Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

zum Jahresende hin balzen die Uhus sowohl an der Ahr als auch am Brutplatz in der Burgruine.

Unsere Beobachtungen via Webcam wären noch vergnüglicher, wenn wir die Uhus auch hören könnten. Aber das war aufgrund der beschränkten Technik bisher oft nicht möglich. Lange haben mich diese Schwierigkeiten Geduld und Zeit gekostet. Jetzt endlich, nach Monaten, ist die Ursache für die Probleme gefunden. An Cam 3 wird dieser Erfolg aktuell von Ausfällen am Mobilfunksender überlagert. Dort sind für den 28.12.23 weitere Arbeiten geplant. Immerhin lief die Audioübertragung an Cam 3 für einige Stunden problemlos, und ich bin froh, zumindest diesen gordischen Knoten gelöst zu haben. Mit der dafür verwendeten Technik werde ich auch Cam 2 baldmöglichst nachrüsten. Verglichen mit den sonstigen Herausforderungen im Eulenschutz ist ein Dreivierteljahr nerviger Basteleien an der Tonübertragung eine zügig gelöste Kleinigkeit.

Am Felsen im Ahrtal war wieder ein links beringter Uhu zu sehen (siehe Videos in der Playlist vom 14.10.23 hier und hier). Nach meiner Vermutung ist es erneut der nun erwachsene Jungvogel aus dem 1,3 Kilometer entfernten „Nachbarbrutplatz“, von dem auch in den vergangenen Tagebucheinträgen schon die Rede war. Dieser Uhu war ja schon bei der Beringung ein eher kleines Kerlchen und scheint auch zwischenzeitlich nicht gerade zum stämmigsten Vertreter seiner Art herangewachsen zu sein. Die angekündigte genetische Federanalyse ergab als vorläufiges Ergebnis eine nahe Verwandtschaft mit Lotte und bestätigt so zunächst die Möglichkeit ihrer Mutterschaft. Nach jetzigem Erkenntnisstand könnte sein Elternteil aber auch z.B. Lottes Schwester oder einer ihrer Nachkommen sein. Es müssen also noch mehr vergleichende Analysen gemacht werden, um letztendliche Klarheit zu gewinnen.

Bei dem Uhu, der am 19.11.23 in der traditionellen Brutnische vor Cam 1 balzte handelt es sich unserer Einschätzung nach nicht um jenen kleinwüchsigen Uhu vom 14.10. sondern um Leo. Seine Art die Rufe zu betonen, seine Größe und seine Bewegungen erinnern uns sehr an den „echten Leo“. Meiner Theorie zufolge hatte er ja mit Lotte am „ehemaligen Nachbarbrutplatz“ gebrütet.

Die Waschbären trieben sich mehrmals sowohl vor Cam 1 als auch vor Cam 2 herum. Eine bevorstehende Brut von Lotte und Leo in diesem Bereich halte ich für sehr unwahrscheinlich. Uhus müssten dort wesentlich aggressiver gegen die Kleinbären vorgehen, um den Nestbereich ausreichend zu sichern. Lotte und Leo sind dafür wohl nicht die richtigen und scheinen ja auch eine andere Lösung zu finden. Beim diesjährigen Monitoring der Eifeluhus habe ich sowohl deutliche Hinweise auf durch Waschbären vernichtete Bruten als auch Belege für trotz Waschbären erfolgreiche Bruten gefunden.

Vor Cam 3 in der Ruine konnten wir mehrmals die Herbstbalz zumindest sehen. Übergabe von Beutegeschenken, Mulde-kratzen und Gefiederpflege auf dem Baugerüst konnten wir gut beobachten (siehe Playlist). Anfang Dezember gab es an diesem Brutplatz eine Baubesprechung mit dem Handwerker und dem Architekten, an der auch ich teilnehmen konnte. Wir haben uns darauf geeinigt, die Bauphasen weitgehend an die Bedürfnisse der Uhus anzupassen. Im Innern der Ruine kann im Dezember noch gearbeitet werden. Im Januar soll noch von außen an der Wand mit dem Uhunest ein Vordach instandgesetzt werden, um dort den weiteren Verfall zu bremsen. Dann ist erstmal Ruhe für die Brutzeit der Uhus. Falls es nötig erscheint, können wir die Arbeiten aber auch vorher stoppen. Alle Beteiligten sind begeisterte Uhu-Beobachter via Webcam, und es ist ihnen am Wohl der Uhus sehr gelegen.

Ich bin (noch) sehr zuversichtlich, die Technik in absehbarer Zeit im Griff zu bekommen und uns 2024 tolle Beobachtungen zu ermöglichen.

Mit vielen Grüßen zum Jahresende
Ihr Stefan Brücher