Liebe Uhufreundinnen und -freunde,

bisher verläuft das Brutgeschehen bei beiden Uhupaaren problemlos.

Das Wachstum der Junguhus in der Burgruine schreitet rasant voran und auch das Nesthäkchen bekommt ausreichend Nahrung. Es wartet oft lange bis die Geschwister ihren größten Hunger gestillt haben und wird meist erst danach gefüttert. Seitdem es die Augen geöffnet hat, entwickelt es jedoch auch eigene Strategien und krabbelt beispielsweise zwischen den Beinen der Mutter in Richtung Essensausgabe. Dort angekommen reagiert Isolde dann auch auf seine Betteltöne und serviert gezielt nach „ganz unten“. Dieses Maß an Sorge ist nur dank Tristans exzellentem Jagderfolg möglich.

Demgegenüber zeigten die langjährigen Übertragungen vom Brutgeschehen an der Ahr wie jüngste Küken ins Hintertreffen gerieten und bei vielen Fütterungen leer ausgingen. Eine „gerechte“ Verteilung einer beschränkten Nahrungsmenge auf mehrere Küken macht in der Natur wenig Sinn. Die Logik des Überlebens lautet: Nur sofern die Stärkeren satt werden; hat auch das Jüngste eine Chance.

Kommunikation in der Partnerschaft

Durch die parallele Beobachtung der verschiedenen Uhubrutplätze via Webcams können wir nun erstmalig die individuellen Eigenarten der einzelnen Brutpartner vergleichen. Laut Lehrbuch können Uhus das Management der Nahrungsversorgung detailliert mit ihrem Partner abstimmen. Schon während der Balz kann das Uhumännchen durch mit Nahrungsgeschenken unterstütztem Locken eine bestimmte Brutnische vorschlagen. Das Weibchen kann im weiteren Verlauf der Balz durch die Intensität ihrer Bettelrufe Nahrung beim Mann nachbestellen. Je prompter er liefert bzw. je mehr Nahrung verfügbar ist, umso mehr Eier legt sie. Dieses Prinzip regelt bei vielen Eulenarten die Familienplanung. Auch im späteren Verlauf des Brutgeschehens kann die weibliche Eule den Bedarf für die Brut abschätzen und signalisiert diesen durch die Heftigkeit ihrer Bettelrufe an das jagende Männchen.

Bei unseren Uhupaaren funktioniert dieses System jedoch nur bedingt mit ganz verschiedenen und sogar gegenteiligen Schwächen:

In der Burgruine

Tristan liefert meist ganz nach eigenem Ermessen und stimmt seine Lieferungen kaum auf die Bettelrufe von Isolde ab. Oft konnten wir sehen wie er seiner Partnerin ungefragt und geradezu übergriffig Nahrung aufzwang. Isolde hatte große Mühe, ihre Küken vom dem Berg an Ratten zu trennen.

Inwiefern ihr Umschichten der Nahrung von rechts nach links und wieder zurück System hatte, vermag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht hatten manche Zuseher die Ausdauer, dieses Verhalten genauer zu analysieren? Zwischenzeitlich veränderten die Uhus ihr Nahrungsmanagement. Isolde entsorgte besonders an den wärmeren Tagen die überschüssigen Nahrungsmengen hartnäckig, und währenddessen schien Tristan das nächste Beutetier oft erst zu liefern, wenn das vorherige zumindest fast verspeist war. Wodurch diese Verhaltensänderung genau ausgelöst wurde, konnten wir bislang nicht ergründen.

An der Ahr

Obwohl die Nahrungsverfügbarkeit im Ahrtal im Vergleich zur Burgruine sicherlich deutlich schlechter ist, konnte Leo seine brütende Lotte zunehmend ausreichend mit Nahrung versorgen. Für Lotte gehören ihre allabendlichen Bettelrufe zum Standardprozedere; Leo scheint diese Rufe nicht eindeutig nur als Aufforderung für weitere Lieferungen zu verstehen.

Wiederhohlt konnten wir beobachten, wie sich Leo nach Lieferung einer Maus auf längere Konversationen mit Lotte einließ. Dabei rief Leo sein „Uhuhh“ und Lotte kommentierte ausdauernd mit ihrem krächzenden Bettelruf. Offensichtlich verstand Leo ihre Rufe, nachdem sie die Maus sogleich verschluckt hatte, nicht als dringliche Aufforderung ihren großen Hunger alsbald zu stillen. Ein Verständnis wie „Oh je, sie ist immer noch nicht satt. Ich beeile mich mit weiteren Lieferungen“; scheint ihm nicht sofort in den Sinn zu kommen. Er genießt vorerst den abendlichen Ausblick vom Felsen und das Duett. Erst später bricht er zu weiteren Jagdflügen auf.

Lotte und die Waschbären

Wie prognostiziert näherten sich Waschbären mehrmals dem Nest. Währenddessen konnte Lotte mit Drohgebärden ein „Hier geht es für euch nicht weiter“ signalisieren. Regelmäßig schaut Lotte nach oben und scheint auf Geräusche in ihrer Umgebung empfindlich zu reagieren. Verglichen mit vorherigen Brutperioden ist sie regelmäßig beunruhigt, sträubt ihr Gefieder und nimmt eine „Hab-acht-Körperhaltung“ ein. Es scheint so, als würde sie die Gefahr wahrnehmen und mit erhöhter Wachsamkeit reagieren. Sofern Leo seine Versorgungsleistung beibehält und während der Jungenaufzucht zu steigern vermag, könnte die Brut vielleicht doch erfolgreich werden.

20. April 2024: Beringung in der Burgruine

Die Beringung der Junguhus in der Burgruine soll am kommenden Samstag, den 20. April 2024 ab 15 Uhr stattfinden. Auch der kleinste Uhu dürfte dann ausreichend große Füße haben, um den Ring nicht zu verlieren.

Webcam in der Burgruine auch auf YouTube und bei „Wetter.com“

Zwischenzeitlich sind unsere Webcams bei verschiedenen Medien zu sehen. So haben viele weitere Zuseher von unseren Kameras erfahren. Manche Zuseher kennen vielleicht die jeweils anderen Varianten nicht und sind froh, hier einen Überblick zu bekommen:

EGE-Webseite

  • Cam 1 und Cam 2 zu den Uhus Lotte & Leo im Ahrtal
  • Cam 3 und Cam 4 zu den Uhus Tristan & Isolde in der Burgruine

Wetter.com

YouTube

Der auf YouTube gezeigte Stream hat den Vorteil, dass dort auch die Aufzeichnungen der letzten maximal 12 Stunden angesehen werden können.

Ich wünsche jedem und jeder von Ihnen auf der Ihnen liebsten Plattform schöne Beobachtungen!
Ihr Stefan Brücher