Buchtipp: Mehr Wildnis wagen
Natur Natur sein lassen. Ja, bitte! Doch von einem im umfassenden Wortsinne ungestörten Ablauf natürlicher Entwicklungen kann immer weniger gesprochen werden. Die Spuren der Zivilisation – Abfälle, Abgase, Abwärme, Biozide, invasive Arten, Mikroplastik, Schadstoffe, Schrott, Strahlung usf. – sind allgegenwärtig. Sie reichen bis auf den Grund der Tiefsee, zu den Gipfeln des Himalayas, in die Nahrungskette, den Nachthimmel und den Weltraum. Der Mensch ist zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren für die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden. Der Leitgedanke „Natur Natur sein lassen“ kann selbst in den Nationalparken, für den er geprägt wurde, nur eingeschränkt verwirklicht werden. Dabei umfassen beispielsweise die 16 deutschen Nationalparke ohne marine Gebiete ohnehin nur 0,6 Prozent der Fläche Deutschlands.
Das gerade erschienene Buch von Michael Altmoos macht Mut, mehr Wildnis zu wagen – im Großen wie im Kleinen. Doch was ist das eigentlich: Wildnis? Warum ist sie gerade jetzt so wichtig? Und wie können wir mehr Wildnis erreichen? Wildnis ist eine große Chance im Naturschutz – auch im Garten. Gut verständlich und spannend bietet das Buch aktuelles Wissen und inspirierende Anregungen für mehr Wildnis. Dazu gibt es gelungene Beispiele: sowohl von guten Nationalparks, Wildnis-Erlebnisgebieten wie auch kleineren Projekten. Tipps zum Erleben von Natur berühren die Sinne und vertiefen das Wissen. Wildnis geht nahe und wer sie wagt, gewinnt. Auch vor der eigenen Haustür. Nur Mut!
Michel Altmoos: Mehr Wildnis wagen! Naturdynamik erkennen, erleben, fördern.
Ratgeber. Buch. Hardcover 2023, 208 S. zahlreiche farbige Fotos. Pala-Verlag GmbH. ISBN 978-3-89566-424-3. Format (B x L): 17,5 x 24,5 cm. Gewicht: 492 g. Preis 24,90 Euro.
Die Zeitschrift „Nationalpark“ hat den Autor Michael Altmoos und das von ihm gegründete Mitmach-Museum für Naturschutz „Nahe der Natur“ portraitiert. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie mehr über den Autor und das Museum erfahren möchten.
Zeitenwende
Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Mit diesem Versprechen wurde lange Zeit der Ausbau der Solar- und Windenergiewirtschaft gefördert. Heute wissen Stromkunden und Steuerzahler, dass der Ausbau der günstigen Freiheitsenergien mit erheblichen Kosten verbunden ist. Zu einem jährlich zweistelligen Milliardenbetrag früher aus der EEG-Umlage der Stromkunden und heute aus dem Bundeshaushalt der Steuerzahler kommen Kosten hinzu in Gestalt horizontweit verbauter Natur und entstellter Landschaft. Das passt nicht recht zum Narrativ einer ungetrübt umweltfreundlichen Energiewirtschaft. Beispiel Freiflächen-Photovoltaikanlagen:
Zusätzlich zu der laufenden Verdoppelung des Flächenanteils für Windenergieanlagen läuft eine Mobilisierungswelle für Solaranlagen übers noch unbebaute Land – flankiert von einem beispiellosen Abbau des Naturschutzrechts und den Bemühungen, die bisher als Solarparks bezeichneten industriell überprägten Flächen als „Biodiversitätsparks“ und „Hotspots der Artenvielfalt“ in Stellung zu bringen. Der Solarpark ein botanisch-zoologischer Garten und ein Ökokonto für Eingriffe?!
Das Editorial der Februar-Ausgabe 2023 der Zeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“ verheißt „Solarparks mit landschaftlich angepasster Gestaltung und üppig geförderter Biodiversität“ und „Agri-Photovoltaik als Stockwerk über Weidelandschaften und Nutzpflanzen als Strategie, um die Kulturen klimafit zu machen“. Die Eloge auf die Biotope im Schatten und unter den Rädern des grünen Fortschrittes kulminiert in der imperativen Gewissheit: „Ein sich als Artenschutz definierender Naturschutz“ dürfe „nicht gegen notwendige Prozesse zur Transformation von Kulturlandschaft wie Wirtschaft arbeiten“.
Es ist im Kern dieselbe Parole, die schon früher den Naturschutz zum widerspruchslosen Stillhalten aufforderte – damals vor allem zugunsten der Nutzung fossiler und atomarer Energie. Heute indessen hat sich der Wind gedreht und kommt die Aufforderung aus den eigenen Reihen – moralisch unangreifbar im Namen der Nachhaltigkeit. Das macht die Lage so anders, das Niederreißen naturschutzrechtlicher Schranken so leicht und die Sache des Naturschutzes so aussichtslos. Es ist die Zeit ohne rote Linien und der Deutschlandgeschwindigkeit.
Der Uhu im Weserbergland 2022
Im nördlichen Weserbergland wird die Entwicklung der Uhupopulation seit 2005 in einem ehrenamtlichen Monitoring verfolgt. Von Kersten Hänel koordiniert, helfen zahlreiche Personen bei der Erfassung der Reviere, der Zählung der Jungvögel und bei den Schutzbemühungen. Damit wird auch die Initiative fortgeführt, die Albrecht Jacobs aus Stadtoldendorf mit der Wiederansiedlung des Uhus 1977 begonnen hatte. Das mehr als 2.000 km² umfassende Untersuchungsgebiet liegt im westlichen Südniedersachsen und erstreckt sich bis ins angrenzende Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2022 wurden in diesem Gebiet 91 Brutreviere, 32 erfolgreiche Brutreviere und 51 flügge Jungvögel registriert. Kersten Hänel hält einen Gesamtbestand von ca. 120-130 Uhurevieren und eine Siedlungsdichte von ca. 6 Revieren/100 km² im Gebiet für realistisch.
Der 46 Seiten umfassende Bericht Der Uhu im Weserbergland – Zwischenstand eines ehrenamtlichen Monitorings für den Zeitraum 2005-2022 steht zum Download zur Verfügung unter: https://www.hs-osnabrueck.de/fileadmin/HSOS/Homepages/AG-Zoologie/pdf/Uhu_Weserbergland_2005-2022.pdf
Schleiereulen-Ausstellung im Rathaus der Gemeinde Aldenhoven
Kaum eine andere Eulenart hat sich im Laufe der Kulturgeschichte so sehr dem Menschen angeschlossen wie die Schleiereule. Hierzulande besiedelt sie Dörfer und Bauernhöfe. Als Brutplätze und Tagesverstecke dienen Schlupfwinkel in Kirchtürmen und Scheunen. Früher gab es Schleiereulen in jedem Dorf. Doch heute sind Schleiereulen selten. Über den Schutz der Schleiereulen informiert die „Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen“ in einer kleinen Ausstellung, die bis zum 13. Februar 2023 im Alten Rathaus der Gemeinde Aldenhoven im Kreis Düren zu sehen ist. In fünf Ortschaften der Gemeinde wurden eigens für Schleiereulen acht Nistkästen in Gebäuden eingerichtet. Insofern fehlt es hier nicht an geeigneten Brutplätzen.
Das Hauptproblem für Schleiereulen ist vielerorts der Mangel an Mäusen. Die Agrarlandschaft ist so artenarm wie nie zuvor. Am ehesten gibt es Leben noch am Straßenrand. Aber dort bezahlen viele Schleiereulen die Aussicht auf die Schermaus unversehens mit dem Aufprall auf den rasend schnellen Verkehr, in dessen Sog die nur etwas mehr als dreihundert Gramm schweren Vögel allzu leicht geraten. Übrigen nahm zwischen 2011 und 2020 auf Deutschlands Straßen der PKW-Verkehr um 20 und der LKW-Verkehr um 34 Prozent zu. Das Leitbild der Landwirtschaft ist keineswegs nur in Deutschland sondern im gesamten Gebiet der Europäischen Union der „saubere Acker“ mit fatalen Folgen für die Nahrungsbasis für Schleiereulen und viele andere Arten. Die derzeitige weltpolitische Lage wird die Anstrengungen für eine stärkere Integration der Naturschutzziele in die landwirtschaftliche Nutzung vermutlich auf lange Zeit zurückwerfen.
Tod in Algerien
Ein Turmfalke ist keine Eule. Gleichwohl haben die Müllers von der EGE im nordrhein-westfälischen Kall auch ein Herz für Turmfalken und für sie einen Nistkasten am Haus angebracht. Im letzten Jahr wuchsen darin zur Freude der Müllers sechs Turmfalken heran. Peter Josef Müller hat sie am 17. Juni 2022 mit Ringen der Vogelwarte Helgoland gekennzeichnet. An dem Tag saßen die Sechs noch flugunfähig im Kasten. „Es hat viel Spaß gemacht, sie in den ersten Tagen nach dem Ausfliegen zu beobachten, wie sie spielend die Welt erkundeten. Doch das Üben des Rüttelfluges hat den jungen Falken einiges abverlangt“, berichtet Peter Josef Müller. Die Freude über den Falkennachwuchs wurde nun allerdings getrübt von einer traurigen, aber auch erstaunlichen Nachricht: Einer der sechs Falken wurde im Dezember 2022 – bemerkenswerte 1.862 km vom Beringungsort entfernt – in Algerien, ungefähr 400 km südlich von Algier, gefunden. Er kam an einem gefährlichen Strommast ums Leben. Der Fund rückt eine ebenso banale wie globale Verlustursache für menschenverursachte vermeidbare Vogelverluste ins Blickfeld: gefährliche Konstruktionen von Strommasten, an denen größere Vögel leicht einen tödlichen Stromschlag erleiden.
Städte aus der Vogelperspektive
Die Evolutionsbiologin Caroline Ring schreibt in einer unaufgeregten und schönen Sprache über die Natur. In ihrem neuen Buch „Wanderer zwischen den Welten. Was Vögel in Städten erzählen“ ist sie den Vögeln buchstäblich hinterher gereist. In mehr als zwölf Städten begegnet sie Vogelarten, denen es gelungen ist, die Nähe der Menschen auszuhalten und im städtischen Milieu ein Auskommen zu finden: Amsel, Grünspecht, Mauersegler, Haussperling – beispielsweise. Es ist ein Buch gerade für Menschen in der Stadt, die ihren gefiederten Nachbarn mit einem aufmerksamen Hinschauen und Hinhören auf die Spur kommen und wissen möchten, wer da fliegt, pfeift und tschilpt. Joachim Achtzehn hat das Buch für Sie gelesen. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie seine Rezension lesen möchten. Das Lieblingskapitel des Rezensenten ist die Geschichte über die Uhus am Hildesheimer Dom. Joachim Achtzehn kennt sie wie kaum ein Zweiter und hat die Autorin bei ihrem Besuch am Hildesheimer Dom anlässlich der Recherchen zum Buch begleitet.
Kritik an Neuregelung des Artenschutzrechts wächst
Die 2022 vom Bundestag beschlossene Änderung des Artenschutzes im Bundesnaturschutzgesetz zugunsten eines beschleunigten Ausbaus der Windenergiewirtschaft wächst. Bereits in der öffentlichen Anhörung zu dem damaligen Gesetzentwurf waren von dem renommierten Artenschutzjuristen Prof. Dr. Martin Gellermann schwerwiegende Mängel benannt worden. Nach der erfolgten Gesetzesänderung haben sich weitere Juristen mit Kritik an der Neuregelung zu Wort gemeldet. Der vom Gesetzgeber ins Werk gesetzte Abbau artenschutzrechtlicher Standards konterkariere die Ziele des Naturschutzes, nütze aber nicht einmal dem Windenergieausbau, sondern mache die Sache unterm Strich nur komplizierter und für juristische Auseinandersetzungen anfälliger. Wolfgang Rieger, Vorsitzender Richter am Verwaltungsgerichtshof Mannheim a.D., brachte es Ende 2022 in der online-Zeitschrift für Umwelt- und Planungsrecht auf den Punkt: „Zur Erreichung seines Ziels, die artenschutzrechtliche Prüfung im Rahmen der Genehmigung von Windenergieanlagen an Land zu vereinfachen und die Zulassung von Ausnahmen von artenschutzrechtlichen Verboten zu erleichtern, glaubte der Gesetzgeber offenbar, die diesen Bestrebungen durch das Unionsrecht gezogenen Grenzen weitgehend ignorieren zu können. Das Ergebnis ist ein Gesetz, dessen Regelungen in mehrerer Hinsicht erhebliche Bedenken im Hinblick auf ihre Vereinbarkeit mit Unionsrecht begegnen. Statt die Genehmigungen von Windenergieanlagen an Land rechtssicherer zu machen, wird damit das Gegenteil erreicht.“
Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2023
Herzlichen Dank sagt die EGE allen Personen, Verbänden, Stellen und Einrichtungen, die mit Anregungen, Lob und Tadel, auf ideelle oder finanzielle Weise im zu Ende gehenden Jahr die Anliegen der EGE unterstützt haben. Wenn Sie das alte Jahr mit einer guten Tat beenden oder das neue mit einer solchen beginnen möchten, bedenken Sie bitte die EGE mit Ihrer Spende. Ohne Ihre Unterstützung könnte die EGE nur wenig bis nichts erreichen. Selbstverständlich erhalten Sie über Ihre Spende eine Spendenbescheinigung. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie den diesjährigen Weihnachts-Spendenbrief der EGE lesen möchten. Den Jahresbericht der EGE für das Jahr 2022 finden Sie hier Die EGE wünscht Ihnen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!
Uhu-Brutsaison 2022
Stefan Brücher und ihn unterstützende Personen haben in der diesjährigen Uhu-Brutsaison in der Eifel 292 Habitate auf die Anwesenheit von Uhus kontrolliert. 236 dieser Habitate waren nachweislich von Uhus besiedelt. Das sind neun mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2022 haben 144 Paare mit einer Brut begonnen; das sind 42 weniger als 2021. Von den 144 begonnenen Bruten wurden 29 aufgegeben. Das sind 20 Prozent und damit 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Durchschnitt beläuft sich die ermittelte Anzahl der Jungvögel je erfolgreiche Brut auf 1,99. Im Vorjahr lag der Wert bei 2,12. Während 2021 157 Bruten erfolgreich waren, waren es 2022 nur 115. Es gab fünf Bruten mit je vier, 21 Bruten mit je drei, 53 Bruten mit je zwei Jungvögeln und 32 Bruten mit je einem Jungvogel. Die Jungenzahl von vier Bruten ließ sich nicht feststellen. 181 der hochgerechneten 229 Jungvögel wurden von Stefan Brücher bei 85 Beringungen beringt.
Die geringe Anzahl begonnener und die hohe Anzahl aufgegebener Bruten dürfte weniger dem Witterungsverlauf geschuldet sein, denn während der Brutzeit gab es kaum Wetterextreme, die sich auf den Brutverlauf hätten besonders negativ auswirken können. Den Grund für den verminderten Bruterfolg sieht Stefan Brücher eher in der Begrenzung der Nahrungsressourcen.
Von den im Jahr 2022 registrierten Brutaufgaben wurden nachweislich zwei durch Felsstürze, je eine von Fuchs, Nilgänsen, Mufflons und Waschbären verursacht. Viele der übrigen Brutaufgaben betrafen Habitate, die vom Waschbär besiedelt sein könnten mit für Waschbären gut erreichbaren Uhubrutplätzen. Inwieweit der Waschbär ein ernsthafter Faktor hinsichtlich der Brutverluste ist, bleibt spekulativ, ist aber vor dem Hintergrund der starken Ausbreitung des aus Nordamerika stammenden Raubtiers durchaus plausibel. Erwachsene Uhus sind in der Lage, Brutplätze und Jungvögel erfolgreich gegen Waschbären zu verteidigen. Dafür spricht auch der Fund eines toten Waschbären unterhalb eines als Uhubrutplatz genutzten Felsens in der Nordeifel. Andreas Böhm hat einen eindrucksstarken Angriff eines Uhus auf einen Waschbären an einem Uhubrutplatz in Sachsen dokumentiert und die Aufnahme ins Internet gestellt.
Mit der Beringung der jungen Uhus endet das Uhumonitoring zumeist. Verluste, die sich in der restlichen Nestlingszeit ereignen und beispielsweise von Waschbären verursacht sein könnten, bleiben gewöhnlich unentdeckt. Übrigens haben die Uhus an dem mit einer Webcam ausgerüsteten Felsen in der Nordeifel in diesem Jahr einen Brutplatz gewählt, der von Waschbären nicht erreicht wurde. Hier wurden in diesem Jahr zwei Uhus flügge. Im Jahr zuvor hatte ein Waschbär zwei junge Uhus vor der laufenden Webcam getötet.
Größere Sorgen als der Einfluss von Waschbären auf die Uhupopulation bereitet Stefan Brücher der unzureichende Umrüstungsstand von Mittelspannungsmasten im Gebiet der Eifel. Bereits Ende 2012 hatte den gesetzlichen Bestimmungen nach jeder vogelgefährliche Mittelspannungsmast in Deutschland entschärft sein müssen. Heute, zehn Jahre später, ist die Situation immer noch höchst unbefriedigend: Im Jahr 2022 sind in Rheinland-Pfalz nachweislich zwei Uhus an unzureichend gesicherten Mittelspannungsmasten durch Stromschlag ums Leben gekommen. Im Herbst 2022 hat Stefan Brücher 251 Mittelspannungsmasten auf rheinland-pfälzischem Gebiet kontrolliert. 69 davon haben sich bei den Kontrollen als vogelgefährlich bzw. vorschriftswidrig herausgestellt. Das ist mehr als jeder vierte Mast! Ein unfassbares Ergebnis, klagt Stefan Brücher, hatte der Gesetzgeber doch bereits 2002 die Netzbetreiber zur Umrüstung verpflichtet. Die den Netzbetreibern hierfür gesetzte Frist war 2012 abgelaufen. Die EGE fragt sich, was angesichts eines solchen Politik- und Verwaltungsversagens von den „ambitionierten“ Transformationsankündigungen der deutschen Ampelkoalition auf dem Gebiet der Energiewirtschaft zu halten ist, wenn nach 20 Jahren nicht einmal die Umrüstung von Masten im bestehenden Mittelspannungsnetz erreicht ist.
Boich ist ein steinkauzfreundliches Dorf
Boich (gesprochen: Booch) ist ein Ortsteil der Gemeinde Kreuzau im nordrhein-westfälischen Kreis Düren am Rand der Nordeifel. „In Boich fühlt sich der Steinkauz wohl“, so titelte kürzlich die örtliche Presse. Aus gutem Grund: In Boich zählten die Steinkauzschützer der EGE in diesem Jahr 19 junge Käuze. Das sind mehr Steinkäuze als in jedem anderen Ort im Kreis Düren. Dieses erfreuliche Ergebnis ist nicht zuletzt den Menschen in Boich zu verdanken, denen der Schutz der kleinen Eule am Herzen liegt, die auf ihrem Grundeigentum Lebensräume der Art erhalten oder mit dem Anbringen von Nisthilfen für Käuze einverstanden sind. Diesen Einsatz lobte Doris Siehoff (links im Bild) am 22. November 2022 bei einer Feierstunde in der Gemeinde Kreuzau. In Boich funktioniert das Zusammenspiel von Steinkauzschutz, Schutz der Streuobstbestände und Erhaltung einer alten Rinderrasse auch unter Verwertung des Obstes hervorragend. Doris Siehoff überreichte dem Vorsitzenden des Boicher Bürgervereins, Christian Schmitz (rechts im Bild), die entsprechende Plakette zum Dank, aber auch als Ansporn für die kommenden Jahre. Christian Schmitz nahm die Auszeichnung stellvertretend für die Bürger und Bürgerrinnen des Ortes entgegen. Doris Siehoff leitet das Steinkauzprojekt der EGE im Kreis Düren und ist dort mit der Situation der Art bestens vertraut. Seit 2018 zeichnet die EGE Orte aus, die sich in der Niederrheinischen Bucht um den Schutz des Steinkauzes verdient machen.
Beim Schenken an Eulen denken
Sie sind noch auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk für Freunde und Verwandte? Vielleicht finden Sie bei der EGE genau das Richtige.
Eine Eulenpatenschaft für eine einmalige Spende in Höhe von 100 Euro: Uhus, Schleiereulen und Steinkäuze, die in diesem Jahr in Deutschland geschlüpft und von Mitarbeitern der EGE mit Ringen der Vogelwarten Helgoland und Radolfzell gekennzeichnet wurden. Die EGE stellt die Patenschaftsurkunde nach Ihren Wünschen auf den Namen der beschenkten Person aus. Mit der Patenschaft gehen Sie und die beschenkte Person keine weiteren Verpflichtungen ein. Selbstverständlich erhalten Sie über den Betrag eine Spendenbescheinigung.
Und auch wenn Sie zu Weihnachten Kinder- und Jugendbücher über Eulen verschenken möchten, sind Sie bei der EGE genau richtig: „Wo die Eule schläft. Abenteuer Naturschutz“ und „Die Uhus vom Dom. Eine Zeitreise durch zwölf Jahrhunderte“ von Wilhelm Breuer. Das Buch „Wer die Eule liebt“ von Dorothee Warnecke ist leider vergriffen. Der Erlös kommt den Eulenschutzprojekten der EGE zugute.
Neue Ausgabe von „Nationalpark“ erschienen
„Gesundheitsfaktor Natur – wie die Natur zu unserem Wohlbefinden und unserer Gesundheit beiträgt„. So lautet das Titelthema der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Nationalpark“. Im Heft finden Sie weitere Beiträge – beispielsweise über das Familienleben der Berggorillas in Uganda, die Wiederbelebung des Alpenrheins, Zeiträume als Kategorie im Naturschutz und Reiseberichte aus dem Nationalpark Hohe Tauern sowie dem Hohen Venn, einem Moorgebiet in Belgiens Osten. Außerdem berichten die beiden erfahrenen Ornithologen Siegfried Klaus und Hans-Heiner Bergmann von ihrer Reise auf den Spuren des Kaukasusbirkhuhns. In der Reihe „Menschen und Geschichten“ stellt Wilhelm Breuer einen Lobbyisten für mehr Schöpfungsverantwortung in der Kirche vor: Dirk Preuß. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie den Beitrag über den Referenten für Umweltschutz und Nachhaltigkeit des Bistums Hildesheim lesen möchten.
Die Zeitschrift „Nationalpark“ berichtet auf 46 Seiten viermal jährlich über die Entwicklung deutscher Nationalparke, große Schutzgebiete und aus dem Naturschutz. Die Zeitschrift leistet sich, was in der deutschen Zeitschriftenlandschaft eine Ausnahme ist: einen unabhängigen, kritischen und fundierten Blick auf die Sache des Naturschutzes. Herausgeber der Zeitschrift ist der „Verein der Nationalpark-Freunde e.V.“ Die EGE empfiehlt diese Zeitschrift mit den Worten, die der vor 100 Jahren geborene Journalist Horst Stern für sie gefunden hat: „Besser kann man Papier aus dem Holz der Bäume nicht nutzen“. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie weitere Informationen über die aktuelle Ausgabe wünschen. Vielleicht möchten Sie zu Weihnachten einem lieben Menschen mit einem Geschenkabonnement eine Freude bereiten.
Steinkauz-Brutsaison 2022
Die Niederrheinische Bucht ist eines der Dichtezentren des Steinkauzes in Deutschland. Hier liegt das Projektgebiet der EGE zum Schutz des Steinkauzes. Es umfasst die nordrhein-westfälischen Kreise Düren und Euskirchen, den Rhein-Erft-Kreis und – in Kooperation mit dem NABU-Bonn – den linksrheinischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises. Die hauptverantwortlichen Personen sind Doris Siehoff im Kreis Düren und in den übrigen Kreisen Peter Josef Müller und Rita Edelburg-Müller.
In diesem Jahr wurde in diesem Gebiet exakt genauso viele besetzte Steinkauzreviere registriert wie im Vorjahr – nämlich 506. Tatsächlich dürften es in diesem Jahr einige Reviere mehr gewesen sein, denn Peter Josef Müller und sein Team konnten im Rhein-Sieg-Kreis coronabedingt nicht ganz so gründlich nach Steinkäuzen sehen wie üblich. Im Kreis Düren ist die Zahl der besetzten Reviere um 14, im Rhein-Erft-Kreis um 16 gestiegen, im Kreis Euskirchen ist sie um sechs gesunken. Im Kreis Düren lag die Zahl höher als vor 20 Jahren. Die Zahl der erfolgreichen Bruten sank allerdings im Vergleich zum Vorjahr in allen vier Kreisen von 316 auf 251. Das ist ein Rückgang um 20 Prozent. Noch stärker gesunken ist die Zahl der beringten Jungvögel, nämlich von 1.067 auf 729. Das ist ein Minus von fast einem Drittel.
Gründe für den Rückgang dürften vor allem Kälteeinbrüche und Trockenheit sowie eine fehlende Mahd oder Beweidung von Grünlandparzellen während der Nestlingszeit der Käuze gewesen sein. Im Kreis Euskirchen und im Rhein-Sieg-Kreis hat es in den Steinkauzrevieren, die vom Juli-Hochwasser des Jahres 2021 betroffen waren, zudem an Regenwürmern und damit an einer wichtigen Nahrungsressource für Steinkäuze gefehlt, kommentiert Peter Josef Müller die gesunkene Zahl von Bruten und Jungvögeln. Die EGE-Mitarbeiter aus den vier Kreisen hoffen umso mehr auf die nächste Brutzeit.
Gleichwohl nehmen sich aber die diesjährigen Ergebnisse durchaus respektabel aus. So wurden in den Kreisen Düren und Euskirchen in den letzten 15 Jahren noch nie so viele besetzte Reviere gezählt. In dieser Zeitspanne waren nur in drei Jahren mehr Bruten erfolgreich und wurden nur in vier Jahren mehr junge Käuze beringt. Wenn die Mitarbeiter der EGE nun jammern, dann auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die EGE hat allen Grund zufrieden auf die diesjährigen Ergebnisse zu schauen, wie der Bericht von Doris Siehoff für den Kreis Düren exemplarisch deutlich macht.
Das Steinkauzschutz-Projekt der EGE umfasst u. a. die Pflege und Neuanlage von Obstbäumen sowie die Verteidigung der Steinkauzhabitate vor der Ausweisung von Bauland. Die EGE dankt allen Personen, die zum diesjährigen Erfolg des Steinkauzschutz-Projektes beigetragen haben: den Aktiven, allen Helfern und den Spendern. Vielleicht möchten auch Sie die Aktivitäten der EGE unterstützen – beispielsweise mit einer Steinkauzpatenschaft. Schreiben Sie einfach an die EGE.
Im Kreis Düren dankt Doris Siehoff für die Unterstützung vor allem Ulrich Bergrath, Frank Bohlem, Klaus Frankenberg, Patrick Reinartz, Achim Schumacher, Doro Sieger und Beate Vennemann. Peter Josef Müller und Rita Edelburg-Müller danken für die Unterstützung im Rhein-Sieg-Kreis Marie König, im Kreis Euskirchen Monika May, Tanja und Josef Opitz, Gerd Runhaar, Marco Böhm-Dores und der Biologischen Station im Kreis Euskirchen und im Rhein Erft-Kreis Stefanie Taube, Johannes Ismar und Benedikt Hillebrandt.
Die Atmosphäre schützen zu Lasten der Biosphäre?
Auf die Frage nach dem größten aller Naturschutzprobleme geben Absolventen naturschutznaher Studiengänge oft nur noch eine einzige Antwort: der Klimawandel. Zu dessen Bekämpfung scheint einer durch und durch grünen Gesellschaft alles erlaubt und kein Opfer zu groß zu sein. Zu diesem Ergebnis dürften Narrative beitragen, die von Politik, Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Medien verbreitet werden. Narrative, auf welche sich „Aktivisten und Aktivistinnen“ der „Zivilgesellschaft“ bei strafrechtlich relevanten Protestformen meinen berufen zu können. Berichte der Wissenschafts-Journalisten und -Journalistinnen deutscher Rundfunk- und Fernsehanstalten, die derzeit über die 27. Umweltkonferenz im ägyptischen Scharm El-Scheich berichten, sparen nicht an Dramatik. Begriffe wie Klimakatastrope und Erderhitzung beherrschen die Schlagzeilen. Deutschlands denkbarer Beitrag zur Reduzierung der globalen anthropogenen CO2-Emissionen ist schon deshalb begrenzt, weil Deutschlands Anteil an ihrem Ausstoß zwei Prozent umfasst. Sich überschätzend, aber in bester Absicht setzen die Deutschen umso mehr auf ihre Vorbildfunktion auf ihrem Weg aus der fossilen in eine regenerative Energiewirtschaft. Im Namen des Klimaschutzes. Aber auch des Naturschutzes?
Das Ergebnis einer aktuellen internationalen Studie zeigt: Hauptursachen der globalen Verluste biologischer Vielfalt sind die Umwandlung von naturnahen Wäldern und Graslandschaften in landwirtschaftliche Fläche sowie die ausbeuterische Nutzung wildlebender Pflanzen und Tiere. Der Studie zufolge ist der Klimawandel momentan die viertgrößte Ursache für den Verlust der biologischen Vielfalt an Land, gefolgt von der Invasion vom Menschen eingeschleppter gebietsfremder Arten an fünfter Stelle. Die internationale Studie entstand unter der Leitung von Universidad Nacional de Córdoba (UNC), Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), iDiv und Natural History Museum London. Die Autoren stellen fest, dass in den Ozeanen die Ausbeutung der Fischbestände die größte Rolle spielt und der Klimawandel an zweiter Stelle rangiert. Die Autoren gehen davon aus, dass die Bedeutung des Klimawandels für die Biodiversitätsverluste in der Zukunft zunehmen und in der Rangliste der direkten Treiber aufsteigen wird. Die Autoren kritisieren, was gerne unter den grünen Teppich gekehrt wird: Dass nämlich für das Erreichen von Klimaschutzzielen teilweise Lösungen propagiert und realisiert würden, die sich zulasten der Biodiversität auswirken. Erforderlich seien jedoch ganzheitliche Lösungen und effizientere Maßnahmen zur Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt. Erkenntnisse, die den Weg in Wissenschaftsredaktionen, die Berichterstattung und in die universitäre Ausbildung finden sollten.
EGE-Förderpreis geht an Katja Kreth und Maxi Sophia Weber
Der Wilhelm-Bergerhausen-Förderpreis der EGE geht in diesem Jahr an Katja Kreth und an Maxi Sophia Weber.
Katja Kreth erhält den Preis für ihre Bachelorarbeit an der Rheinisch-Westfälischen-Technischen Hochschule Aachen zum „Konflikt zwischen Klettersport und Uhuschutz im Rur- und Ahrtal“. Mit dieser Arbeit beschloss die 26-jährige das Studium der Angewandten Geographie mit Nebenfach Ökologie. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind in die Veröffentlichung von Lutz Dalbeck, Stefan Brücher und Katja Kreth „Der Konflikt zwischen Klettersport und Uhuschutz in der Eifel“ eingeflossen. Die Autoren konnten anhand umfangreicher Daten über die Uhupopulation der beiden Täler überzeugend darlegen, dass Klettersport und Uhuschutz nicht vereinbar sind und temporäre Regelungen, die an Felsen zeitweise das Klettern erlauben, keinen ausreichenden Schutz bieten. Der Beitrag erschien 2021 in Heft 11 der Zeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“. In vielen Klettergebieten müssten die bisherigen Regelungen überprüft und den tatsächlichen Bedingungen angepasst werden, sagt Katja Kreth. Das Beispiel der Uhus an den Buntsandsteinfelsen im Rurtal in der Eifel zeige, dass dies möglich und lohnenswert sei. Katja Kreth studiert seit 2020 Naturschutz und Landschaftsökologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Ausgezeichnet wurde auch die 24-jährige Maxi Sophia Weber. Sie erhielt den Preis für ihre im Fach Biologie an der Universität Hildesheim vorgelegte Bachelorarbeit „Vergleichende Untersuchung zur Nahrungszusammensetzung verschiedener Eulenarten im Hildesheimer Raum„. Gegenstand der Untersuchung waren 415 Gewölle von Schleiereule, Waldohreule, Waldkauz und Uhu aus den Jahren 2018 und 2019 von 23 Standorten. Die Analyse erbrachte insgesamt 618 Beutetiere aus 21 Arten und sechs Familien sowie unbestimmte Vögel und Froschlurche. Unter den Beutetieren der Schleiereule und Waldohreule dominierten die Wühlmäuse vor Echten Mäusen und Spitzmäusen. Die Nahrungszusammensetzung der Schleiereule wies deutliche jahreszeitliche Schwankungen und der Uhu das breiteste Nahrungsspektrum auf. In den Uhugewöllen dominierten neben einem hohen Vogelanteil Wander- und Hausratte. Im Gegensatz zu Schleiereule und Waldohreule fehlten Spitzmäuse bei Waldkauz und Uhu völlig. Maxi Sophia Weber studiert derzeit an der Leibniz Universität Hannover Landschaftswissenschaften. In ihrer Freizeit engagiert sie sich in der Arbeitsgruppe Eulenschutz im NABU Hildesheim. „Die Lebensräume vieler Eulenarten sind gefährdet. Deshalb setze ich mich für ihren Schutz ein„, sagt die Studentin.
Der Förderpreis ist nach dem Gründer der EGE, Wilhelm Bergerhausen, benannt. Wilhelm Bergerhausen hatte für die Wiederansiedlung des Uhus in Deutschland ab Mitte der 1970er Jahre gearbeitet. Nach dem erfolgreichen Abschluss dieses Projektes gründete Wilhelm Bergerhausen 1990 die EGE. Bergerhausen verstand es, junge Menschen für den Naturschutz zu gewinnen. Wilhelm Bergerhausen starb am 25. November 2006 im Alter von 56 Jahren. Mit dem Wilhelm-Bergerhausen-Förderpreis werden Arbeiten aus der Erforschung von Biologie und Ökologie sowie dem Schutz europäischer Eulenarten ausgezeichnet. Um den Preis kann sich bewerben, wer an einer europäischen Hochschule studiert und bei Abgabe der Arbeit nicht älter als 35 Jahre ist. Die nächste Verleihung erfolgt im Jahr 2024.
Beiträge von 2006 bis 2021
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Wir freuen uns, dass wir auch ein Nachrichtenarchiv auf unserer Website haben, in dem Sie ältere Beiträge finden können. Das Archiv bietet Ihnen die Möglichkeit, vergangene Artikel jederzeit zu lesen und es umfasst alle Artikel, die von 2006 bis 2021 auf unserer „alten“ Website veröffentlicht wurden.