Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Mit diesem Versprechen wurde lange Zeit der Ausbau der Solar- und Windenergiewirtschaft gefördert. Heute wissen Stromkunden und Steuerzahler, dass der Ausbau der günstigen Freiheitsenergien mit erheblichen Kosten verbunden ist. Zu einem jährlich zweistelligen Milliardenbetrag früher aus der EEG-Umlage der Stromkunden und heute aus dem Bundeshaushalt der Steuerzahler kommen Kosten hinzu in Gestalt horizontweit verbauter Natur und entstellter Landschaft. Das passt nicht recht zum Narrativ einer ungetrübt umweltfreundlichen Energiewirtschaft. Beispiel Freiflächen-Photovoltaikanlagen:

Zusätzlich zu der laufenden Verdoppelung des Flächenanteils für Windenergieanlagen läuft eine Mobilisierungswelle für Solaranlagen übers noch unbebaute Land – flankiert von einem beispiellosen Abbau des Naturschutzrechts und den Bemühungen, die bisher als Solarparks bezeichneten industriell überprägten Flächen als „Biodiversitätsparks“ und „Hotspots der Artenvielfalt“ in Stellung zu bringen. Der Solarpark ein botanisch-zoologischer Garten und ein Ökokonto für Eingriffe?!

Das Editorial der Februar-Ausgabe 2023 der Zeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“ verheißt „Solarparks mit landschaftlich angepasster Gestaltung und üppig geförderter Biodiversität“ und „Agri-Photovoltaik als Stockwerk über Weidelandschaften und Nutzpflanzen als Strategie, um die Kulturen klimafit zu machen“. Die Eloge auf die Biotope im Schatten und unter den Rädern des grünen Fortschrittes kulminiert in der imperativen Gewissheit: „Ein sich als Artenschutz definierender Naturschutz“ dürfe „nicht gegen notwendige Prozesse zur Transformation von Kulturlandschaft wie Wirtschaft arbeiten“.

Es ist im Kern dieselbe Parole, die schon früher den Naturschutz zum widerspruchslosen Stillhalten aufforderte – damals vor allem zugunsten der Nutzung fossiler und atomarer Energie. Heute indessen hat sich der Wind gedreht und kommt die Aufforderung aus den eigenen Reihen – moralisch unangreifbar im Namen der Nachhaltigkeit. Das macht die Lage so anders, das Niederreißen naturschutzrechtlicher Schranken so leicht und die Sache des Naturschutzes so aussichtslos. Es ist die Zeit ohne rote Linien und der Deutschlandgeschwindigkeit.