Kennzeichen

Die pelzartig befiederten Füße waren Namen gebend für den Rauhfußkauz. Die Rechtschreibreform irrt, wenn sie das „h“ in seinem Namen fortlässt. Denn „rauh“ bzw. die alte Form „rauch“ hat die Bedeutung von „behaart“. So werden Pelzwaren auch heute noch als Rauchwaren bezeichnet. Und raue Füße hat der Kauz wirklich nicht. Der Rauhfußkauz wirkt etwas größer als der Steinkauz. Der Kopf ist groß und rundlich mit einer hohen Stirn. Der helle Gesichtsschleier ist auffällig dunkel umrandetet. Das Gefieder ist oberseits satt graubraun und großzügig weiß geperlt, unterseits hell mit graubraunen Flecken und Längsstreifen. Das Jugendkleid ist fast einfarbig dunkel kaffeebraun.

Lautäußerungen

Das Männchen singt von exponierten Plätzen, so dass es weithin zu hören ist. Der Reviergesang besteht aus einer Reihe von u-Lauten. Unverpaarte Männchen singen von Ende Februar bis Mitte April bei gutem Nahrungsangebot oft die ganze Nacht. Der Alarmruf ist ein schnalzend oder peitschend grelles „zjuck“.

Nahrung

Während der Fortpflanzungszeit ernähren sich Rauhfußkäuze zu 95 Prozent von Kleinsäugern, insbesondere von Wühl- und Langschwanzmäusen. Nur fünf Prozent der Nahrung bilden Vögel. Der Rauhfußkauz findet seine Beute vorwiegend mit dem Gehör und kann damit eine Maus aus einer Entfernung von 25 Metern punktgenau lokalisieren. Für diesen Zweck hat der Kauz extrem asymmetrische Ohröffnungen und ortet die Maus per Kreuzpeilung.

Lebensraum

Der Rauhfußkauz lebt mit Vorliebe in großen reich strukturierten Wäldern, besonders in Altholzbeständen von Rotbuchen, Tannen, Kiefern und Fichten. Hier findet er alte Schwarzspechthöhlen zur Brut, denn als Höhlenbrüter ist der Rauhfußkauz auf die Spechthöhlen angewiesen. Ebenso braucht er deckungsreiche Nadelholzbestände zur Tagesruhe sowie offene Flächen zum Jagen. In einförmigen Fichtenforsten kann der Rauhfußkauz nicht leben.

Fortpflanzung

Besonders die Rauhfußkauzweibchen sind wenig ortstreu und streifen umher – gelegentlich über Hunderte von Kilometern. Finden sie in einem guten Mäuserevier einen Partner, bleiben sie. Rauhfußkäuze führen in der Regel eine Saisonehe mit einer Jahresbrut, doch bei Gelegeverlust oder bei sehr gutem Nahrungsangebot brüten sie mehrmals im Jahr. Oft verlässt die Mutter ihre Jungen und überlässt deren Aufzucht allein dem Vater, um an anderer Stelle mit einem anderen Partner ein weiteres Mal zu brüten. Das Weibchen brütet alleine, während das Männchen für die Versorgung mit Nahrung zuständig ist. Je nach Nahrungslage werden zwischen Ende März und Mitte Mai zwei bis sieben, manchmal auch mehr, Eier gelegt. Nach knapp vier Wochen schlüpfen die Jungen, die nach fünf Wochen ausfliegen. Spätestens im September/Oktober löst sich die Familie auf.

Verbreitung

Der Rauhfußkauz ist ein typischer Bewohner der nördlichen Nadelwälder Europas, Asiens und Nordamerikas. Darüber hinaus existieren isolierte Brutgebiete in West-, Mittel- und Südeuropa, im Kaukasus, im westlichen Himalaja und in Zentralchina. Vermutlich handelt es sich dabei um eiszeitliche Reliktvorkommen. Das europäische Areal deckt sich weitgehend mit dem natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte. Das sind in Mitteleuropa im Wesentlichen die Mittel- und Hochgebirgslagen bis zur Baumgrenze. Auch in den Karpaten, im Dinarischen Gebirge, im Norden Griechenlands und in den Pyrenäen gibt es inselartige Vorkommen. In zunehmendem Maße werden auch Tieflandgebiete besiedelt.

Bestand

Während in Norwegen, Schweden und Finnland in günstigen Jahren sicher mehr als 50.000 Bruten stattfinden, sind es in Mitteleuropa nur rund 6.000, von denen etwa 80 Prozent auf Deutschland, Österreich und die Schweiz entfallen. Der Bestand in Deutschland wird auf 1.900 bis 2.900 Paare geschätzt.

Gefährdung

Der Rauhfußkauz benötigt altholzreiche Waldgebiete, denn nur alte Bäume bieten natürliche Bruthöhlen. Die Intensivierung der Forstwirtschaft führt zu einem Mangel an natürlichen Bruthöhlen. Zudem zerstören der Ausbau des Fortwirtschaftswegenetzes, Straßenbau und die Erschließung bisher ruhiger Waldgebiete die Lebensräume des Rauhfußkauzes.

Schutz

Zum Schutz des Rauhfußkauzes müssen Altholzbestände, vor allem von Rotbuchen, Fichten und Tannen, in denen es Schwarzspechthöhlen gibt, so lange wie möglich erhalten werden. Wo natürliche Höhlen fehlen, können dem Rauhfußkauz künstliche Nistkästen helfen. Ziel nachhaltiger Forstwirtschaft sollten aber naturnah bewirtschaftete Wälder sein, in denen der Rauhfußkauz ausreichend natürliche Baumhöhlen findet. Und wo immer möglich sollte jede Forstwirtschaft ruhen. Gerade in Mitteleuropa müssen der Natur und dem Rauhfußkauz ungestörte Wälder zurück gewonnen werden – Urwälder, in denen Bäume wirklich alt werden und nicht vorzeitig unter der Motorsäge sterben. Klicken Sie hier, wenn Sie erfahren möchten, wie Sie der EGE hierbei helfen können.