Unser Tagebuch
Unsere ausführlichen Tagebuch-Beiträge bieten nicht nur spannende Einblicke in das Leben der Uhus durch unsere Webcams, sondern liefern auch wertvolle Zusatz- und Hintergrundinformationen, die ein umfassenderes Verständnis für diese faszinierenden Vögel ermöglichen.
Traurige Szenen
Liebe Uhufreundinnen und –freunde,
in der vergangenen Nacht starb der zweite Junguhu. Gerne hätten wir Ihnen eine schöne heile Uhuwelt gezeigt, aber die Realität sieht leider anders aus. Es ist wirklich hart, so etwas live mitzuerleben.
Schlimmes ahnend hatte ich einige Stunden zuvor versucht, durch Ablegen eines überfahrenen Eichhörnchens zu helfen; leider vergebens. Aufgrund des anderen Nistplatzes kann Lotte nicht mehr zu der vom Männchen genutzten traditionellen Übergabestelle schauen; sie sieht nicht zwangsläufig, ob dort etwas liegt.
Ich versuchte es an einer anderen Stelle, und obwohl Lotte (oder war es Leo, der oben auf der Felsnase saß?) das Eichhörnchen hätte sehen können (müssen?), flog er/sie auf Nahrungssuche. Ein Stockentenpaar zog bei letztem Tageslicht im Tiefflug mehrere Kreise vor der Felswand, aber beide Altuhus waren unterwegs. Lotte rechnet schon seit Tagen nicht mehr auf eine ausreichende Versorgung durch das Männchen, sondern versucht selber, die Zwangslage zu überwinden. Die Jungvögel verbrauchen jedoch mehr Energie, wenn sie nicht von Lotte gehudert werden. 90 Minuten später liegt der kleinere Junguhu schon geschwächt auf der Seite und zwitschert mit letzter Kraft. Groteskerweise kommt eine Maus ins Bild gelaufen, sie sucht um die Nistmulde herum nach Fressbarem.
Wäre ungesichertes Klettern in der Felswand im Dunklen nicht lebensgefährlich, hätte ich ihn jetzt noch zu retten versucht. Später kommt Leo mit einer erbeuteten Ratte. Der angeborene Trieb, Nahrung für die Jungen zu zerkleinern, ist bei Uhumännchen kaum vorhanden (die Lehrbuchmeinung spricht den Männchen diese Fähigkeit gänzlich ab) und so bleiben die Küken hungrig. Der Kleinere liegt im Sterben. Nach einer weiteren Stunde kommt Leo abermals – von Lotte noch keine Spur. Gegen 3:30 Uhr versucht Leo erneut die Ratte loszuwerden und fängt in seiner Not an, Stücke abzureißen und diese unbeholfen an das noch verbliebene Küken zu verfüttern. Ein Teil der Ratte kommt so tatsächlich in den Kükenmagen. Vermutlich wurde so etwas noch niemals dokumentiert. Lernte er aus den Beobachtungen von Lottes Fütterungen?
Um 6:00 Uhr, bereits bei Tageslicht, kommt Lotte zurück – mit einer erbeuteten Stockente. Die Restfamilie ist nun vorerst versorgt. Mit solch langen Abwesenheiten bei noch sehr kleinen Jungtieren riskieren die Uhueltern natürlich auch den Brutverlust durch andere Beutegreifer. Diesmal ist es gut gegangen und die Ente retten den Nachwuchs vielleicht.
Das Nahrungsangebot verändert sich:
Igel sind meist sehr laut unterwegs und daher für Uhus sehr leicht zu lokalisieren und leichte Beute. In den ersten 30 Jahren unserer Beobachtungen hatten die Uhus bei Nahrungsengpässen die Möglichkeit, von einem recht hohen Igelbestand zu profitieren.
Bei jeder Uhutour im Frühjahr konnten wir täglich mehrere überfahrene Igel sehen. Bei den Beringungen fand ich häufig Igelreste im Nest. Dies änderte sich 2011/2012. Vermutlich durch die strengen Winter bekam der Igelbestand einen „Knick“. So konnte ich bei den in der vergangenen Woche in der Eifel gefahrenen 1.100 Kilometern nur einen überfahrenen Igel sehen. Früher gab es so etwas nicht. Ob und wann der Igelbestand trotz dichterem Straßenverkehr, hohem Gifteinsatz in der Landwirtschaft und Bejagung durch Uhus wieder auf das frühere Niveau zurück finden wird bleibt abzuwarten.
Wie kommen die Nachbarn zu recht?
Bei den anderen Uhus an der Ahr sieht es nahrungsmäßig besser aus: Am Samstag hatten die nächsten Nachbarn bei einem Jungvogel (ca. fünf Wochen alt) einen Jungfuchs als Nahrungsreserve. Ein anderes Paar hatte bei drei Jungtieren (ebenfalls ca. fünf Wochen alt) zwei Jungfüchse im Depot. Es scheint, als wäre die Fuchsjagd derzeit ein Schlüssel zum Überleben der Brut. Der hohe Fuchsbestand könnte die fehlenden Igel kompensieren.
Wie sieht die Zukunft von Lottes Familie aus?
Wurden die Füchse am Web-Cam-Brutplatz in den Vorjahren stets von Heinzl (dem vorherigen Männchen) erbeutet und kann diese Ressource deshalb derzeit nicht mehr genutzt werden? Lernen „unsere Uhus“ noch Füchse zu erbeuten oder finden sie andere Nahrungsquellen? Die Auswertung unserer Beobachtungen des Uhubestandes in der Eifel von 1980- 2015 zeigt deutlich eine Lernkurve neuer und neu verpaarter Uhupaare. Bis zum siebten Jahr steigt der Bruterfolg, Leo ist erst im zweiten Lebensjahr.
Diese Natur kann einem heftig zu schaffen machen und wir müssen noch lernen die Zusammenhänge zu verstehen…
Ihr Stefan Brücher
Der kleinste Junguhu hat es nicht geschafft
Liebe Uhufreundinnen und –freunde,
auch in diesem Jahr hat es der kleinste Junguhu nicht geschafft. In den vergangenen Nächten konnten die Altvögel nur wenig Nahrung erbeuten, und der Kleinste kam bei den Fütterungen meist zu kurz.
Mit einer Woche Altersabstand zum Nächstälteren hatte er zu oft keine Chance, etwas abzubekommen.
Die Nahrung war bereits aufgebraucht, als er an der Reihe gewesen wäre. Nun dient er als „Notreserve“ für die älteren Geschwister und rettet vielleicht deren Leben. In der Natur wird keine Ressource verschwendet.
Ihr Stefan Brücher
Alle drei wohlauf
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
am vergangenen Samstag war im verbliebenen Ei bereits ein Loch zu sehen. Am heutigen Montagabend konnten wir in recht guter Bildqualität, und nicht durch Lottes Körper verdeckt, eine wunderschöne Fütterung beobachten.
Alle drei Uhuküken wurden ausreichend versorgt. Hoffentlich klappt die Nahrungsversorgung weiterhin gut, damit uns Dramen wie im vergangenen Jahr erspart bleiben.
Ihr Stefan Brücher
Schneller Brüter
Liebe Uhufreundinnen und –freunde,
gestern (Sonntag) benahm sich Lotte sehr unruhig, sie ruckelte ständig hin und her.
Bis Montagmorgen sind – füher als erwartet – offenbar bereits zwei Küken geschlüpft. Jetzt beginnen, wenn auch mit eingeschränkten Sichtverhältnissen, die spannendsten Beobachtungstage.
Leider ist uns noch kein gutes Bild der Küken gelungen. Wir sind mit der Kamera jetzt so dicht wie möglich dran und hoffen Ihnen bald etwas zeigen zu können.
Lotte brütet, aber…
Liebe Uhufreundinnen und –freunde, nachdem es nun einige Tage und Nächte lang keine Uhus vor der Kamera zu sehen gab, sie jedoch zu hören waren, wollte ich heute nochmals versuchen, die Verhältnisse zu klären.
Einige möglicherweise alternative Brutplätze in der Felswand sind mir bekannt, und so sah ich, fast auf Anhieb, einen Uhu in „verdächtiger Körperhaltung“ an einer schwer einsehbaren, geschützten Stelle. Nach mehrmaligem Wechseln der Beobachtungsperspektive konnte ich den Verdacht bestätigen: Lotte brütet abseits der Kamera!
Glücklicherweise ertappte ich sie beim Drehen der Eier und bei der Gefiederpflege und hatte dadurch das außergewöhnliche Glück, mindestens zwei Eier sehen zu können. Die neue Brutnische liegt ca. 15 Meter unterhalb der traditionellen und ist mir bei den diversen Aufstiegen schon ins Auge gefallen. Auch dort ist es trocken, und auch eine „Terrasse“ fehlt nicht. Lediglich die Ausrichtung zur Sonne ist gegensätzlich: morgens Gegenlicht, abends Sonne im Nest.
Ob und wann wir Bilder auch aus dieser Brutnische werden übertragen können, ist zunächst noch ungewiss. Wir werden alle Möglichkeiten gewissenhaft prüfen und vielleicht in sechs bis sieben Wochen mit einer Übertragung starten können. Dann wäre zumindest noch einen Teil der Jungenaufzucht zu sehen.
Bis dahin werde ich versuchen, Sie auf dem Laufenden zu halten, obwohl es bei steigender Vegetationsentwicklung immer schwieriger sein wird, aus 200 Meter Entfernung Einblick in die versteckte Nische zu bekommen.
Aktuell ist es uns gelungen, von oben zumindest einen Teil des neuen Brutplatzes einzusehen. Wir können Lotte tagsüber etwas beim Brüten beobachten. Nachts fehlt leider an der Stelle das Infrarotlicht. Auch bleibt abzuwarten, wie sich die Vegetation entwickelt und uns vielleicht die Sicht nimmt.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge
Ihr Stefan Brücher
Ob es zur Eiablage kommt, ist ungewiss…
Liebe Uhufreundinnen und- freunde, bei unseren Kontrollen der Uhubrutplätze in der Eifel beobachten wir in diesem Jahr einen zeitlich sehr uneinheitlichen Brutbeginn.
Die Spanne reicht von einem frühen Paar, dessen Junge bereits drei Wochen alt sind bis zu Paaren, die bisher nur eine Mulde gescharrt, jedoch noch keine Eier gelegt haben. Ähnlich wie bei Lotte sind dort offensichtlich beide Uhus mit Brutabsicht am Brutplatz, ob es aber zur Eiablage kommt, ist ungewiss.
Bei Leo und Lotte konnten wir, verglichen mit den Vorjahren, deutlich seltener eine Horstbalz mit Muldekratzen beobachten. Dies könnte für einen geringeren Bruttrieb oder für einen Wechsel zu einem anderen Brutplatz sprechen. Einerseits könnten die Uhus, von der Kamera unbeobachtet, an einer anderen Brutnische balzen, andererseits kam Lotte aber am vergangenen Montag, den 21.3., wie ganz selbstverständlich zur traditionellen Nistmulde und bereitete diese vor, als wolle sie dort am nächsten Tag Eier legen. Am letzten Freitag gegen 14 Uhr saß sie mitten in der Felswand und rief. Diese etwas aufgeregte Tagesstimmung spricht für anhaltende Brutstimmung. Sind Leos Beutegeschenke zahlreich genug, um Lotte den entscheidenden „Kick“ zu geben?
Wir können nur gespannt abwarten.
Ihr Stefan Brücher
Wird Lotte brüten, wann und wo?
Eine Reihe besorgter Zuschriften erreicht die EGE. Was ist mit Lotte? Ist auf eine Brut vor der Webcam noch zu hoffen? Oder macht uns der Fuchs einen Strich durch die Rechnung, der sich die Sonne auf den Pelz scheinen lässt – ausgerechnet in Lottes Nest? Warum vertreiben die Uhus diesen Hausbesetzer nicht? Hat Lotte den Brutplatz aus Furcht vor dem Fuchs gar schon abgeschrieben?
Nun, so aufregend ist die Sache nicht. Wie die langjährigen Beobachtungen der EGE zeigen, beginnen die Uhus in milden Lagen meist als erste mit der Brut. In diesem Spätwinter brütet aber selbst von diesen frühen Uhus erst jeder dritte. Der Webcam-Brutplatz zählt nicht zu den Plätzen mit einem besonders frühen Brutbeginn. Mit Blick auf die Vorjahre ist mit Lottes Brutbeginn erst etwa Mitte März zu rechnen.
Wir Menschen denken natürlich: So ein großer Fuchs muss doch für einen Uhu bedrohlich sein (etwa so wie für uns vielleicht ein Löwe im Busch). Auch in den Vorjahren haben sich Lotte und ihr Partner (so wie andere Uhus) von Füchsen in ihrem Nest nicht besonders beeindruckt gezeigt. Wenn es nötig wird, vertreiben Uhus einen Fuchs.
Uhus sind Füchsen überlegen und reagieren mit einer gewissen Gelassenheit. Uhus sind überhaupt ziemlich gelassen. Am ehesten fürchten sie Menschen. Aber, eigentlich auch nur tagsüber. Nachts und in der Dämmerung können Uhus auch Menschen in Nestnähe durchaus in die Flucht schlagen. Bleiben wir also, was Lotte und Leo anbelangt, zuversichtlich und entspannt. Und einen Fuchs zu beobachten, ist auch eine schöne Sache.
Ihr Stefan Brücher
Vorsichtiger Beginn der Balz
Liebe Uhufreundinnen und –freunde, in der Eifel ist es nun doch noch ein wenig Winter geworden. Bei leichtem Frost und ein wenig Schneetreiben beginnen unsere Uhus im Bereich der Web-Cam mit der Balz. Wenn auch noch etwas verhalten, scharren sie aber bereits in der Nistmulde.
Wie schon in vergangenen Jahren stattete ein Fuchs dem Uhunest einen Besuch ab. Es gab wohl einiges Interessante zu riechen:
Wir können gespannt sein, ob und wie der unerfahrene Uhumann „Leo“ mit der Anwesenheit des Fuchses umgeht. Am 16.1. morgens gegen 7 Uhr verließ „Leo“, vermutlich von dem oberhalb herumstreunenden Fuchs aufgeschreckt, den Nestbereich. Vielleicht muss er noch lernen, sich und seinen Nestbereich gegen die Gefahr zu verteidigen.
Die ersten Singvögel reagieren schon auf die länger werdenden Tage und stimmen vorsichtig ihren Gesang an, und wir können uns auf die Frühjahrsbalz der Uhus freuen. Werden auch in diesem Jahr andere, fremde Uhus versuchen, sich den „Premiumbrutplatz“ an der Web-Cam mittels feindlicher Übernahme anzueignen oder einen der Partner zu verdrängen?
Ich wünsche viel Vergnügen und spannende Beobachtungen
Ihr Stefan Brücher
Die Junguhus sind wohlauf
und die Web-Cam ist längerfristig gesichert.
Liebe Uhufreundinnen und –freunde,
nachdem die jungen Uhus ausgeflogen sind und sich für einige Tage rar machten, sind ihre Bettelrufe nun wieder häufiger in Mikrofonnähe zu hören. Beide Jungvögel sind wohlauf.
Und auch die EGE ist ganz zuversichtlich, jedenfalls was die Zukunft der Uhu-Webcam anbelangt. Dank Ihrer großzügigen Spendenbereitschaft ist der Fortbestand der Live-Übertragung aus dem Uhunest an der Ahr nämlich gesichert. Endlich konnten wir auch einen neuen Hauptsponsoren gewinnen. Dieser möchte für die kommenden drei Jahre etwa 2/3 der laufenden Kosten übernehmen. Ich bin aufgrund Ihrer bisherigen Unterstützung zuversichtlich, ja sogar gewiss, dass wir die Cam auch längerfristig weiter werden betreiben können.
Vielen, vielen Dank allen Spendern!
Ihr
Stefan Brücher
Schon bald sind sie ausgeflogen
Liebe Uhufreundinnen und –freunde, bald werden die jungen Uhus ihren Aktionsraum erweitern und sich nur noch sporadisch im Sichtfeld der Kamera befinden. Vor allem der etwas größere Junguhu fliegt schon einige Meter am Stück und wird sich bei den begrenzten Flugmöglichkeiten im Nestbereich bald nicht mehr ausreichend austoben können.
Die Uhu-Eltern haben in den vergangenen Wochen reichlich Beute gemacht; es gab keine nennenswerten Nahrungsengpässe. Gut bei Kräften flattert der Uhunachwuchs auf der Terrasse hin und her.
Die Brutsaison 2015 erbrachte in der Eifel mehr Junguhus als es seit der Wiederbesiedlung je gegeben hat. Das bisherige Spitzenergebnis von 2012 mit ca. 320 Junguhus wird noch übertroffen werden. Im Gegensatz zu dem Geschehen am Web-Cam-Brutplatz konnten in diesem Jahr auch auffallend viele Nachzügler von ihren Eltern durchgebracht werden. In vielen Nestern gab es Geschwister, die deutlich jünger waren und wohl nur aufgrund der besonders vielen Mäuse ernährt werden konnten.
Bitte verzeihen Sie mir, dass ich nun am Ende der Brutzeit auch in einem übertragenen Sinne auf „Mäuse“ zu sprechen komme und Sie herzlich um Ihre finanzielle Unterstützung für die Fortsetzung des Web-Cam-Projektes bitten möchte.
Dank Ihrer Spendenbereitschaft konnten wir die Übertragung für das vergangene Jahr und sogar noch bis zum kommenden September 2015 finanzieren. Aufgrund der besonderen Beobachtungen in 2015 und den vielen positiven Rückmeldungen der Zuseher möchten wir das Projekt fortführen. Es wäre einfach zu schade, es einstellen zu müssen.
Falls Sie die Cam mit Ihrer Spende fördern möchten, geben Sie als Verwendungszweck auf dem Überweisungsformular bitte “Uhu-Web-Cam“ an. Sofern Sie eine Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt benötigen, geben Sie bitte auch Ihre vollständige Adresse an. Herzlichen Dank Ihnen schon heute!
Spendenkonto:
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V.
Postbank Köln
Bankleitzahl: 37010050
Kontonummer: 41108501
IBAN: DE66 370100500041108501
BIC: PBNKDEFF
Für die letzten Beobachtungstage wünsche ich Ihnen besonders viel Vergnügen.
Ihr
Stefan Brücher
Keine Not
Liebe Uhufreundinnen und -freunde, in vielen Mitteilungen und Anfragen bringen Sie Ihre Sorgen um das Wohlergehen der Jungen von Lotte und Leo zum Ausdruck.
Lotte sitzt nun oft nicht mehr neben den Junguhus und auch bei der Durchsicht der halbstündig aufgenommenen Fotos im Archiv sind nur selten Fütterungen zu sehen. Die Schlussfolgerung einer bedrohlich schlechten Nahrungssituaton oder gar “verlassene Uhuküken“ ist jedoch eindeutig eine Fehlinterpretation.
Die im vorherigen Tagebucheintrag beschriebenen “Schnellfütterungen“ von Leo dauern meist nur wenige Sekunden und können sehr leicht übersehen werden. Diese meist kleinen Beutetiere können zumindest das “nackte Überleben“ sichern. Der kleine Junguhu ist dabei deutlich agiler geworden, viele Male war er bei der Futterannahme schneller als sein Geschwister und verschlang die Maus in sekundenbruchteilen. Er ist nun nicht mehr generell der Benachteiligte.
Seien Sie versichert:
Falls lebensbedrohliche Nahrungssituationen auftreten, würden wir die Uhus nicht verhungern lassen.
Durch Aufnahme der Livebilder und abspielen im Zeitraffer kann sich unser “Web-Cam Team“ einen Überblick verschaffen und Notsituationen erkennen.
In der vergangenen Nacht brachte Lotte einen Igel, beide jungen Uhus konnten sich satt fressen.
Andere Uhufamilien in der Eifel haben es deutlich schwerer:
An zwei Stellen wurde der männliche Altvogel überfahren. Nun sind in dem einen Fall drei Junguhus und in dem anderen vier Junge allein auf die Jagdkünste des Uhuweibchens angewiesen. Wir versuchen an diesen Stellen zu helfen. Dabei wird immer wieder klar: Wir können nicht alle Uhus retten, viele der Junguhus in der Eifel werden die ersten Lebensmonate nicht überstehen. Die Natur ist kein Zuckerschlecken sondern knallharter Überlebenskampf.
Dennoch sollten wir diese Einblicke schätzen und die einzigartigen Bilder der Cam genießen.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Brücher
Beringung
Die Beringung ist für kommenden Mittwoch, den 13. Mai 2015 gegen 19 Uhr geplant.
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
die jungen Uhus haben Nahrungsmangel und auch fette Tage erlebt; sie sind mächtig gewachsen. Nun ist auch das kleinere Küken für die Beringung groß genug.
Die dank der durch die Webcam möglichen Einblicke in das Familienleben der Uhus erbringen auch noch im achten Jahr neue Erkenntnisse:
Das neue Männchen Leo übergibt den Küken kleine Beutetiere sehr gerne selbst; bei seinem Vorgänger war dies kaum zu beobachten. Sofern Lotte in der Nähe ist, drängt sie sich dazwischen. Sie gesteht dem Männchen einen so nahen Kontakt zu den Küken nicht zu und dadurch entstehen auch regelrechte Raufereien zwischen den beiden. Leo versucht nun offenbar, Mäuse heimlich zu den Junguhus zu bringen und macht sich dann auch ganz schnell wieder aus dem Staub.
Große Beutetiere (Igel, Stockente, Bisam, Fisch und Kaninchen) waren bisher eher die Ausnahme. Leo kann noch nicht alle Nahrungsquellen des Reviers kennen. Verglichen mit seinem Vorgänger hat er beim Beutemachen zwangsläufig Nachteile. Beispielsweise kennt er gewiss noch nicht alle Fuchsbauten, welche von Heinzl regelmäßig abgesucht wurden. Er hat noch viel zu lernen. Vielleicht überblickt er auch noch nicht die Vorteile großer Beutetiere.
Lotte sitzt mittlerweile auch tagsüber nicht mehr ständig bei den Jungen. Am heutigen Sonntag kann dies eine Reaktion auf den geringen Jagderfolg der Vornacht sein: Sie mag nicht ständig von den Küken angebettelt werden und sitzt daher etwas abseits. Die Jungen verbrauchen dann durch erfolgloses Betteln nicht unnötig Energie.
Für die nächsten Tage wünsche ich den Uhus viel Erfolg bei der Jagd und freue mich auf meinen Besuch im Uhunest.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Brücher
Der Kleinste hat nicht überlebt
Liebe Uhufreundinnen und –freunde, heute Mittag lebte das jüngste Uhuküken nicht mehr. In den ersten Lebenstagen sind die jungen Uhus naturgemäß sehr empfindlich.
Gerade für einen Nachzügler muss in den ersten 1-3 Tagen alles passen damit er neben seinen Geschwistern bestehen kann. Bei meinen Beobachtungen an den Nestern der Eifeluhus habe ich schon oft große Nahrungsmengen neben 1-5 tägigen Junguhus gesehen. Ich hatte dann immer den Eindruck als wolle das Uhumännchen in diesen empfindlichen Tagen auf Nummer sicher gehen und lieber viel zu viel als einmal zu wenig Nahrung bereitstellen.
In Ansetzen konnten wir dies auch bei Leo beobachten, aber möglicherweise war er darin nicht konsequent genug? Küken können den ersten Lebenstag meist noch von ihren eigenen Körpervorräten leben. Die Nacht mit nur einem kleinen Beutetier lag im ersten Lebenstag von “Nr.3“ und sollte ihm daher nicht viel ausgemacht haben? Vielleicht war das Jüngste auch einfach von vorne herein nicht kräftig genug?
Gestern verlies Lotte das Nest sehr stürmisch, dabei gerieten zwei Küken aus der Mulde und Lotte trat versehentlich darauf. Wurde das Kleinste dabei verletzt?
Wir werden die Ursache nie wirklich ergründen können, es gilt diesen natürlichen Vorgang genauso zu akzeptieren wie die Tode der Beutetiere.
Dennoch wünsche ich viel Vergnügen bei den weiteren Beobachtungen.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Brücher
Drei Küken. Perfektes Mutterglück
Liebe Uhufreundinnen und -freunde, gestern ist auch das dritte Küken geschlüpft. Die jungen Uhus scheinen wohlauf zu sein, und auch die Versorgung mit Nahrung ist bisher sehr gut.
Bei unseren Kontrollen der anderen Brutplätze in der Eifel fanden wir sechs Bruten, die schon im Januar begonnen wurden. Bisher kamen solchermaßen frühe Bruten nur in klimatisch besonders milden Regionen vor. 2015 haben jedoch auch Uhus der Höhengebiete extrem früh mit der Brut begonnen. Wir führen dies auf die sehr hohen Mäusebestände, die daraus resultierende frühe Fitness der Altvögel und auf die auch zur Balzzeit gute Erreichbarkeit von Beutegeschenken (vom Männchen, um das Weibchen in Stimmung zu bringen) zurück.
Brutaufgaben gab es jedoch auch: Die Nistmulde eines Uhus wurde während der Regentage durchnässt. Infolgedessen verklebten die Eier zu sehr mit Lehm. Dann gab das Weibchen das Gelege auf. In einem anderen Fall lockerte der heftige Sturm den Wurzelbereich eines in der Felswand stehenden Baumes und dieser rutschte mit dem Uhunest und mehreren Kubikmetern Lavagestein in die Tiefe. Am Web-Cam-Brutplatz sind derlei Katastrophen unwahrscheinlich, so dass dort die Chancen für einen erfolgreichen Brutverlauf gut stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Brücher
Das erste Küken ist gestern Nachmittag geschlüpft
Liebe Uhu-Freundinnen und –freunde, nun ist es endlich so weit, das erste Küken ist gestern Nachmittag geschlüpft.
Schon am Samstag konnten wir, als Lotte das Nest verlassen hatte, deutlich Rufe aus einem der Eier hören. Die erste Fütterung konnten wir schon gegen 23.45 beobachten, nachdem “Leo“ einen erbeuteten Gartenschläfer in das Nest brachte.
Haben alle Eier überlebt und werden in den nächsten Tagen alle Küken gesund und kräftig schlüpfen?
Wir können uns freuen die Einzelheiten in gegenüber den Vorjahren deutlich erhöhter Bildqualität beobachten zu können.
Ihr
Stefan Brücher