Knapp ein Drittel Deutschlands ist von Wald bedeckt. Das forstwirtschaftliche Flächenmanagement ist die wichtigste Gefährdungsursache des Waldes und seiner Biodiversität. Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen einschließlich der Biodiversität könnte in vorbildlicher Weise in den Staatsforstbetrieben und im Körperschaftswald erreicht werden. Im Privatwald erfordert der Naturschutz als Untergrenze eine normativ konkretisierte „gute forstliche Praxis“. Beides ist weder im Waldrecht noch im Naturschutzrecht hinreichend gewährleistet. Überdies hat der Gesetzgeber die forstwirtschaftlichen Produktionsweisen von natur- und artenschutzrechtlichen Beschränkungen weitgehend ausgenommen.

Um alles dies geht es in dem auf einer Reihe von forstwirtschaftlichen Fortbildungsveranstaltungen in Baden-Württemberg basierenden Buch nicht. Die Autoren aus Forstwirtschaft und Waldökologie plädieren gleichwohl für mehr Naturschutz im Wald, insbesondere für eine stärkere Integration der Biotop- und Habitatansprüche ausgewählter waldbewohnender Tierarten im Wirtschaftswald. So gelten 70 Prozent der 194 Buchseiten dem Schutz holzbewohnender Käfer (23 S.), der Waldfledermäuse (38 S.), Spechte (18 S.), Eulen (8 S.), Tagfalter und Widderchen (24 S.), Amphibien (25 S.) und des Schwarzstorchs (4 S.). Die Autoren legen auf fundierte und anschauliche Weise dar, was zum Schutz dieser Arten im Waldbau unternommen oder unterlassen werden sollte. Dazu sollte allerdings, was im Buch fehlt, der Verzicht auf forstwirtschaftliche Maßnahmen auch im störungsrelevanten Umfeld von Greifvogelnestern zählen.

Die Autoren befürworten durchaus eine ungestörte Entwicklung und einen Nutzungsverzicht im Wald, begrenzen diese zur Ökologiepflichtigkeit des Waldes zählenden Erfordernisse aber auf vergleichsweise kleine Flächenanteile. Man mag darin eine Schwäche des Buches erkennen. Angesichts der realen Kräfteverhältnisse im öffentlichen und im Privatwald kann die Fokussierung auf unter diesen Umständen machbare Artenhilfsmaßnahmen aber auch eine Stärke sein, um die hierfür erforderliche Bereitschaft der Waldeigentümer und Bewirtschafter zu gewinnen. Den im Buch vorgeschlagenen Maßnahmen ist jedenfalls eine breite Akzeptanz innerhalb des eigenen Berufsstandes zu wünschen. Der Sache des Naturschutzes aber auch, dass die Ökologiepflichtigkeit im Privatwald und im öffentlichen Waldeigentum nicht allein von der Bereitschaft der Forstleute abhängt, sondern die dringend erforderliche rechtliche Verankerung erfährt.

Wilhelm Breuer

Andreas Arnold, Hans-Joachim Bek, Markus Handschuh, Heiko Hinneberg, Andreas Kühnhöfer, Jochen Müller, Peter Schüle, Winfried Seitz, Claus Wurst
Praxishandbuch Naturschutz in der Waldwirtschaft
194 Seiten, 216 Fotos; 2024 Eugen Ulmer 2025, ISBN 978-3-8186-2029-5, € 44,-