Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

zwischenzeitlich sind unsere Junguhus zu stattlicher Größe herangewachsen. Auch der Kleine lernte im Futterstreit mit seinem Geschwister seine Chancen zu nutzen. Manchmal schien es auch, als würde Lotte gezielt ihm Beutetiere übergeben. Nachdem beide nun schon so groß geworden sind, werden sie es wohl auch noch bis zum Ausfliegen schaffen. Sehr lange werden sie vermutlich nicht mehr im Nestbereich bleiben. Die Nahrungslieferungen waren in den vergangenen Tagen sogar mal annähernd regelmäßig. Auch Leo brachte mehrmals Beute und die Uhus nutzten ihre besondere Stärke im Überlebenskampf: Die Fähigkeit, Igel zu erbeuten und auch andere Beutegreifer wie Mäusebussarde. Mit letzterem schalten sie gleichzeitig einen Konkurrenten um die Kleinnager aus, „two in one“ also. Vielleicht bemerkten besonders aufmerksame Zuseher auch unsere kleinen Unterstützungen in vermeintlich kritischen Nahrungssituationen.

Anderenorts Junguhus verschwunden

Bei bisher fünf Brutplätzen der Eifeluhus verschwanden in diesem Jahr die Jungvögel spurlos. Leider gelang es mir nicht, die Ursache zu ermitteln. Die Möglichkeit, unsere Junguhus bis zum Ausfliegen beobachten zu können, ist also nicht selbstverständlich.

Kein Streichelzoo

Für viel Verwunderung und auch Entsetzen sorgte bei einigen Zusehern die im Video „Der größere Junguhu hat den kleinsten in der Zange“ gezeigte Situation. In den diesbezüglichen Zuschriften war von abartig, grausam, ekelhaft usw. die Rede. Ich sehe es so: Unser Blick in die Uhufamilie ist meist gefärbt von Sympathie für die kleinen, zerbrechlichen Küken, schon um die Eier haben wir gebangt und Lotte sehen wir als fürsorgliche Mutter. Uhus sind jedoch gleichzeitig aggressive Raubtiere: Die Evolution stattete sie mit Killerinstinkt und einem scharfen Reflex für festes Zupacken der zappelnden Beute aus: Je ausgeprägter dieser Reflex ist, umso besser sichern Uhus die erbeuteten Tiere und umso besser ist die Versorgung des Nachwuchses. Darf es uns wirklich wundern, wenn dieser Reflex bei heranwachsenden Uhus einmal in eine andere Richtung entgleist? Auch der Trieb, die Nahrung vor dem Zugriff des Geschwisters abzuschirmen, ist reine Überlebenslogik.

Viele Zuseher, hohe Kosten

Vermutlich durch die wegen Corona geänderte Lebensweise hatte die Webcam in diesem Mai die in Summe höchsten Zuschauerzahlen seit ihrem Bestehen. Wir freuen uns über das Interesse und hoffen, damit ein wenig Lobbyarbeit für die Natur leisten zu können. Kehrseite dieser Zuschauerzahlen sind die resultierenden Kosten für den hohen Datenstrom. Daher bitte ich die Zuschauer auch in diesem Jahr um eine finanzielle Unterstützung durch eine Spende. Bitte geben Sie den Verwendungszweck „Webcam“ und Name sowie Adresse an, damit ich Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden kann. Inwiefern unser bisheriger Hauptsponsor die Cam auch weiterhin unterstützt, ist noch ungewiss. Daher sind wir in diesem Jahr besonders auf Ihre Hilfe angewiesen.

Schutz der Uhus und ihrer Lebensräume

Einen Teil unserer Arbeit zum Schutz der Uhus und ihrer Lebensräume können Sie im zweiten Teil unserer kleinen Videodokumentationen sehen. „Frühlingsboten, Frost und Uhus“ können Sie hier ansehen:

Besonderer Dank

Ganz besonderen Dank möchte ich noch unserer Mitarbeiterin für die Steuerung der Webcam aussprechen. Ohne ihre Arbeit wäre das Projekt längst gestorben und viele Zuseher hätten nie einen Einblick in das Leben der Uhus gewinnen können. Die Mitarbeiterin (sie möchte „anonym“ bleiben) leistet mit einem enormen zeitlichen Aufwand und viel Schlafentzug Unglaubliches, und dies aus reiner Begeisterung für die Sache ohne jede Honorierung. Auch ihre Familie verzichtet auf so Manches, weil es ja eine Rund-um-die-Uhr-Aufgabe ist. Ich empfinde ihre Mitarbeit als ganz besonderes Glück und kann mich gar nicht genug bedanken.

Ich hoffe, unsere Junguhus bleiben noch einige Tage im Sichtbereich der Cam und schaffen auch den Sprung in die Selbstständigkeit.

Ihnen, liebe Uhufreundinnen und -freunde, wünsche ich noch schöne Beobachtungen.

Ihr
Stefan Brücher