Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
das Ahrtal ist nicht mehr so wie wir es kannten. Unglaubliche Verwüstungen und menschliche Tragödien ereigneten sich am 85 km langen Fluss.
Schon am Oberlauf, nur wenige Kilometer unterhalb der Quelle, sind Brücken zerstört und Häuser beschädigt worden. Je weiter Fluss abwärts, umso größer sind die Schäden. Auch im Sichtfeld unserer Cam fließt die Ahr nun in einer blankgeputzten Fels- und Geröllrinne.
Alles Erdreich und das gewohnte Grün am Ufer sind verschwunden, fast nichts ist so geblieben wie zuvor. Das Leben am und im Fluss wird in weiten Bereichen von vorne beginnen müssen. Viele Menschen haben Angehörige verloren, stehen vor dem finanziellen Ruin oder sind traumatisiert, kehren dem Tal den Rücken zu oder fragen sich zumindest, ob es einen Sinn hat nochmals neu anzufangen. Wie hoch ist das Risiko von weiteren Fluten? Suchen sie aufgrund von Klimaveränderungen das Ahrtal nun häufiger heim? Nach 1601, 1804 und 1910 gab es erst 2016 ein sogenanntes „Jahrhunderthochwasser“.
Die letzten Aufnahmen unserer Webcam zeigen wie die braunen Fluten immer weiter ansteigen, wie Treibgut die Brücken rammt, wie Container einen Weg über oder unter der Brücke nehmen. Danach beendete der Stromausfall weitere Aufnahmen. Dann wurde die für die Übertragung des Live-Streams notwendige Elektronik überflutet und unter einem halben Meter Schlamm begraben. Das Haus, in dem die Cam an das Internet angeschlossen war, stand – obwohl etwas höher gelegen – bis Oberkante Erdgeschoss im Wasser. Strom-, Kanal-, Wasser- und Telekommunikationsnetz sind nur noch in Relikten vorhanden.
Es gibt noch keine Schätzung, wann diese Infrastruktur wieder funktionieren könnte. Die größeren Siedlungen an der Ahr werden möglicherweise vorrangig wiederhergestellt. Dennoch werden wir irgendwann mit unserer Cam wieder auf Sendung gehen und neben den Uhus auch Zeichen des Wiederaufbaues sehen können. Bitte schauen Sie von Zeit zu Zeit, ob die Cam vielleicht schon wieder läuft.
Immer noch fassungslos über das Ausmaß dieser Katastrophe
Ihr Stefan Brücher