Die Spechte trommeln und die Rotkehlchen singen bereits, wenngleich noch zögerlich. Aber der Winter wird ein Ende haben. Dann werden sich auch die winterlichen Versammlungen der Waldohreulen auflösen, die derzeit hier und dort im ländlichen, aber auch urbanen Raum beobachtet werden können. Vermutlich entstammt einer solchen Gemeinschaft die abgebildete Waldohreule, die Anfang Januar an einer Straße in einem Gewerbegebiet im niedersächsischen Hildesheim desorientiert und flugunfähig aufgegriffen wurde. Den Umständen nach zu urteilen, war sie mit einem Fahrzeug kollidiert. Die Waldohreule gelangte glücklicherweise in das NABU-Artenschutzzentrum Leiferde. Die Eule erholte sich, so dass Angelika Krueger, die die Arbeitsgruppe Eulenschutz des NABU Hildesheim leitet, sie zwei Wochen später am Fundort wieder freilassen konnte. Dort dient den Waldohreulen ein kleines Gehölz mit einer Schwarzkiefer als traditioneller Überwinterungsplatz. Im Frühjahr werden sie die gefahrvolle Heimreise in ihre nord- und osteuropäischen Brutgebiete antreten.
In den letzten 10 Jahren nahm auf Deutschlands Straßen der PKW-Verkehr um 10 Prozent und der LKW-Verkehr um 34 Prozent zu. Die Zahl der in Deutschland jährlich im Straßenverkehr getöteten Vögel wird auf 9,4 Millionen Individuen geschätzt. Das ist etwa ein Zehntel des deutschen Brutvogelbestandes. Für Greifvögel ist von einer Schlagopferzahl pro 100 km Autobahn von ca. 98 Tieren/Jahr, für Eulen von 47 Tieren/Jahr auszugehen. Dabei werden die höchsten Opferraten in den Wintermonaten notiert. Diese Zahlen sind einer Literaturstudie „Schlagopfer von Vögeln insbesondere Greifvögeln und Eulen an deutschen Straßen und Autobahnen“ des Forschungsinstituts für Ökosystemanalyse und -bewertung e.V. an der RWTH Aachen University aus dem Jahr 2017 entnommen. Bündnis90/Die Grünen hatten die Studie in Auftrag gegeben. Die Elektromobilität wird die Kollisionsrisiken für Wildtiere im Straßenverkehr nicht vermindern.