Kennzeichen

Der Sperlingskauz ist die kleinste europäische Eulenart und nur etwa so groß wie ein Star. Der Kopf ist rund mit flachem Scheitel und kleinen gelben Augen unter weißen „Augenbrauen“. Das Gefieder ist oberseits dunkelbraun mit kleinen weißen Flecken, unterseits weiß mit schmalen braunen Längsstreifen. Der braune Schwanz zeigt fünf weiße Querbinden und ragt deutlich über die Flügelspitzen hinaus.

Lautäußerungen

Der monotone Reviergesang des Männchens im Frühjahr besteht aus „djü“-Rufen, die in Abständen von etwa zwei Sekunden wiederholt werden, so dass je Minute etwa 30 bis 35 Rufe ertönen. Noch unverpaarte Männchen singen oft stundenlang. In Erregung (bei Erscheinen eines Weibchens oder eines Rivalen oder auch bei Imitation der Rufe) folgen dem Einzelruf zwei oder drei kurze und leisere Töne: „djü-üüü“. Vom Weibchen hört man zur Brutzeit am häufigsten den hellen, anschwellenden Bettellaut bzw. Lockruf „siiht“, daneben auch einen gackernden Reviergesang.

Nahrung

Der Sperlingskauz jagt auch am Tage, hauptsächlich jedoch in der Morgen- und Abenddämmerung. Meist jagt er von einem Ansitz aus auf Bodentiere; Vögel verfolgt er auch im Fluge oder er jagt sie im Überraschungsangriff. Der Sperlingskauz lokalisiert die Beutetiere vornehmlich visuell. Etwa zwei Drittel seiner Beutetiere sind Kleinsäuger, vor allem Erdmäuse, Rötelmäuse und Waldspitzmäuse. Ein Drittel sind Kleinvögel, vor allem Finken und Meisen. Bei hohen Schneelagen, wenn Kleinsäuger schwer zu erbeuten sind, bilden Kleinvögel den Hauptanteil an der Nahrung.

Lebensraum

Der Sperlingskauz bevorzugt ältere, reich strukturierte Nadel- und Mischwälder. Für die Brut, als Ruheplätze und die Anlage von Nahrungsdepots braucht er Spechthöhlen.

Fortpflanzung

Mit der Herbstbalz im September und Oktober werden die Reviere besetzt und abgegrenzt. Die Frühjahrsbalz beginnt Ende Februar und geht bis Anfang April. In zwei Tagesabständen legt das Weibchen dann von Anfang April bis Anfang Mai 5-7 weiße Eier, manchmal sogar bis zu 9 Eier, die etwa 28-29 Tage bebrütet werden. Die Nestlingszeit beträgt normalerweise 28-32 Tage. Die Jungvögel verlassen den Brutplatz durchaus schon etwas flugfähig, auch wenn das Großgefieder noch nicht vollständig entwickelt ist. Der Familienverband hält noch ca. 6 Wochen nach dem Ausfliegen zusammen und durchstreift dabei weitläufig das Revier. Im Alter von frühestens zwei Monaten können die Jungen sich selbständig ernähren. Zur Brut werden meist Buntspechthöhlen in Fichten benutzt. Die Paare scheinen reviertreu zu sein und brüten manchmal über mehrere Jahre hinweg in derselben Höhle.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordeuropa (Norwegen, Schweden, Finnland) quer durch Eurasien bis nach Ostsibirien und ins Amurgebiet; außerdem in einem südwestlichen Ausläufer bis in die mitteleuropäischen Gebirgszüge: Alpen, Französischer und Schweizer Jura, Vogesen, Schwarzwald, Bayerischer Wald und Böhmerwald, Fichtelgebirge, Thüringer Wald, Erzgebirge. Neue Erkenntnisse haben erbracht, dass das Vorkommen nicht nur wie früher angenommen auf die Alpen und die Mittelgebirge beschränkt ist. Inzwischen wurden auch in vielen Tieflagen Sperlingskäuze brütend nachgewiesen.

Gefährdung und Schutz

In den Brutgebieten sollten Nadel- und Mischwälder nur plenterartig bewirtschaftet oder nur Einzelbäume entnommen werden. Höhlenreiche Bäume sollten trotz Wipfeldürre oder Kronenverlust unbedingt stehen bleiben. Der Sperlingskauz benötigt die Spechthöhlen als Brutplatz und für das Deponieren der Beutetiere. Im Wirtschaftswald sollte eine Mindestdichte an Totholz gewährleistet und insgesamt eine naturnahe Waldentwicklung gefördert und auf den Einsatz von Mäusebekämpfungsmittel verzichtet werden.