zudem die wichtigsten Nestlieferanten, denn Waldohreulen bauen selbst keine Nester.

Solange weniger als 20 – 40 Zentimeter Schnee liegen, jagt die Waldohreule im offenen Gelände mit niedrigem Pflanzenwuchs. Für das Brüten reichen kleine Feldgehölze, Baumgruppen, Einzelbäume oder sogar freistehende Büsche, wenn geeignete Nester und ausreichend Deckung für die Tagesruhe vorhanden sind. Optimal ist das Bruthabitat aber erst, sofern kurzrasige, nahrungsreiche Freiflächen und gute Deckungsmöglichkeiten nahe beieinander liegen. Waldränder mit Nadelbäumen und einer größeren Auswahl von Nestern werden bevorzugt.

Im Winter konzentrieren sich Waldohreulen in der Nähe besonders nahrungsreicher Lebensräume mit hohen Wühlmausdichten oder Massenschlafplätzen von Kleinvögeln. Manche Überwinterungsplätze werden von Dutzenden bis über 100 Eulen seit Jahren regelmäßig aufgesucht, nicht selten auch auf Friedhöfen und in Parks mit krisensicherer Ernährung mitten in Städten.

Fortpflanzung

Waldohreulen leben in einer monogamen Saisonehe und kehren in der Regel zum vorjährigen Brutplatz zurück. Mitte Februar besetzen mitteleuropäische Waldohreulen in der Regel ihr Bruthabitat und beginnen mit der Balz. Bei milder Witterung können Balz und Paarbildung schon im Januar am Brutplatz oder sogar bereits in den Winteransammlungen einsetzen. Während der Balz fliegt das Paar mit weit ausholenden Flügelschlägen umher, wobei zwischendurch die Handschwingen unter dem Körper laut klatschend zusammengeschlagen werden.

Zur Brut nutzen Waldohreulen bevorzugt vorjährige Reisignester von Rabenkrähen und Elstern. Mitte März bis Mitte April beginnen Waldohreulen, Eier zu legen. Das Weibchen brütet alleine ab dem ersten Ei und legt mit einem durchschnittlichen Legeabstand von zwei Tagen meist vier bis fünf Eier. Nach einer Brutdauer von 27 bis 28 Tagen schlüpfen die Jungen. Das Männchen bewacht die Brut und schafft Nahrung herbei, die ausschließlich vom Weibchen portioniert wird. Im Alter von drei Wochen verlassen die Jungen noch flugunfähig das Nest. Im hellgraubraunen Jugendkleid tragen die Ästlinge eine auffällige, schwarze Gesichtsmaske. Mit fünf Wochen sind sie flugtüchtig, werden aber von den Eltern bis mindestens zur elften Lebenswoche gefüttert.

In Mitteleuropa scheinen selbständig gewordene Jungeulen auf der Suche nach neuen geeigneten Lebensräumen zum großen Teil wegzuziehen, während die Eltern im allgemeinen nur bei Nahrungsmangel in die weitere Umgebung der Bruthabitate verstreichen.

Verbreitung

Das Areal der Waldohreule umfasst beinahe alle außertropischen Bereiche der Nordhalbkugel. Es erstreckt sich von der mediterranen und Steppen-Zone nordwärts bis in die gemäßigte und boreale Zone. In Nordamerika erstreckt sich das Areal vom Ostrand des Mackenziegebirges, vom Großen Sklavensee, über den Rentiersee, südlich der James Bay und der Mündung des St.-Lorenz-Stromes südwärts bis Niederkalifornien, Illinois und in die Appalachen. In der alten Welt reicht das Verbreitungsgebiet der Eule von den Britischen Inseln, der französischen, iberischen und marokkanischen Atlantikküste und den Azoren im Westen bis Sachalin, zu den Kurilen, Hokkaido und Honshu im Osten. Die nördliche Verbreitungsgrenze liegt in der Zone des Borealen Nadelwaldes, die südliche reicht bis Nordafrika, Vorderasien, Himalaja, Mongolei und China.

Bestand

In Abhängigkeit von Feldmaus-Zyklen kann der Waldohreulenbestand erheblich schwanken. Auch die Siedlungsdichten können von Jahr zu Jahr und auch von Gebiet zu Gebiet sehr unterschiedlich sein. Sie liegen zwischen drei bis über einhundert Revieren je hundert Quadratkilometer, im Extrem bei nur 30 bis 50 Metern Nestabstand.

Der Gesamtbestand der Waldohreule in Europa wird auf etwa 200.000 Brutpaare geschätzt. Im Mittel dürften in Mitteleuropa insgesamt 93.000 Paare leben, davon in Deutschland ca. 32.000.

Gefährdung

In den letzten Jahrzehnten gibt es deutliche Anzeichen von Bestandsrückgängen in landwirtschaftlich intensiv genutzten und ausgeräumten Landschaften, denn dort können sich Feldmaus-Gradationen kaum noch entwickeln.

Schutz

Folglich ist die Erhaltung geeigneter Lebensräume mit Dauergrünlandflächen und Feldgehölzen die wichtigste Schutzmaßnahme. Wo immer möglich sollte die an naturbetonten Biotopen verarmte Agrarlandschaft um solche Biotope angereichert werden. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie erfahren möchten, wie Sie die EGE hierbei unterstützen können. Die Abhängigkeit der Waldohreule von den ausgedienten Nestern der Elster und Rabenkrähe unterstreicht, dass auch diese Vogelarten Schutz verdient haben.