Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
bei der Nahrungsversorgung der Uhufamilie gab es mehrere Engpässe. Bereits kurz nach dem vorherigen Tagebucheintrag habe ich Leos Mäuselieferungen um ein Eichhörnchen und eine Amsel und nach weiteren drei Tagen um eine Amsel und eine Rotdrossel und bei einer dritten Lieferung um ein Eichhörnchen, eine Waldmaus und eine Mönchsgrasmücke ergänzt. Für den kleineren Junguhu wäre es sonst sehr eng, vermutlich zu eng, geworden.
Bei all` meinen diesjährigen Fahrten zum Uhufelsen an der Ahr konnte ich in unmittelbarer Nähe, oft sogar in Sichtweite der brütenden Lotte, drei bis sechs Stockenten beobachten. Bringen sich die Enten alle noch vor der Dunkelheit in Sicherheit oder warum nutzen unsere Uhus diese attraktive Beute kaum? Zuletzt hatten die Uhus 2016 nur eine Stockente geschlagen, Lotte erbeutete sie damals. Noch vor zehn Tagen mochte ich nicht daran glauben, dass Leo willens oder fähig zum Erbeuten von größeren Beutetieren werden könnte und sah mich schon als allabendlichen Nahrungslieferanten. Ich zweifelte am Sinn derart „zooähnlicher“ Zustände.
Aber es gibt doch Grund zur Hoffnung:
Innerhalb weniger Tage erbeutete Leo zweimal eine Stockente. In einer anderen Nacht brachte er drei kleine, nackte Jungvögel und ein wenig später eine ausgewachsene Ringeltaube (möglicherweise ein Elternteil der Küken). Zwischendurch gab es zwar immer wieder Nächte, in denen er nur ein paar Mäuse brachte, aber er scheint sein Beutespektrum erweitert zu haben. Auch die Jagdmethode „Nesträuber“ eröffnet ihm jetzt neue Möglichkeiten. In der Nacht auf Sonntag den 30.4.17 folgte sogar eine dritte Stockente.
An manchen Tagen verließ Lotte tagsüber das Nest und ließ die Jungen mehrere Stunden alleine. Der Anlass dafür ist uns nicht genau bekannt. Wir konnten jedoch mehrmals kritische Blicke von Lotte über das Kameragehäuse hinweg beobachten. Einmal war auch deutlich ein sich näherndes Tier zu hören; es wackelte sogar an der Cam. Oder war es Lotte selbst? Wollte sie dort nach dem Rechten schauen? Kurz darauf landete sie im Nest, vielleicht um die Küken vor möglichen Fressfeinden zu beschützen (siehe Video).
Andere Tage verbrachten die Uhuküken wohlgewärmt unter dem „Rock“ ihrer Mutter, inclusive mehrerer Fütterungen. So schön und sorgenfrei kann Uhukinderleben auch sein!
Die neue Cam liefert uns nun endlich wieder farbige und schärfere Bilder. Endlich können wir vieles wieder viel genauer beobachten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Stefan Brücher