Kennzeichen

Die Schleiereule unterscheidet bereits ihr herzförmiger, weißer Gesichtsschleier von allen übrigen Eulen. Auch ihre Federn und Zehen sind anders als bei den übrigen Eulen. Ohrfedern fehlen, die Augen sind relativ klein und schwarz, die Gefiederunterseite ist weiß bis gelbbraun und ungefleckt.

Lautäußerungen

Am auffälligsten ist der kreischende, lang gezogene Revierruf des Männchens. Zur Warnung ruft die Schleiereule hastig kraich-kraich, in Abwehrsituationen ist Fauchen und Schnabelknappen zu hören.

Nahrung

Schleiereulen erbeuten hauptsächlich Kleinsäuger wie Feld- und Spitzmäuse, seltener Vögel und vereinzelt Amphibien, Reptilien und Großinsekten. Unverdauliche Nahrungsbestandteile (Knochen, Haare) werden in Form von so genannten Gewöllen ausgewürgt.

Lebensraum

Die Kombination von geeigneten Brutplätzen und günstigem Jagdgebiet ist für die Auswahl eines passenden Lebensraums ausschlaggebend. Einzeln stehende exponierte Gebäude (z.B. Kirchtürme, Burgen und Scheunen) werden als Brutplatz bevorzugt. Zur Jagd sucht die Schleiereule offenes Gelände auf. Dort jagt sie bevorzugt entlang von Waldrändern, Feldgehölzen, Gräben und anderen linienartigen Landschaftsbestandteilen.

Fortpflanzung

Die Schleiereule brütet in Abhängigkeit von Mäuse-Gradationsjahren ab Ende März, meist jedoch erst Anfang Mai. Nach 30 bis 34 Tagen schlüpfen die jungen Eulen aus den länglichen weißen Eiern. Mit 11 bis 14 Tagen öffnen sie ihre Augen und verlassen nach etwa 60 Tagen das Nest. In guten Mäusejahren kommt es zu Zweit- und gelegentlich Drittbruten.

Verbreitung

Die Schleiereule ist in fast allen Regionen der Erde verbreitet. Im Norden reicht das Verbreitungsgebiet bis zur borealen Zone und nach Süden bis in die Tropen und in Wüstengebiete. In Mitteleuropa ist sie ein verbreiteter Brutvogel tief gelegener, relativ waldarmer Siedlungsgebiete.

Bestand

Der europäische Bestand umfasst 110.000 bis 220.000 Brutpaare, wobei Schwerpunkte in Spanien und Frankreich – aber auch in Deutschland – liegen. Der Bestand in Deutschland wird auf 11.000 bis 17.000 Paare geschätzt.

Gefährdung

Die Schleiereule ist in hohem Maße von den Kleinsäugerbeständen in der Agrarlandschaft abhängig. Diese wiederum hängen von den landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsformen ab. In der modernen Agrarlandschaft fehlt es zunehmend an Kleinsäugern. Der Einsatz von Rodentiziden (Pestizide gegen Nagetiere) gefährdet die Schleiereule wie andere Eulen und Greifvögel, wenn sie vergiftete Kleinsäuger fressen. In der Vergangenheit sind Brutplätze im Zuge von Bausanierungen oder Abwehrmaßnahmen gegen Tauben an Kirchtürmen verloren gegangen. Eine beträchtliche Gefahr stellt der Straßen- und Schienenverkehr dar. Zahllose Schleiereulen kommen durch Kollision mit Kraftfahrzeugen zu Tode. In der Brutzeit bedeutet der Tod der Elterntiere zugleich das Ende der Brut oder den Tod der Jungvögel.

Schutz

Eine reich strukturierte Kulturlandschaft und der Verzicht auf Biozide in der Landwirtschaft ist die Grundvoraussetzung für eine stabile Schleiereulen-Population. Diese kommt gleichzeitig vielen anderen Arten der offenen Feldflur zugute. Das Anbieten von Nisthilfen kann sich ebenfalls positiv auswirken, wenn geeignete Brutplätze rar sind. Durch Kooperation mit Landwirten (Brutplätze in Scheunen) wie auch mit den Kirchen (zugänglich machen von Kirchtürmen) ist Schleiereulenschutz vor Ort schon mit einfachen Mitteln machbar. Klicken Sie hier, wenn Sie erfahren möchten, wie Sie der EGE hierbei helfen können.