Die Landwirte in der Europäischen Union sind ab 2023 verpflichtet, wollen sie weiterhin Direktzahlungen aus Brüssel erhalten, vier Prozent ihrer Ackerflächen stillzulegen. Eine Auflage, mit der die dramatischen Biodiversitätsverluste im Agrarraum begrenzt werden sollen.
In der Landwirtschaft formiert sich Protest gegen diese Regelung. Symbol des Protestes ist ein grünes Kreuz. Begründet wird der Protest mit dem Hunger in der Welt, der Verknappung von Getreide und dem Krieg in der Ukraine.
Die ersten grünen Kreuze und die Protestzeilen auf blaugelbem Grund, den Farben der ukrainischen Flagge, sind plakatiert: „Wenn Putin die Ukraine hat, kontrolliert er 30 Prozent des weltweiten Weizenhandels. Und wir sollen ab 2023 vier Prozent der Ackerflächen stilllegen müssen!?“
Der Krieg in der Ukraine liefert Argumente und bisweilen Vorwände. Er forciert nicht nur den Ausbau der Wind- und Solarwirtschaft oder Gasbohrungen im Wattenmeer, sondern wirft möglicherweise auch die zögerlichen agrarpolitischen Bemühungen für ein wenig mehr Naturschutz im Agrarraum um Jahre zurück. Im Namen des Klimaschutzes das eine, das andere für die Ernährung der Weltbevölkerung und beides moralisch unangreifbar überhöht für den Frieden in der Ukraine.
Übrigens: In Deutschland bauen Bauern und Bäuerinnen Mais auf 2,65 Mio. Hektar Ackerfläche an für „grünen“ Strom und für die Tierproduktion. Das sind zusammengenommen 22,65 Prozent der ackerbaulich genutzten Fläche und mehr als die doppelte Fläche aller Naturschutzgebiete zusammengenommen. Täglich werden in Deutschland mehr als 56 Hektar Fläche überbaut. Das ist die durchschnittliche Größe eines landwirtschaftlichen Betriebs. Und auch das gehört zur Wahrheit, dem ersten Opfer des Krieges: Der Landwirt, der an seinem Acker das im Bild gezeigte Kreuz errichtet hat, hatte erst kürzlich denselben Acker seiner Stadt als Bauland angeboten.