Unser Tagebuch
Unsere ausführlichen Tagebuch-Beiträge bieten nicht nur spannende Einblicke in das Leben der Uhus durch unsere Webcams, sondern liefern auch wertvolle Zusatz- und Hintergrundinformationen, die ein umfassenderes Verständnis für diese faszinierenden Vögel ermöglichen.
Trainingslager Burgruine
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
nun wurde die Todesursache des vierten Junguhus ermittelt: Ausgehend von der Lunge breitete sich eine Pilzinfektion auch auf andere Organe aus. Trotz intensiver und aufwändiger Behandlung führte dies zum Tod des Uhus (siehe Befund). Die Sporen dieser Pilze sind allgegenwärtig. Warum sie eine Chance hatten, das Abwehrsystem dieses Uhukükens zu überwinden, werden wir nicht ergründen können.
Dreierbande erreicht neue Höhen
Die Geschwister in der Burgruine werden jeden Tag flugtauglicher. Das alte Gebäude bietet uns idealste Möglichkeiten, die Fortschritte der Dreierbande zu beobachten.
Die drei können das Gebäude mittlerweile nicht nur ohne an Höhe zu verlieren durchqueren, sondern nach kräftigem Absprung sogar fliegend an Höhe gewinnen. „Mini“ saß in der Nacht zum Samstag sogar ganz oben auf der seitlichen Mauer!
Hoffentlich bleiben sie noch ein paar Tage.
Ihr Stefan Brücher
Das „Sorgenkind“ lebt nicht mehr
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
der vierte Junguhu ist heute leider gestorben. Die Ursache ist nicht bekannt; eine Obduktion wird hoffentlich Klarheit schaffen.
Drei im Vogelschutz tätige NGOs der Region – die EGE hatte den Junguhu geborgen, auf halber Strecke übernahm das Komitee gegen Vogelmord den weiteren Transport zur Bergischen Greifvogelhilfe – haben sich letztendlich erfolglos um die Rettung des Uhus bemüht. Bei unserer Arbeit im Natur- und Artenschutz sind Rückschläge oder Misserfolge keine Seltenheit, und natürliche Todesursachen mussten wir hinzunehmen lernen. Umso energischer sind wir bemüht, menschengemachte Todesursachen ausfindig zu machen, zu benennen, gegebenenfalls anzuprangern und möglichst zu reduzieren. Jede der genannten drei Vereinigungen hat dabei ihr Spezialgebiet und tut ihr Möglichstes.
Der Junguhu mit der Ringnummer 19 war uns vertrauter geworden als viele andere, und doch ist er nur ein kleines Rädchen im natürlichen Kreislauf des Werdens und Vergehens. So wie wir alle und auch die kleine Dohle, die am 19.05. aus dem Nest gefallen und dann zum ersten Jagderfolg eines Junguhus in der Ruine wurde. Ich erinnere mich an Kinderzeiten, als ich als Zehnjähriger einen solchermaßen kleinen Rabenvogel großzog und ihn jahrelang zum Freund hatte.
Ich hoffe, dass das weitere Aufwachsen der drei verbliebenen Geschwister gut verlaufen wird, und wünsche uns noch viele schöne Beobachtungen.
Ihr Stefan Brücher
Junguhus in Burgruine und Sorgenkind in Pflegestation wohlauf!
Liebe Uhu-Freundinnen und -freunde,
alle drei Junguhus in der Burgruine sowie das „Sorgenkind“ in der Wildvogelpflegestation sind wohlauf.
In den vergangenen Nächten konnten wir nur zwei Geschwister im Erdgeschoss der Burgruine lokalisieren. Ein dritter Jungvogel war auch akustisch nicht auszumachen. Heute konnte ich ihn jedoch außerhalb der Ruine beim Sonnenbad an der Burgmauer entdecken:
In der Regel haben Junguhus den Trieb, in der Nähe ihrer Geschwister zu sitzen. Durch die gemeinsamen Bettelrufe wissen die Eltern genau, wo Nahrung anzuliefern ist, und brauchen nur eine Lieferadresse anzusteuern. Auch die Abwehr von Fressfeinden kann im Verbund besser gelingen als allein. Manche Junguhus verfolgen jedoch eine andere Strategie und gehen ihren eigenen Weg. Bei meinen vielen Besuchen von Uhunestern konnte ich dies immer wieder beobachten. Dabei war der Außenseiter oft das älteste Geschwister. So verhält es sich auch hier in der Burgruine; der Uhu mit der Nummer …20 sitzt draußen am Boden. Er hatte ja auch länger auf dem Gerüst gesessen und wagte als letzter den Sprung auf den Boden. Möglicherweise wählte er direkt nach der Landung den Weg nach draußen.
Bodentruppe mit Flugabwehr
Manche Zuseher wundern sich über die gefährlich anmutende Überlebensstrategie der am Boden sitzenden Junguhus. Wir können dieses Verhalten bei allen einheimischen Eulen beobachten. Auch bei den in Höhlen brütenden Arten bewährte sich dieses Verhalten in ihrer Entwicklungsgeschichte offensichtlich. Bei in Baumnestern aufwachsenden Uhus werden sie vom Nestling zum Ästling, wenn sie das Nest verlassen. Bei bodenbrütenden Uhus schließt sich an die Nestlingszeit die sogenannte „Infanteristenphase“ an. Erfahrene Uhueltern behalten ihren Nachwuchs dabei stets im Blick und sind allzeit zur Verteidigung bereit. Dabei sind sie sehr mutig und greifen auch Hunde und zur Dämmerungszeit auch Menschen an. Im Laufe meiner Uhujahre haben mir schon ein Dutzend Menschen von schmerzhaften Begegnungen mit den Krallen von Uhus berichtet. Nach den Beschreibungen fühlt es sich an, „als würde man einen mit Nägeln gespickten Ziegelstein an den Kopf geworfen bekommen“. Der lautlose Flug der Uhus macht diese Erfahrung noch unheimlicher und hat eine deutlich abschreckende Wirkung.
Sorgenkind hat Glück, ein „VIP-Uhu“ zu sein
Beim „Sorgenvogel“ mit der …19 werden keine eindeutigen Krankheitssymptome mehr beobachtet. Das Hauptaugenmerk gilt jetzt der Gewichtszunahme. Eine Ursache für den desolaten Zustand bei der Einlieferung wurde nicht gefunden. Jungvögel, die dem Überlebenskampf in dieser Lebensphase erliegen, finden wir immer wieder. Die natürliche Auslese sortiert schwächere Vögel aus, manche haben auch einfach Pech, weil äußere Umstände wie Wetter oder geringe Nahrungsverfügbarkeit ihnen zusetzen und sie deswegen ins Hintertreffen geraten.
Ich wünsche uns weiterhin schöne Beobachtungen.
Ihr Stefan Brücher
Versorgung des Patienten „19“ und weitere Uhu-Abenteuer
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
gestern wurde einer der Vierlinge aus der Burgruine in die Bergische Greifvogelhilfe eingeliefert. Anfänglich waren wir noch unsicher, ob es sich bei dem mehrfach träge und weniger aktiv erscheinenden Junguhu immer um denselben Vogel handelte. Auch durch die uns von Zusehern mitgeteilten Beobachtungen verdichtete sich unsere Sorge zunehmend. Das Alter der Uhus war für einen menschlichen Zugriff im Nest zwar vollkommen ungeeignet, ich entschloss mich aber dennoch zum raschen Handeln. Dabei habe ich mich bemüht, die Aktion so effektiv wie möglich über die Bühne zu bekommen:
Die tierärztliche Untersuchung des Probanden ergab keine eindeutige Ursache für sein Untergewicht. Es liegt zwar ein leichter Befall mit Trichomonaden vor. Als Trichomonadose bezeichnet man eine parasitär bedingte Erkrankung von Vögeln, die durch fakultativ pathogene Trichomonaden verursacht wird. Infektionen bei Tauben führen zum Krankheitsbild des so genannten gelben Knopfs. Dieser scheint jedoch eher eine Folge des geschwächten Zustandes zu sein als die eigentliche Krankheitsursache. In jedem Fall ist der Uhu mit der „19“ am Ende der Ringnummer in guten Händen und wird bestmöglich versorgt. Wann wir ihn wieder in seine Familie zurückführen können, bleibt abzuwarten.
Für seine Geschwister begann heute ein neuer Lebensabschnitt. Endlich erkunden sie die nähere Umgebung durch Lauf-, Spring- und Kletter-Flattern. Unsere emsige Kamerafrau wird nicht jeden Ortswechsel einfangen können; sie wird jedoch sicherlich ihr Bestes geben. Vielen, vielen Dank dafür!
Ich hoffe, uns bleiben noch einige Tage intensiver Beobachtungen.
Ihr Stefan Brücher
Waschbär frisst Lottes letztes Ei
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
in der vergangenen Nacht wurde das verbliebene Ei im Nest von Lotte leider vom Waschbären gefressen.
Während Lotte für einige Minuten abwesend war, um Nahrungsreste zu entsorgen, nutzte der Waschbär die Gelegenheit und fraß das Ei. Dabei hielt er sich einige Minuten im Nest auf, kullerte mit dem Ei herum, bis er es öffnete. Lotte bemerkte den Vorfall jedoch erst, als es bereits zu spät war. Obwohl ihr Angriff den Waschbären möglicherweise erschreckte, scheint er keine nennenswerten Verletzungen erlitten zu haben.
Es bleibt abzuwarten, ob Lotte trotz ihrer vermutlich 14 Jahre einen erfolgreichen Umgang mit Waschbären erlernen wird. Trotz der negativen Vorzeichen hatte sich bei mir ein Hauch von Hoffnung eingeschlichen. Die Situation hätte sich auch anders entwickeln können, wenn noch weitere Eier im Nest gelegen hätten… Hätte, wäre, wenn. Es ist und bleibt traurig.
Erfolgreiche Beringung und bestätigte Vermutungen
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
wie viele von Ihnen live miterlebt haben, verlief die Beringung problemlos. Alle vier Junguhus wirken gesund und bestens genährt. Die genommenen Maße geben Auskunft über das Alter und lassen auch Rückschlüsse auf das Geschlecht der jungen Uhus zu.
Die großen Schwungfedern am Vogelflügel werden unterschieden in Arm- und Handschwingen. Die Armschwingen befinden sich am Unterarm, die Handschwingen im Bereich der Handknochen. In der nachstehenden Tabelle sind die Messergebnisse in Millimeter und Gramm für jeden der vier Uhus eingetragen. Die Uhus sind mit der jeweiligen Ringnummer identifiziert. Es sind Ringe der Vogelwarte Helgoland.
- Das Maß „Hand+Hs7“ misst vom Handgelenk bis zur längsten Handschwinge.
- „As1 gesamt“ misst die Gesamtlänge der ersten Armschwinge (also den Teil, der im Wachstum befindlichen Feder, die noch im Blutkiel steckt sowie die schon herausragende fertige Federfahne).
- „As1 aufgeplatzt“ misst die schon herausragende Federfahne.
Bei der Beringung geht es dem Alter nach; dabei verlasse ich mich auf meine Intuition, vergleiche aber die Messergebnisse mit den Werten aus einer Tabelle mit Erwartungswerten, um die Einschätzungen ggf. berichtigen zu können. Das Verhältnis von Schädellänge und -breite lässt Rückschlüsse auf das Geschlecht zu. Der Vogel mit dem Ring 2000420 und der kleinste Uhu mit 2000421 dürften demnach Weibchen sein.
Bevor wir die Burgruine für die Beringung betraten, haben wir absichtlich Lärm gemacht. Auf diese Weise waren alle Mitglieder der Uhufamilie vorgewarnt. Isolde saß während der gesamten Beringungsaktion auf ihrem Lieblingsplatz (ca. fünf Meter rechts oberhalb von Cam 3). Beim Betreten der Ruine habe ich sie kurz angesehen und ihr mit langsamem Lidschlag Gelassenheit signalisiert. Erst als ich das Nest von der Leiter aus fast erreicht hatte, warnte sie mich und ihre Jungen mit lautem Schnabelknappen.
Bei Dunkelheit würden Uhus Fressfeinde und auch Menschen in diesem Moment ohne Vorwarnung von hinten anfliegen und ihnen die Krallen durch die Kopfhaut ziehen. Wer eine solche Begegnung erlebt hat, beschriebt es so: „Es ist so, als träfe Dich ein mit Nägeln gespickter Ziegelstein oben auf dem Kopf.“
Jetzt sind die jungen Uhus noch in einem Alter, in dem sie sich totstellen. Das ist die beste Reaktion auf Gefahren. Das genetisch vererbte Programm rät ihnen, auch nach einer Bedrohung vorsichtshalber noch einige Zeit regungslos zu verharren. Gestern dauerte es 30 Minuten bis wieder Bewegung in die Geschwisterschaft kam. Dieses Verhalten ist besonders bei der Bedrohung durch Beutegreifer sinnvoll, weil sie auf Bewegung und Fluchtversuche mit raschem Zugriff reagieren.
Als ich die beiden ältesten Uhus wieder in das Nest gesetzt hatte, waren sie etwas aufmüpfig und wollten den Kopf nicht unten lassen. Zu ihrer Sicherheit habe ich sie mit einer Ratte „beschwert“. Bei Beringungen in Felsen oder Steinbrüchen nutze ich für diesen Zweck auch gerne Grünzeug. Als wir die Ruine verließen, warf ich Isolde wie zu Beginn noch einen Blick zu und schloss kurz die Augen. Vielleicht bis zum nächsten Mal, so dachte ich.
Obwohl ich körperlich wohl noch einige Monate brauche, um hoffentlich komplett geheilt zu sein, klappte die gestrige Aktion schon ganz gut. Vielen Dank an Benedikt für die Unterstützung. Er half mir auch fürsorglich in den Rucksack wie einer älteren Dame in den Mantel. Es werden mir in diesem Jahr einige einfache Beringungen möglich sein. Für größere Abseil- oder gar Kletteraktionen wie zu Lottes Nistplatz wird es jedoch nicht reichen.
Wie sieht es bei Lotte aus?
In der vergangenen Nacht bestätigte sich leider unsere Vermutung. Zumindest eines der Eier war beschädigt und wurde schließlich von Lotte entsorgt.
Der Untergrund in dieser seit Jahrzehnten genutzten Brutmulde ist sicherlich sehr hart und Lottes Bemühungen, ungünstig gelegene Steinchen zu entfernen, hatten möglicherweise nicht den gewünschten Erfolg. Zusätzlich änderten die Uhus ihre Vorratshaltung und lagerten Nahrung auch direkt im Nest. Teils wurde es in der Mulde eng und Lotte fraß auch direkt neben den Eiern. Dies könnte zu der Beschädigung beigetragen haben. Möglicherweise sind diese Verhaltensänderungen eine Reaktion auf die Waschbären. Ausgelagerte Nahrung kann von den geruchsorientierten Kleinbären leicht aufgespürt werden. Im Wohnzimmer deponierte Nahrung kann Lotte besser überwachen. Bisher brütet Lotte unbeirrt weiter, so dass wir noch hoffen können.
Ich drücke allen Uhus die Daumen!
Ihr Stefan Brücher
Reibungsloser Brutverlauf
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
bisher verläuft das Brutgeschehen bei beiden Uhupaaren problemlos.
Das Wachstum der Junguhus in der Burgruine schreitet rasant voran und auch das Nesthäkchen bekommt ausreichend Nahrung. Es wartet oft lange bis die Geschwister ihren größten Hunger gestillt haben und wird meist erst danach gefüttert. Seitdem es die Augen geöffnet hat, entwickelt es jedoch auch eigene Strategien und krabbelt beispielsweise zwischen den Beinen der Mutter in Richtung Essensausgabe. Dort angekommen reagiert Isolde dann auch auf seine Betteltöne und serviert gezielt nach „ganz unten“. Dieses Maß an Sorge ist nur dank Tristans exzellentem Jagderfolg möglich.
Demgegenüber zeigten die langjährigen Übertragungen vom Brutgeschehen an der Ahr wie jüngste Küken ins Hintertreffen gerieten und bei vielen Fütterungen leer ausgingen. Eine „gerechte“ Verteilung einer beschränkten Nahrungsmenge auf mehrere Küken macht in der Natur wenig Sinn. Die Logik des Überlebens lautet: Nur sofern die Stärkeren satt werden; hat auch das Jüngste eine Chance.
Kommunikation in der Partnerschaft
Durch die parallele Beobachtung der verschiedenen Uhubrutplätze via Webcams können wir nun erstmalig die individuellen Eigenarten der einzelnen Brutpartner vergleichen. Laut Lehrbuch können Uhus das Management der Nahrungsversorgung detailliert mit ihrem Partner abstimmen. Schon während der Balz kann das Uhumännchen durch mit Nahrungsgeschenken unterstütztem Locken eine bestimmte Brutnische vorschlagen. Das Weibchen kann im weiteren Verlauf der Balz durch die Intensität ihrer Bettelrufe Nahrung beim Mann nachbestellen. Je prompter er liefert bzw. je mehr Nahrung verfügbar ist, umso mehr Eier legt sie. Dieses Prinzip regelt bei vielen Eulenarten die Familienplanung. Auch im späteren Verlauf des Brutgeschehens kann die weibliche Eule den Bedarf für die Brut abschätzen und signalisiert diesen durch die Heftigkeit ihrer Bettelrufe an das jagende Männchen.
Bei unseren Uhupaaren funktioniert dieses System jedoch nur bedingt mit ganz verschiedenen und sogar gegenteiligen Schwächen:
In der Burgruine
Tristan liefert meist ganz nach eigenem Ermessen und stimmt seine Lieferungen kaum auf die Bettelrufe von Isolde ab. Oft konnten wir sehen wie er seiner Partnerin ungefragt und geradezu übergriffig Nahrung aufzwang. Isolde hatte große Mühe, ihre Küken vom dem Berg an Ratten zu trennen.
Inwiefern ihr Umschichten der Nahrung von rechts nach links und wieder zurück System hatte, vermag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht hatten manche Zuseher die Ausdauer, dieses Verhalten genauer zu analysieren? Zwischenzeitlich veränderten die Uhus ihr Nahrungsmanagement. Isolde entsorgte besonders an den wärmeren Tagen die überschüssigen Nahrungsmengen hartnäckig, und währenddessen schien Tristan das nächste Beutetier oft erst zu liefern, wenn das vorherige zumindest fast verspeist war. Wodurch diese Verhaltensänderung genau ausgelöst wurde, konnten wir bislang nicht ergründen.
An der Ahr
Obwohl die Nahrungsverfügbarkeit im Ahrtal im Vergleich zur Burgruine sicherlich deutlich schlechter ist, konnte Leo seine brütende Lotte zunehmend ausreichend mit Nahrung versorgen. Für Lotte gehören ihre allabendlichen Bettelrufe zum Standardprozedere; Leo scheint diese Rufe nicht eindeutig nur als Aufforderung für weitere Lieferungen zu verstehen.
Wiederhohlt konnten wir beobachten, wie sich Leo nach Lieferung einer Maus auf längere Konversationen mit Lotte einließ. Dabei rief Leo sein „Uhuhh“ und Lotte kommentierte ausdauernd mit ihrem krächzenden Bettelruf. Offensichtlich verstand Leo ihre Rufe, nachdem sie die Maus sogleich verschluckt hatte, nicht als dringliche Aufforderung ihren großen Hunger alsbald zu stillen. Ein Verständnis wie „Oh je, sie ist immer noch nicht satt. Ich beeile mich mit weiteren Lieferungen“; scheint ihm nicht sofort in den Sinn zu kommen. Er genießt vorerst den abendlichen Ausblick vom Felsen und das Duett. Erst später bricht er zu weiteren Jagdflügen auf.
Lotte und die Waschbären
Wie prognostiziert näherten sich Waschbären mehrmals dem Nest. Währenddessen konnte Lotte mit Drohgebärden ein „Hier geht es für euch nicht weiter“ signalisieren. Regelmäßig schaut Lotte nach oben und scheint auf Geräusche in ihrer Umgebung empfindlich zu reagieren. Verglichen mit vorherigen Brutperioden ist sie regelmäßig beunruhigt, sträubt ihr Gefieder und nimmt eine „Hab-acht-Körperhaltung“ ein. Es scheint so, als würde sie die Gefahr wahrnehmen und mit erhöhter Wachsamkeit reagieren. Sofern Leo seine Versorgungsleistung beibehält und während der Jungenaufzucht zu steigern vermag, könnte die Brut vielleicht doch erfolgreich werden.
20. April 2024: Beringung in der Burgruine
Die Beringung der Junguhus in der Burgruine soll am kommenden Samstag, den 20. April 2024 ab 15 Uhr stattfinden. Auch der kleinste Uhu dürfte dann ausreichend große Füße haben, um den Ring nicht zu verlieren.
Webcam in der Burgruine auch auf YouTube und bei „Wetter.com“
Zwischenzeitlich sind unsere Webcams bei verschiedenen Medien zu sehen. So haben viele weitere Zuseher von unseren Kameras erfahren. Manche Zuseher kennen vielleicht die jeweils anderen Varianten nicht und sind froh, hier einen Überblick zu bekommen:
EGE-Webseite
- Cam 1 und Cam 2 zu den Uhus Lotte & Leo im Ahrtal
- Cam 3 und Cam 4 zu den Uhus Tristan & Isolde in der Burgruine
Wetter.com
YouTube
Der auf YouTube gezeigte Stream hat den Vorteil, dass dort auch die Aufzeichnungen der letzten maximal 12 Stunden angesehen werden können.
Ich wünsche jedem und jeder von Ihnen auf der Ihnen liebsten Plattform schöne Beobachtungen!
Ihr Stefan Brücher
Brutbeginn an der Ahr!
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
wie in alten Zeiten begann Lotte am gestrigen 26.03. mit der Brut in der traditionellen Brutnische. Ganz entgegen dem, was wir für vernünftig halten würden, versucht es das Uhupaar erneut in der Brutnische, die seit dem Frühjahr 2008 mit unserer Kamera ausgestattet ist und in der ein Waschbär 2021 die beiden jungen Uhus fraß.
In diesem Jahr ist die Situation aber etwas anders als 2021. Meines Erachtens gibt es nun eine Chance für eine erfolgreiche Brut, obwohl das Paar die Gefahr, die von Waschbären für die Brut ausgeht, noch nicht vollständig realisiert haben dürfte. In diesem Jahr ist aber ein Zusammentreffen von Lotte und Waschbär im Nestbereich sehr wahrscheinlich: Behalten die Vierbeiner ihre übliche Besuchsfrequenz bei, werden sie nämlich im Nest auf die noch brütende Lotte stoßen. Einen Angriff werden sie wahrscheinlich kaum wagen. Lotte könnte jedoch die grundsätzliche Gefahr wahrnehmen und ihr Verhalten darauf abstimmen. Für eine erfolgreiche Aufzucht ihrer Jungen müsste jedoch auch Leo so gut und erfolgreich jagen, dass Lotte und ihre Küken ausreichend gut versorgt sind. Auch weniger Eier bzw. Küken würden diese Chance erhöhen. Mein Fazit: Ein Bruterfolg ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.
Kann man die Brutnische schützen?
Von Zusehern wird immer wieder vorgeschlagen, den Brutplatz mit einer Drahtkonstruktion zu umgeben. Ich halte so etwas aber nicht für praktikabel, auch für die Uhus für zu gefährlich und prinzipiell für fragwürdig. Ich möchte das gerne erläutern:
- Den Bereich der Brutnische können die Waschbären aus verschiedenen Richtungen erreichen. Ein 360 Grad umfassendes Bauwerk wäre nur mit sehr großem Aufwand in dem bewegten Gelände zu errichten und für Waschbären gleichwohl gut zu überwinden, denn sie sind behände Kletterer. Das Bauwerk würde einen großen Teil des jetzt natürlichen Felsens zu einer Art Gehege machen. Einen kleiner Zoo in einem Schutzgebiet zu errichten, widerstrebt mir, ganz abgesehen von den damit verbundenen behördlichen Genehmigungserfordernissen.
- Uhus verfangen sich immer wieder in menschengemachten Bauwerken. Einzelne Drähte, Drahtgeflechte und Netze sind Fallen, in denen sich Uhus verfangen und darin qualvoll verenden. Besonders umherstreifende Junguhus wären dieser Gefahr ausgesetzt. Eine Absperrung via Kamera rund um die Uhr gänzlich zu überwachen und dann rechtzeitig einen verfangenen Uhu zu retten, ist kaum leistbar. Ich kann eher damit leben, wenn ein Uhu von einem Waschbären erbeutet wird als dass er Opfer einer technischen Vorrichtung wird, ganz gleich, wie gut die dahintersteckende Absicht ist.
- Unsere Arbeit dient dem Schutz aller Eulen. Mit den begrenzten Ressourcen müssen wir einen möglichst großen Schutz bewirken. Ein zeitlich und finanziell besonders großer Aufwand für Leo und Lottes Bruterfolg würde zwangsläufig zu Lasten anderer Maßnahmen gehen. Mit dem Monitoring der Uhupaare in der Eifel erkennen wir an vielen Brutplätzen verschiedenste Gefahren, die größer sind und die es vordringlicher abzuwenden gilt. Wir müssen insofern immer das Ganze im Auge behalten und deswegen auch abwägen, wo was zu welcher Zeit vorrangig geschehen muss. Hierfür bitte ich um Ihr Verständnis.
Brutverlauf in der Burgruine
Innerhalb der nächsten 24 Stunden könnte das dritte Küken schlüpfen. Die beiden älteren Küken sind nun schon vielfach erfolgreich gefüttert worden, und langsam entwickelt sich eine Routine zwischen den kleinen blinden Geschöpfen und ihrer Mutter. Nahrung gibt es im Überfluss. Isolde nutzt diesen Luxus und verfüttert vorrangig die vordere Hälfte der Beutetiere. Darin stecken die Organe mit hohem Flüssigkeitsanteil und besonders vielen Nährstoffen. Die hintere Hälfte legt sie meist bei Seite.
Ich drücke allen Uhus die Daumen und wünsche Ihnen weiterhin schöne Beobachtungen.
Ihr Stefan Brücher
Das erste Küken bei Tristan & Isolde in der Ruine
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
schon heute gegen 17:00 Uhr schlüpfte das erste Küken bei unserem Uhupaar in der Burgruine!
Isolde war schon seit einigen Stunden unruhig und gegen 17:05 Uhr lieferte sie den Beweis: sie „verwertete“ die Eierschale.
Wir werden etwas Glück brauchen, um ein Küken in der tiefen Mulde zu Gesicht zu bekommen, und Isolde wird das Nest vermutlich kürzer als sonst verlassen. Bis zur ersten Fütterung können einige Stunden oder sogar ein Tag vergehen. Wird Tristan sein Verhalten nun ändern? Wird er versuchen, den Nachwuchs zu inspizieren?
Wir sind gespannt und freuen uns!
Ihr Stefan Brücher
Leben, Liebe und Überleben: Der aktuelle Einblick in die Welt der Uhus und ihrer Beschützer
Liebe Uhufreundinnen und -freunde!
Reibungsloser Brutablauf in der Ruine
Schon ab dem kommenden Montag können wir mit dem Schlupf des ersten Kükens in der Burgruine rechnen. Voraussichtlich werden die Geschwister dann im durch die Eiablage vorgegebenen Abstand schlüpfen. Die beiden Uhus leben hier offensichtlich weiterhin im Schlaraffenland. Tristan schafft ohne Zweifel mehr als nötig heran und nötigt die Beutetiere seiner Isolde hartnäckig auf. Das sind gute Aussichten für den Nachwuchs.
Nach unseren langjährigen Beobachtungen werten wir Beutetiere im Nest normalerweise als Beleg für schon geschlüpften Nachwuchs. Aufgrund solcher Beobachtungen berechneten wir häufig und erfolgreich das geeignete Alter der Jungvögel für die Beringung.
Isolde scheint instinktiv keine Nahrung neben den Eiern zu dulden. Jedenfalls entfernt sie immer wieder Ratten und andere Nahrung aus dem Nest. Meist dauert es jedoch nicht lange bis Tristan sie wieder zurückbringt. Isolde kann sich Tristans Versorgungdrang nicht entziehen und scheint manchmal aufzugeben.
An der Ahr ist vieles anders
Anders als bei den Uhus in der Ruine gibt es an der Ahr viel seltener Beutegeschenke von Leo. In der Nistmulde allabendlich hinterlegte „Prallinchen“ in Form von Mäusen sind nicht Leos Art. Am 21.3. trug er jedoch sogar ein Kaninchen zum Brutfelsen.
Regelmäßig brachte er Lotte in Stimmung, und wir konnten schon einige Kopulationen beobachten. Lotte scharrte schon mehrfach in der traditionellen Brutnische vor Cam 1, lag in der Mulde zur Probe und entfernte ungünstige Steinchen aus dem Untergrund. Dieses Verhalten deutet auf eine ernsthafte Brutabsicht in dieser Nische hin. Es scheint so, als wären an diesem Nistplatz gewonnene negative Erfahrungen verblasst und als würde das Uhupaar sein Programm ganz „as usual“ abspulen wollen. Die Waschbären sind jedoch immer noch regelmäßig im Nestbereich der Uhus. Wir konnten aber noch keine ernsthafte Auseinandersetzung zwischen den beiden Arten beobachten. Aus meiner Sicht spricht wenig für eine erfolgreiche Brut vor Cam 1 oder vor Cam 2. Oder werden die Uhus eine sicherere Brutnische wählen?
Wie sieht es bei den anderen Eifeluhus aus?
Soweit wir es jetzt schon beurteilen können, haben die meisten Paare schon mit der Brut begonnen. Einen richtigen Überblick konnte ich mir bisher aber noch nicht erarbeiten.
Die Schwerkraft macht auch für Eulenschützer keine Ausnahme
Vor gut zwei Wochen wurde ich bei einem „Sturzgeschehen“ verletzt und werde, wenn alles gut läuft, erst in weiteren zwei Wochen wieder mobil sein. Inwiefern mir Beringungen von Junguhus in dieser Saison möglich sein werden, ist noch offen. Leider bleibt wegen des Unfalles auch die Verbesserung der Audioübertragung von Cam 2 auf der Strecke.
Ich bin jedenfalls glücklich, noch hier zu sein und froh meinen Angehörigen und Mitstreitern keinen noch größeren Kummer bereitet zu haben. Die Bilder der Webcams machen mir nun schwere Nächte etwas erträglicher. Ich wünsche uns gute Beobachtungen.
Ihr Stefan Brücher
Brutbeginn in der Burgruine!
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
in der vergangenen Nacht (18./19.02.2024) legte die Uhudame in der Burgruine ihr erstes Ei. Dieses Datum reiht sich in die Historie des Brutbeginns am selben Ort ein:
- 05.03.2018
- 06.03.2019
- 27.02.2020
- 25.02.2022
- 05.02.2023
- 18.02.2024
Noch gegen 18:15 Uhr hatte das Männchen andere Vorschläge für den Ort der Eiablage. Zuerst rief er aus dem Turmzimmer, dann lockte er im Nest von 2022. Später jedoch tummelten sich beide Uhus im aktuellen Nest, wo sie gegen 2:04 Uhr, von sichtbaren Presswehen und hohem Gezwitscher begleitet, niederkam.
Das Uhumännchen war bei der Prozedur in der Nähe und rief mehrmals. Es ist schon etwas Besonderes, diesen intimen Uhumoment so nah mitzuerleben, und ich bin froh und erleichtert über die Chance, nun endlich wieder einmal ein komplettes Brutgeschehen beobachten zu können. Wie viele Eier in der sehr tiefen Mulde liegen, werden wir vermutlich vorerst nicht sehen können. Vielleicht gelingt es jedoch, jede Eiablage zu beobachten und so die Anzahl bestimmen zu können. In den vergangenen Jahren hatte das Paar immer drei oder vier Jungvögel.
Namen für die „Ruinen-Uhus“
Beim Uhupaar an der Ahr hatte es sich ja bewährt, den beiden Uhus Namen zu geben, anstatt immer von „dem Männchen“ und „dem Weibchen“ zu schreiben. Für das Uhupaar in der Burgruine hoffen wir auf Ihre Namensvorschläge! In die Kommentare zum aktuellen Video in der Playlist können Sie uns gerne Vorschläge machen. Wir werden diese dann nach einigen Tagen zur Abstimmung auflisten.
Lotte und Leo
Vor den Kameras im Ahrtal haben sich die vermutlichen Lotte und Leo hin und wieder gezeigt und auch gebalzt. Wie im vergangenen Jahr interessieren sich auch die Wanderfalken für die Felswand und auch mehrere Waschbären sind dort nach wie vor aktiv. In den nächsten Tagen werde ich die ersten Kontrollen an traditionell frühen Brutplätzen in der Eifel durchführen und auch am „Nachbarbrutplatz“ an der Ahr vorbeischauen und dann berichten.
Ich wünsche uns schöne Beobachtungen
Ihr Stefan Brücher
Schöne Aussichten: der Brutbeginn in der Ruine steht vermutlich schon kurz bevor
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
es scheint als würden die Uhus in der Burgruine schon bald mit der Brut beginnen.
Im Vorjahr hatte das Weibchen seine Eier schon in der ersten Februarwoche gelegt. Das aktuelle Balzgeschehen wiederholte sich in den vergangenen Tagen allabendlich mit dem Überbringen von Beutegeschenken und dem Nestlocken des Männchens. Das Uhuweibchen nahm die Avancen des Männchens an und testete die Nistmulde schon mehrfach. Auch verbringt es schon viele Stunden in unmittelbarer Nähe der Nistmulde. Ich rechne jederzeit mit dem ersten Ei.
Die technischen Probleme der Kameraübertragung scheinen endlich überwunden zu sein. Der Stream läuft nun zuverlässig und auch die Tonübertragung wird wohl im Laufe dieser Woche zu Stande kommen. Es ist also alles angerichtet; nun hoffe ich, werden die Uhus liefern.
Wie schon im letzten Tagebucheintrag beschrieben, halte ich eine Brut vor einer Kamera an der Ahr für wenig wahrscheinlich. Am 23.1.24 schienen die Uhus meine Prognose ab absurdum führen zu wollen. Lotte und Leo balzten ausgiebig in der ehemals traditionellen Brutnische, ganz wie in alten Zeiten vor der Waschbärattacke:
Nach dieser intensiven Balz waren die Uhus abermals am 3.2. im Felsen zu sehen und zu hören. Nach meiner Vermutung „bespielt“ das Uhupaar gleichzeitig auch den ehemaligen Nachbarbrutplatz und hält sich auf diese Weise nahe Konkurrenten vom Leibe. Durch die Beanspruchung eines größeren Territoriums könnte sich auch die Nahrungssituation verbessern. Dies wiederum würde das Bewachen der Brut durch das Weibchen erleichtern und die Prädationsgefahr der Jungen durch Waschbär, Fuchs, Marder oder Wildkatze vermindern.
Der Brutbeginn im Ahrtal war mit dem 15.4.2023 der späteste, jener in der Ruine der zweit früheste des Jahres 2023. Es bleibt also in jedem Fall lange spannend.
Ihr Stefan Brücher
Kehrt Leo zurück? Uhu mit markanten Merkmalen vor Cam 1 entdeckt.
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
zum Jahresende hin balzen die Uhus sowohl an der Ahr als auch am Brutplatz in der Burgruine.
Unsere Beobachtungen via Webcam wären noch vergnüglicher, wenn wir die Uhus auch hören könnten. Aber das war aufgrund der beschränkten Technik bisher oft nicht möglich. Lange haben mich diese Schwierigkeiten Geduld und Zeit gekostet. Jetzt endlich, nach Monaten, ist die Ursache für die Probleme gefunden. An Cam 3 wird dieser Erfolg aktuell von Ausfällen am Mobilfunksender überlagert. Dort sind für den 28.12.23 weitere Arbeiten geplant. Immerhin lief die Audioübertragung an Cam 3 für einige Stunden problemlos, und ich bin froh, zumindest diesen gordischen Knoten gelöst zu haben. Mit der dafür verwendeten Technik werde ich auch Cam 2 baldmöglichst nachrüsten. Verglichen mit den sonstigen Herausforderungen im Eulenschutz ist ein Dreivierteljahr nerviger Basteleien an der Tonübertragung eine zügig gelöste Kleinigkeit.
Am Felsen im Ahrtal war wieder ein links beringter Uhu zu sehen (siehe Videos in der Playlist vom 14.10.23 hier und hier). Nach meiner Vermutung ist es erneut der nun erwachsene Jungvogel aus dem 1,3 Kilometer entfernten „Nachbarbrutplatz“, von dem auch in den vergangenen Tagebucheinträgen schon die Rede war. Dieser Uhu war ja schon bei der Beringung ein eher kleines Kerlchen und scheint auch zwischenzeitlich nicht gerade zum stämmigsten Vertreter seiner Art herangewachsen zu sein. Die angekündigte genetische Federanalyse ergab als vorläufiges Ergebnis eine nahe Verwandtschaft mit Lotte und bestätigt so zunächst die Möglichkeit ihrer Mutterschaft. Nach jetzigem Erkenntnisstand könnte sein Elternteil aber auch z.B. Lottes Schwester oder einer ihrer Nachkommen sein. Es müssen also noch mehr vergleichende Analysen gemacht werden, um letztendliche Klarheit zu gewinnen.
Bei dem Uhu, der am 19.11.23 in der traditionellen Brutnische vor Cam 1 balzte handelt es sich unserer Einschätzung nach nicht um jenen kleinwüchsigen Uhu vom 14.10. sondern um Leo. Seine Art die Rufe zu betonen, seine Größe und seine Bewegungen erinnern uns sehr an den „echten Leo“. Meiner Theorie zufolge hatte er ja mit Lotte am „ehemaligen Nachbarbrutplatz“ gebrütet.
Die Waschbären trieben sich mehrmals sowohl vor Cam 1 als auch vor Cam 2 herum. Eine bevorstehende Brut von Lotte und Leo in diesem Bereich halte ich für sehr unwahrscheinlich. Uhus müssten dort wesentlich aggressiver gegen die Kleinbären vorgehen, um den Nestbereich ausreichend zu sichern. Lotte und Leo sind dafür wohl nicht die richtigen und scheinen ja auch eine andere Lösung zu finden. Beim diesjährigen Monitoring der Eifeluhus habe ich sowohl deutliche Hinweise auf durch Waschbären vernichtete Bruten als auch Belege für trotz Waschbären erfolgreiche Bruten gefunden.
Vor Cam 3 in der Ruine konnten wir mehrmals die Herbstbalz zumindest sehen. Übergabe von Beutegeschenken, Mulde-kratzen und Gefiederpflege auf dem Baugerüst konnten wir gut beobachten (siehe Playlist). Anfang Dezember gab es an diesem Brutplatz eine Baubesprechung mit dem Handwerker und dem Architekten, an der auch ich teilnehmen konnte. Wir haben uns darauf geeinigt, die Bauphasen weitgehend an die Bedürfnisse der Uhus anzupassen. Im Innern der Ruine kann im Dezember noch gearbeitet werden. Im Januar soll noch von außen an der Wand mit dem Uhunest ein Vordach instandgesetzt werden, um dort den weiteren Verfall zu bremsen. Dann ist erstmal Ruhe für die Brutzeit der Uhus. Falls es nötig erscheint, können wir die Arbeiten aber auch vorher stoppen. Alle Beteiligten sind begeisterte Uhu-Beobachter via Webcam, und es ist ihnen am Wohl der Uhus sehr gelegen.
Ich bin (noch) sehr zuversichtlich, die Technik in absehbarer Zeit im Griff zu bekommen und uns 2024 tolle Beobachtungen zu ermöglichen.
Mit vielen Grüßen zum Jahresende
Ihr Stefan Brücher
Herbstliche Uhu-Hoffnungen: Technikprobleme überwunden, Balzzeit im Fokus
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
nach einigen technischen Schwierigkeiten sind nun endlich alle Kameras wieder online. Einzig die Tonübertragung von Cam 2 funktioniert leider immer noch nicht.
Nachdem sich unsere Webseite seit einigen Monaten in neuem Gewand zeigt, haben wir nun auch die Webcams neu eingebunden. Nach und nach werden wir die älteren Inhalte importieren. Bis dahin bleibt https://uhu.webcam.pixtura.de/ parallel erhalten.
Im Ahrtal konnten wir schon vor einigen Wochen einen diesjährigen Uhu mehrfach beobachten (siehe Beitragsbild dieses Eintrags vom 28.08. und das obige Video vom 29.08.2023). Meist saß er auf den vorgelagerten Felszacken, aber mindestens einmal besuchte er auch die ehemals traditionelle Brutnische von Cam 1 (siehe Foto unten vom 21.08.2023).
Meiner Vermutung nach handelt es sich um den Jungvogel vom 1.300 m entfernten Nachbarbrutplatz. Die genetische Untersuchung der anlässlich der Beringung (siehe Tagebucheintrag vom 16.06.2023) geborgenen Flaumfeder dieses Vogels wird zeigen, ob Lotte und Leo seine Eltern sind. Einen Ring konnten wir an dem Junguhu vor der Cam nicht entdecken. Die seit diesem Jahr für männliche und besonders kleine Uhus benutzten Ringe sind jedoch etwas kleiner und könnten so im Beingefieder schlechter auszumachen sein.
Der am 22.07.2023 auf „Zacke 3“ beobachtete Uhu war ein Altvogel; es könnte Lotte gewesen sein. Wir sind uns jedoch nicht sicher. Am 29.08. war zusätzlich zu den Bettelrufen eines Junguhus kurz der Ruf eines alten Uhus zu hören. Bisher sind jedoch weder Lotte und Leo zum Felsen vor den Cams 1 und 2 ernsthaft zurückgekehrt, noch interessierten sich andere Uhus zu Zeiten der nun beginnenden Herbstbalz für diesen Brutplatz.
Cam 1 und 2 werden wir in jedem Fall weiter betreiben und sind gespannt auf die Entwicklungen.
Auch Cam 3 in der Burgruine soll auf Sendung bleiben und die kommende Brutsaison 2024 übertragen. Wir danken den Eigentümern des Geländes für die freundliche Erlaubnis. Die Junguhus aus diesem Frühjahr ließen sich in der Ruine schon länger nicht sehen. Zwischenzeitlich besuchten auch andere Arten die Burgruine obwohl sie auch in das Beutespektrum des Uhus passen: Ein Turmfalke hielt sich am 05.08 länger im Burginneren auf und am 11.09.23 scharrte eine Schleiereule am Uhubrutplatz. Beide überstanden ihre gefährliche Erkundung offenbar gut. Schon am 31.08.2023 bekräftigte das Brutpaar mit einer frühen Herbstbalz seine Pläne für 2024 in der bekannten Brutnische:
Für den Herbst hoffe ich auf problemlose Technik und auf schöne Bilder von balzenden Uhus.
Ihr Stefan Brücher
Uhus, Nutria und Wiesen
Liebe Uhufreundinnen und -freunde,
noch immer sind die Junguhus in und um die Ruine unterwegs und auch aktuell noch regelmäßig vor Cam 3 zu sehen.
Wie gehofft, konnten wir einige Aktivitäten der Uhufamilie auch außerhalb des Gebäudes durch das Fenster auf der Rückseite der Kamera verfolgen. Nachdem die Wiese gemäht wurde, führte das Uhuweibchen ihren Jungen die ersten Lektionen im Mäusefangen vor. Die meisten Zuseher werden diesen Moment verpasst haben, daher hier das Video dazu:
Die Uhukinder waren sichtbar unsicher in der Auswahl ihrer Sitzplätze, sie lernten jedoch schnell wie ungeeignet eine Gummilitze ist und sich ein Zaunpfahl viel besser als Sitzwarte taugt.
Auch noch im Juni kommt die Rasselbande immer mal wieder zurück auf die diversen Fensterbänke der Ruine und die Altvögel liefern auch noch Beute in den Innenbereich der Burg. Nachdem dort die Brombeeren gerodet wurden, können die jungen Uhus auch dort das Beutemachen üben.
Cam 3 bietet uns immer noch viele Einblicke ins Leben der Uhus, die wir in den vergangenen Jahren nicht erleben konnten.
Wehrhafter Nager
Auf der Wiese hinter der Cam weiden auch Nutrias. Die Jungen dieser invasiven Nagetieren passen in das Beutespektrum der Uhus und werden regelmäßig erbeutet. Am Abend des 4.6. flog das Uhumännchen vom Zaunpfahl aus zwischen ein Nutriaweibchen und deren Junge. Der Uhumann hatte wohl keinen ernsthaften Überraschungsangriff auf die Nager im Sinn, wurde aber dennoch vom Elterntier sofort vertrieben.
Brutplätze an der Ahr
Am traditionellen Brutplatz von Lotte und Leo konnten wir keinen Uhu mehr beobachten.
Am Nachbarbrutplatz ahrabwärts fand jedoch, wie vermutet, eine extrem späte Brut statt. Vom Alter des bei der Beringung dreiwöchigen Uhukükens zurück gerechnet war der Brutbeginn am 15.April und damit genau einen Tag vor meiner Beobachtung eines brütenden Weibchens am 16.4. Eine derart späte Brut konnten wir in der Eifel noch nie nachweisen.
Nur um sicher zu gehen werde ich vom dortigen Junguhu sowie von den bei der Beringung gefundenen Mauserfedern des Uhuweibchens einen genetischen Fingerabdruck erstellen und diesen mit Lotte und ihren Küken aus den vergangenen Jahren vergleichen lassen. Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis.
Rückblickend bin ich über die spontane uns etwas provisorische Montage von Cam3 sehr froh und denke es hat sich doch gelohnt.
Vielleicht waren es auch noch nicht die letzten Bobachtungen …
Ihr Stefan Brücher
Unsere Uhu-Webcams
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