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Boich ist ein steinkauzfreundliches Dorf

5. Dezember 2022|

Boich (gesprochen: Booch) ist ein Ortsteil der Gemeinde Kreuzau im nordrhein-westfälischen Kreis Düren am Rand der Nordeifel. „In Boich fühlt sich der Steinkauz wohl“, so titelte kürzlich die örtliche Presse. Aus gutem Grund: In Boich zählten die Steinkauzschützer der EGE in diesem Jahr 19 junge Käuze. Das sind mehr Steinkäuze als in jedem anderen Ort im Kreis Düren. Dieses erfreuliche Ergebnis ist nicht zuletzt den Menschen in Boich zu verdanken, denen der Schutz der kleinen Eule am Herzen liegt, die auf ihrem Grundeigentum Lebensräume der Art erhalten oder mit dem Anbringen von Nisthilfen für Käuze einverstanden sind. Diesen Einsatz lobte Doris Siehoff (links im Bild) am 22. November 2022 bei einer Feierstunde in der Gemeinde Kreuzau. In Boich funktioniert das Zusammenspiel von Steinkauzschutz, Schutz der Streuobstbestände und Erhaltung einer alten Rinderrasse auch unter Verwertung des Obstes hervorragend. Doris Siehoff überreichte dem Vorsitzenden des Boicher Bürgervereins, Christian Schmitz (rechts im Bild), die entsprechende Plakette zum Dank, aber auch als Ansporn für die kommenden Jahre. Christian Schmitz nahm die Auszeichnung stellvertretend für die Bürger und Bürgerrinnen des Ortes entgegen. Doris Siehoff leitet das Steinkauzprojekt der EGE im Kreis Düren und ist dort mit der Situation der Art bestens vertraut. Seit 2018 zeichnet die EGE Orte aus, die sich in der Niederrheinischen Bucht um den Schutz des Steinkauzes verdient machen.

Beim Schenken an Eulen denken

5. Dezember 2022|

Sie sind noch auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk für Freunde und Verwandte? Vielleicht finden Sie bei der EGE genau das Richtige.

Eine Eulenpatenschaft für eine einmalige Spende in Höhe von 100 Euro: Uhus, Schleiereulen und Steinkäuze, die in diesem Jahr in Deutschland geschlüpft und von Mitarbeitern der EGE mit Ringen der Vogelwarten Helgoland und Radolfzell gekennzeichnet wurden. Die EGE stellt die Patenschaftsurkunde nach Ihren Wünschen auf den Namen der beschenkten Person aus. Mit der Patenschaft gehen Sie und die beschenkte Person keine weiteren Verpflichtungen ein. Selbstverständlich erhalten Sie über den Betrag eine Spendenbescheinigung.

Und auch wenn Sie zu Weihnachten Kinder- und Jugendbücher über Eulen verschenken möchten, sind Sie bei der EGE genau richtig: „Wo die Eule schläft. Abenteuer Naturschutz“ und „Die Uhus vom Dom. Eine Zeitreise durch zwölf Jahrhunderte“ von Wilhelm Breuer. Das Buch „Wer die Eule liebt“ von Dorothee Warnecke ist leider vergriffen. Der Erlös kommt den Eulenschutzprojekten der EGE zugute.

Neue Ausgabe von „Nationalpark“ erschienen

5. Dezember 2022|

Gesundheitsfaktor Natur – wie die Natur zu unserem Wohlbefinden und unserer Gesundheit beiträgt„. So lautet das Titelthema der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Nationalpark“. Im Heft finden Sie weitere Beiträge – beispielsweise über das Familienleben der Berggorillas in Uganda, die Wiederbelebung des Alpenrheins, Zeiträume als Kategorie im Naturschutz und Reiseberichte aus dem Nationalpark Hohe Tauern sowie dem Hohen Venn, einem Moorgebiet in Belgiens Osten. Außerdem berichten die beiden erfahrenen Ornithologen Siegfried Klaus und Hans-Heiner Bergmann von ihrer Reise auf den Spuren des Kaukasusbirkhuhns. In der Reihe „Menschen und Geschichten“ stellt Wilhelm Breuer einen Lobbyisten für mehr Schöpfungsverantwortung in der Kirche vor: Dirk Preuß. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie den Beitrag über den Referenten für Umweltschutz und Nachhaltigkeit des Bistums Hildesheim lesen möchten.

Die Zeitschrift „Nationalpark“ berichtet auf 46 Seiten viermal jährlich über die Entwicklung deutscher Nationalparke, große Schutzgebiete und aus dem Naturschutz. Die Zeitschrift leistet sich, was in der deutschen Zeitschriftenlandschaft eine Ausnahme ist: einen unabhängigen, kritischen und fundierten Blick auf die Sache des Naturschutzes. Herausgeber der Zeitschrift ist der „Verein der Nationalpark-Freunde e.V.“ Die EGE empfiehlt diese Zeitschrift mit den Worten, die der vor 100 Jahren geborene Journalist Horst Stern für sie gefunden hat: „Besser kann man Papier aus dem Holz der Bäume nicht nutzen“. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie weitere Informationen über die aktuelle Ausgabe wünschen. Vielleicht möchten Sie zu Weihnachten einem lieben Menschen mit einem Geschenkabonnement eine Freude bereiten.

Steinkauz-Brutsaison 2022

21. November 2022|

Die Niederrheinische Bucht ist eines der Dichtezentren des Steinkauzes in Deutschland. Hier liegt das Projektgebiet der EGE zum Schutz des Steinkauzes. Es umfasst die nordrhein-westfälischen Kreise Düren und Euskirchen, den Rhein-Erft-Kreis und – in Kooperation mit dem NABU-Bonn – den linksrheinischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises. Die hauptverantwortlichen Personen sind Doris Siehoff im Kreis Düren und in den übrigen Kreisen Peter Josef Müller und Rita Edelburg-Müller.

In diesem Jahr wurde in diesem Gebiet exakt genauso viele besetzte Steinkauzreviere registriert wie im Vorjahr – nämlich 506. Tatsächlich dürften es in diesem Jahr einige Reviere mehr gewesen sein, denn Peter Josef Müller und sein Team konnten im Rhein-Sieg-Kreis coronabedingt nicht ganz so gründlich nach Steinkäuzen sehen wie üblich. Im Kreis Düren ist die Zahl der besetzten Reviere um 14, im Rhein-Erft-Kreis um 16 gestiegen, im Kreis Euskirchen ist sie um sechs gesunken. Im Kreis Düren lag die Zahl höher als vor 20 Jahren. Die Zahl der erfolgreichen Bruten sank allerdings im Vergleich zum Vorjahr in allen vier Kreisen von 316 auf 251. Das ist ein Rückgang um 20 Prozent. Noch stärker gesunken ist die Zahl der beringten Jungvögel, nämlich von 1.067 auf 729. Das ist ein Minus von fast einem Drittel.

Gründe für den Rückgang dürften vor allem Kälteeinbrüche und Trockenheit sowie eine fehlende Mahd oder Beweidung von Grünlandparzellen während der Nestlingszeit der Käuze gewesen sein. Im Kreis Euskirchen und im Rhein-Sieg-Kreis hat es in den Steinkauzrevieren, die vom Juli-Hochwasser des Jahres 2021 betroffen waren, zudem an Regenwürmern und damit an einer wichtigen Nahrungsressource für Steinkäuze gefehlt, kommentiert Peter Josef Müller die gesunkene Zahl von Bruten und Jungvögeln. Die EGE-Mitarbeiter aus den vier Kreisen hoffen umso mehr auf die nächste Brutzeit.

Gleichwohl nehmen sich aber die diesjährigen Ergebnisse durchaus respektabel aus. So wurden in den Kreisen Düren und Euskirchen in den letzten 15 Jahren noch nie so viele besetzte Reviere gezählt. In dieser Zeitspanne waren nur in drei Jahren mehr Bruten erfolgreich und wurden nur in vier Jahren mehr junge Käuze beringt. Wenn die Mitarbeiter der EGE nun jammern, dann auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die EGE hat allen Grund zufrieden auf die diesjährigen Ergebnisse zu schauen, wie der Bericht von Doris Siehoff für den Kreis Düren exemplarisch deutlich macht.

Das Steinkauzschutz-Projekt der EGE umfasst u. a. die Pflege und Neuanlage von Obstbäumen sowie die Verteidigung der Steinkauzhabitate vor der Ausweisung von Bauland. Die EGE dankt allen Personen, die zum diesjährigen Erfolg des Steinkauzschutz-Projektes beigetragen haben: den Aktiven, allen Helfern und den Spendern. Vielleicht möchten auch Sie die Aktivitäten der EGE unterstützen – beispielsweise mit einer Steinkauzpatenschaft. Schreiben Sie einfach an die EGE.

Im Kreis Düren dankt Doris Siehoff für die Unterstützung vor allem Ulrich Bergrath, Frank Bohlem, Klaus Frankenberg, Patrick Reinartz, Achim Schumacher, Doro Sieger und Beate Vennemann. Peter Josef Müller und Rita Edelburg-Müller danken für die Unterstützung im Rhein-Sieg-Kreis Marie König, im Kreis Euskirchen Monika May, Tanja und Josef Opitz, Gerd Runhaar, Marco Böhm-Dores und der Biologischen Station im Kreis Euskirchen und im Rhein Erft-Kreis Stefanie Taube, Johannes Ismar und Benedikt Hillebrandt.

Die Atmosphäre schützen zu Lasten der Biosphäre?

16. November 2022|

Auf die Frage nach dem größten aller Naturschutzprobleme geben Absolventen naturschutznaher Studiengänge oft nur noch eine einzige Antwort: der Klimawandel. Zu dessen Bekämpfung scheint einer durch und durch grünen Gesellschaft alles erlaubt und kein Opfer zu groß zu sein. Zu diesem Ergebnis dürften Narrative beitragen, die von Politik, Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Medien verbreitet werden. Narrative, auf welche sich „Aktivisten und Aktivistinnen“ der „Zivilgesellschaft“ bei strafrechtlich relevanten Protestformen meinen berufen zu können. Berichte der Wissenschafts-Journalisten und -Journalistinnen deutscher Rundfunk- und Fernsehanstalten, die derzeit über die 27. Umweltkonferenz im ägyptischen Scharm El-Scheich berichten, sparen nicht an Dramatik. Begriffe wie Klimakatastrope und Erderhitzung beherrschen die Schlagzeilen. Deutschlands denkbarer Beitrag zur Reduzierung der globalen anthropogenen CO2-Emissionen ist schon deshalb begrenzt, weil Deutschlands Anteil an ihrem Ausstoß zwei Prozent umfasst. Sich überschätzend, aber in bester Absicht setzen die Deutschen umso mehr auf ihre Vorbildfunktion auf ihrem Weg aus der fossilen in eine regenerative Energiewirtschaft. Im Namen des Klimaschutzes. Aber auch des Naturschutzes?

Das Ergebnis einer aktuellen internationalen Studie zeigt: Hauptursachen der globalen Verluste biologischer Vielfalt sind die Umwandlung von naturnahen Wäldern und Graslandschaften in landwirtschaftliche Fläche sowie die ausbeuterische Nutzung wildlebender Pflanzen und Tiere. Der Studie zufolge ist der Klimawandel momentan die viertgrößte Ursache für den Verlust der biologischen Vielfalt an Land, gefolgt von der Invasion vom Menschen eingeschleppter gebietsfremder Arten an fünfter Stelle. Die internationale Studie entstand unter der Leitung von Universidad Nacional de Córdoba (UNC), Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), iDiv und Natural History Museum London. Die Autoren stellen fest, dass in den Ozeanen die Ausbeutung der Fischbestände die größte Rolle spielt und der Klimawandel an zweiter Stelle rangiert. Die Autoren gehen davon aus, dass die Bedeutung des Klimawandels für die Biodiversitätsverluste in der Zukunft zunehmen und in der Rangliste der direkten Treiber aufsteigen wird. Die Autoren kritisieren, was gerne unter den grünen Teppich gekehrt wird: Dass nämlich für das Erreichen von Klimaschutzzielen teilweise Lösungen propagiert und realisiert würden, die sich zulasten der Biodiversität auswirken. Erforderlich seien jedoch ganzheitliche Lösungen und effizientere Maßnahmen zur Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt. Erkenntnisse, die den Weg in Wissenschaftsredaktionen, die Berichterstattung und in die universitäre Ausbildung finden sollten.

EGE-Förderpreis geht an Katja Kreth und Maxi Sophia Weber

10. November 2022|

Der Wilhelm-Bergerhausen-Förderpreis der EGE geht in diesem Jahr an Katja Kreth und an Maxi Sophia Weber.

Katja Kreth erhält den Preis für ihre Bachelorarbeit an der Rheinisch-Westfälischen-Technischen Hochschule Aachen zum „Konflikt zwischen Klettersport und Uhuschutz im Rur- und Ahrtal“. Mit dieser Arbeit beschloss die 26-jährige das Studium der Angewandten Geographie mit Nebenfach Ökologie. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind in die Veröffentlichung von Lutz Dalbeck, Stefan Brücher und Katja Kreth „Der Konflikt zwischen Klettersport und Uhuschutz in der Eifel“ eingeflossen. Die Autoren konnten anhand umfangreicher Daten über die Uhupopulation der beiden Täler überzeugend darlegen, dass Klettersport und Uhuschutz nicht vereinbar sind und temporäre Regelungen, die an Felsen zeitweise das Klettern erlauben, keinen ausreichenden Schutz bieten. Der Beitrag erschien 2021 in Heft 11 der Zeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“. In vielen Klettergebieten müssten die bisherigen Regelungen überprüft und den tatsächlichen Bedingungen angepasst werden, sagt Katja Kreth. Das Beispiel der Uhus an den Buntsandsteinfelsen im Rurtal in der Eifel zeige, dass dies möglich und lohnenswert sei. Katja Kreth studiert seit 2020 Naturschutz und Landschaftsökologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Uhu © www.as-naturfotografie.de

Ausgezeichnet wurde auch die 24-jährige Maxi Sophia Weber. Sie erhielt den Preis für ihre im Fach Biologie an der Universität Hildesheim vorgelegte Bachelorarbeit „Vergleichende Untersuchung zur Nahrungszusammensetzung verschiedener Eulenarten im Hildesheimer Raum„. Gegenstand der Untersuchung waren 415 Gewölle von Schleiereule, Waldohreule, Waldkauz und Uhu aus den Jahren 2018 und 2019 von 23 Standorten. Die Analyse erbrachte insgesamt 618 Beutetiere aus 21 Arten und sechs Familien sowie unbestimmte Vögel und Froschlurche. Unter den Beutetieren der Schleiereule und Waldohreule dominierten die Wühlmäuse vor Echten Mäusen und Spitzmäusen. Die Nahrungszusammensetzung der Schleiereule wies deutliche jahreszeitliche Schwankungen und der Uhu das breiteste Nahrungsspektrum auf. In den Uhugewöllen dominierten neben einem hohen Vogelanteil Wander- und Hausratte. Im Gegensatz zu Schleiereule und Waldohreule fehlten Spitzmäuse bei Waldkauz und Uhu völlig. Maxi Sophia Weber studiert derzeit an der Leibniz Universität Hannover Landschaftswissenschaften. In ihrer Freizeit engagiert sie sich in der Arbeitsgruppe Eulenschutz im NABU Hildesheim. „Die Lebensräume vieler Eulenarten sind gefährdet. Deshalb setze ich mich für ihren Schutz ein„, sagt die Studentin.

Der Förderpreis ist nach dem Gründer der EGE, Wilhelm Bergerhausen, benannt. Wilhelm Bergerhausen hatte für die Wiederansiedlung des Uhus in Deutschland ab Mitte der 1970er Jahre gearbeitet. Nach dem erfolgreichen Abschluss dieses Projektes gründete Wilhelm Bergerhausen 1990 die EGE. Bergerhausen verstand es, junge Menschen für den Naturschutz zu gewinnen. Wilhelm Bergerhausen starb am 25. November 2006 im Alter von 56 Jahren. Mit dem Wilhelm-Bergerhausen-Förderpreis werden Arbeiten aus der Erforschung von Biologie und Ökologie sowie dem Schutz europäischer Eulenarten ausgezeichnet. Um den Preis kann sich bewerben, wer an einer europäischen Hochschule studiert und bei Abgabe der Arbeit nicht älter als 35 Jahre ist. Die nächste Verleihung erfolgt im Jahr 2024.

Eulen-Rundblick Nr. 72/2022 erschienen

26. Oktober 2022|

Die Ausgabe 72/2022 des Eulen-Rundblicks ist da. Der Eulen-Rundblick ist keine Zeitschrift der EGE, sondern die Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz bedrohter Eulen (AG Eulen). In dem 112 Seiten umfassenden Heft finden Sie eine Vielzahl von Beiträgen über Eulenschutz und Eulenbiologie, beispielsweise die Tagungsvorträge der letztjährigen AG-Eulen-Tagung in Münster, Beiträge über die Biologie der Schleiereule, die Brutplatzkonkurrenz zwischen Uhu und Gänsesäger, frühe Bruten des Sperlingskauzes und eine Winterbrut der Waldohreule.

Im Heft sind außerdem enthalten

Der Eulen-Rundblick erscheint einmal jährlich. Er enthält Originalbeiträge, Fachberichte und Informationen über Biologie und Schutz der Eulen. Das Jahresabonnement kostet 15 Euro einschließlich Porto und Versandkosten. Bestellungen richten Sie bitte an Herrn Klaus Hillerich, Röntgenstr. 7, 64823 Groß-Umstadt, klaus.hillerich@t-online.de.

EGE erinnert an Horst Stern

20. Oktober 2022|

Am 24. Oktober 2022 wäre Horst Stern 100 Jahre alt geworden. Stern stand mit Beginn der 1970er Jahre wie kaum ein anderer für den Naturschutz in Deutschland. Im öffentlichen Bewusstsein blieb vor allem „Sterns Stunde“ – ein Stück Fernsehgeschichte. In bis 1979 ausgestrahlten 26 Folgen konfrontierte Stern eine materiell orientierte Wohlstandsgesellschaft auf eine neuartige und unsentimentale Weise mit des Menschen Verhältnis zu Tier und Natur. So am Heiligen Abend 1971 mit den „Bemerkungen über den Rothirsch“, welche die Jagdlobby als ungeheuren Tabubruch empfand und eine hitzige forstpolitische Debatte auslösten. Stern führte vor, was ein aus ökologischem Unverstand und des Trophäenkults wegen gehätschelter Wildbestand aus dem deutschen Wald gemacht hatte. Alles dies – heute unvorstellbar – zur besten Sendezeit. Das Magazin „Der Spiegel“ lag damals richtig: „Nach der Heiligabend-Sendung wird Stern wohl auch mit den deutschen Jägern Streit bekommen.“

Stern schuf nicht nur ein neues Fernsehgenre. 1974 folgte die Zeitschrift „Nationalpark“, 1980 das Magazin „Natur“, dessen Herausgeber und Chefredakteur Stern bis 1984 war. Es hob den Naturschutz im Blätterwald erstmals auf dieselbe Höhe wie andere Magazine den Sport oder das Auto. Dass sich für den Naturschutz, wenn man es recht anstellte, eine breite Öffentlichkeit interessieren ließ, hatte Stern schon mit drei Buchbestsellern gezeigt: „Rettet die Vögel“ (1978), „Rettet den Wald“ (1979) und „Rettet die Wildtiere“ (1980). Aus der Vielzahl seiner Beiträge sei hier nur erinnert an „Stern für Leser“ (1973), „Mut zum Widerspruch“ (1974), „Das Horst-Stern-Lesebuch“ (1992) oder „Das Gewicht einer Feder“ (1997). 1972 gehörte Horst Stern zu den Gründern der „Gruppe Ökologie“, die sich als Protestbewegung gegen das mangelnde ökologische Bewusstsein der Industriegesellschaft verstand. 1975 war Stern Mitbegründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND). Überdies gibt es den Schriftsteller Stern, der mit Werken wie „Mann aus Apulien“ (1986), „Jagdnovelle“ (1989) und „Klint“ (1993) Natur, Naturwissenschaft und Naturschutz auch literarisch verband. Noch zum Ende der 1990er Jahre griff Stern als Kolumnist der später eingestellten Wochenzeitung „Die Woche“ Missstände an, so etwa in deutschen Nationalparks, die ob ihres unzureichenden Schutzes wegen das Etikett nicht unbedingt verdienen, das ihnen die Länderregierungen angehängt haben.

Stern stand am Ende der 1990er Jahre im engen Kontakt mit der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V. (EGE). Auf dieser Verbindung beruhten mehrere seiner Kolumnen, darunter die Kritik an der Naturschutzvergessenheit grüner Politik – so wegen des Desinteresses einer grünen nordrhein-westfälischen Umweltministerin, der er die von der EGE ermittelten Resultate unzureichender Berücksichtigung des Artenschutzes vorhielt. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie Sterns Kolumne vom 29. Mai 1998 lesen möchten.

Horst Stern hat seine eigene Wirkung eher gering veranschlagt. Über sich selbst sagte der mit Ehrungen und Preisen ausgezeichnete Journalist, er habe den Menschen den Charakter ihrer Gesellschaft vorhalten wollen, aber man habe ihn unterm Strich für einen Tierfilmer gehalten. Zum Ende der 1990er Jahre zog sich Stern vollends aus der Öffentlichkeit zurück. Am 17. Januar 2019 ist Horst Stern gestorben.

Stern war eine Orientierungsgestalt für eine ganze Naturschützer-Generation. Er verschaffte dem Naturschutz eine bis dahin ungekannte und nicht wiedererlangte Aufmerksamkeit. Seit Stern hat niemand mehr die Zerstörung der Landschaft und das Elend der Tiere so öffentlich wirksam angeklagt. Seine Kritik galt nicht allein der bloßen Ahnungslosigkeit, sondern zielte auf die hemmungslose Profitgier und damit einen Eckpfeiler der Gesellschaft, die – wie Stern es formulierte – den Preis von allem und den Wert von nichts kennt. Sterns Kritik der Zustände ist aktueller denn je. Mit Sterns Wirken definierte der Naturschutz seinen Anspruch als ein alle Politik- und Wirtschaftsbereiche durchdringendes Handlungs- und Gestaltungsprinzip, vollzog sich die Professionalisierung des Naturschutzes und nicht zuletzt die gesetzliche Absicherung seiner Ziele und Aufgaben. Seitdem haben sich die Mitgliederzahlen der Naturschutzorganisationen vervielfacht, ebenso die mediale Präsenz des Naturschutzes, die ihm zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel und etablierte sich eine zwar von der Politik vielfach blockierte, aber an sich professionelle Naturschutzverwaltung.

Trotz dieser Errungenschaften ist die Bilanz des Naturschutzes in Deutschland dramatisch negativ. Gegenüber der inneren Ursache der Misere – einer von bloßer Gier und verantwortungsloser Freiheit getriebenen Ökonomisierung aller Lebensbereiche – ist der Naturschutz weithin kritik- und sprachlos geblieben. Es fehlt in den Organisationen des Naturschutzes an analytischer, konzeptioneller und strategischer Kompetenz, an der Fähigkeit und Bereitschaft zum Konflikt, an Unabhängigkeit und moralischem Format, am wenigsten vielleicht an Personen, aber an Persönlichkeiten. Sterns Platz ist leer geblieben. An Stern erinnern sich nur noch wenige Menschen. An welchen Personen orientieren sich Naturschutz und Naturschützer heute? An Greta Thunberg und Luisa Neubauer? An die amtierenden grünen Minister der deutschen Ampelkoalition Steffi Lemke und Robert Habeck? An die Vorsitzenden der großen Umweltorganisationen? Dem Naturschutz ist ein Stern zu wünschen am Horizont und weniger Irrlichter.

Adventskalender jetzt bestellen

19. Oktober 2022|

Mit einem Adventskalender wirbt die EGE für den Schutz der Schleiereule. Hinter den 24 Türchen verbergen sich Motive mit Tieren der Dörfer, Felder und Wiesen. Der originelle Adventskalender mit den Maßen 34 x 24 cm ist nur bei der EGE erhältlich. Das Kalenderbild beruht auf einem Aquarell von Bärbel Pott-Dörfer; die Tiere hinter den Türchen zeichnete Michael Papenberg. Die EGE dankt beiden Künstlern für die kostenfreie Bereitstellung der Bilder.

Vielleicht möchten Sie Freunden und Verwandten rechtzeitig zum 1. Dezember mit dem Kalender eine Freude machen. Der Kalender ist ein schönes Geschenk auch für Kinder und Enkel. Der Kalender passt in einen B 4-Umschlag und lässt sich für 1,60 Euro mit der Deutschen Post versenden. Die EGE erbittet für einen Kalender eine Spende von 6,50 Euro, bei einer Bestellung ab drei Kalendern 5 Euro je Kalender. Die Versandkosten trägt die EGE. Der Erlös fließt in die Eulenschutzprojekte der EGE.

Erhältlich ist zu denselben Bedingungen auch der Adventskalender mit Steinkauzmotiv und weiteren Motiven der Bewohner der Streuobstwiesen. Die Tiere hinter den Türchen zeichnete Michael Papenberg.

Adventskalender Steinkauz © EGE

Steinkauz-Adventskalender der EGE

Bitte richten Sie Ihre Bestellung unter Angabe des gewünschten Motivs per E-Mail an:
Egeeulen@t-online.de
oder an die Geschäftsstelle der EGE
Breitestraße 6
53902 Bad Münstereifel

Die Spende erbittet die EGE nach Erhalt der Kalender auf ihr Spendenkonto
Postbank Köln
BIC PBNKDEFF
IBAN DE66370100500041108501
Stichwort Adventskalender

Tagungshinweis: Populationsökologie von Greifvogel- und Eulenarten

6. Oktober 2022|

Vom 20. bis 23. Oktober 2022 veranstaltet der Förderverein für Ökologie und Monitoring von Greifvogel- und Eulenarten e. V. gemeinsam mit der Deutschen Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Eulen e. V. (AG Eulen) das 10. Internationale Symposium „Populationsökologie von Greifvogel- und Eulenarten“ in Halberstadt. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie das Programm anschauen möchten.

Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V.(EGE) ist bei dem Symposium u.a. mit ihren Rollups „Norddeutschlands Sumpfohreulen schützen“ vertreten.

Eine Besonderheit der diesjährigen Tagung ist die Podiumsdiskussion zum Thema „Energiewende und Vogelschutz“. Diese findet am Freitag, den 21. Oktober 2022 von 10:30 bis 12:30 Uhr statt. Es diskutieren: Dr. Josef Tumbrinck (Sonderbeauftragter im Bundesumweltministerium), Dr. Bettina Wilkening (Sprecherin des AK Naturschutz beim Bundesverband Windenergie), Prof. Dr. Martin Gellermann (Rechtsanwalt, apl. Professur an der Universität Osnabrück) und Dr. Andreas von Lindeiner (Präsident des Deutschen Rates für Vogelschutz). Für Personen, die nicht bei der Tagung dabei sein können, bieten die Veranstalter eine Live-Übertragung der Podiumsdiskussion an. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie Informationen zum Live-Stream und zu der Ticketreservierung erfahren möchten.

Die Naturschutzrechtsnovelle vom 20. Juli 2022

22. September 2022|

Im Juli 2022 hat der Gesetzgeber das Bundesnaturschutzgesetz grundlegend und weitreichend verändert. Kurz zuvor wurden die vorgesehenen Änderungen im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages in ungewöhnlicher Deutlichkeit kritisch behandelt. Mehrere Sachverständige hatten ausgeführt, dass die angestrebte Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien mit dem vorgelegten Gesetzentwurf kaum erreichbar sei. Als Grund hierfür wurden insbesondere erhebliche Bedenken im Hinblick auf die Vereinbarkeit mit dem Recht der Europäischen Union angeführt. Der Gesetzentwurf sei „von einer einseitigen Bevorzugung der Windkraftinteressen geprägt“, kritisierte beispielsweise Prof. Dr. Martin Gellermann den Entwurf. Nun ist ein von der „Naturschutzinitiative e. V.“ in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten der im Umweltausschuss ungewöhnlich deutlich vorgetragenen Kritik auf den Grund gegangen.

Das Fazit des Gutachtens: „Die zahlreichen neuen Regelungen, die im Zuge der Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes vom 20. Juli 2022 in Form von § 45 b BNatSchG und § 45 c BNatSchG in das Bundesnaturschutzgesetz aufgenommen worden sind, sind weitestgehend nicht mit dem Unionsrecht vereinbar. Sowohl die Anzahl der zu identifizierenden Rechtsverstöße, als auch die Deutlichkeit überraschen, hat doch die obergerichtliche Rechtsprechung der hiesigen Verwaltungsgerichtsbarkeit und auch die Rechtsprechung des EuGH die von den Mitgliedstaaten zu beachtenden Maßgaben in ständiger Rechtsprechung ausgeformt und immer wieder bekräftigt. Die in der Anhörung im Umweltausschuss vorgebrachte Kritik, dass die Gesetzesnovelle ins völker- und unionsrechtliche Abseits führe und dass damit das Ziel des rechtssicheren Windenergieausbaus bei Beachtung des Artenschutzes bzw. des Biodiversitätsschutzes nicht erreichbar sei, kann nur bestätigt werden.“ Klicken Sie bitte hier, wenn Sie das Rechtsgutachten lesen möchten.

Prof. Martin Gellermann hatte bereits zuvor dem Gesetzgeber ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: Genehmigungen auf Basis des neuen Gesetzes seien rechtlich angreifbar und böten den Investoren nicht die nötige Rechtssicherheit, sagte der renommierte Jurist dem Magazin Riffreporter. Gewinner dürften letztlich weder der Artenschutz noch die Windenergiewirtschaft, sondern die Anwälte sein, für die das neue Recht wie ein Arbeitsbeschaffungsprogramm wirke.

Diese Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes geht vor allem auf das Betreiben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der von ihm in dieses Ministerium berufenen Akteure zurück. Die Gesetzesänderung hat Habecks Beliebtheitswerte nicht schmälern können. Dazu bedurfte es erst seiner Einlassungen über das Wesen wirtschaftlicher Insolvenz.

Von der Nordeifel nach Unterfranken

22. September 2022|

Oberwichterich ist ein 300-Seelendorf bei Euskirchen am Nordrand der Eifel 30 Kilometer westlich von Bonn. Peter Josef Müller beringte dort auf einer Obstbaumwiese im Juni 2021 einen noch nicht flugfähigen Steinkauz. 395 Tage später, im Juli 2022, wurde dieser Steinkauz in Kleinostheim bei guter Gesundheit in einem Nistkasten angetroffen. Kleinostheim ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg zwischen Main und Spessart. Die Entfernung zwischen den beiden Orten beträgt 183 km. Das ist eine für das bescheidene Wanderverhalten von Steinkäuzen bemerkenswert weite Strecke. Über den Weg, den der Kauz genommen hat, lässt sich nur spekulieren. Auf direkter Strecke hätte der Kauz nicht weniger als vier Bundesautobahnen, 16 Bundesstraßen und wohl einige Hundert Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen queren müssen. Die Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie gefährlich das Leben reiselustiger Steinkäuze ist.

Neue Ausgabe von „Nationalpark“ erschienen

13. September 2022|

„Land unter Strom – Biologische Vielfalt und Energiewende“. So ist die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Nationalpark“ überschrieben. Die Energiewende mit Freiflächen-Photovoltaik- und Windenergieanlagen wird für die Artenvielfalt zur Bedrohung. Der Ausbau der Regenerativen gerät aber nicht nur zu einem Dilemma zwischen Klima- und Naturschutz, sondern die Energiewende beruht zu einem Teil auf unrealistischen Wunschvorstellungen. Dafür steht das Titelbild beispielhaft. Es lässt die Illusion platzen, in „Solarparks“ böte sich eine große Chance für die Artenvielfalt.

Im Heft finden Sie viele weitere Beiträge – beispielsweise über das Haselhuhn im bayerisch-böhmischen Grenzgebirge, einen neuen Nationalpark in der russischen Tundra, Georgiens Naturschätze und die Ems – einen nordwestdeutschen Tieflandfluss, den fortlaufendes Ausbaggern und Aufstauen für die regelmäßigen Überführungen von Kreuzfahrtschiffen in einen andauernd dramatischen Zustand versetzen.

Die Zeitschrift „Nationalpark“ berichtet auf 46 Seiten viermal jährlich über die Entwicklung deutscher Nationalparke, große Schutzgebiete und aus dem Naturschutz. Die Zeitschrift leistet sich, was in der deutschen Zeitschriftenlandschaft eine Ausnahme ist: einen unabhängigen, kritischen und fundierten Blick auf die Sache des Naturschutzes. Herausgeber der Zeitschrift ist der „Verein der Nationalpark-Freunde e.V.“ Die EGE empfiehlt diese Zeitschrift mit den Worten, die der Journalist Horst Stern für sie gefunden hat: „Besser kann man Papier aus dem Holz der Bäume nicht nutzen“. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie weitere Informationen über die aktuelle Ausgabe wünschen.

GEO-Reportage: Die Eifel und ihre Eulen-Hüter

5. September 2022|

Die Eifel und ihre Eulen-Hüter. Französisch: Sauver les hiboux, c’est chouette. Unter diesem Titel dokumentiert eine GEO-Reportage das Leben der Eulen in der Eifel und zugleich die Menschen, die sich in dieser Region Europas für den Schutz der Eulen engagieren. Die GEO Reportage präsentiert außergewöhnliche Menschen rund um den Globus – in dieser Reportage die Mitarbeiter der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie die jetzt bei YouTube platzierte 52minütige Dokumentation aus dem Jahr 2021 anschauen möchten.

Bericht über die Uhus an der Lambertikirche in Hildesheim

5. September 2022|

Eine Uhubrut am Hildesheimer Dom hat es in diesem Jahr erstmals seit 2014 nicht gegeben. Stattdessen brüteten Uhus an der 500 Meter vom Dom entfernt gelegenen Lambertikirche. Angelika Krueger hat sich intensiv um die beiden dort geschlüpften Uhus gesorgt. Sie hat die Vorgänge am Brutplatz in einem Bericht zusammengefasst, der im aktuellen Jahresbericht des Hildesheimer Josephinums erschienen ist. Das Gymnasium Josephinum ist eine Schule des Bistums Hildesheim in Niedersachsen und gehört zu den ältesten Schulen in Deutschland. Sie liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom. Angelika Krueger war Lehrerin am Josephinum. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie den Beitrag von Angelika Krueger lesen möchten.

Beiträge von 2006 bis 2021

Nachrichtenarchiv

Wir freuen uns, dass wir auch ein Nachrichtenarchiv auf unserer Website haben, in dem Sie ältere Beiträge finden können. Das Archiv bietet Ihnen die Möglichkeit, vergangene Artikel jederzeit zu lesen und es umfasst alle Artikel, die von 2006 bis 2021 auf unserer „alten“ Website veröffentlicht wurden.

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