Unser Tagebuch
Unsere ausführlichen Tagebuch-Beiträge bieten nicht nur spannende Einblicke in das Leben der Uhus durch unsere Webcams, sondern liefern auch wertvolle Zusatz- und Hintergrundinformationen, die ein umfassenderes Verständnis für diese faszinierenden Vögel ermöglichen.
Wieder online!
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
nun endlich läuft die Uhu-Webcam wieder. Nach sechs Monaten „Entzug“ können wir wieder Livebilder vom traditionellen Uhubrutplatz an der Ahr übertragen. Wie auf Bestellung waren am frühen Abend des 17. Januar 2022 schon Rufe eines männlichen Uhus und in den Morgenstunden des 18.01.2022 beide Uhus zu hören.
Die neue, auf dem LTE-Netz basierende Übertragungstechnik birgt leider Schwankungen in der Verbingungsqualität, und auch die Stromversorgung steht noch auf wackeligen Beinen. Unterbrechungen sind durchaus möglich, aber dennoch bin ich sehr erleichtert, dass die Cam nun endlich wieder online ist.
Manche Anwohner der Ahr sprachen mich auf die Webcam an; sie wünschen sich die Livebilder aus der Felswand als kleines Zeichen einer noch weit entfernten Normalität zurück. „Es wäre ein gutes Zeichen“, sagen viele Menschen aus der Region.
Viele Häuser sind unbewohnt, die Straße am Ahrufer ist teils nur noch einspurig vorhanden, der Fluss transportiert noch immer eine braune Brühe.
Die groben Aufräumarbeiten im Ahrtal sind schon weit fortgeschritten, das Flussbett ist wiederhergestellt. Dort, wo es wilde unzugängliche Bereiche gab, ist jetzt alles kahl. Es sieht hier aus wie in einer frisch angelegten Parkanlage. Die Bagger räumen auf, können jedoch keine Natur wiederherstellen. Allenfalls vermögen sie leichte Unregelmäßigkeiten im linearen Verlauf der Uferböschung zu modellieren. Das nun glattgezogene Erdreich giert nach sprießendem Grün, damit sich die Wunden zumindest optisch etwas schließen und alles etwas lebendiger wirkt. Es wird dauern.
Noch wissen wir nicht, ob Leo noch Leo und Lotte noch Lotte ist. Warten wir es ab.
Ihr Stefan Brücher
Das Ahrtal ist nicht mehr so wie wir es kannten
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
das Ahrtal ist nicht mehr so wie wir es kannten. Unglaubliche Verwüstungen und menschliche Tragödien ereigneten sich am 85 km langen Fluss.
Schon am Oberlauf, nur wenige Kilometer unterhalb der Quelle, sind Brücken zerstört und Häuser beschädigt worden. Je weiter Fluss abwärts, umso größer sind die Schäden. Auch im Sichtfeld unserer Cam fließt die Ahr nun in einer blankgeputzten Fels- und Geröllrinne.
Alles Erdreich und das gewohnte Grün am Ufer sind verschwunden, fast nichts ist so geblieben wie zuvor. Das Leben am und im Fluss wird in weiten Bereichen von vorne beginnen müssen. Viele Menschen haben Angehörige verloren, stehen vor dem finanziellen Ruin oder sind traumatisiert, kehren dem Tal den Rücken zu oder fragen sich zumindest, ob es einen Sinn hat nochmals neu anzufangen. Wie hoch ist das Risiko von weiteren Fluten? Suchen sie aufgrund von Klimaveränderungen das Ahrtal nun häufiger heim? Nach 1601, 1804 und 1910 gab es erst 2016 ein sogenanntes „Jahrhunderthochwasser“.
Die letzten Aufnahmen unserer Webcam zeigen wie die braunen Fluten immer weiter ansteigen, wie Treibgut die Brücken rammt, wie Container einen Weg über oder unter der Brücke nehmen. Danach beendete der Stromausfall weitere Aufnahmen. Dann wurde die für die Übertragung des Live-Streams notwendige Elektronik überflutet und unter einem halben Meter Schlamm begraben. Das Haus, in dem die Cam an das Internet angeschlossen war, stand – obwohl etwas höher gelegen – bis Oberkante Erdgeschoss im Wasser. Strom-, Kanal-, Wasser- und Telekommunikationsnetz sind nur noch in Relikten vorhanden.
Es gibt noch keine Schätzung, wann diese Infrastruktur wieder funktionieren könnte. Die größeren Siedlungen an der Ahr werden möglicherweise vorrangig wiederhergestellt. Dennoch werden wir irgendwann mit unserer Cam wieder auf Sendung gehen und neben den Uhus auch Zeichen des Wiederaufbaues sehen können. Bitte schauen Sie von Zeit zu Zeit, ob die Cam vielleicht schon wieder läuft.
Immer noch fassungslos über das Ausmaß dieser Katastrophe
Ihr Stefan Brücher
Uhubestand und invasive Arten
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
mit ein paar Tagen Abstand und nach dem Lesen von einigen Hundert Zuschriften möchte ich heute noch einige Informationen nachtragen:
Manche Zuschauer äußerten die Sorge, der Waschbär wäre mit dem Vorgang der Beringung möglicherweise auf die Spur des Uhunestes gebracht worden. Doch in dieser Hinsicht besteht kein Grund zur Sorge, denn den Uhubrutplatz erkletterte ich von unten her, der Waschbär aber kam von oben. Waschbären suchen ihre Nahrung auch geruchsorientiert, und Uhunester riechen sehr stark. Selbst für mich ist dieser Geruch oft schon viele Meter „gegen den Wind“ wahrzunehmen. Für Waschbären und Füchse ist die Fahne vom Uhunest sicherlich schon auf große Entfernung leicht zu bemerken. Zusätzlich können auch Marder und Dachse durch starken Geruch auf Uhunester aufmerksam werden. Mit diesem Risiko leben Uhus seit Jahrtausenden.
Im Laufe der Evolution war es jedoch anscheinend kein zu großes Risiko für die Uhubruten. Die Uhus hätten dagegen aber auch nicht viel unternehmen können. Zu Beginn der Brutzeit fressen die Uhuweibchen nicht im Nest; sie koten dort auch nicht. Die ersten Gerüche entstehen erst nach dem Schlupf. Dann haben die Uhus keine Möglichkeit, Gerüche zu verhindern. In einem bestimmten Zeitraum der Jungenaufzucht entfernen die Uhuweibchen die abgefressenen Skelette der Nahrungstiere. Dies konnten wir vor der Webcam schon mehrfach beobachten. Die Uhus versuchen möglicherweise auf diese Weise eine starke Geruchsentwicklung zu vermeiden. Bei anderen Vogelarten ist es ähnlich: Zu Beginn der Brut entfernen z.B. auch Singvögel den Kot der Jungen, aber später können sie die Menge nicht mehr abtransportieren und die Kleinen koten einfach aus dem Nest oder aus der Bruthöhle. Es ist dann eine verräterische Phase, die mit Glück überstanden werden kann oder auch nicht.
Warum war Lotte nicht zur Stelle?
Zu Beginn unserer Webcam-Übertragungen ab 2008 war Lottes Leben etwas leichter. Ihr damaliger Brutpartner Heinzl brachte deutlich mehr Nahrung ins Nest als Leo. Deswegen konnte Lotte viel intensiver auf die Jungen auspassen. Heinzl zeigte auch noch andere Fähigkeiten, die wir bislang bei Leo nicht gesehen haben. Heinzl brachte regelmäßig Jungfüchse ins Uhunest. Dann hatte die Familie für mehrere Tage genug Nahrung. Auf diese Weise schaltete er einen Konkurrenten um die gleiche Nahrung aus, der auch nicht mehr für Nachwuchs sorgen konnte. Erst in den Jahren mit Leo musste Lotte abwägen, ob sie sich auf den Jagderfolg des Männchens verlassen und umso mehr aufpassend bei den Jungen sein kann oder bei Nahrungsmangel selbst jagen muss. Mehrere Jahre in Folge entschied sie, die Jungen viel früher als in erster Ehe alleine zu lassen. Diese Entscheidungen waren bisher richtig. Ohne ihre Beteiligung an der Jagd wären in den vergangenen Jahren Küken verhungert. Sehr oft dachte ich, „hoffentlich geht das gut“ und befürchtete, „das wird nicht immer gutgehen“.
Trauert Lotte?
Im aktuellen Videorückblick sind drei Videos von Lottes Rückkehr nach der Waschbärenattacke zu sehen. Diesen Aufnahmen nach zu urteilen, realisiert Lotte das Verschwinden der Jungen nicht wirklich. Sie frisst an den Überresten ihrer Jungen, und kurz darauf sucht sie wieder nach den Küken und „tuckert“, um sie zur Fütterung anzulocken. Erst im Laufe der Tage flaut das „Programm Jungenaufzucht“ allmählich ab. Dies ist kein sonderlich intelligentes Verhalten. Nach meinem Dafürhalten sollten wir nicht zu viele Regungen, wie wir sie von höheren Säugetieren oder anderen besonders intelligenten Arten kennen, in Lotte hineininterpretieren. Wir laufen Gefahr, zu viel aus unserer Welt in die der Uhus zu übertragen.
Neue Brutnische?
Unser langjähriges Monitoring von mehreren tausend Uhubruten liefert keinen statistisch eindeutigen Hinweis auf einen Brutplatzwechsel als Reaktion auf Brutverluste. Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass Lotte und Leo wegen der erfolgten Waschbärattacke im nächsten Jahr einen anderen Brutplatz wählen. Es gab kein traumatisches Schreckerlebnis im Nestbereich, das sich beiden nachhaltig eingeprägt haben könnte. Es scheint so, als würde sich Lotte dort nach wir vor ausreichend sicher fühlen. Sie schien nach der Attacke die Umgebung genau zu betrachten, konnte jedoch nichts Gefährliches bemerken.
Geschlechter bestimmt
Übrigens: Die beiden Lottekinder waren laut Laborbefund Männchen. Der Größenunterschied der beiden hätte also bei einer anderen Geschlechterverteilung noch größer oder auch deutlich kleiner ausfallen können. Sie wissen ja: Bei den Uhus sind die Weibchen das starke Geschlecht.
Wie sieht es bei anderen Uhus aus?
Bei vielen Uhupaaren in der Eifel läuft die Brutsaison 2021 gut; manche haben auch Glück im Unglück: Bei Kall geriet ein Uhuweibchen nachts in einen stromlosen Schafszaun. Es wurde daraus erst am nächsten Nachmittag befreit. Wir haben zwei ihrer Jungen aus dem Nest geholt und zusammen mit der Uhumutter in eine Pflegestation gebracht. Hoffentlich können wir sie bald wieder zurück in ihren Steinbruch bringen und dort freilassen.
Der Uhubestand kann anscheinend viel verkraften
In den vergangenen Jahren machte ich eine Beobachtung, die mir mehr Sorgen bereitet als die Brutverluste durch Fressfeinde: An manchen seit über 30 Jahren dauerhaft von Uhus besiedelten Brutplätzen fand ich keinerlei Anzeichen für die Anwesenheit der großen Eule. Zuvor hatte es zwar an fast allen Brutplätzen einmal Jahre ohne Bruten gegeben. Möglicherweise waren auch einmal Brutpartner gestorben, aber immer blieb zumindest einer im Revier, und im Folgejahr gab es wieder Bruten oder Brutversuche. Das Fehlen jeglicher Anzeichen für eine Anwesenheit von Uhus in diesen für Uhus attraktiven Steinbrüchen gab mir Rätsel auf. Offenbar waren beide Brutpartner spurlos verschwunden. Manchmal wurden aber auch tote Uhuweibchen an Brutplätzen gefunden. Am ehesten könnte eine ansteckende Krankheit die Dinge erklären. Vielleicht das Usutu-Virus? Im Kölner Zoo hatte es in kürzester Zeit alle nordischen Eulenarten ausgelöscht. Den Uhubestand konnte dieses Phänomen jedoch nicht wirklich verringern. Auch im Jahr 2021 wurden zusätzlich neue Areale besiedelt.
Auch andere gebietsfremde Arten verringern den Bruterfolg von Uhus in der Eifel
Zusätzlich zum Waschbär registriert die EGE seit einigen Jahren regelmäßig auch durch Nilgänse und Mufflons ausgelöste Brutaufgaben. Mufflons werden von der Jägerschaft ungeachtet der gesetzlichen Vorgaben geduldet und auch gezielt ausgesetzt um „eine zusätzliche attraktive jagdbare Art im Revier zu haben“. Diese Wildschafe lassen in manchen Felsen keinen Flecken unberührt und laufen durch die Brutnischen des Uhus.
Auch Nilgänse vertreiben brütende Uhuweibchen aus ihren Nestern.
Wenig Bemühungen gegen die invasiven Arten
Es gibt bei dem Thema invasive Arten Bestrebungen von Bund und Ländern, die Ausbreitung dieser Arten zu begrenzen. Zu diesen Arten zählt der Waschbär. Während aber die invasiven Arten Bisamratte und Nutria systematisch bekämpft werden, bleibt der Waschbär zumeist unbehelligt. Bisamratten und Nutrias unterminieren mit ihren Bauen Hochwasserschutzdämme und gefährden so die landwirtschaftliche Nutzung und Siedlungsflächen. Für die Nutria- und Bisambekämpfung unternehmen die staatlichen Stellen dieser wirtschaftlichen Schäden wegen durchaus einige Anstrengungen. Im Falle des Waschbären sind es vor allem ökologische Schäden, die aber mindestens genauso systematisch abgewehrt werden sollten wie wirtschaftliche Schäden. Hier ist dringend ein Umdenken erforderlich. Immerhin wurden aber 2019/2020 in Deutschland mehr als 200.000 Waschbären erlegt. Aus den Bestandsschätzungen von 2013 und 2018 ergibt sich eine Verzehnfachung auf 1,3 Millionen. Rechnerisch wäre also 2019/2020 ca. jeder achte Waschbär getötet worden. . Inwiefern diese „Entnahmen“ überhaupt eine Wirkung haben und sinnvoll sind wird nicht in Frage gestellt .
Mit einer Begrenzung oder gar Verringerung der vermutlich weit unterschätzten Bestände ist wohl nicht zu rechnen.
Ich hoffe, Sie haben weiterhin Interesse an der Uhucam und auch im kommenden Jahr den Mut, die Uhus zu beobachten. Auch zwischen den Bruten sind manchmal schöne Beobachtungen möglich. Die Cam läuft das ganze Jahr hindurch.
Ich trauere immer noch etwas über das plötzliche Ende dieser Jungenaufzucht und schaue dennoch zuversichtlich nach vorne. Im Bemühen den Uhu zu schützen werden wir nicht nachlassen.
Ihr Stefan Brücher
Fragen & Antworten zum Waschbären
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
Ihnen allen und für jede Zuschrift zu den traurigen Ereignissen vom 18. Mai danke ich Ihnen herzlich. Wir sind so traurig wie Sie. Bei meiner heutigen Beringungstour durch die Eifel begleitete mich ein mehr als flaues Gefühl in der Magengrube. Umso mehr beeindruckt und ermutigt mich die Vielzahl der Zuschriften und der Zuspruch, der darin zum Ausdruck kommt. Herzlichen Dank dafür!
Im Zusammenhang mit der Waschbärenattacke tauchen viele Fragen auf. Manche lassen sich beantworten, einige aufgrund fehlender Erkenntnisse nicht:
Wie stark sind die Eifeluhus von Waschbären bedroht? Aller Wahrscheinlichkeit nach gibt es in der Eifel seit vielen Jahren eine große und stetig wachsende Waschbärenpopulation. Bereits 2017 bemerkten wir das Verschwinden von Junguhus an einigen Brutplätzen. Es schien, als hätte ein knappes Nahrungsangebot die Uhuweibchen dazu gezwungen, ihre noch recht jungen Küken alleine zu lassen, um die Versorgung zu sichern. Dies bot Fressfeinden die Gelegenheit. Nun haben wir eine solche Situation miterlebt.
Soweit wir die Gefahr von Waschbären für die Uhubruten bisher überblicken, unterscheidet sie sich etwas von der Gefahr durch Füchse. Das Temperament von Waschbären ist sicherlich dickfälliger, problematisch ist auch ihre Nahrungssuche in der Gruppe. Erst vergangene Woche berichtete mir ein Uhuschützer aus dem Bergischen Land von seinen Beobachtungen mittels Wärmebildfernglas: Drei Waschbären versuchten ans Uhunest zu kommen und nutzten dabei geschickt die Deckung von Sträuchern. Nur wo die Uhus freien Anflug hatten, konnten sie den Fressfeind abwehren. Trotz der Hartnäckigkeit der Waschbären gelang es den Uhus dieses Mal, ihre Jungen zu schützen. Zeit für die Jagd hatten die Uhus in dieser Nacht kaum, das Weibchen jagte nicht.
Die Uhupopulation ist sehr dicht. Die Eifel ist ein Dichtezentrum der Uhus in Deutschland. Über ihren Fortbestand mache ich mir keine ernsten Sorgen. Manche Brutplätze sind für Waschbären gut erreichbar andere weniger. In manchen Uhurevieren ist viel Nahrung verfügbar. Dann können die Weibchen länger auf ihre Jungen auspassen. Immer wieder habe ich gesehen, wie gut Uhus vielen Herausforderungen gewachsen sind. Oft habe ich mir Sorgen gemacht und noch häufiger habe ich festgestellt, dass die Uhus mehr können und besser sind als wir ihnen zutrauen.
Lotte wird in diesem Jahr nicht noch einmal Eier legen. Nachgelege machen Uhus nur, wenn ihr Erstgelege in den ersten Wochen der Bebrütung scheitert.
Lotte fraß an den Überresten der Jungvögel und schluckte dabei einen Fuß mit Ring. Da Uhus auch relativ große Schädel von Beutetieren komplett verschlucken und diese dann als Gewölle wieder ausspeien, mache ich mir darüber keine Sorgen.
Brutplätze in Felsen vor Waschbären zu schützen, ist kaum möglich.
Uhus können Waschbären abwehren, vielleicht sogar töten. Aber die Uhus müssen den Angreifer rechtzeitig wahrnehmen. Meines Wissens wird man die Waschbären in Deutschland auch mit rigoroser Bekämpfung vermutlich nicht durchgreifend zurückdrängen können. Waschbären leben in sozialen Verbänden und unterliegen einer internen Geburtenkontrolle. Im Normalfall bekommen nur mehrjährige Weibchen Nachwuchs. Werden diese z.B. durch Fang oder Abschuss getötet, vermehren sich auch alle jüngeren und besetzen die Leerstellen.
Der Waschbär ist in Deutschland eine aus Nordamerika vom Menschen eingeschleppte Art, die im letzten Jahrhundert aus Gefangenschaftshaltungen entwischt sich in den heimischen Ökosystemen etabliert hat. Den Waschbären fällt eine große Zahl Individuen bei uns heimischer, auch bestandsbedrohten Arten zum Opfer. Dazu zählen nicht nur Vögel, sondern auch Amphibien, Reptilien und andere Artengruppen.
Manche Bereiche unserer Natur sind den Waschbären noch viel schutzloser ausgesetzt als wir es bei unseren Uhus beobachten können. Lutz Dalbeck von der Biologischen Station in der Nordeifel berichtete beispielsweise von wahren Massakern an flachen Teichen. Hunderte angebissene Amphibien lagen am Ufer. Nur die leckersten Teile waren herausgebissen, viele Tiere lebten noch ein bisschen. Sie hatten den Instinkt, sich bei Gefahr im Schlick zu verstecken, ein für die europäischen Fressfeinde wirksames Verhalten. Waschbären jedoch Tasten den Schlick durch und finden so jedes Leben. Wenn sie in der Gruppe Nahrung suchen, können sie ganze Teiche leeren.
Am Abend des 18. Mai kam der Waschbär erneut ins Uhunest und fraß an den Überresten der Uhus. Lotte und Leo waren offensichtlich wieder nicht in der Nähe und bemerkten den Fressfeind auch dieses Mal nicht. Später kamen sie mit Nahrung und fanden keine Abnehmer dafür. Es scheint so, als benötigen sie noch etwas Zeit, um die Situation zu realisieren. Was wir begreifen nennen, ist ihre Stärke nicht und dennoch sind sie auf ihre Weise unglaublich gut.
Keinesfalls möchte ich Ihnen ans Herz legen, die Videoaufnahme vom Zugriff der Waschbären anzusehen. Vorenthalten möchte ich Ihnen dieses Dokument gleichwohl nicht. Es ist aber nichts für schwache Nerven. Hier geht es zum Video.
Ihr Stefan Brücher
Beide Junguhus vom Waschbären gefressen!
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
der die Beringung betreffende Tagebucheintrag ist nun hinfällig geworden. In der vergangenen Nacht hat ein Waschbär beide Junguhus gefressen.
Für die Eifel ist dies der erste Nachweis, es ist jedoch gut möglich, dass viele der uns bekannten Brutaufgaben diese Ursache haben. Es als „natürlich“ anzusehen, fällt mir etwas schwer. Waschbären sind durch Menschen nach Europa eingeschleppt worden, die einheimischen Arten haben keine gewachsenen Strategien, um mit dieser Gefahr umzugehen.
Die diesjährige Webcam-Saison endet nun schlagartig.
Etwas schockiert,
ihr Stefan Brücher
Beringung der jungen Uhus
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
den beiden Junguhus geht es gut.
Der große Jungvogel wiegt 1.350 g, der kleinere 1.050 g. Der Gewichtsunterschied entspricht dem Größenunterschied der beiden. Beide sind ähnlich und erstaunlich gut genährt.
Der Bauch des kleineren war so prall gefüllt, dass ich befürchtete, beim Anfassen mit einem Schwall warmer Flüssigkeit begrüßt zu werden. Offensichtlich hatte K2 in der Nacht zuvor einiges von der Beute abbekommen. Eine Geschlechtsbestimmung der beiden traue ich mir nicht zu. Daher habe ich heute (17.05.2021) je eine Flaumfeder der Jungen zwecks Geschlechtsbestimmung an ein Labor in Bielefeld geschickt. Ich bin gespannt auf das Ergebnis und werde berichten. Weitere Auffälligkeiten gab es anlässlich der Beringung nicht.
Ganz im Gegensatz zur Beringung an einem zweiten Ort am letzten Sonntag: An diesem weiteren Brutplatz an der Ahr hatte ich noch sechs Tage zuvor mit dem Fernrohr zwei stattliche Junguhus im Nest sitzen sehen. Nun fehlte jedoch einer spurlos; auch die Suche unter dem Felsen blieb ergebnislos. Nahrung war im Nest ausreichend vorhanden, und das verbliebene Geschwister war auch gut genährt. Die Verlustursache bleibt unbekannt.
Bei unserer Uhufamilie vor der Webcam indessen scheint alles in Ordnung zu sein.
Ich wünsche Ihnen schöne Beobachtungen.
Ihr Stefan Brücher
Lotte ist in der Nähe!
Kein Grund zur Sorge, Lotte ist in der Nähe! Die Beringung ist für diesen Sonntag, den 16. Mai 2021 geplant.
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
bei unserer Uhufamilie läuft alles so, wie wir es aus den Vorjahren schon kennen. Ab dem Alter von ca. vier Wochen sitzen die Junguhus häufiger nicht mehr in direkter Tuchfühlung mit ihrer Mutter. In den vergangenen Tagen konnten wir auch beobachten wie Lotte Fütterungen außerhalb der eigentlichen Brutnische anbot. Die Jungen zögerten jedoch noch, ihren bisher kleinen Aktionsradius zu verlassen.
Auch wenn sich Lotte nicht im Sichtbereich der Cam aufhält, ist sie oft doch ganz nah. Auch akustisch hält sie mit unauffälligen Tönen Kontakt zu ihrem Nachwuchs. Am heutigen Mittwoch (12. Mai) konnten wir frühmorgens ein kleines Wackeln der Cam bemerken. Lotte landete offensichtlich auf dem Gehäuse.
Die Nahrungsversorgung war in den vergangenen zehn Tagen recht gut. Bisher wurden auffallend viele Tauben, ein Mäusebussard, Krähen und Kaninchen erbeutet. Einmal haben wir den Uhus zusätzlich ein überfahrenes Kaninchen zukommen lassen.
Es ist nicht ganz leicht, für die Beringung der sehr unterschiedlich großen Uhu-Geschwister den geeignetsten Zeitpunkt zu finden. Ich hoffe, am kommenden Sonntag gegen 12 Uhr (sofern das Wetter es zulässt) auch den Kleinsten beringen zu können.
In der Nachbarschaft unserer Uhus fehlt nach wie vor das Brutpaar ahrabwärts. Die Nachbarn ahraufwärts haben drei dicke, schwere Junge. Als ich diese vor einigen Tagen beringte, fand ich erstmals einen jungen Graureiher im Beutedepot. Es scheint, als hätten diese Uhus nun die Graureiherkolonie in gut ein Kilometer Entfernung als Ressource entdeckt.
Endlich ist auch in der Eifel der Frühling angekommen. Die Bäume werden schlagartig grün und das Leben explodiert. Ich hoffe, unsere Uhus können dies mit weiterhin ausreichendem Jagderfolg nutzen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Stefan Brücher
Das kleinste Küken ist gestorben
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
das kleinste Küken ist heute (29.4.) gestorben. In den vergangenen Tagen war die Nahrungsversorgung zwar gar nicht so schlecht, aber dennoch bekam „K3“ nur sehr wenig ab.
Die Geschwister waren im Futterannehmen schon sehr geübt, konnten sich besser nach vorne drängeln und auch schon eine ganze Maus am Stück hinunterschlucken. Das kleinste und noch blinde Küken hatte zu oft das Nachsehen und auch die besonders niedrigen Temperaturen haben seine Lage erschwert.
Lotte legte das gestorbene Küken zuerst zur Seite und wartete noch, bis sie es an die Geschwister verfütterte. Nichts wird verschwendet. Mir scheint, Lotte ließ dieser Entwicklung ihren Lauf, ohne gezielt dagegen zu handeln. In ungezählten Jahrtausenden der Evolutionsgeschichte hat sich dieses Verhaltensmuster eingeprägt; es ist für Uhus das instinktiv richtige.
Mit freundlichen Grüßen, doch auch etwas bedrückt
Ihr Stefan Brücher
Nr. 3 ist geschlüpft
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
am Freitagabend (16.04.) hörten wir während Lottes Abwesenheiten auch ein Lebenszeichen aus dem dritten Ei. Es wurde ja vermutlich etwa eine Woche nach dem ersten Ei gelegt, und das Küken sollte daher spätestens zu Beginn der neuen Woche schlüpfen. Am heutigen Sonntagvormittag (18.4.) konnten wir beobachten wie Lotte eine Eierschale gefressen hat. Ein sicheres Zeichen für den Schlupf des dritten Kükens, und auch beim genauen Hinhören können wir eindeutig drei Stimmen feststellen.
Bisher ist Leo bei der Nahrungsbeschaffung recht erfolgreich. Stockente, Ratte und viele Mäuse standen auf dem Speiseplan. Es scheint, als würde Lotte die kleinen Mäusehappen selbst verschlucken und zur Fütterung die größeren Beutetiere verwenden. Leo versuchte auch schon mehrmals Mäuse direkt den Jungen zu geben. Und wie wir es schon aus den Vorjahren kennen, verhinderte Lotte dies energisch.
Inwiefern Leo bevorzugt Mäuse erbeutet, um diese direkt verfüttern zu können oder ob er einfach nur jede Gelegenheit zum Jagderfolg nutzt, können wir nicht beurteilen.
Die für die jetzige Jahreszeit kontinuierlich zu niedrigen Temperaturen bremsen die gesamte Entwicklung der Natur und damit auch die Vermehrung der potentiellen Nahrungstiere unserer Uhufamilie. Eine deutliche Erwärmung ist für die nächsten Tage wohl leider nicht in Sicht. Immerhin sind die Mäusebestände offensichtlich relativ hoch; sie könnten zumindest vorerst eine Notversorgung sichern.
Ich hoffe auf Leos Lernkurve und guten Jagderfolg und wünsche uns schöne Beobachtungen der bis ungefähr zum zehnten Lebenstag noch blinden Uhuküken.
Ihr Stefan Brücher
Wann schlüpft das erste Küken?
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
nun wird es langsam spannend. Der Schlupf des ersten Kükens kann jederzeit beginnen.
Obwohl das zweite Uhuweibchen immer wieder etwas Unruhe in das Brutgeschehen brachte, sollten das Gelege Lottes gelegentliche oder erzwungene Abwesenheit doch gut überstanden haben. Am späten Samstagabend konnten wir erstmalig ein Piepsen aus einem der Eier hören. Auch scheint eine Schale schon angepickt zu sein.
Die innerartliche Konkurrenz kann bei manchen Tierarten, die wie Uhus am Ende der Nahrungskette stehen, die Reproduktion reduzieren. In den besonders attraktiven Lebensräumen der Dichtezentren können nachdrängende revierlose Tiere den Brutablauf der Alteingesessenen empfindlich stören. Die Auseinandersetzungen zwischen den Artgenossen können dabei auch „handgreiflich“ werden und sogar tödlich enden. Bei Uhus haben wir dies schon beobachten können. Und brütende Wanderfalken können von störenden Falken derart oft zum Verlassen der Gelege veranlasst werden, dass es letztlich keinen Bruterfolg gibt. Ansatzweise gab es solche Vorkommnisse auch bei Lotte: In einer Nacht mit Besuch eines fremden Weibchens verließ Lotte das Gelege elfmal. Häufiger als wir es jemals zuvor registriert haben. Mit 42 Minuten war die längste Abwesenheit jedoch nicht länger als wir es in anderen Jahren schon beobachten konnten.
Ungewöhnlich war hingegen eine Paarung zwischen Leo und Lotte noch in der dritten Woche nach Brutbeginn. Könnte dies Lottes Reaktion auf die Konkurrentin sein? Stärkt sie so die Paarbindung? Macht sie so der Konkurrentin und Leo ihren Anspruch auf den Brutpartner und das gemeinsame Revier deutlich?
Die meisten Uhupaare in der Eifel haben mit der Brut begonnen. In vier Fünftel der uns bekannten Reviere konnten wir brütende Uhus beobachten; es könnte hinsichtlich der Jungenanzahl ein ähnlich gutes Jahr werden wie 2015. Die Mäusebestände sind vielerorts hoch. Falls das Frühjahr nun durchstartet, haben die Uhus gute Chancen ihren Nachwuchs ausreichend mit Nahrung versorgen zu können.
Warten wir es ab.
Ich wünsche Ihnen spannende Beobachtungen für die nächsten Tage.
Stefan Brücher
Das dritte Ei
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
heute Mittag legte Lotte nun doch noch ihr drittes Ei. Unserer Erfahrung nach ist die Nahrung in Lottes und Leos Revier begrenzt. So gesehen sprechen drei Eier für eine eher optimistische Familienplanung. Wie wir im vergangenen Jahr beobachten konnten, kann jedoch auch ein Ei zu Schaden kommen. Vielleicht hat Lotte instinktiv und vorsichtshalber ein Ei mehr gelegt. Auch wenn sie ein drittes Küken vielleicht nicht wird durchbringen können?
Lotte brütet zwar erst seit einer Woche, aber schon in dieser kurzen Zeit fehlte es nicht an Gefahren: Mehrfach tauchte ein fremdes Uhuweibchen am Brutfelsen auf. Lotte verließ daraufhin ihr Gelege, um ihr Hausrecht zu verteidigen. Nach einem Ruf-Duell kam Lotte mit etwas gesträubtem Gefieder und einer das Gelege beschützenden Körpersprache zurück in die Brutnische. Möglicherweise war auch ein zweites Männchen am Felsen.
Was ist mit den Nachbarn?
Bei meinen Kontrollen der anderen Uhubrutplätze an der Ahr konnte ich schon vor zwei Wochen brütende Uhus feststellen. Das Nachbarpaar ahrabwärts brütet jedoch bis heute nicht. Dort fehlt von Uhus jede Spur. Keine Beutetierreste, kein „Uhuschiss“; es sieht so aus, als wäre das Revier verwaist.
Ein Zusammenhang mit den Fremduhus in Nähe der Webcam wäre durchaus logisch: Wenn ein Paar aus der unmittelbaren Nachbarschaft verschwindet, gerät das traditionelle Gefüge zwischen benachbarten Paaren ins Wanken. Es ist die Chance für Neuankömmlinge. Sie bemerken einen Freiraum zwischen den verbliebenen etablierten Paaren und testen auf der Suche nach den besten Brutplätzen ihre Möglichkeiten aus. Dabei ist eine gewaltsame Übernahme des Revieres von Lotte und Leo aber unwahrscheinlich, weil ja nun ein vermutlich freies Revier angrenzt.
Uns wurde bisher kein toter Uhu in der Gegend gemeldet. Daher kennen wir die Ursache für das Verschwinden des Nachbarpaares nicht. Oder war ich bei der Suche nach den Nachbarn nur nicht gründlich genug? Warten wir es ab.
Unseren Uhus wünsche ich den baldigen Einzug des Frühlings, damit es zur Jungenaufzucht ausreichend Nahrung gibt. Und Ihnen, liebe Uhufreundinnen und -freunde wünsche ich viel Vergnügen beim Zusehen. Apropos Zusehen: Glücklicherweise konnten wir einen zweiten Sponsoren finden, der die Aufrechterhaltung der Cam fördert: Die „EifelStiftung“ unterstützt die Uhuwebcam in diesem Jahr! Vielen, vielen Dank dafür!!
Ihr
Stefan Brücher
Intensive Balz im Frost
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
die Balz unserer Uhus war schon in den frostigen Tagen im Februar intensiv. Lottes Bettelrufe dienen der Familienplanung nach dem Motto: „Hey, zeig doch mal wie viel Nahrung du in diesem Frühjahr organisieren kannst, dann weiß ich, wie viele Eier ich legen soll“. Auch Kopulationen konnten wir schon sehen oder anhand des charakteristischen Gezwitschers auch akustisch registrieren. Die nun deutlich milderen Temperaturen sollten der Balz zusätzlichen Schwung geben. Wenn kein erneuter starker Witterungseinbruch das Ahrtal heimsucht, ist eine Eiablage zum traditionellen Zeitpunkt Mitte März noch gut möglich. Warten wir es ab.
Gerne möchte ich Sie auf eine Fernsehsendung am kommenden Sonntag, den 21.02.2021, 19.30 hinweisen: die arte Geo- Reportage „Die Eifel und ihre Eulenhüter“. Darin wird über unsere Arbeit im Eulenschutz berichtet. Es gibt danach auch Wiederholungen in einer etwas längeren Fassung.
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Spätwinter und uns allen fallende Inzidenzwerte
Ihr Stefan Brücher
Balz bei Schnee und Eis
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
selbst bei Schnee und Eis waren unsere Uhus in den vergangenen Wochen mit der Balz beschäftigt. Der Brutfelsen scheint nun schon im siebten Jahr von denselben Partnern besiedelt zu sein. Leo kommt ins siebte und Lotte mindestens ins zwölfte Lebensjahr; beide sind noch „gut dabei“ .
Wie wir auf einem Video vom 06.01.2021 sehen können, ist auch der Marder wieder am Brutfelsen präsent. Ob sich der potentielle Eierdieb nochmals an das Uhunest wagt? Die Füchse waren nur etwas weiter entfernt zu hören; sie haben sich länger nicht mehr direkt vor der Cam sehen lassen. Das Blickfeld der Cam ist wieder gut beleuchtet, sodass wir uns auf schöne Beobachtungen freuen können. Leo scharrte am 02.01.2021 ja auch schon gut beleuchtet in der traditionellen Brutnische. Ich hoffe, dies ist ein Zeichen für eine erneute Nutzung an dieser Stelle.
Zum Schutz der anderen Eifeluhus sind wir auch im Januar aktiv. Es gilt mit Steinbruchbetreibern vor Beginn der bald beginnenden Brutsaison Absprachen für den Schutz der Brutnischen zu treffen. An manchen Stellen werden noch kurzfristig Brutnischen angelegt, um den Uhus eine sichere Brut abseits des Abbaubetriebs zu ermöglichen. Ein Gebäudebrutplatz auf einem Brückenpfeiler ist im vergangenen Jahr bei Instandhaltungsarbeiten unbrauchbar geworden. Wir haben ihn wieder hergerichtet.
Auch zum Schutz der Steinkäuze ruht die EGE im Winter nicht. Nistkästen werden instandgesetzt oder ausgetauscht und neue Standorte für Nistkästen erkundet. Auch die Organisation der Beweidung des Grünlandes und Baumpflegemaßnahmen können bei Schnee und Graupelschauern erledigt werden.
Hoffen wir auf ein gutes Mäuse- und Eulenjahr!
Herzliche Grüße
Ihr
Stefan Brücher
Die Tage werden kürzer: Herbstbalz
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
zunächst hatten wir nur akustische Hinweise auf das Überleben beider Junguhus. Es dauerte lange, bis dann endlich auch bildlich eindeutig die Existenz der beiden belegt war. Wie die Videos zeigen, hat es – trotz aller Befürchtungen – auch „der Kleine“ geschafft. Auch heute, am 28.09.2020, sind beide Jungvögel noch im Bereich um die Cam zu sehen oder zu hören. Sie haben eine sehr kritische Phase überstanden und stehen nun kurz von dem Verlassen des elterlichen Revieres. Lottes Verhalten ihnen gegenüber wird rauer, denn für das Elternpaar steht die Herbstbalz bevor. Junguhus sind dabei als Zaungäste nicht gut gelitten. So also ist die Lage.
Ich bekam einige Zuschriften, in denen die nächtlich sehr schlechte Bildqualität hinterfragt wurde. Die Ursache sind defekte Scheinwerfer. Daher steht wieder eine Klettertour an, um die betreffenden Infrarotlampen auszutauschen.
Die Besucherzahlen in den vergangenen 12 Monaten sind mit 1.300.000 geradezu „astronomisch“, was sicherlich auch eine Begleiterscheinung des Corona-Lockdowns war. Für die Spendenbereitschaft auch neuer Zuseher danke ich sehr. Auch erhielten wir eine erneute Zusage für eine Förderung der Cam seitens der Brigitte und Dr. Konstanze Wegener Stiftung, wofür wir ebenfalls sehr dankbar sind. Allerdings ist die Fördersumme um die Hälfte geringer als in den Vorjahren. So suchen wir nun einen zweiten Hauptsponsoren. Falls Ihnen, liebe Zuseher, Firmen oder andere Institutionen als geeignet erscheinen, fragen Sie doch bitte dort nach oder geben Sie uns bitte Nachricht, wenn sich hier eine Kooperationsmöglichkeit ergeben könnte. Zum Erhalt der Cam brauche ich jede Unterstützung.
Die Routinearbeit zum Schutz der Eifeluhus läuft indessen weiter:
Statistik führen, Absprachen mit Abbauunternehmen zum Schutz der Brutnischen treffen, Naturschutzbehörden wegen des unzureichenden Schutzes von Uhubrutplätzen vor Geocachern, Kletterern und gebietsfremden Mufflonherden kontaktieren, illegale Müllentsorgung in Schutzgebieten melden. Das sind nur einige Stichworte aus der Alltagsarbeit. Es gibt zu jeder Zeit viel zu tun. Auch im Herbst.
Die Tage werden kürzer. Machen Sie bitte das Beste daraus. So wünsche ich Ihnen schöne Beobachtungen von Uhus bei der Herbstbalz.
Ihr
Stefan Brücher
Ist die Uhu-Familie wohlauf?
Liebe Uhufreundinnen und –freunde,
nun brauchen wir schon etwas Glück, um die beiden Junguhus mal zu Gesicht zu bekommen. Erneut kann ich aber nur staunen wie oft es dennoch sogar bei Tageslicht gelingt, Aktivitäten der Uhus mit der Cam einzufangen. Nochmals ein dickes Lob und Dank für die zeitintensive Steuerung!
Am 26. Juni haben wir bei Kontrollfahrten zu Brutplätzen von Schleiereulen einen frisch überfahrenen Marder gefunden und ihn auf einen Beuteübergabeplatz der Uhufamilie gelegt. Der Marder blieb dort mehrere Tage liegen. Ob er schließlich von den Uhus verzehrt wurde, wissen wir leider nicht. Die Cam war längere Zeit auf diesen Platz gerichtet. Vielleicht haben Sie sich über die langandauernde Kameraeinstellung in diese Richtung gewundert. Wir hatten gehofft, Lotte oder ihren Nachwuchs auf diese Weise ins Bild zu bekommen.
Die sporadischen Sichtungen und vor allem die Bettelrufe von eindeutig zwei jungen Uhus belegten bis zum 1. Juli, dass es den beiden gut ging. Ab dem Abend des 1. und am 2. Juli konnten wir jedoch nur Bettelrufe von einem Junguhu hören. Inwiefern dies nur an der beschränkten Reichweite des Mikrofons liegt oder ob Grund zur Sorge besteht, konnten wir auch bis zum 7.7. noch nicht klären. Auch unsere Bemühungen etwas weiter entfernt im Ahrtal eindeutig einen bettelnden zweiten Junguhu ausfindig zu machen blieben bislang erfolglos. Ist ein Junguhu ums Leben gekommen? Wurde er durch Schlechtwetter mit Sturmböen vom Heimatfelsen weggetrieben? Hat er dann vielleicht bei Nachbaruhus Anschluss gefunden? Wir wissen es nicht und versuchen weiter die Situation zu klären.
Im Video „Beringung der Webcam-Uhus 2020“ können Sie sich die Bringung nochmals und diesmal aus Perspektive der Helmkamera anschauen.
Für Ihr Interesse am Leben der Uhus und auch für die finanzielle Unterstützung zum Fortbestand der Webcam danke ich Ihnen sehr herzlich.
Ihr
Stefan Brücher