Audienz beim König der Nacht
mit Bildergalerie „Der Uhu in der Schule“
Eine Gegend fernab der Großstadt, Felsen, alte Steinbrüche, der Wechsel von Wald und Offenland, milde Winter und kühle Sommer – das macht die Eifel zum idealen Uhuland. Gut hundert Uhupaare leben in dem kleinen Mittelgebirge zwischen Rhein, Mosel und Ardennen.
Anna, Leila, Torsten, Philipp und Mariusz sind mit ihren Eltern in den Nationalpark Eifel gekommen – 50 Kilometer von Köln entfernt. Sie kennen Uhus nur aus „Harry Potter Büchern“. Und auch ihre Eltern sind einem Uhu niemals begegnet – außer vielleicht im Zoo. Das soll sich an diesem Abend ändern. Es ist die Nacht auf den ersten November, den Allerheiligentag – im Rheinland Feiertag und schulfrei. So schlagen sich die jugendlichen Besucher die halbe Nacht um die Ohren für ein Halloween-Erlebnis der besonderen Art – und werden nicht enttäuscht:
Mehrfach hallt der Ruf des Uhus in der sternenklaren, windstillen Nacht schaurig durch das Tal. Aus der Ferne antwortet ein anderer Uhu. Einige Male zeigt sich die Silhouette des Uhus am nachtblauen Himmel. Einen zweiten Uhu beleuchtet das fahle Mondlicht. Lautlos streicht er über die Beobachter hinweg. Beinahe spüren sie den Luftzug, den der Schlag der mächtigen Schwingen hinterlässt. Den jungen Besuchern im Reich des Uhus ist unheimlich und nicht ganz geheuer zumute. Ein unvergessliches Erlebnis. „Einfach cool“, sagen die Kids.
Mit von der Partie ist fachkundige Begleitung: Dr. Lutz Dalbeck von der „Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen“. Von ihm erfahren die Jungen und Mädchen viel über Uhus, und zwar aus erster Hand, denn der Schutz des Uhus war und ist die vorrangige Aufgabe dieser Organisation. Lutz Dalbeck ist Biologe und schrieb eine Doktorarbeit über den Uhu. Für die jugendlichen Besucher ist das Abenteuer auch Biologieunterricht – allerdings im Flüsterton. Uhus wollen ungestört sein.
Supersinne für die Jagd
Philipp: „Ist der Uhu eine Eule oder ein Kauz? Wieso wird er munter, wenn andere Vögel schlafen? Wie kann er im Dunkeln sehen?“
Lutz: „Der Volksmund bezeichnet Eulen ohne Federohren oft als Käuze, aber auch Käuze sind Eulen. Für Wissenschaftler gibt es nur die Familie der Eulen. Hierzu zählt der große Uhu genauso wie der kleine Steinkauz. Fast alle Eulen werden erst in der Nacht munter. Dann sind sie ungestört. Dafür hat die Natur sie mit Supersinnen ausgerüstet. Mit Augen hundertmal lichtempfindlicher als die der meisten Vögel und mit Ohren wie Parabolspiegel für den leisesten Laut. Schallgedämpfte Federn sorgen für einen geräuschlosen Flug und dolchartige Krallen für den raschen Tod der Beute.“
Leila: „Wie unterscheiden sich die Eulen von anderen Vögeln?“
Lutz: „Ihr Kopf ist groß, sie haben ein rundes Gesicht und ihre beiden Augen sind nach vorn gerichtet. Sie können ihren Kopf um bis zu 270 Grad drehen. So haben sie ihre Umgebung rundum im Blick.“
Philipp fragt weiter. „Woran kann ich einen Uhu erkennen?“
Lutz: „Der Uhu ist weltweit die größte Eule. Am auffälligsten sind die großen, leuchtend gelb-orangefarbenen Augen und die Federohren – die übrigens gar keine Ohren sind. Die wirklichen Ohren sind bloße Öffnungen. Sie liegen unter dem Gefieder verborgen hinter den Augen.“
Die Kinderstube
Anna interessiert sich für das Familienleben der Uhus: „Wo brüten Uhus? Wie viele Eier legen sie? Wie lange bleiben die Jungen bei ihren Eltern?“
Der Biologe: „Am Liebsten brüten Uhus in Felsen oder Steinbrüchen an einem Platz, der vor Wind und Regen geschützt ist. Manchmal brüten sie auch in alten Greifvogelnestern. Im Spätwinter, manchmal noch bei Eis und Schnee, legt das Uhuweibchen drei bis fünf Eier. Fünf Wochen wird gebrütet, dann schlüpfen die jungen Uhus. … “
Die Kinderstube
Anna interessiert sich für das Familienleben der Uhus: „Wo brüten Uhus? Wie viele Eier legen sie? Wie lange bleiben die Jungen bei ihren Eltern?“
Der Biologe: „Am Liebsten brüten Uhus in Felsen oder Steinbrüchen an einem Platz, der vor Wind und Regen geschützt ist. Manchmal brüten sie auch in alten Greifvogelnestern. Im Spätwinter, manchmal noch bei Eis und Schnee, legt das Uhuweibchen drei bis fünf Eier. Fünf Wochen wird gebrütet, dann schlüpfen die jungen Uhus. … “
… „Brut und Aufzucht der Jungen sind zunächst reine Frauensache. Nach vier bis fünf Wochen verlassen die Jungen das Nest und warten dann in der Nähe des Brutplatzes auf Futter. Jetzt hilft auch der Vater mit. Nach etwa zehn Wochen ist der Nachwuchs flugfähig, wird aber immer noch von den Eltern gefüttert. Oft sind die jungen Uhus erst im September selbstständig. Dann müssen sie sehen, wo sie bleiben. In den ersten zwei bis drei Lebensjahren kommen sie weit herum, bis sie schließlich eine eigene Familie gründen – meistens im Umkreis von 100 Kilometern um den Ort, an dem sie selbst aus dem Ei gekrochen sind. Nach längstens zwanzig Jahren endet ein Uhuleben – wenn alles gut ging.“
Die Speisekarte seiner Majestät
Mariusz will wissen, wovon sich die Uhus ernähren.
Hierüber weiß Lutz bestens Bescheid, denn er hat viele Gewölle – das sind die unverdaulichen Nahrungsreste der Uhus – untersucht und fand darin Überreste von 32 verschiedenen Säugetier- und 70 Vogelarten: „Die Speisekarte der Uhus ist lang: Sie jagen alles, was ihnen ihr Lebensraum bietet. Am liebsten Mäuse und Ratten, Krähen, Kaninchen und Igel. Sogar Fische und Frösche gehören zu ihren Beutetieren. Sie machen aber auch vor Greifvögeln nicht Halt. Knochen, Haare und Federn kann der Uhu nicht verdauen. Er würgt sie als mausgraue Wurst, dem Gewölle, wieder aus. Diese Speiballen verraten genau, was der Uhu gefressen hat.“
Verfolgt und fast ausgerottet
Torsten weiß, dass der Uhu fast ausgerottet wurde. Er möchte wissen, weshalb.
Lutz: „Lange Zeit wurden Uhus gejagt, weil die Menschen glaubten, die Uhus würden ihnen Hasen, Rebhühner und Fasane streitig machen. Nach der Erfindung moderner Schusswaffen führten die Menschen einen gandenlosen Feldzug gegen alle großen Beutegreifer: Bär und Wolf, Luchs und Wildkatze – und eben auch den Uhu. So kam, was kommen musste. Um das Jahr 1950 war der Uhu in Deutschland nahezu ausgerottet. Nur dreißig, vielleicht vierzig Paare hatten sich im schwer zugänglichen Gebirge retten können. Nun starben mehr Uhus als geboren wurden. Dem Uhu drohte trotz des 1935 erlassenen Jagdverbotes das Aus. Im übrigen Europa stand es kaum besser um den Uhu.“
Die Rettung
Anna: „Wie wurde dem Uhu geholfen?“
Lutz berichtet: „Vermutlich wäre der Uhu für immer ausgestorben, hätte es nicht die Aktion zur Wiedereinbürgerung des Uhus gegeben. Die Zoologischen Gärten stellten ihren Uhunachwuchs für dieses Projekt zur Verfügung, allein zwischen 1974 und 1994 fast dreitausend Uhus. Einsam rufenden Uhus verschafften die Uhuschützer den passenden Partner aus dem Zoo. Und wo immer möglich, setzten sie den in der Natur brütenden Uhus zu ihren eigenen Jungen ein im Zoo geborenes Junges hinzu. Die neuen Lebensräume des Uhus mussten vor Störungen geschützt und lange Zeit die Brutplätze rund um die Uhr bewacht werden. Überdies mussten die Stromunternehmen für den Umbau der gefährlichen Strommasten gewonnen werden, denn Uhus stellen mit 180 Zentimetern Flügelspannweite leicht die kürzeste Verbindung dar zwischen Plus und Minus – mit tödlichem Ausgang.“
Torsten: „Ist der Uhu nun nicht mehr vom Aussterben bedroht?“
Lutz: „Es gibt wieder Uhus in Deutschland – tausend Paare sogar. Aber es könnten mehr sein. In vielen Gegenden Deutschland fehlt der Uhu immer noch. Jetzt kümmert sich die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) darum, dass es nicht nur um den Uhu, sondern auch um die anderen heimischen Eulen bald besser bestellt ist.“
Was Uhus heute das Leben schwer macht
Leila: „Was ist heute für Uhus gefährlich?“
Lutz: „Die Aussichten für Deutschlands Uhus sind nicht ungetrübt: Längst nicht alle gefährlichen Strommasten sind so umgerüstet, dass Uhus vor Stromschlag sicher sind.“
„Mit dem Vordringen von Windkraftanlagen in Uhulebensräume wächst die Gefahr für Uhus, auch mit den Rotoren zu kollidieren. Probleme bereitet den Uhus auch der Klettersport. Kletterer gehen dort ihrem Vergnügen nach, wo Uhus seit jeher Sicherheit gerade vor dem Menschen erwarten: In steilen Felswänden und luftiger Höhe. Immer wieder kommt es vor, dass noch nicht flugfähige Uhus von Klettersportlern überrascht werden, vor Schreck in die Tiefe stürzen und verunglücken. Die Kletterer stören die Uhus natürlich nicht absichtlich, aber es passiert. Deshalb sollten Menschen nicht dort klettern, wo Uhus leben.“
Leila sagt: „Sollen die Menschen doch in Kletterparks klettern.“ Tatsächlich gibt es solche Kletterparks schon in vielen größeren Städten. Leila ist selbst eine begeisterte Klettersportlerin. Sie klettert an einem künstlichen Felsen in einer großen Halle.
Lutz: „Aber auch Straßen- und Schienenverkehr bedrohen Uhus. Die an Straßen verunglückten Tiere wie Kaninchen und Füchse sind für Uhus eine leichte, aber auch gefährliche Beute, denn der Uhu kann hier selbst unter die Räder geraten.“
Über das Leben der Uhus erfahren die Kinder viel in dieser Nacht. Und immer noch haben sie Fragen an den Biologen Lutz Dalbeck. Auch wenn sie nicht alles behalten können, den Anblick des fliegenden Uhus werden sie nicht vergessen. Und in dieser Nacht steht fest: Sie wollen den Uhu schützen – nicht erst, wenn sie groß sind.
Lasst den Uhu leben!
Ein paar Tage später erzählen Anna, Leila, Torsten, Philipp und Mariusz ihrer Lehrerin von der Audienz beim König der Nacht, und die ganze Klasse hört gespannt zu. Bald darauf lesen alle in der Schule das Buch „Lasst den Uhu leben!“, das Lutz Dalbeck ihnen empfohlen hatte.
Es handelt von den Erlebnissen der Geschwister Tom und Jette, die wegen der Arbeitslosigkeit des Vaters ihre Ferien nicht wie üblich am Mittelmeer, sondern bei ihrem Großvater in der Eifel verbringen. Dass es dort so spannend werden würde, hätten sie sich nicht vorstellen können. Bereits in der ersten Nacht geschieht etwas Außergewöhnliches: Ein Uhu bleibt in einem Zaun aus Stacheldraht hängen. Die Kinder holen Hilfe und lernen Benno kennen, der für die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen arbeitet. Ab jetzt zählt für sie nur noch, bei dieser Aktion mitzuhelfen. Schließlich hat der verletzte Vogel Junge, das Nest muss gefunden und geschützt werden…
Die Geschichten in diesem Buch spielen in der Eifel und haben sich wirklich ereignet. Nur die Namen der Personen wurden geändert.
Patenschaft schließen mit einem kleinen Uhu
Nachdem die ganze Klasse das Buch „Lasst den Uhu leben!“ gelesen hat, sind alle restlos begeistert vom Uhu. Die Klasse und ihre Lehrerin haben eine Idee: Sie wollen Patenschaft mit einem kleinen Uhu schließen.
Die Kinder legen etwas von ihrem Taschengeld zusammen. Was an dem Betrag von 100 Euro für eine Patenschaft fehlt, steuert die Lehrerin aus der Klassenkasse bei. 100 Euro helfen der EGE, gut aufzupassen auf das Leben des Uhus, mit dem die Klasse Patenschaft geschlossen hat. Es ist ein bisschen so, wie eine Adoption. Die Kinder erfahren wann und wo der junge Uhu geboren ist und dürfen ihm sogar einen Namen geben. Über die Patenschaft gibt es eine Urkunde, die jetzt im Klassenzimmer hängt. Der Uhu bleibt aber natürlich in Freiheit. Mit dem Geld kauft die EGE z. B. Lebensräume für Uhus, die sonst vielleicht zerstört würden. Oder sie bezahlt davon Medikamente und die Kosten für den Tierarzt, sollte der Uhu einmal verletzt aufgefunden werden, was leider vorkommen kann.
Als die ganze Schule im Jahr darauf ein Fest feiert, kommt ein Uhu sogar in die Schule. Ako Bergerhausen, der Sohn von Benno, schaut mit einem Uhu vorbei, den die EGE verletzt an einer Autobahn gefunden, gesund gepflegt hat und nun bald wieder in die Freiheit entlassen wird. Naturschutz zum Anfassen.
Wenn auch Deine Klasse Patenschaft mit einem Uhu schließen und helfen möchte, Eulen zu schützen, schreibt uns einfach. Eine Urkunde über die Patenschaft eines Uhus stellt die EGE ab einer Spende von 100 Euro aus. Gerne könnt Ihr festlegen, welchen Namen der Uhu tragen soll. Schreibt an:
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.
Breitestrasse 6
D-53902 Bad Münstereifel
Postbank Köln
BIC PBNKDEFF
IBAN DE66370100500041108501
Stichwort „Uhupatenschaft“
Bildergalerie „Der Uhu in der Schule“
In den letzten Jahren haben viele Schulklassen Uhupatenschaften abgeschlossen oder die Arbeit der EGE mit einer Spende unterstützt. Die Begeisterung der Kinder für den Uhu zeigt sich nicht zuletzt in den vielen Briefen und Bildern, welche bei der EGE eintreffen.
Der große Herr Uhu
heißt mit Vornamen Schuhu.
Wanda ist seine Uhufrau,
die schützt das Nest sehr genau.
Ihre Kinder sind noch klein,
drum muss immer ein Elternteil da sein.
Nach neun Wochen können sie fliegen,
aber noch keine Kleintiere kriegen.
In einer Baumhöhle wohnen sie.
Angreifer kommen nie.
Ihre Eltern fliegen im Dunkeln
man sieht ihre Augen weithin funkeln.
Wir wollen den Uhu schützen,
er wird der Natur viel nützen!
Gedichtet von Jacqueline Dorner