Die Erfolgsgeschichte des 1970 gegründeten ersten deutschen Nationalparks, des Nationalparks Bayerischer Wald, ist ohne Dr. Hans Bibelriether nicht vorstellbar. Am 18. Februar 2025 ist der erste und langjährige Leiter dieses Nationalparks im Alter von 91 Jahren gestorben. Bibelriether, der wegen seiner Verdienste um die Nationalparkidee vielfach ausgezeichnet wurde, brachte die Zweckbindung der Nationalparke auf eine denkbar einfache wie eingängige Formel: „Natur Natur sein lassen“. Hans Bibelriether hat die Geschicke des Nationalparks Bayerischer Wald über drei Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt und ihn zusammen mit Bernhard Grzimek, Hubert Weinzierl, Horst Stern und anderen Weggefährten an vorderster Stelle gegen einflussreiche forst- und jagdwirtschaftliche Interessen ungeachtet persönlicher Anfeindungen verteidigt und zu einer Blaupause deutscher Nationalparke entwickelt. Über Jahrzehnte war Bibelriether überdies eine der maßgeblichen Personen in der Redaktion der von ihm vor 50 Jahren mitgegründeten Zeitschrift „Nationalpark“, die er dem ersten Nationalpark auf deutschen Boden schützend zur Seite gestellt hatte und in der er brisante Themen aufgriff, Diskussionen anstieß und Politik und Verwaltung zu verantwortlichem Handeln aufforderte.
Mit Bibelriether verliert der Naturschutz einen herausragenden Vordenker, mutigen Verfechter der Wildnis und einen von Demut gegenüber Schöpfer und Schöpfung geprägten Christen. Mehr als 50 Jahre nach der Gründung des ersten deutschen Nationalparks fehlt es im Naturschutz weniger an Personen, aber an Persönlichkeiten. Bibelriethers Tod vergrößert diese Lücke. Dabei sind die Erfahrungen des Zeitzeugen und Forstmannes Hans Bibelriether angesichts der notwendigen Neuausrichtung von Waldpolitik, Waldnaturschutz und Waldwirtschaft außerordentlich aktuell. Bibelriethers 2017 erschienenes Buch Natur Natur sein lassen . Die Entstehung des ersten Nationalparks Deutschlands: Der Nationalpark Bayerischer Wald“ ist ein beredtes Zeugnis deutscher Naturschutzgeschichte. Es ist zugleich eine Aufforderung, die gegenwärtige Verzagtheit und Mutlosigkeit innerhalb des Naturschutzes zu überwinden, um ins Denken und Handeln zu gelangen.