Zwei stromtote Uhus in fünf Monaten in Rheinland-Pfalz
Innerhalb der ersten fünf Monate des Jahres 2022 hat die EGE von zwei Uhus Kenntnis erlangt, die in Rheinland-Pfalz an widerrechtlich nicht oder unzureichend entschärften Mittelspannungsmasten ums Leben kamen. Eigentlich ein Unding, denn seit Ende 2012 müssen alle vogelgefährlichen Masten ausgetauscht, abgebaut oder so umgebaut sein, dass Vögel auch dann sicher sind, wenn sie auf den Masten landen. Ein Uhu war im Januar 2022 in Kusel im gleichnamigen rheinland-pfälzischen Kreis tot unter einem Mast gefunden worden. Das gleiche Schicksal traf 2019 einen Uhu bei Ploch im Kreis Mayen-Koblenz. Die beiden Jungenvögel dieses Opfers verhungerten daraufhin im Nest. Auch dieser Mast war nicht vorschriftsgemäß entschärft worden. Im Mai 2022 hat sich nun ein weiterer Todesfall ereignet – ebenfalls im Kreis Mayen-Koblenz, dieses Mal bei Plaidt. Das Bild zeigt Mast und Opfer.
Die Ereignisse bestätigen die Erfahrungen der EGE: Die Naturschutzbehörden haben keinen vollständigen Überblick, inwieweit die Netzbetreiber ihrer Umrüstungsfrist nachgekommen sind. Seit Jahren kritisiert die EGE diese Versäumnisse. Immerhin räumt die Landesregierung Handlungsbedarf ein. Bei Plaidt habe zuletzt 2019 eine interne Überprüfung des Netzbetreibers stattgefunden. Der betreffende Mast sei bedauerlicherweise übersehen worden, sagte eine Sprecherin von Westnetz. Stefan Brücher von der EGE indessen erklärte, dass im Kreis Mayen-Koblenz seit 2012 nicht nur dieser Mast bei Überprüfungen „übersehen“ worden sei. „Gerade an den besonders gefährlichen Schaltermasten sind die vorgeschriebenen Vogelschutzmaßnahmen oftmals nicht richtig ausgeführt worden“, klagt Brücher.
Das im Mai bekanntgewordene Stromopfer kam an einem Mast im Hotspot der Eifeluhus ums Leben. Im Umkreis von drei Kilometern um diesen Mast gibt es fünf Uhureviere. Strommasten und andere Sitzwarten nutzen Uhus für die Ansitzjagd. Die Jungvögel sind auf beide Altvögel angewiesen. Ein Ausfall eines Altvogels führt leicht zum Verlust der gesamten Brut.
Auf dem betreffenden Mast bei Plaidt waren zwar kostspielige lange Isolatoren angebracht worden (preisgünstigere Abdeckhauben wären auch zulässig gewesen); es fehlten aber die vorgeschriebenen isolierten Sitzprofile. Die Monteure hatten stattdessen abweichend von der Vorschrift versucht, die Gefahr durch zusätzliche „Andreaskreuze“ zu verringern. Diese machen aber einen gefährlichen Mast nicht ausreichend unattraktiv oder gar unbenutzbar für Uhus. Das ist eine alte Erkenntnis. Bei anderen Masten haben die Netzbetreiber zwar die vorgeschriebenen Sitzprofile angebracht, aber die „Andreaskreuze“ im Mastschalter fehlen. Auch in anderen Kreisen in der Eifel trifft Stefan Brücher immer wieder auf nicht korrekt gesicherte Mittelspannungsmasten. Seit Jahrzehnten drängt die EGE Netzbetreiber und Behörden, den Umrüstungsstand zu kontrollieren und alle Masten zu entschärfen. Eine Aufgabe, die seit Ende 2012 hätte abgeschlossen sein müssen – und es offensichtlich fast zehn Jahre später immer noch nicht ist.
Neue Ausgabe von „Nationalpark“ erschienen
Die Titelgeschichte in der aktuellen Ausgabe von „Nationalpark“ rückt den Tourismus in den Fokus – den Tourismus in Schutzgebieten. Ihre Zukunft hängt davon ab, ob es gelingt, Besucher so zu lenken, dass Naturerlebnisse ermöglicht, aber Schäden an Natur und Landschaft vermieden und Synergien für den Naturschutz genutzt werden. Die touristische Nutzung ist nicht zuletzt eine Herausforderung in den 16 Nationalparken Deutschlands. Der Leitspruch „Natur Natur sein lassen“ ist selbst in diesen Schutzgebieten, für die er geprägt wurde, nur eingeschränkt verwirklicht. Dabei umfassen die deutschen Nationalparke ohne marine Gebiete nur 0,6 Prozent der Fläche Deutschlands. Fünf dieser Nationalparke sind Entwicklungs-Nationalparke, d. h. sie müssen erst noch in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets in einen nicht oder wenig vom Menschen beeinflussten Zustand entwickelt werden. Für viele Schutzgebiete ist der Tourismus schon heute eher Fluch als Segen. Im 177 Seiten starken Koalitionsvertrag der Bundesregierung werden die Nationalparke als „Nationale Naturlandschaften“ im Kapitel Tourismus und als Kapital desselben abgehandelt. Selbstverständlich ganz zeitgemäß artig versehen mit den Eigenschaftswörtern „nachhaltig und naturverträglich.
Im Heft finden Sie viele weitere Beiträge – beispielsweise zur Frage, inwieweit der Wildnis ein Recht eingeräumt werden sollte auf eine vom Menschen ungestörte Entwicklung. Angesichts fragwürdiger Aufforstungspläne der Forstwirtschaft wird der Leser auch dem Plädoyer für die heimische Buche einiges abgewinnen können. Nicht weniger interessant: die Betrachtung über Vögel als stete Begleiter des Menschen von der Antike bis in die Gegenwart.
Die Zeitschrift Nationalpark berichtet auf 46 Seiten viermal jährlich über die Entwicklung deutscher Nationalparke, große Schutzgebiete und aus dem Naturschutz. Die Zeitschrift leistet sich, was in der deutschen Zeitschriftenlandschaft eine Ausnahme ist: einen unabhängigen, kritischen und fundierten Blick auf die Sache des Naturschutzes. Herausgeber der Zeitschrift ist der „Verein der Nationalpark-Freunde e.V.“ Die EGE empfiehlt diese Zeitschrift mit den Worten, die der Journalist Horst Stern für sie gefunden hat: „Besser kann man Papier aus dem Holz der Bäume nicht nutzen“.
Steinkäuze in den Niederlanden und in Belgien wiedergefunden
In der ersten Mai-Dekade sind im Kreis Euskirchen die ersten Steinkäuze geschlüpft (im Bild oben). Dank der langjährigen Bemühungen von Peter Josef Müller und Rita Edelburg-Müller hat sich dieses Gebiet kontinuierlich zu einem Hotspot der Steinkäuze entwickelt. Aus dieser Population finden offenkundig Steinkäuze den Weg in andere Regionen, auch in die Nachbarstaaten. So wurde ein im Mai 2021 von Peter Josef Müller in Zülpich im Kreis Euskirchen als Nestling beringter Steinkauz im Mai 2022 in der niederländischen Region Limburg, 71 km vom Beringungsort entfernt, angetroffen. Glücklicherweise war der Kauz gesund und munter. Die Umstände des Wiederfundes eines zweiten Steinkauzes aus dem Kreis Euskirchen sind indessen weniger glücklich. Ein im Juni 2021 in Weilerswist beringter nestjunger Steinkauz wurde 165 Tage später und 121 km vom Beringungsort entfernt in der belgischen Stadt Marche-en-Famenne in der Provinz Luxemburg tot aufgefunden. Der Kauz war an einer Glasscheibe kollidiert.
Bei der Kontrolle der Bruthöhlen entdecken die Müllers derzeit nicht nur junge Steinkäuze, sondern bisweilen auch Sonderbares. Nämlich mit rostroten Sprenkeln übersäte Steinkauzeier (ebenfalls im Bild). Dabei legen Steinkäuze wie alle Eulen rein weiße Eier. Die Sprenkel lassen sich abwaschen und weisen Spuren von Blut auf – genauer: von Steinkauzblut. Es sind die Hinterlassenschaften von Flöhen. Flöhe leben parasitär von Steinkauzblut, das sie als Kot verdaut ausscheiden. Die merkwürdige Sprenkelung ist insofern nichts anderes als das Bewegungsmuster einer Horde unfreiwillig kreativer Parasiten, die es sich auf dem federlosen Brutfleck des brütenden Kauzweibchens mit Blutsaugen Wohlsein lassen. Aber die tapferen Weibchen fliehen nicht vor den Flöhen, sondern halten tapfer aus, auch wenn es juckt.
Bei den Uhus daheim
Anfang Mai in der Eifel. Stefan Brücher ist wie seit 40 Jahren auch in diesem Mai unterwegs, um junge Uhus zu beringen. Dabei kommt es zu einer denkwürdigen Begegnung. Als sich Stefan Brücher dem Brutplatz mit den vier jungen Uhus nähert, sitzt das Uhuweibchen (im Bild) ungefähr acht Meter entfernt auf einem Baum und warnt den Eindringling mit kräftigem Schnabelknappen. Zumeist sucht eine Uhumutter bei einer solchen Begegnung fluchtartig das Weite, um allerdings bald zu den Jungvögeln zurückzukehren. Als Stefan Brücher zu den Jungen kommt, kommt auch das Uhuweibchen näher und schaut schließlich um das Schicksal der Jungvögel besorgt aus nur gut drei Metern Entfernung Brücher beim Beringen zu. „Mir war ziemlich mulmig zumute, aber es war aufregend und wunderschön zugleich“, beschreibt Stefan Brücher diese Begegnung. „Um das Uhuweibchen zu beruhigen, bewegte ich mich nur langsam und sprach ihm mit ruhiger Stimme gut zu. Den Blickkontakt unterbrach ich immer nur kurz. Ich wollte dem Uhuweibchen keine Gelegenheit geben, mich ungesehen anzugreifen. Zugleich wollte ich keinen Angriff provozieren. Es war ein Balanceakt.“ Nur drei Mal in allen diesen Jahren hat Stefan Brücher ein solchermaßen mutiges Uhuweibchen erlebt: 1994, 2007 und nun im Mai 2022. Auch diese Beringung verlief für Brücher und Uhus ohne Komplikationen. Nie ist Stefan Brücher von Uhus attackiert worden. Andere sagen von einer weniger glücklichen Begegnung: „Es ist so, als bekäme man einen mit Nägeln gespickten Ziegelstein an den Kopf geknallt.“ Klicken Sie bitte hier, wenn Sie Brüchers eindrückliche Begegnung mit dem mutigen Uhuweibchen anschauen möchten, wenn Sie Brüchers eindrückliche Begegnung mit dem mutigen Uhuweibchen anschauen möchten.
Mitarbeiten bei der EGE im Rhein-Erft-Kreis
Der Rückgang des Steinkauzes ist kein Naturgesetz. Mit Überlegung und Engagement lassen sich Steinkäuze schützen. Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V. (EGE) hat dies in den Kreisen Düren und Euskirchen in den letzten Jahren eindrücklich unter Beweis gestellt, wie eine Dokumentation für die Jahre 2011-2020 zeigt. Um den Steinkauzschutz im benachbarten Rhein-Erft-Kreis zu verstärken, benötigt die EGE allerdings Unterstützung. Deswegen wendet sie sich heute mit folgendem Aufruf an Sie:
Liebe Leserin, lieber Leser!
Haben Sie Ihren Lebensmittelpunkt im Rhein-Erft-Kreis? Sind Ihnen Urlaubsreisen nicht das Wichtigste im Leben? Interessieren Sie sich für die Natur vor Ihrer Haustür? Und möchten Sie die EGE beim Schutz des Steinkauzes auf praktische Art und Weise unterstützen? Dann sind Sie möglicherweise genau die Person, die wir suchen. Denn wir möchten unsere Aktivitäten zum Schutz des Steinkauzes im Rhein-Erft-Kreis ausdehnen. Das können wir nur, wenn wir Personen finden, die uns dabei unterstützen.
Im letzten Jahr lag der von uns ermittelte Brutbestand des Steinkauzes im gut 700 km² großen Rhein-Erft-Kreis bei 34 Paaren. Vielleicht kennen wir noch nicht alle Brutvorkommen. Aber es sind der Käuze zu wenige für einen guten Erhaltungszustand der Art in dieser Region des Rheinlandes. Deshalb möchten wir dort in geeigneten Lebensräumen die Anzahl der Steinkauz-Nisthilfen erhöhen und dem Kauz neue Lebensmöglichkeiten bieten. Zu diesen Bemühungen zählen auch die jährliche Bestandserfassung, die Kontrolle der Bruten sowie in den Monaten Mai und Juni die Beringung der Jungvögel. Wenn Sie sich für eine Mitarbeit entscheiden, sind Sie nicht auf sich alleine gestellt, sondern finden bei uns Anleitung und Unterstützung in einem kleinen Team von Steinkauzschützern. Voraussetzung für Ihr Mitwirken sind körperliche Fitness und die Bereitschaft, das eigene Kraftfahrzeug einzusetzen.
Wäre die Mithilfe in diesem Projekt etwas für Sie? Wenn Sie sich für diese Tätigkeit interessieren, schreiben Sie mir bitte – gerne mit Telefonnummer. Wir setzen uns dann mit Ihnen in Verbindung, um die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zu überlegen. Eine finanzielle Vergütung ist nicht möglich; Sachaufwendungen und Fahrkosten werden aber selbstverständlich erstattet. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Die EGE freut sich auf Ihre Zuschrift.
Mit besten Grüßen
Stefan Brücher
Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.
Erste Uhus des Jahres 2022 beringt
Für Stefan Brücher hat die aufregendste Zeit des Jahres begonnen. In der Eifel sind nicht nur die ersten jungen Uhus geschlüpft, sondern ins beringungsfähige Alter gekommen. Für Stefan Brücher heißt das: „An jeden Uhu muss ein Ring“. Es sind dies Ringe der Vogelwarten Helgoland und Radolfzell. Am Karfreitag startete die Saison mit der Beringung von drei Uhus. Sie sind in einem südexponierten und entsprechend klimatisch begünstigten Steilhang im Rheingraben bei Sinzig geschlüpft. Zum Zeitpunkt der Beringung waren sie 26, 31 und 32 Tage alt. Das Uhumännchen schaute aus einem in der Nähe stehenden Baum gut getarnt ziemlich entspannt dem Vorgang zu. Stefan Brücher ist gespannt, wie die diesjährige Brutzeit verlaufen wird. Die drei beringten Uhus haben bereits Paten gefunden.
Am 19. April hat der Kölner Stadtanzeiger über Stefan Brüchers Einsatz für die Eifeluhus ausführlich berichtet. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie den Beitrag lesen möchten. Die EGE dankt der DuMont Mediengruppe für die Verwendungserlaubnis.
Ostern!
Auch an Ostern werden Mitarbeiter der EGE im Einsatz und wachsam sein, um an den Uhubrutplätzen in der Eifel nach dem Rechten zu schauen und Probleme für Uhus abzuwenden. Gerade an Wochenenden, Feiertagen und bei gutem Wetter drängt es viele Menschen ins Freie, die zur falschen Zeit und am falschen Ort unbeabsichtigt Uhus stören könnten – Klettersportler, Gleitschirmflieger, Geocacher, Fossiliensammler oder Mountainbiker beispielsweise. Deshalb ist es gut, wenn die EGE an den Feiertagen störungsempfindliche Brutplätze im Blick hat. Die Uhubrutzeit hat ja bereits begonnen.
Das Team der EGE sucht also an Ostern keine Eier, freut sich aber, wenn Sie – liebe Leserin, lieber Leser – der EGE zu Ostern ein Ei ins Spendenkonto legen. Dass die EGE einiges für den Schutz der Eulen erreichen kann, verdankt sie Ihnen, den Spendern und Fördermitgliedern der EGE. Ihnen allen ein herzliches Dankeschön. Möge mit Ostern die Hoffnung auf Frieden in der Welt wachsen.
Toter Uhu in einem Windpark bei Trier
Anfang April 2022 wurde im Windpark Pellingen in der Nähe von Trier ein frischtoter Uhu mit einem abgetrennten Flügel gefunden (im Bild). Stefan Brücher hatte den Uhu am 31. Mai 2019 nestjung in der Nähe von Gerolstein, etwa 70 Kilometer nördlich des Fundortes, beringt. Der Finder meldete den toten Uhu der Vogelwarte Radolfzell. In dem betreffenden Windpark war bereits ein Rotmilan und ein Mäusebussard gefunden worden. Sie blieben aber ungemeldet, weil diese Opfer unberingt waren. Die EGE dankt dem Finder für seinen Einsatz und appelliert an aufmerksame Beobachter, auch unberingte Kollisionsopfer an die Vogelschutzwarte in Brandenburg zu melden. Diese dokumentiert die Funde zentral für das Bundesgebiet.
Tagungsband zum Waldnaturschutz erschienen
Der 14. Deutsche Naturschutzrechtstag im März 2021 galt der Biodiversität des Waldes und ihrer rechtlichen Sicherung. An der Online-Veranstaltung nahmen 230 Teilnehmer aus Naturschutz(recht), Forstwirtschaft und -wirtschaft teil. Im Mittelpunkt standen drei Defizitbereiche des Waldnaturschutzes in Deutschland: 1. Die erforderliche, aber weithin fehlende rechtliche Verankerung der Maßstäbe einer biodiversitätserhaltenden Bewirtschaftung im Staats-, Köperschafts- und Privatwald, 2. der Konflikt zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz in Natura 2000-Waldgebieten und 3. Die unzureichenden Fortschritte bei der Vergrößerung des Anteils nutzungsfreier Wälder. Prof. Dr. Detlef Czybulka sagte bei der Eröffnung, die öffentlich-rechtlichen Waldbesitzer müssten ihrer aus Art. 20 a des Grundgesetzes (GG) resultierenden Ökologiepflichtigkeit für den Wald endlich vorbildlich nachkommen. Ein Kanon von verbindlichen Grundpflichten für den Waldbau sei noch zu entwickeln. Auch der Privatwald, der 48 Prozent des deutschen Waldfläche ausmacht, müsse nach Art. 14 Abs. 2 GG einen angemessenen Anteil an der Erhaltung und Wiederherstellung der Biodiversität leisten. Jetzt liegt der 282 Seiten starke Band vor, der die Forderungen in 15 Beiträgen von Sachverständigen aus Recht, Lehre und Praxis konkretisiert und eine unverzichtbare Argumentationshilfe für den Naturschutz im Wald ist. Zum Inhaltsverzeichnis des Tagungsbandes gelangen Sie hier.
Grüne Unterstützung für die Bundeswehr
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis90/DieGrünen) und Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) haben einen Antrag ins Kabinett eingebracht. Dem Antrag zufolge soll die Bundesforstverwaltung aufgelöst und der von ihr bisher in rund 260 Forstrevieren bewirtschaftete Wald für den Ausbau der Windenergie bereitgestellt werden. Bei der Errichtung von 10.000 Windenergieanlagen im Bundeswald und einer realistischen Pacht von 50.000 Euro je Anlage und Jahr ergäben sich bei einer Anlagenlaufzeit von 20 Jahren Einnahmen für den Bund in Höhe von 10 Mrd. Euro. „Einnahmen, die im Verteidigungsbudget dringend gebraucht werden“, so die Ministerin. Der Antrag ist dem Vernehmen nach Teil des von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis90/DieGrünen) angekündigten Frühjahrpakets für die Beschleunigung der Energiewende. Der Antrag sei energie- wie verteidigungspolitisch vernünftig, sei die Windenergie doch nicht nur eine Freiheits-, sondern auch eine Friedensenergie.
Vom Antrag betroffene 1.200 Beschäftigte im Forstdienst sollen in die Bundeswehr eingegliedert die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands stärken. Die Förster und Försterinnen seien mit schwierigem Gelände und schwerem Gerät vertraut, verfügten über Schusswaffenerfahrung und robuste Outdoor-Kleidung mit Tarnfunktion. Die Amtsbezeichnungsabzeichen könnten leicht den militärischen Rangabzeichen angeglichen werden. Inwieweit sich die zur Holzernte benutzten Harvester zur Landesverteidigung umrüsten lassen, werde derzeit geprüft, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Verteidigungsministerium, Siemtje Möller (SPD), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unterstützt den Antrag. Mit dem Holz der gerodeten Bäume könne der Papiermangel überwunden werden, der nach Auffassung des Spitzenverbandes der Krankenkassen die Durchsetzung der Corona-Impfpflicht behindere. Zur Information der Versicherten müssten rund 120 Millionen Schreiben angefertigt werden. Die Beschaffung solcher Papiermassen sei schlicht nicht möglich, hatte es in einem Papier der Krankenkassen geheißen.
Das ZDF, der Rotmilan und die Windenergie
Über die Leistungen des deutschen Qualitätsjournalismus gerät man bisweilen ins Staunen. Das gilt nicht nur aber auch für die Berichterstattung über Naturschutz und Windenergie. Die Zeit ist vorbei, als der von Hanns Joachim Friedrichs (1927 – 1995) überlieferte Satz ein Berufsethos markierte: „Ein guter Journalist macht sich mit nichts gemein, nicht einmal mit einer guten Sache.“ In den im Jahr 2020 mit 8,11 Milliarden Euro Rundfunkbeiträgen der „Zusehenden und Zuhörenden“ finanzierten öffentlich-rechtlichen Anstalten scheint es für Recherche an Geld, Zeit und vor allem Sinn für die Realität zu fehlen. Zu gerne berichten Journalisten und Journalistinnen von dem, was man für wahr hält, wahr halten möchte oder woran man mit Überzeugung glaubt. Haltung ersetzt kritische Distanz. Wäre es anders und unterzöge man die eigene Berichterstattung des viel beschworenen Faktenchecks, hätte der investigativ daherkommende ZDF Frontal Beitrag „Rotmilan gegen Windkraft – Das Märchen vom bedrohten Greifvogel“ vom 22.02.2022 sowie die weitere Berichterstattung z. B. auf tagesschau.de kaum auf Sendung gehen können.
Nun meldete sich am 11.03.2022 der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) dankenswerterweise in dieser Sache zu Wort, um die Dichtung von der Wahrheit zu scheiden: Der DDA spricht von irreführender Berichterstattung und befremdenden Aussagen: „Die zentrale Aussage des TV-Berichts, Windenergieanlagen spielten keine relevante Rolle als Gefährdungsfaktor für den Rotmilan, widerspricht dem Stand der wissenschaftlichen Forschung.“ Der DDA ist nicht im Geringsten der Klimaskepsis oder der Energiewendegegnerschaft verdächtigt, sondern ein wissenschaftliches Gremium. Die von den öffentlich-rechtlichen Anstalten so gern bemühte Berufung auf „die Wissenschaft“ scheint für die eigene Berichterstattung über die Auswirkungen des Ausbaus der Windenergiewirtschaft keine Rolle zu spielen. Dafür dürfte der Bericht ganz nach dem Geschmack der deutschen Ampelkoalition sein. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie die 10seitige Stellungnahme des DDA zu der Berichterstattung über die Gefährdung des Rotmilans durch Windenergieanlagen lesen möchten.
Übrigens: Der besagte ZDF Frontal Beitrag stammt von Hans Koberstein und Jörg Moll. Koberstein ist Mitverfasser des Beitrags „Volksgenerator“, der von der Informationskampagne für Erneuerbare Energien „unendlich viel energie“ mit dem Journalistenpreis 2007 ausgezeichnet wurde. Über Jörg Moll liest man auf seiner Website „Die Arbeiten des Autors, Regisseurs und Produzenten Jörg Moll wurden mit insgesamt 16 Film- und Fernsehpreisen ausgezeichnet. Die Kombination aus fundiertem Fachwissen im Bereich Wissenschaft und Technik gepaart mit reichhaltiger filmischer Erfahrung ist im deutschen Sprachraum einzigartig.“ Gut möglich, dass auch der ZDF Frontal Beitrag Preise für „Wissenschaftsjournalismus“ einheimst.
Kauzbrief-Ausgabe 34 erschienen
Erstmals erschien der Kauzbrief der „Arbeitsgemeinschaft Eulenschutz im Landkreis Ludwigsburg“ 1992, also vor 30 Jahren. Die gerade erschienene 67 Seiten starke Ausgabe Nr. 34 bietet aktuelle Nachrichten und Fachbeiträge aus Eulenschutz und Eulenforschung sowie über Eulen in Kunst- und Kulturgeschichte. Der Kauzbrief bietet deshalb gerade auch den Personen lohnenden Lesestoff, die sich in einem umfassenderen Sinne mit Eulen befassen möchten. So vereint auch die aktuelle Ausgabe des Kauzbriefs Naturkunde, Naturschutz, Kunst- und Kulturgeschichte, wie der Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt.
Die EGE gratuliert zur gelungenen Ausgabe! Im Heft finden Sie auch einen Beitrag des EGE-Vorsitzenden Stefan Brücher, der darin einen Vorgang einordnet, der im letzten Jahr nicht wenige Uhuschützer und Naturfreunde schockiert hat: Waschbär frisst junge Uhus. Prädation vor laufender Kamera. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie den Beitrag lesen möchten.
Stürme
Heftige Stürme im ausgehenden Winter sind nicht ungewöhnlich, auch wenn die Deutsche Bahn dazu übergegangen ist, bei Sturm vorsichtshalber den Bahnverkehr einzustellen. Das war nicht immer so. „Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ war der Titel der 1966 gestarteten Werbekampagne der Bundesbahn. Heute indessen reden alle vom Klima.
Und die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen? Auch sie klagt über die Stürme, die im Februar manchen alten Obstbaum, der noch im letzten Jahr Brutbaum der Steinkäuze war, zu Fall brachten. Solche altersbedingten Verluste sind aber vergleichsweise naturimmanent. Wichtig bleibt, an Stelle der gefallenen Bäume neue zu pflanzen und zerstörte Nistmöglichkeiten zu ersetzen. Immerhin lassen sich Sturmschäden mit Neupflanzungen beheben. Viel dramatischer sind die Verluste von obstbaumbestandenem Grünland, zu denen es einfach deshalb kommt, weil fortwährend auf der buchstäblich grünen Wiese Häuser gebaut werden oder Grünland zu Acker umgebrochen wird und die zum Schutz der Natur bestellten Behörden ihrer Aufgabe nicht nachkommen, solche Lebensräume zu schützen oder wenigstens für den naturschutzrechtlich verlangten Ausgleich zu sorgen, beklagt EGE-Steinkauzschützer Peter Josef Müller die Lage. Er mahnt ausdrücklich einen Bewusstseinswandel in Kreisen, Städten und Gemeinden an, damit solche Verluste endlich gestoppt werden.
Frühling bei den Eifeluhus?
In diesem Jahr scheinen die Uhus nicht ganz so früh mit der Brut zu beginnen wie im Vorjahr, berichtet Stefan Brücher von der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V. Jedenfalls saßen bis zum 01. März 2022 an den zehn Brutplätzen, an denen 2021 bereits vor dem 01. März die Uhus brüteten, erst vier Uhus auf Eiern. Und im Tal der Mosel und ihren Zuflüssen brüteten in der ersten Märzwoche 2022 an elf Brutplätzen erst zwei Paare. Bisher gab es immer noch Nachtfröste und nur wenige Nächte waren mild, so dass die Uhus sich wohl deswegen noch Zeit gelassen haben. Das Wettergeschehen im März bleibt abzuwarten.
Neue Ausgabe von „Nationalpark“ erschienen
Die Titelgeschichte in der aktuellen Ausgabe von „Nationalpark“ gilt der Wildnis. Die Autoren analysieren die Lage in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Übrigens: Auch im 177seitigen Koalitionsvertrag der deutschen Bundesregierung kommt das Wort „Wildnis“ vor, wenngleich nur ein einziges Mal und zwar im Begriff „Wildnisgebiete“. Im Kontext der Erwähnung brechen die Koalitionäre aber nicht gerade eine Lanze für die Wildnis (etwa im Sinne von „Wir wollen mehr Wildnis wagen“ oder gar mit einer terminierten Flächenvorgabe), sondern sie erwähnen Wildnis als ein mögliches Ziel auf bundeseigenen Flächen, allerdings zuvor – und das ist neu – als Standort für Windenergie- und Photovoltaikanlagen. Nun muss der Naturschutz auf bundeseigenen Flächen auch noch mit der Wind- und Solarenergiewirtschaft konkurrieren.
Im Heft finden Sie viele weitere Beiträge – beispielsweise über die Probleme von Amphibien in niederschlagsarmen Jahren, über die Begehrlichkeiten der „Grünen“ Energiewirtschaft im Donaumoos, über den Nachwuchs im Naturschutz und Reiseberichte aus Lappland und der Märkischen Schweiz. Der Beitrag von EGE-Geschäftsführer Wilhelm Breuer „Vorsicht Falle“ befasst sich mit Architektur und dem Verlust biologischer Vielfalt. Breuers Fazit: Längst überfällig: kein Architekturstudium ohne Artenschutz am Bau! Klicken Sie bitte hier, wenn Sie diesen Beitrag lesen möchten.
Die Zeitschrift Nationalpark berichtet auf 46 Seiten viermal jährlich über die Entwicklung deutscher Nationalparke, große Schutzgebiete und aus dem Naturschutz. Die Zeitschrift leistet sich, was in der deutschen Zeitschriftenlandschaft eine Ausnahme ist: einen unabhängigen, kritischen und fundierten Blick auf die Sache des Naturschutzes. Herausgeber der Zeitschrift ist der „Verein der Nationalpark-Freunde e.V.“ Die EGE empfiehlt diese Zeitschrift mit den Worten, die der Journalist Horst Stern für sie gefunden hat: „Besser kann man Papier aus dem Holz der Bäume nicht nutzen“.
Beiträge von 2006 bis 2021
Nachrichtenarchiv
Wir freuen uns, dass wir auch ein Nachrichtenarchiv auf unserer Website haben, in dem Sie ältere Beiträge finden können. Das Archiv bietet Ihnen die Möglichkeit, vergangene Artikel jederzeit zu lesen und es umfasst alle Artikel, die von 2006 bis 2021 auf unserer „alten“ Website veröffentlicht wurden.