Wie wird es in der laufenden Brutzeit den Steinkäuzen in Deutschland ergehen? Im kalten und regnerischen April hatten die Käuze in der Niederrheinischen Bucht keinen leichten Start in die Brutsaison. Doris Siehoff und Peter Josef Müller hoffen darauf, dass jetzt, nachdem die ersten Käuze geschlüpft sind, Wiesen gemäht und Weiden beweidet werden, damit die Kauzeltern im kurzen Gras erfolgreich Mäuse und andere Kleintiere jagen können. Denn steht das Gras hoch, bleibt der Jagderfolg häufig aus mit bösen Konsequenzen für die ewig hungrigen Steinkauzküken. Doris Siehoff ist für den Kreis Düren verhalten optimistisch. Warten wir ab, sagt sie, wie sich die Dinge in den nächsten Wochen entwickeln.

Am Nordrand der Eifel im Kreis Euskirchen ist Peter Josef Müller auf einige verwaiste Reviere gestoßen. Entlang der Erft rechnet er mit einem Rückgang der Bestände. Landwirte geben die Weidetierhaltung auf, die Tiere stehen oft ganzjährig im Stall oder enden im Schlachthof. Was soll der Landwirt dann mit dem Grünland anstellen, zumal wenn darauf noch der eine oder andere Baum steht. Soll das Grünland zum Acker werden, stören die Bäume und die darin brütenden Steinkäuze. Peter Josef Müller berichtet von einem schlimmen Vorgang: Rund um einen Baum ist die Grasnarbe abgeschoben, das Terrain um den Brutplatz mit Splitt angefüllt und zum Stellplatz für landwirtschaftliche Geräte hergerichtet worden. Damit nicht genug: Um den Brutbaum wurde ein Graben gebaggert; auf diese Weise sind nun die flachen Wurzeln des Baumes gekappt. Es ist der einzige Baum am Hof. Was soll man tun? Den Fall zur Anzeige bringen und auf behördliches Eingreifen hoffen? Steinkauzschützer sind auf die Kooperationsbereitschaft der Grundeigentümer angewiesen. Da ist mit einer Anzeige rasch alles verdorben. Müllers Bitte aus den Vorjahren, hier ein paar neue Bäume pflanzen zu dürfen, lehnte der Landwirt ab.

An einem anderen Brutplatz mussten Peter Josef Müller und Johannes Ismar ein Steinkauzbrutpaar samt Gelege evakuieren. Das brütende Weibchen war arg mit Grabmilben befallen (siehe Foto). Ein Befall, der ohne medizinische Behandlung einen tödlichen Verlauf nehmen würde. Vorsorglich wurde auch das Männchen aus der Nisthilfe genommen. Grabmilben treten erst in den letzten sechs, sieben Jahren vermehrt bei Steinkäuzen und auch Schleiereulen auf. Man kennt den Befall von Wellensittichen. Vielleicht begünstigt die im Raum Köln/Bonn wachsende Population der Halsbandsittiche die Verbreitung der Parasiten. Kauzpaar und Gelege sind nun in einer Pflegestation, der Bergischen Greifvogelhilfe in Rösrath. Wenn die Behandlung anschlägt, werden beide Käuze an den angestammten Brutplatz zurückkehren. Ihre Küken werden in diesem Jahr in der Brutmaschine schlüpfen und bei erfolgreicher Aufzucht im Spätsommer in einem geeigneten Lebensraum in Freiheit gelangen.

Milbenbefallener Kauz © Bergische Greifvogelhilfe Rösrath

Der Brutplatz befindet sich übrigens an einem Hangar (s. oben). Der Flugsportverein, der den kleinen Flugplatz betreibt, hat einige Nistkästen am Hangar angebracht. In einem Jahr konnte Peter Josef Müller dort Steinkäuze, Schleiereulen und Turmfalken beringen. Sie alle profitieren vom kurzrasigen Grünland – und der Sensibilität der Flieger für den Vogelschutz. Unter dem Brutplatz am Hangar steht eine Sitzbank. Selbst wenn Menschen darauf sitzen, schauen die Käuze aus dem Nistkasten heraus auf die Rollbahn.

Wenn Sie, lieber Leser, liebe Leserin, die Bemühungen der EGE finanziell unterstützen möchten, bietet Ihnen die EGE für eine einmalige Spende in Höhe von 100 Euro eine Steinkauzpatenschaft an. Sie erhalten eine Patenschaftsurkunde und selbstverständlich eine Spendenbescheinigung.