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Ampelkoalition plant weitere Schwächung des Naturschutzes

17. April 2023|

Am 28. März 2023 haben die übernächtigten Mitglieder des Koalitionsausschusses der in Deutschland regierenden Ampelkoalition in einer 30stündigen Sitzung Beschlüsse gefasst, die für den Naturschutz in Deutschland nichts Gutes erwarten lassen. Nach der im letzten Jahr überstürzt durchgesetzten Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes steht nun die naturschutzgesetzliche Eingriffsregelung im Fadenkreuz der „Fortschrittskoalition“:

Das Bundesnaturschutzgesetz verlangt seit 1976, dass die mit Bauvorhaben verbundenen unvermeidbaren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft bestmöglich repariert werden. Diese Verpflichtung galt damals als ein Meilenstein des Naturschutzes. Zwar hält die Ampelkoalition an der Eingriffsregelung an sich noch fest, aber der Eingriffsverursacher soll – so lesen es Kenner der Materie aus den 16seitigen Beschlüssen heraus – künftig wählen können, ob er Maßnahmen zum Schadensausgleich ergreift oder eine Naturschutzabgabe entrichtet. Das ist zwar prinzipiell nicht neu, aber freikaufen kann sich der Eingriffsverursacher mit einer „Ersatzzahlung“ bisher erst dann, wenn die Eingriffsfolgen nicht mit Naturschutzmaßnahmen kompensiert werden können. Zudem sind Eingriffe, deren Folgen so schwerwiegend sind, dass die nicht behoben werden können, unzulässig – sofern der Naturschutz vorrangig ist.

Schon eine frühere Bundesregierung verfolgte ein ähnliches Ziel – und zwar 2009 die Koalition aus CDU, CSU und FDP. In ihrem Koalitionsvertrag hieß es: „Wir werden den Bundesländern die Kompetenz geben, beim Ausgleich von Eingriffen in die Natur das Ersatzgeld anderen Kompensationsmaßnahmen gleichzustellen.“ Die Fachleute des Naturschutzes fürchteten damals nicht grundlos die Aushöhlung der Eingriffsregelung und statt eines echten Schadenausgleichs schnöden Ablasshandel.

Dieses Ansinnen wurde damals wegen verfassungsrechtlicher Bedenken nicht ins Werk gesetzt. Prof. Dr. Christoph Degenhart von der Universität Leipzig hatte diese in einem an das Bundesumweltministerium adressierten Gutachten aufgezeigt. Soweit reicht das Erinnerungsvermögen der amtierenden Bundesregierung nicht. Feierte der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil am Abend des 28. März 2023 in einem Interview im heute Journal die Aufgabe des Vorranges naturaler vor monetärer Kompensation denn nicht als Paradigmenwechsel und als Fortschritt – bizarrer Weise als Fortschritt für den Naturschutz? Im Beschluss wird für weitere Gesetzesänderungen „ein Konsultationsprozess mit Verbänden, Praxis und Wissenschaft“ angekündigt. Die Koalitionäre wollen einen „Turbo einlegen“, „Deutschlandgeschwindigkeit“ und noch mehr „Wums“.

Nach der fatalen Öffnung der Landschaftsschutzgebiete für Windenenergieanlagen, dem Abbau von planungsrechtlichen Vorschriften und einem dramatischen Abbau des Artenschutzrechts zugunsten der Windenergiewirtschaft arbeitet die Ampelkoalition offenkundig an einer weiteren beispiellosen Entrechtung des Naturschutzes. Die Kritik der Spitzen der Naturschutzorganisationen fällt verhalten aus. Allerdings wachsen Zweifel am Kurs der Bundesregierung an der Basis dieser Verbände und nicht nur dort.

Frohe Ostern!

9. April 2023|

Für das Lied der Nachtigall ist es jahreszeitlich noch zu früh. Vielleicht unternehmen Sie an Ostern trotzdem einen Ausflug oder Sie machen einen Spaziergang. Stefan Brücher von der EGE wird an Ostern auch unterwegs sein, allerdings weniger des Naturerlebens sondern des Naturschutzes wegen. Denn gerade an Feiertagen und Wochenenden drängt es bei gutem Wetter viele Menschen ins Freie. Menschen, die zur falschen Zeit und am falschen Ort unbeabsichtigt Uhus stören könnten – Klettersportler, Gleitschirmflieger, Geocacher, Fossiliensammler oder Mountainbiker beispielsweise. Deshalb ist es gut, wenn die Uhuschützer in der Eifel gerade jetzt störungsempfindliche Brutplätze im Blick haben, auch wenn viele Uhus in diesem Jahr deutlich später dran sind und das Frühjahr auf sich warten lässt. Vielleicht unternehmen Sie an Ostern trotzdem einen Ausflug oder Sie machen einen Spaziergang. In jedem Fall wünschen wir Ihnen gute Aussichten – nicht nur in meteorologischer, sondern auch in landschaftlicher Hinsicht. Frohe Ostern!

Windpark an der Nordsee © Eilert Voß

Moseltal soll Silicon Valley der Solarwirtschaft werden

1. April 2023|

Nach dem jüngsten Streit in der Ampelkoalition demonstrieren FDF-Chef Christian Lindner und der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Einigkeit. Beide wollen den Ausbau der Solarenergie beschleunigen. Die grün-liberale Offensive zielt auf das Moseltal zwischen Trier und Koblenz. Die zum Fluss steil abfallenden sonnenexponierten Felsen und Rebflächen sollen in einem ersten hundert Kilometer langen Bauabschnitt mit Agrikultur-Photovoltaikanlagen überstellt werden.

Dieses Projekt diene nicht nur dem Klimaschutz, sondern schütze zugleich die Rebstöcke in den Spitzenweinlagen vor den dramatischen Auswirkungen des Klimawandels. Das angestaubte touristische Image des Moseltals könne so endlich überwunden und die Energiewende großräumig sichtbar werden. Das Projekt füge sich ein in die ambitionierten Pläne der Bundesregierung, welche die Überbauung einer Fläche von umgerechnet 40 Fußballfeldern pro Tag mit Photovoltaikanlagen bis 2030 vorsehen. Zudem wolle man an der Mosel Solarfabriken ansiedeln und in den Moselfelsen nach den für die Produktion der Module benötigten Seltenen Erden schürfen, um von Importen aus China unabhängig zu werden, erklärte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums.

Die Kritik von Naturschutzorganisationen an den Plänen fällt verhalten aus. Zwar sorge man sich um das Moseltal, doch fürchte man bei Kritik die Gunst der Ampelkoalition zu verlieren und sich den Vorwurf zuzuziehen, den Klimawandel nicht ernst zu nehmen. Eine differenzierte Bewertung des Ausbaus der regenerativen Energien sei kaum mehr möglich und im Namen des Klimaschutzes nahezu alles erlaubt, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Die Geister, die man selbst gerufen habe, würde man nicht mehr los.

Kauzbrief-Ausgabe 35 erschienen

23. März 2023|

Erstmals erschien der Kauzbrief der „Arbeitsgemeinschaft Eulenschutz im Landkreis Ludwigsburg“ 1992. Das jetzt vorliegende neue Heft ist die 35. Ausgabe. Sie bietet auf 67 Seiten Neuigkeiten und Fachbeiträge aus Eulenschutz und Eulenforschung sowie über Eulen in Kunst- und Kulturgeschichte. Der Kauzbrief bietet deshalb gerade auch den Personen lohnenden Lesestoff, die sich umfassend und aus breiter Perspektive mit dem Evolutionsphänomen Eule befassen möchten. So vereint auch die aktuelle Ausgabe des Kauzbriefs Naturkunde, Naturschutz, Kunst- und Kulturgeschichte, wie der Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt. Die EGE gratuliert zur gelungenen Ausgabe!

Peter Josef Müller zum 70. Geburtstag

21. März 2023|

Manchmal gehen Wünsche in Erfüllung, so jedenfalls der Wunsch der EGE zu Peter Josef Müllers 60. Geburtstag im Jahr 2013. Damals belief sich die Zahl der erfolgreichen Steinkauzbruten in Müllers Heimatkreis Euskirchen auf 53. Was konnte die EGE Peter Josef Müller wünschen, wenn nicht viele neu besetzte Steinkauzreviere. Seitdem hat sich der Steinkauzbestand im Kreis Euskirchen deutlich vergrößert, nämlich auf 178 besetzte Reviere und 142 erfolgreiche Bruten im Jahr 2022. Diese Erfolgsgeschichte war nicht vorherzusehen und nicht einmal zu erhoffen. Der Erfolg ist allerdings keine Frage des Glücks, sondern verdankt sich des Einsatzes von Peter Josef Müller und Rita Edelburg-Müller. Glück ist nur insofern im Spiel, weil die EGE von Glück sagen kann, dass die beiden unermüdlich tätig sind. Jetzt ist Peter Josef Müller 70 Jahre alt geworden. Die EGE wünscht ihm und seiner Frau Rita Edelburg-Müller Gesundheit und – wie könnte es anders sein – beständigen Steinkauznachwuchs. Über die Arbeit für den Kauz haben Peter Josef Müller, Rita Edelburg-Müller und andere Personen aus der EGE 2021 ausführlich berichtet. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie ihren Bericht lesen möchten.

Dr. Hans Bibelriether zum 90. Geburtstag

15. März 2023|

Die Erfolgsgeschichte des 1970 gegründeten ersten deutschen Nationalparks, des Nationalparks Bayerischer Wald, ist ohne Dr. Hans Bibelriether nicht vorstellbar. Am 17. März 2023 begeht der erste und langjährige Leiter dieses Nationalparks seinen 90. Geburtstag. Bibelriether, der wegen seiner Verdienste um die Nationalparkidee vielfach ausgezeichnet wurde, brachte die Zweckbindung der Nationalparke auf eine denkbar einfache wie eingängige Formel: „Natur Natur sein lassen“. Hans Bibelriether hat die Geschicke des Nationalparks Bayerischer Wald über drei Jahrzehnte entscheidend mitgeformt und ihn zusammen mit Bernhard Grzimek, Hubert Weinzierl, Horst Stern und anderen Weggefährten an vorderster Stelle gegen einflussreiche forst- und jagdwirtschaftliche Interessen ungeachtet persönlicher Anfeindungen verteidigt und zu einer Blaupause deutscher Nationalparke entwickelt. 2017 veröffentlichte Bibelriether seine mit diesem Nationalpark verbundenen Erinnerungen in dem Buch „Natur Natur sein lassen. Die Entstehung des ersten Nationalparks Deutschlands: Der Nationalpark Bayerischer Wald“. Die Erfahrungen des Zeitzeugen und Forstmannes sind angesichts der notwendigen Neuausrichtung von Waldpolitik, Waldnaturschutz und Waldwirtschaft außerordentlich aktuell. Dem Buch sind viele Leser zu wünschen und dem Autor und Christen Hans Bibelriether Gottes reichen Segen. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie mehr über das empfehlenswerte Buch erfahren möchte.

Frühe Uhubrut

13. März 2023|

Dass Uhus schon Anfang März brüten, ist nicht ungewöhnlich. Deshalb darf man nach einer fünfwöchigen Brutzeit im April mit ersten jungen Uhus rechnen. In Alfeld im südlichen Niedersachsen indessen ist ein erster Jungvogel bereits am 24. Februar 2023 geschlüpft. Das ergibt sich aus den der EGE vorliegenden Aufnahmen von einem Uhubrutplatz in einem Turmfalkennistkasten in einem hohen Gebäude. Die Aufnahmen vom 09. März 2023 zeigen einen etwa 13 Tage alten Jungvogel. Die Brut ist demnach bereits um den 21. Januar 2023 begonnen worden.

Brutbeginn bei Dauerfrost

3. März 2023|

Die ersten Uhus brüten in der Eifel – trotz der noch anhaltenden frostigen Temperaturen. Das berichtet Stefan Brücher. Er hat am 02. März 2023 zehn Uhureviere in der Eifel, in denen die Uhus traditionell früh mit der Eiablage beginnen, kontrolliert. In vier dieser zehn Reviere haben die Uhus mit der Brut begonnen. Das Bild zeigt eines der brütenden Uhuweibchen. In drei Revieren hielt sich zumindest ein Uhu in der Nähe des Brutplatzes auf. Und in weiteren drei Revieren wiesen Spuren auf die Anwesenheit von Uhus hin.

Neue Ausgabe von „Nationalpark“ erschienen

2. März 2023|

Zwischen Plastikgarten und Erlebnisgondel – Naturentfremdung und ihre Folgen. So lautet das Titelthema der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Nationalpark“. Im Heft finden Sie weitere Beiträge – beispielsweise über den Mittelspecht, Begegnungen mit Wildtieren in Nationalparken, eine Einschätzung zur Biodiversitätsstrategie der Europäischen Union und einen Reisebericht über den italienischen Nationalpark Monti Sibillini. In der Reihe „Menschen und Geschichten“ schaut Wilhelm Breuer in ein Stück Naturschutz- und Herzensbildung „für die Schuljugend“, nämlich den „Deutschen Natur- und Tierschutzkalender des Jahres 1973“. Der Beitrag ist mehr als ein nostalgischer Rückblick. Er belegt, dass im Naturschutz in einem halben Jahrhundert nicht alles schlechter geworden ist, aber die Probleme heute keineswegs weniger drängend sind als damals. Das gilt zumal für die Frage, wie junge Menschen einer selbsternannten „letzten Generation“ für den Naturschutz gewonnen werden können. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie Breuers Beitrag lesen möchten.

Die Zeitschrift „Nationalpark“ berichtet auf 46 Seiten viermal jährlich über die Entwicklung deutscher Nationalparke, große Schutzgebiete und aus dem Naturschutz. Die Zeitschrift leistet sich, was in der deutschen Zeitschriftenlandschaft eine Ausnahme ist: einen unabhängigen, kritischen und fundierten Blick auf die Sache des Naturschutzes. Herausgeber der Zeitschrift ist der „Verein der Nationalpark-Freunde e.V.“ Die EGE empfiehlt diese Zeitschrift mit den Worten, die der vor 100 Jahren geborene Journalist Horst Stern für sie gefunden hat: „Besser kann man Papier aus dem Holz der Bäume nicht nutzen“. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie weitere Informationen über die aktuelle Ausgabe wünschen.

Buchtipp: Mehr Wildnis wagen

22. Februar 2023|

Natur Natur sein lassen. Ja, bitte! Doch von einem im umfassenden Wortsinne ungestörten Ablauf natürlicher Entwicklungen kann immer weniger gesprochen werden. Die Spuren der Zivilisation – Abfälle, Abgase, Abwärme, Biozide, invasive Arten, Mikroplastik, Schadstoffe, Schrott, Strahlung usf. – sind allgegenwärtig. Sie reichen bis auf den Grund der Tiefsee, zu den Gipfeln des Himalayas, in die Nahrungskette, den Nachthimmel und den Weltraum. Der Mensch ist zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren für die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden. Der Leitgedanke „Natur Natur sein lassen“ kann selbst in den Nationalparken, für den er geprägt wurde, nur eingeschränkt verwirklicht werden. Dabei umfassen beispielsweise die 16 deutschen Nationalparke ohne marine Gebiete ohnehin nur 0,6 Prozent der Fläche Deutschlands.

Das gerade erschienene Buch von Michael Altmoos macht Mut, mehr Wildnis zu wagen – im Großen wie im Kleinen. Doch was ist das eigentlich: Wildnis? Warum ist sie gerade jetzt so wichtig? Und wie können wir mehr Wildnis erreichen? Wildnis ist eine große Chance im Naturschutz – auch im Garten. Gut verständlich und spannend bietet das Buch aktuelles Wissen und inspirierende Anregungen für mehr Wildnis. Dazu gibt es gelungene Beispiele: sowohl von guten Nationalparks, Wildnis-Erlebnisgebieten wie auch kleineren Projekten. Tipps zum Erleben von Natur berühren die Sinne und vertiefen das Wissen. Wildnis geht nahe und wer sie wagt, gewinnt. Auch vor der eigenen Haustür. Nur Mut!

Michel Altmoos: Mehr Wildnis wagen! Naturdynamik erkennen, erleben, fördern.

Ratgeber. Buch. Hardcover 2023, 208 S. zahlreiche farbige Fotos. Pala-Verlag GmbH. ISBN 978-3-89566-424-3. Format (B x L): 17,5 x 24,5 cm. Gewicht: 492 g. Preis 24,90 Euro.

Die Zeitschrift „Nationalpark“ hat den Autor Michael Altmoos und das von ihm gegründete Mitmach-Museum für Naturschutz „Nahe der Natur“ portraitiert. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie mehr über den Autor und das Museum erfahren möchten.

Zeitenwende

22. Februar 2023|

Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Mit diesem Versprechen wurde lange Zeit der Ausbau der Solar- und Windenergiewirtschaft gefördert. Heute wissen Stromkunden und Steuerzahler, dass der Ausbau der günstigen Freiheitsenergien mit erheblichen Kosten verbunden ist. Zu einem jährlich zweistelligen Milliardenbetrag früher aus der EEG-Umlage der Stromkunden und heute aus dem Bundeshaushalt der Steuerzahler kommen Kosten hinzu in Gestalt horizontweit verbauter Natur und entstellter Landschaft. Das passt nicht recht zum Narrativ einer ungetrübt umweltfreundlichen Energiewirtschaft. Beispiel Freiflächen-Photovoltaikanlagen:

Zusätzlich zu der laufenden Verdoppelung des Flächenanteils für Windenergieanlagen läuft eine Mobilisierungswelle für Solaranlagen übers noch unbebaute Land – flankiert von einem beispiellosen Abbau des Naturschutzrechts und den Bemühungen, die bisher als Solarparks bezeichneten industriell überprägten Flächen als „Biodiversitätsparks“ und „Hotspots der Artenvielfalt“ in Stellung zu bringen. Der Solarpark ein botanisch-zoologischer Garten und ein Ökokonto für Eingriffe?!

Das Editorial der Februar-Ausgabe 2023 der Zeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“ verheißt „Solarparks mit landschaftlich angepasster Gestaltung und üppig geförderter Biodiversität“ und „Agri-Photovoltaik als Stockwerk über Weidelandschaften und Nutzpflanzen als Strategie, um die Kulturen klimafit zu machen“. Die Eloge auf die Biotope im Schatten und unter den Rädern des grünen Fortschrittes kulminiert in der imperativen Gewissheit: „Ein sich als Artenschutz definierender Naturschutz“ dürfe „nicht gegen notwendige Prozesse zur Transformation von Kulturlandschaft wie Wirtschaft arbeiten“.

Es ist im Kern dieselbe Parole, die schon früher den Naturschutz zum widerspruchslosen Stillhalten aufforderte – damals vor allem zugunsten der Nutzung fossiler und atomarer Energie. Heute indessen hat sich der Wind gedreht und kommt die Aufforderung aus den eigenen Reihen – moralisch unangreifbar im Namen der Nachhaltigkeit. Das macht die Lage so anders, das Niederreißen naturschutzrechtlicher Schranken so leicht und die Sache des Naturschutzes so aussichtslos. Es ist die Zeit ohne rote Linien und der Deutschlandgeschwindigkeit.

Der Uhu im Weserbergland 2022

24. Januar 2023|

Im nördlichen Weserbergland wird die Entwicklung der Uhupopulation seit 2005 in einem ehrenamtlichen Monitoring verfolgt. Von Kersten Hänel koordiniert, helfen zahlreiche Personen bei der Erfassung der Reviere, der Zählung der Jungvögel und bei den Schutzbemühungen. Damit wird auch die Initiative fortgeführt, die Albrecht Jacobs aus Stadtoldendorf mit der Wiederansiedlung des Uhus 1977 begonnen hatte. Das mehr als 2.000 km² umfassende Untersuchungsgebiet liegt im westlichen Südniedersachsen und erstreckt sich bis ins angrenzende Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2022 wurden in diesem Gebiet 91 Brutreviere, 32 erfolgreiche Brutreviere und 51 flügge Jungvögel registriert. Kersten Hänel hält einen Gesamtbestand von ca. 120-130 Uhurevieren und eine Siedlungsdichte von ca. 6 Revieren/100 km² im Gebiet für realistisch.

Der 46 Seiten umfassende Bericht Der Uhu im Weserbergland – Zwischenstand eines ehrenamtlichen Monitorings für den Zeitraum 2005-2022 steht zum Download zur Verfügung unter: https://www.hs-osnabrueck.de/fileadmin/HSOS/Homepages/AG-Zoologie/pdf/Uhu_Weserbergland_2005-2022.pdf

Schleiereulen-Ausstellung im Rathaus der Gemeinde Aldenhoven

20. Januar 2023|

Kaum eine andere Eulenart hat sich im Laufe der Kulturgeschichte so sehr dem Menschen angeschlossen wie die Schleiereule. Hierzulande besiedelt sie Dörfer und Bauernhöfe. Als Brutplätze und Tagesverstecke dienen Schlupfwinkel in Kirchtürmen und Scheunen. Früher gab es Schleiereulen in jedem Dorf. Doch heute sind Schleiereulen selten. Über den Schutz der Schleiereulen informiert die „Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen“ in einer kleinen Ausstellung, die bis zum 13. Februar 2023 im Alten Rathaus der Gemeinde Aldenhoven im Kreis Düren zu sehen ist. In fünf Ortschaften der Gemeinde wurden eigens für Schleiereulen acht Nistkästen in Gebäuden eingerichtet. Insofern fehlt es hier nicht an geeigneten Brutplätzen.

Das Hauptproblem für Schleiereulen ist vielerorts der Mangel an Mäusen. Die Agrarlandschaft ist so artenarm wie nie zuvor. Am ehesten gibt es Leben noch am Straßenrand. Aber dort bezahlen viele Schleiereulen die Aussicht auf die Schermaus unversehens mit dem Aufprall auf den rasend schnellen Verkehr, in dessen Sog die nur etwas mehr als dreihundert Gramm schweren Vögel allzu leicht geraten. Übrigen nahm zwischen 2011 und 2020 auf Deutschlands Straßen der PKW-Verkehr um 20 und der LKW-Verkehr um 34 Prozent zu. Das Leitbild der Landwirtschaft ist keineswegs nur in Deutschland sondern im gesamten Gebiet der Europäischen Union der „saubere Acker“ mit fatalen Folgen für die Nahrungsbasis für Schleiereulen und viele andere Arten. Die derzeitige weltpolitische Lage wird die Anstrengungen für eine stärkere Integration der Naturschutzziele in die landwirtschaftliche Nutzung vermutlich auf lange Zeit zurückwerfen.

Tod in Algerien

20. Januar 2023|

Ein Turmfalke ist keine Eule. Gleichwohl haben die Müllers von der EGE im nordrhein-westfälischen Kall auch ein Herz für Turmfalken und für sie einen Nistkasten am Haus angebracht. Im letzten Jahr wuchsen darin zur Freude der Müllers sechs Turmfalken heran. Peter Josef Müller hat sie am 17. Juni 2022 mit Ringen der Vogelwarte Helgoland gekennzeichnet. An dem Tag saßen die Sechs noch flugunfähig im Kasten. „Es hat viel Spaß gemacht, sie in den ersten Tagen nach dem Ausfliegen zu beobachten, wie sie spielend die Welt erkundeten. Doch das Üben des Rüttelfluges hat den jungen Falken einiges abverlangt“, berichtet Peter Josef Müller. Die Freude über den Falkennachwuchs wurde nun allerdings getrübt von einer traurigen, aber auch erstaunlichen Nachricht: Einer der sechs Falken wurde im Dezember 2022 – bemerkenswerte 1.862 km vom Beringungsort entfernt – in Algerien, ungefähr 400 km südlich von Algier, gefunden. Er kam an einem gefährlichen Strommast ums Leben. Der Fund rückt eine ebenso banale wie globale Verlustursache für menschenverursachte vermeidbare Vogelverluste ins Blickfeld: gefährliche Konstruktionen von Strommasten, an denen größere Vögel leicht einen tödlichen Stromschlag erleiden.

Städte aus der Vogelperspektive

10. Januar 2023|

Die Evolutionsbiologin Caroline Ring schreibt in einer unaufgeregten und schönen Sprache über die Natur. In ihrem neuen Buch „Wanderer zwischen den Welten. Was Vögel in Städten erzählen“ ist sie den Vögeln buchstäblich hinterher gereist. In mehr als zwölf Städten begegnet sie Vogelarten, denen es gelungen ist, die Nähe der Menschen auszuhalten und im städtischen Milieu ein Auskommen zu finden: Amsel, Grünspecht, Mauersegler, Haussperling – beispielsweise. Es ist ein Buch gerade für Menschen in der Stadt, die ihren gefiederten Nachbarn mit einem aufmerksamen Hinschauen und Hinhören auf die Spur kommen und wissen möchten, wer da fliegt, pfeift und tschilpt. Joachim Achtzehn hat das Buch für Sie gelesen. Klicken Sie bitte hier, wenn Sie seine Rezension lesen möchten. Das Lieblingskapitel des Rezensenten ist die Geschichte über die Uhus am Hildesheimer Dom. Joachim Achtzehn kennt sie wie kaum ein Zweiter und hat die Autorin bei ihrem Besuch am Hildesheimer Dom anlässlich der Recherchen zum Buch begleitet.

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