Kennzeichen

Sumpfohreulen brüten auf dem Boden. Deshalb muss die Färbung des Gefieders sie tarnen. Die Gefiederoberseite ist fahl oder rostgelb mit breiten dunkelbraunen Streifen. Die Unterseite ist stroh- bis rostgelb mit breiten dunkelbraunen Längsstreifen an Hals und Brust. Der Bauch ist deutlich heller. Die sehr kurzen Federohren sind kaum erkennbar. Die dunkel umrandeten Augen wirken im hellen Gesichtsschleier wie eine Maske. Die Iris ist blass schwefelgelb.

Lautäußerungen

Das Männchen markiert sein Territorium während eindrucksvoller Imponierflüge mit Flügel-Klatsch-Salven und dem dumpfen Reviergesang „bu bu bu bu …“. Das Weibchen bettelt bei der Bodenbalz mit gedehntem, schleifenden „tschucha“-Fauchen. Der Bettelruf der verstreut im Gras sitzenden Jungen, ein schnarchendes „kschija“, ist weithin hörbar.

Nahrung

Die Sumpfohreule jagt überwiegend aus niedrigem Such- oder aus höherem, gaukelndem Rüttelflug. Hauptnahrung der Sumpfohreule sind Wühlmäuse. Bei deren Fehlen zieht sie in wühlmausreichere Gebiete um.

Lebensraum

Die Sumpfohreule benötigt offenes, mosaikartig gegliedertes Gelände mit stellenweise niedriger Vegetation zur Jagd und deckungsreicher Kraut- und Staudenflur zur Brut. Dies sind vor allem naturnahe Feuchtgebiete wie Sümpfe und Moore sowie an der Küste Dünentäler. Außerhalb der Fortpflanzungszeit bevorzugt die Sumpfohreule Salzwiesen an der Küste, abgeerntete Getreide- und Rübenfelder, strukturreiche Grünlandgebiete und Rieselfelder. In Gebieten mit sehr hohem Wühlmausbestand sind im Herbst gelegentlich invasionsartige Einflüge zu beobachten.

Fortpflanzung

Während der Fortpflanzungszeit ist die Sumpfohreule auch tagaktiv. Als einzige paläarktische Eule trägt sie Nistmaterial zusammen und baut ihr Nest am Boden in niedriger Tundra-, Moor- und Dünenvegetation, in Heidekraut, Röhricht, nassen und trockenen Süß- und Sauergrasbeständen, Ruderalflächen und Hochstaudenfluren. Die Gelegegröße richtet sich nach dem Wühlmausangebot. Meist werden Anfang April bis Juni vier bis vierzehn weiße Eier gelegt, die vom Weibchen bebrütet werden. Das Männchen sorgt während dessen für Nahrung. Nach knapp vier Wochen schlüpfen die Jungen, die sich rasch entwickeln und bereits nach zwei Wochen das stets gefährdete, offene Bodennest verlassen.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Sumpfohreule umfasst weite Gebiete im nördlichen Eurasien und in Nordamerika. Weitere Rassen leben in Teilen Südamerikas sowie auf einigen Inseln in der Karibik, im Südatlantik und im Pazifik.

Bestand

Die Bestände der Sumpfohreule schwanken mit dem wechselnden Nahrungsangebot, sind aber insgesamt stark rückläufig. Die folgenden Bestandzahlen beziehen sich auf die 1990er Jahre. Die Hauptvorkommen (mit insgesamt über 90 % des europäischen Gesamtbestandes) bestehen in Russland (über 10.000 Brutpaare), Finnland (ca. 5.500 Brutpaare), Schweden (ca. 3.700 Brutpaare) sowie im Nordteil Großbritanniens (ca. 1.900 Brutpaare). In Mitteleuropa ist die Art sehr selten. In Deutschland wird der Bestand auf ca. 50 bis 140, in den Niederlandes auf 50 bis 80 und in Polen auf 20 bis 100 Brutpaare geschätzt. In Spanien gab es im Jahr 1994 infolge einer äußerst starken Feldmaus-Gradation ca. 360 Brutpaare. Sonst brütet diese Art in den Ländern des Mittelmeerraumes nur selten. Regelmäßige Bruten gibt es in Deutschland nur in den nassen Dünentälern auf den ostfriesischen Inseln, während Bruten im Binnenland (z. B. in Flussniederungen oder Moorgebieten) nur noch – wenn überhaupt – bei Mäusegradation stattfinden.

Gefährdung

Weite, weitgehend baumfreie Feuchtgebiete sind in Mitteleuropa selten geworden – der Hauptgrund, weshalb die Sumpfohreule heute zu den seltensten Brutvogelarten zählt. Entwässerungs- und Kultivierungsmaßnahmen haben dazu geführt, dass die Sumpfohreule mittlerweile in allen „Roten Listen“ Mitteleuropas als gefährdet, stark gefährdet, vom Aussterben bedroht oder ausgestorben verzeichnet ist.

Schutz

Die verbliebenen Lebensräume der Sumpfohreule müssen geschützt und wo möglich zerstörte Lebensräume großräumig mit Renaturierungsmaßnahmen zurück gewonnen werden. Dies kann z. B. mit der Wiedervernässung entwässerter Niedermoore, dem Verschließen von Entwässerungsgräben und einer angepasste Landbewirtschaftung erreicht werden. Vor allem die Dünentäler auf den ost- und westfriesischen Inseln müssen vor Störungen infolge des Tourismus geschützt werden. Klicken Sie hier, wenn Sie erfahren möchten, wie Sie der EGE hierbei helfen können.