Buchtipps

Lesestoff für Kinder und Jugendliche

Familie Steinkauz

Ein junger Steinkauz sucht ein eigenes Revier. Das ist eine große Aufgabe für ihn – ein Abenteuer. Wo wird er wohnen? Wie wird er jagen? Was frisst er, und wie wird er durch den Winter kommen? Im Frühjahr soll seine Baumhöhle bereit sein für eine Steinkauzfrau. Dort wird sie Eier legen und brüten. Die ausgeschlüpften Küken krabbeln anfänglich auf dem Baum herum. Später lernen sie von ihren Eltern fliegen und jagen, um im Herbst allein in die Welt hinauszuziehen.

Eine Familiengeschichte, die von natürlichen Voraussetzungen und Lebensräumen erzählt, vom Verhalten je nach Jahreszeit, von Futtersuche und Brutpflege. Ein Sachbilderbuch, das Zusammenhänge mit einfachen Texten und stimmungsvollen Bildern erklärt. Seit rund fünfzehn Jahren läuft in Deutschland, in der Schweiz und in Frankreich das Artenschutzprojekt Steinkauz. Das Sachbilderbuch und das Beiheft entstanden in Zusammenarbeit mit Fachleuten des Steinkauzschutzes.

Wilhelm Breuer

Anne Möller (2005): Familie Steinkauz. 26 Seiten, gebunden, durchgehend vierfarbig illustriert. Lesealter ab 5. CHF 24.80 / € (D) 13.90. Mit Begleitheft ISBN 3-7152-0506-7 EAN 978-3-7152-0506-9.

Anne Möller (2005): Familie Steinkauz. 26 Seiten, gebunden, durchgehend vierfarbig illustriert. Lesealter ab 5. CHF 24.80 / € (D) 13.90. Mit Begleitheft ISBN 3-7152-0506-7 EAN 978-3-7152-0506-9.

Nachbarn unterm Blätterdach

Vergleichen Erwachsene, zumal Naturschützer, ihre Naturerfahrung aus Kindertagen mit dem, was Heranwachsenden (keineswegs nur in der Großstadt, sondern gerade auch „auf dem Land“) als Restnatur zwischen Beton, Maisäckern und Designergrün zum Staunen, Beobachten und Forschen geblieben ist, wird die ganze Armseligkeit der Kindheit von heute offenkundig. Man muß dies nicht schon mit Werteverfall oder steigender Jugendkriminalität in Verbindung bringen, aber man kann es durchaus. Virtuelle Erlebniswelten, computeranimierte Saurier im Jurasic Park und Tamagotschis als Ersatz für Frösche am Teich, Kaulquappen im Glas, Schwalben am Haus, Hasen im Feld? „The lost world“ – nicht von Steven Spielberg, sondern der Kinder. Dies ist kaum die Lebensumwelt für eine neue Generation begeisterter Naturschützer.

Bücher über die Natur können über den Verlust nicht hinwegtäuschen, können aber gerade Kindern und Jugendlichen Zugang und Zuneigung zur Natur ermöglichen. Denn welcher längst erwachsene Naturschützer erinnert sich nicht an sein erstes Naturkundebuch, das in ihm dies auslöste oder aber zumindest dabei behilflich war. Ein solches Naturkundebuch für Kinder ab 5 Jahre ist das Buch von Michael Papenberg. Naturkundebuch steht hier allerdings nicht für Frontalunterricht, belehrend, langweilig, angestaubt, sondern erfrischend, modern, unkompliziert und solide aufbereitete Information aus Biologie und Ökologie über die Lebensgemeinschaft mitteleuropäischer Wälder (rechnen wir die Forste dazu, in Deutschland immerhin ein grünes Drittel).

Das Buch verführt weder zu einer Sentimentalität der Natur gegenüber, noch zu plattem Umweltschutzaktionismus, sondern hilft Natur zu erkennen und zu verstehen und dies auf unterhaltsame Weise, mit Rätseln und Tipps zum Selber-Entdecken. Papenberg, der als selbständiger Grafiker für verschiedene staatliche und private Einrichtungen im Naturschutz arbeitet, viel Zeit im Freien verbringt, die Natur beobachtet und nicht zuletzt Vater ist, bringt für ein solches Buch die nötigen Begabungen und besten Erfahrungen mit. Dies belegen die ebenso sachlichen wie einfühlsamen, spannend geschriebenen Texte und die Vielzahl gelungener naturgetreuer, detailreicher Abbildungen der „Nachbarn unterm Blätterdach“, also der Roten Waldameisen, Hirschkäfer, Riesenschlupfwespen, Rötelmäuse, Wildschweine, Waldkäuze … Mit vergleichsweise nur 24 Seiten (davon aber fast alle zum Aufklappen und daher alles andere als eine Mogelpackung) trotzdem ein großes Buch, das die Ansprüche junger Leser erfüllt, Naturinteresse weckt und vertieft und als Geschenk an die eigenen Kinder oder die der anderen eine kleine, aber sinnvolle Investition in die Welt von morgen ist. Der Generationenvertrag einmal anders.

Johannes-Martin Willems

Papenberg, M. (1998): Nachbarn unterm Blätterdach - Wie Tiere im Wald miteinander leben. - Aarau/Switzerland: Kinderbuchverlag Luzern. ISBN 3-276-00177-2. Preis: 12,60 Euro einschließlich Versandkosten. Bezug: Nur über Idee + Konzept, Marienthaler Str. 17, D-24340 Eckernförde, Telefon 04351-735155, dietmar.ulbrich@idee-konzept.de möglich.

Papenberg, M. (1998): Nachbarn unterm Blätterdach – Wie Tiere im Wald miteinander leben. – Aarau/Switzerland: Kinderbuchverlag Luzern. ISBN 3-276-00177-2. Preis: 12,60 Euro einschließlich Versandkosten. Bezug: Nur über Idee + Konzept, Marienthaler Str. 17, D-24340 Eckernförde, Telefon 04351-735155, dietmar.ulbrich@idee-konzept.de möglich.

Eine Wohnung auf der Wiese

„Eine Wohnung auf der Wiese“, dies könnte der Slogan einer Bausparkasse sein, ist hier aber die Heimatanschrift von Feldhase, Kiebitz und Co. Und insgeheim eine Aufforderung. Tiere auf Feld und Wiese – vor kurzem noch Allerweltsarten und so bekannt wie heute nur Automarken: Feldlerche und Feldhamster, Rebhuhn und Mäusebussard, Ackerhummel und Aurorafalter. Diese Vielfalt ist verschwunden, vorzugsweise in die Roten Listen. Die Gründe sind bekannt. Damit ist dieses Buch nicht nur ein Naturkunde-, sondern gewissermaßen auch ein Geschichtsbuch.

Der Sachautor und Zeichner hat es (nach „Rund um die Kastanie“ und „Nachbarn unterm Blätterdach – Wie Tiere im Wald miteinander leben“ – alle im selben Verlag) auch diesmal verstanden, jungen Lesern ökologische Kenntnisse spannend, anschaulich, unsentimental und wie selbstverständlich zu vermitteln. – Was aber, wenn Kinder und Jugendliche draußen anschauen, begreifen, erforschen und bestaunen wollen, was Papenberg so trefflich beschrieben und natürlich gezeichnet hat? Felder müssen wieder blühende Landschaften werden! Ein Buch über die Natur also für künftige Bundeskanzler, aber wohl auch für den von heute: In der Regierungserklärung des Gerhard Schröder kommt das Wort „Natur“ außer in der Begriffsverbindung „Naturkatastrophe“ nicht vor (Naturschutz schon gar nicht). Natur nur als Ressource – Wirtschaftsinteressen unterworfen, emotions- und seelenlos. Der Politik „Wiese zu Bauland“ steht dieses Buch unausgesprochen entgegen. Ein Buch mit schönen Bildern, aber kein Bilderbuch, eigentlich auch kein Sachbuch, denn Hasen, Hamster und Hummeln sind keine Sachen. Es ist eine wahrheitsgemäße Werbung für Felder mit Maulwurfsgrillen und Wiesen mit Distelfalter, damit die Nachfrage wächst: nach der Wohnung auf der Wiese.

Wilhelm Breuer

Papenberg, M. (1999): Eine Wohnung auf der Wiese - Wie Tiere auf Feld und Wiese miteinander leben. Aarau/Schweiz: Kinderbuch-Verlag Luzern. ISBN 3-276-00174-8. Preis: 15,80 Euro im Buchhandel.

Papenberg, M. (1999): Eine Wohnung auf der Wiese – Wie Tiere auf Feld und Wiese miteinander leben. Aarau/Schweiz: Kinderbuch-Verlag Luzern. ISBN 3-276-00174-8. Preis: 15,80 Euro im Buchhandel.

Kommissar Focks ermittelt

Bücher können Kinder und Jugendliche immer noch begeistern. Dass es dazu nicht unbedingt esoterischer Fantasiegeschichten oder anderer Fiktionen bedarf, sondern dies auch Sachbüchern über die reale Welt gelingen kann, zeigen Papenbergs „Biokrimis für schlaue Kids“. Das Buch ist ebenso Krimi wie Biologiebuch. Hauptakteure sind Kommissar Focks und dessen Assistent Harry Daxler, also Fuchs und Dachs. Ähnlichkeiten mit dem Kriminalisten-Duo Scherlock Holmes und Watson oder „Harry, hol´ schon mal den Wagen“ sind nicht zufällig; sondern beabsichtigt. Die Fälle sind wie aus dem richtigen Leben – allerdings dem Leben in der Natur – rätselhaft und spannend: So der Überfall auf ein Kaninchenohr, Häuser ohne Schnecken, verschwundene Kühe, ein toter Maulwurf, beklaute Nager.

Das Buch ist aber kein passives Unterhaltungsprogramm, sondern führt den jugendlichen Leser selbst an den Ort der Tat, überlässt ihm das ermitteln und kombinieren, das Spuren suchen, überführen und dingfest machen. Pädagogisches Unbehagen können die Wildtiere in der Rolle von Kommissaren, Tätern und Opfern nur dem bereiten, der das Augenzwinkern nicht bemerkt, mit dem diese Biokrimis erzählt werden. Die mit einer Vielzahl naturgetreuer Zeichnungen treffsicher und amüsant illustrierten sechs Fälle und 45 Rätsel, verstreute falsche und versteckte richtige Hinweise auf Indizien und Motive führen hinaus in die Alltagsnatur in den Wald, an den See, auf Feld und Wiese – also in die Lebensräume heimischer Wildtiere, Eulen eingeschlossen. Das Buch regt an zum aufmerksamen Naturbeobachten, fragt nach den Dingen hinter den Dingen, lehrt spielerisch und ganz nebenbei, die Natur mit anderen Augen und überhaupt zu sehen. – Kommissar Focks oder – Es muss nicht immer Harry Potter sein.

Wilhelm Breuer

Michael Papenberg (2000): Kommissar Focks ermittelt: Biokrimis für schlaue Kids. Aarau/Switzerland: kbv Luzern. ISBN 3-27-00216-7. 40 Seiten. Preis: 13,60 Euro einschließlich Versandkosten. Bezug: Nur über Idee + Konzept, Marienthaler Str. 17, D-24340 Eckernförde, Telefon 04351-735155, dietmar.ulbrich@idee-konzept.de möglich.

Michael Papenberg (2000): Kommissar Focks ermittelt: Biokrimis für schlaue Kids. Aarau/Switzerland: kbv Luzern. ISBN 3-27-00216-7. 40 Seiten. Preis: 13,60 Euro einschließlich Versandkosten. Bezug: Nur über Idee + Konzept, Marienthaler Str. 17, D-24340 Eckernförde, Telefon 04351-735155, dietmar.ulbrich@idee-konzept.de möglich.

Lasst den Uhu leben!

Die Geschwister Tom (8) und Jette (11) verleben den Beginn der Sommerferien wegen der Arbeitslosigkeit des Vaters nicht wie üblich am Mittelmeer, sondern bei ihrem Großvater in Abenden in der Eifel. Dass es dort so spannend und interessant werden würde, hätten sie sich nicht vorstellen können. Bereits in der ersten Nacht geschieht etwas Außergewöhnliches: Ein Uhu bleibt in Opas Weidezaun hängen. Die Kinder holen Hilfe und lernen Benno kennen, der für die «EGE – Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.» (ehem. Aktion zur Wiedereinbürgerung des Uhus) arbeitet. Ab jetzt zählt für sie nur noch, bei dieser Aktion mitzuhelfen. Schließlich hat der verletzte Vogel Junge, der Horst muss gefunden und geschützt werden. Am Ende der Geschichte gelingen diese Vorhaben unter Überwindung größerer Hindernisse.

Nina Rauprich recherchierte für dieses Buch in der Eifel, Schauplätze und Aktionen stimmen mit der Wirklichkeit überein. Dieser Realitätsbezug wird im Buch unterstützt durch einen dort abgedruckten Spendenaufruf mit genauer Adresse sowie einem Vorwort von Bernhard Grzimek, dessen Mithilfe bei dieser Aktion im Laufe der Handlung eine wesentliche Rolle spielt.

Die Autorin schildert das spannende Geschehen vorwiegend aus der Sicht der beiden Kinder. Sie verwendet diese geschickt als Identifikationsfiguren für die jugendlichen Leser (ab 9 Jahre), lässt diese zu Beginn noch etwas naiven Stadtkinder viele Fragen zu Naturerscheinungen allgemein und speziell zum Leben der Uhus stellen. Auf diese Weise erfahren die Leserinnen und Leser eine Menge über die schwierigen Lebensbedingungen der Uhus heute bei uns. Diese Informationen sind stets anschaulich dargestellt und wissenschaftlich exakt, wirken aber durch die Einbindung in die Rahmenhandlung nie einseitig belehrend und ermüdend. Man erfährt von den Ursachen des drohenden Aussterbens dieser Nachttiere, den Vorurteilen, mit denen hier aber aufgeräumt wird, von den Lebensgewohnheiten und Lebensumständen der großen Vögel und vor allem immer wieder von den Motiven für ihr Verhalten in bestimmten Situationen. Die ansprechenden, kindergerechten Illustrationen lockern die Lektüre auf, und die Steigerung der Dramatik gegen Ende der Geschichte lässt das Interesse am Buch nie erlahmen. Nina Rauprich will zu Verständnis für diese bedrohte Tierart und zur Mithilfe bei ihrer Rettung animieren. Meines Erachtens ist ihr Buch in diesem Sinne ein gelungener Beitrag.

Hanns-Jürgen Peters

Rauprich, Nina - Deutscher Taschenbuchverlag (dtv junior 70129). München 2004 (14. Aufl.) ISBN 3-423-70129-3 In der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis

Rauprich, Nina – Deutscher Taschenbuchverlag (dtv junior 70129). München 2004 (14. Aufl.) ISBN 3-423-70129-3 In der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis