Uhus galten als menschenscheue Gebirgsvögel. Die letzten ihrer Art hatten jedenfalls nur in schwerzugänglicher Gegend überlebt – buchstäblich weitab vom Schuss. Doch die Abgeschiedenheit entsprach nicht der Natur des Uhus, sondern war das Resultat einer jahrhundertewährenden erbitterten Verfolgungsjagd. Der Uhu galt wie Wolf, Bär, Luchs und Wildkatze als Raubzeug. Heute wissen es die Menschen besser. Seit der gelungenen Wiederansiedlung Europas größter Eulenart zeigt der Uhu ein enormes Anpassungsvermögen an Lebensraum und Brutplatz. Die beiden Fotos zu dieser Nachricht markieren gewissermaßen die beiden Enden eines breiten Spektrums. Im Bild oben der natürliche Brutplatz in den Felsen eines Mittelgebirges (hier: den Buntsandsteinfelsen im Tal der Rur in der Eifel); ein Jungvogel lugt hinter den Felsen hervor. Im Bild unten mit einem roten Pfeil markiert der Brutplatz im Abluftrohr einer Getreidetrocknungsanlage in einem Gewerbegebiet. Stefan Brücher trifft auf seiner Beringungstour in diesen Tagen wie in einem jeden Jahr auf Uhubruten an den verschiedensten möglichen und – so möchte man meinen – unmöglichsten Orten: an idyllischen Naturfelsen, in Steinbrüchen mit krachendem Abbaubetrieb, in ausgedienten Baumnestern von Greifvögeln und an vielerlei anderen Stellen. Der Uhu ist zivilisationstauglich und eine friedliche Koexistenz zwischen Uhus und Menschen möglich.
