Steinkauz (Athene noctua)
Schutz des Steinkauzes in der Kölner Bucht
Von 4.500 Steinkauzpaaren Nordrhein-Westfalens leben 3.900 im Niederrheinischen Tiefland und in der Westfälischen Bucht (85%); 600 Paare entfallen auf die Kölner Bucht (einschließlich des Ballungsraumes Rhein-Ruhr). Das Verbreitungsgebiet des Steinkauzes in den Kreisen Düren und Euskirchen, die Teil der Kölner Bucht sind, umfasst etwa 900 km². Hier beobachtet die EGE seit 1992 die Entwicklung des Steinkauzbestandes.
1992 lebten in diesem Gebiet 330 Brutpaare. 2002 war der Bestand auf 275 Brutpaare gesunken. Das ist ein Verlust von 5,5 Brutpaaren pro Jahr oder annähernd 20 % des Bestandes in 10 Jahren. Für die Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts schätzt die EGE den Bestand auf etwa 450 Paare, was einen Rückgang um 40 % in weniger als 30 Jahren entspricht.
Mehr als 90 % der untersuchten Population besiedelt das obstbaumbestandene Grünland innerhalb oder am Rand von Ortschaften. Weniger als 20 % leben in Bereichen, die nach dem Landschaftsgesetz Nordrhein-Westfalen (z. B. als Landschaftsschutzgebiet) besonders geschützt und insoweit auch vor der Bauleitplanung i. d. R. ausreichend geschützt sind. Dies dürfte für die Lage der Population in der gesamten Kölner Bucht gelten, was die besondere Gefährdung in diesem Teil Nordrhein-Westfalens deutlich macht.
Die Biotopverluste gehen zu 80 % auf das Konto neuer Baugebiete. In Dörfern mit noch vor wenigen Jahren zehn und mehr Steinkauzpaaren hat sich die Zahl halbiert. Die Liste der Dörfer ohne Steinkäuze wird immer länger. Die übrigen Verluste entfallen auf Biotopzerstörungen vor allem infolge des Braunkohlentagebaus, Baus von Ortsumgehungen sowie auf den pferdeverbiss- und altersbedingten Niedergang von Obstbäumen.
Das EGE-Projekt zum Schutz des Steinkauzes in der Kölner Bucht umfasst insbesondere
- die wissenschaftliche Beobachtung und Dokumentation der Steinkauzpopulation in den Kreisen Düren und Euskirchen,
- den Schutz von Steinkauzvorkommen vor zivilisatorischen Eingriffen (insbesondere vor der Ausweitung der Bebauung),
- der Ankauf und die Unterschutzstellung der für Steinkäuze wichtigen Lebensräume
- die Beratung von Städten und Gemeinden sowie Grundbesitzern zum Schutz von Steinkauzvorkommen,
- Bereitstellung und Wartung künstlicher Nisthilfen.
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Bildergalerie
Der Steinkauz ist unter den dreizehn europäischen Eulenarten die bekannteste. Das war schon immer so. Bei der Namensgebung „Athene noctua“ stand die Stadtgöttin von Athen Patin. Im antiken Griechenland hielt man Steinkäuze für besonders klug, weil sie auch im Dunkeln sehen. Man verehrte sie sorgsam als heilige Schützlinge. Neben zahlreichen Bildern in Athen zierte der Steinkauz Millionen antiker Münzen und war im ganzen Mittelmeerraum allseits bekannt. Auch auf der heutigen griechischen Euromünze ist der Steinkauz abgebildet.
In der bäuerlichen Kulturlandschaft Mitteleuropas hat der Steinkauz seit vielen Jahrhunderten in unmittelbarer Nachbarschaft des Menschen gelebt. Ideale Steinkauz-Lebensräume in Mitteleuropa sind Dauergrünlandgebiete der Niederungen mit alten Kopfbaumbeständen sowie Dorfränder mit alten Bäumen und Viehweiden. Der Steinkauz benötigt Jagdmöglichkeiten auf Flächen mit ganzjährig niedriger Vegetation (also Viehweiden) und Brutplätze in Höhlungen alter Bäume. Wo Steinkäuze leben, gibt es noch viele andere gefährdete Vogelarten, die Schutz verdient haben. Gartenrotschwanz und Grünspecht zum Beispiel.
Steinkäuze brüten gerne in künstlichen Niströhren, welche Ludwig Schwarzenberg 1970 eigens für sie entwickelt hat und EGE-Mitarbeiter in geeigneten Lebensräumen, in denen es an Naturhöhlen fehlt, anbringen. Gewissermaßen sozialer Wohnungsbau für den Kauz. Die Röhren müssen regelmäßig kontrolliert, bei Bedarf gereinigt und erneuert werden. Auch das ist eine Aufgabe der EGE.
Neun von zehn Steinkäuzen leben in Nordrhein-Westfalen, 600 allein in der Kölner Bucht. In den nordrhein-westfälischen Kreisen Düren und Euskirchen steht die Entwicklung des Steinkauzes unter der Dauerbeobachtung der EGE. Der Bestand wird in regelmäßigen Abständen gezählt, die Anzahl der Jungen erfasst, die Jungen werden mit Ringen der Vogelwarte gekennzeichnet.
Der Obstbaumbestand ist in vielen Teilen der Kölner Bucht überaltert, weil kaum mehr ein wirtschaftliches Interesse an der Vermehrung und Erhaltung von Obstbäumen besteht. Die Rinde von Obstbäumen ist vielerorts von Pferden verbissen. Der Verbiss lässt Obstbäume sterben. Wo immer möglich, bemüht sich die EGE um die Erhaltung alter Obstbaumbestände, die Anpflanzungen neuer Bäume und ihre Pflege. Besonders vordringlich: Steinkauzlebensräume müssen vor der Ausweisung neuer Baugebiete geschützt werden. Dort, wo das nicht gelingt, müssen neue Lebensräume für Steinkäuze geschaffen werde. Damit der Steinkauz eine Zukunft hat.